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Samuel Sanchez gewinnt Gold im olympischen Straßenrennen - Cancellara holt Bronze!
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09.08.2008

Samuel Sanchez gewinnt Gold im olympischen Straßenrennen - Cancellara holt Bronze!

Info: OLYMPIA 2008 - Straßenrennen Männer
Ranking zu: Gesamtweltrangliste



Peking, 09.08.2008 - Der Spanier Samuel Sanchez hat das 245 Kilometer lange Olympische Straßenrennen der Herren im Sprint einer Sechsergruppe gewonnen und die Goldmedaille für die hoch favorisierten Topfahrer von der Iberischen Insel geholt. Silber ging an den Italiener Davide Rebellin, Fabian Cancellara holte für die Schweiz Bronze.

Wetter wichtiger Faktor bei anspruchsvollem Kurs
Um elf Uhr Ortszeit und fünf Uhr Mitteleuropäischer Zeit fiel in Peking der Startschuss zum Straßenrennen der Männer, das von vielen Athleten aufgrund der Luftmerkverschmutzung in Chinas Hauptstadt kritisch beäugt wurden war. Doch auch der 245,19 Kilometer lange und zeitweise an der Chinesischen Mauer vorbeiführenden Kurs war von den Fahrern als sehr schwierig eingeschätzt und vom deutschen Teamchef Hans-Michael Holczer als „hinterhältig schwer“ bezeichnet worden, auch wenn er zunächst mit einem 78,8 Kilometer langen Aufgalopp begann, ehe sieben Runden à 23,77 Kilometer zu absolvieren waren, auf denen es keinen flachen Meter gab, sondern mit dem Juyongguan-Pass einen längeren Anstieg bis es wieder herunter zum Ziel ging.

Duo mit frühem Angriff und Gruppe um Sastre auf der Verfolgung
Doch auch der flache Teil des Rennens sorgte nicht dafür, dass das Rennen ruhig begann, denn der Bolivier Horacio Gallardo und der Chilene Patricio Almonacid wagten den ersten Vorsprung nur wenige Minuten nach dem Start und setzten sich umgehend ab, da im Feld noch bei vielen Mannschaften die Skepsis gegenüber der langen Distanz überwog und nur einzelne kleine Nationen zaghafte Versuche wagten das Tempo zu erhöhen oder herauszufahren. Als Konsequenz daraus stieg der Abstand schnell auf siebeneinhalb Minuten nach 30 Kilometern und nach weiteren 13 Kilometern war dieser sogar schon verdoppelt, doch eine wirkliche Gefahr für die Ambitionen der Topnationen waren Almonacid und Gallardo auch bei diesem Vorsprung noch nicht. Nichtsdestotrotz sahen sich kleinere Nationen in Zugzwang geraten, sodass sich ein Quartett unter anderem mit dem Ukrainer Andrij Grivko und dem Weisrussen Aleksandr Kuchynski löste, das aber sobald von einem nun schnell fahrenden Feld geschluckt wurde. Ruhe stellte sich allerdings mit der Neutralisierung der vierköpfigen Verfolgergruppe nicht ein, sodass sich nicht nur ein Verfolgertrio mit dem Esten Tanel Kangert, dem Niederländer Niki Terpstra und dem Russen Vladimir Efimkin formierte, sondern sich auch eine 26köpfige Gruppe vom Feld absonderte. In dieser Gruppe befand sich unter anderem der Toursieger Carlos Sastre (Spanien), so wie Kim Kirchen (Luxemburg), Marzio Bruseghin (Italien) und die Deutschen Jens Voigt und Bert Grabsch. Mit Beginn des ersten Anstieges nach der ersten Zielpassage endete unterdessen die Kooperation der Spitzenreiter, als Almonacid seinen schwächelnden Begleiter Gallardo verlor.

Die beiden Solisten am Kopf des Rennens hatten bei der ersten Zielpassage in unmittelbarer Nähe zur chinesischen Mauer zehn Minuten Vorsprung die Verfolgergruppe, welche wiederum 1:20min auf der Habenseite gegenüber dem Peloton wusste. Das von verschiedenen Nationen angeführte Feld kam im zwölf Kilometer langen Anstieg nicht näher nach vorne, während Almonacid nach Absolvierung der ersten Runde samt Abfahrt noch 4:10min Guthaben auf seine Verfolger hatte, die inzwischen Gallardo gestellt hatten und das Feld mit über vier Minuten auf Distanz bringen konnte. Auch auf der zweiten Runde verlor die Gruppe nicht an Zug, was auch daran lag, dass der starke Carlos Sastre am Berg unter anderem sich sehr stark an der Führungsarbeit beteiligte und sich um das Tempo bemühte. Die Folge war, dass Almonacids tapfere Alleinfahrt kurz nach dem Erreichen des 622 Meter hoch gelegenen Gipfels ihrem Ende entgegenging und auch die Tendenz der Vergrößerung des Abstandes zum Feld setzte sich bis zum höchsten Punkt der Strecke bis auf fünf Minuten weiter fort.

Italien in der Verantwortung
Bei der dritten Zielpassage und dem damit verbundenen Ende der zweiten Runde war das Feld weiterhin fünf Minuten zurück, doch in folgenden dritten Runde kam es erstmals zu einer Reduzierung des Abstandes auf drei Minuten, was der Tempoarbeit von Russland und den USA geschuldet war, die mit keinem Fahrer an Spitze präsent waren. In Runde vier entstand daher etwas Unruhe in der Spitzengruppe, die nicht nur ein paar Mitglieder verlor, die hinten rausfielen, sondern mit Pidgornyy aus der Ukraine und Alexander Kuschynski auch zwei Fahrer, welche die Flucht nach vorne wagten und bis zur fünften Zielpassage und der damit noch ausstehenden Distanz von 71,3 Kilometern auf über eine Minute enteilten. Unterdessen löste Italien die bisher treibenden Kräfte Russland und die USA zur Unterstützung ab, die durch Marzio Bruseghin in der Spitzengruppe nicht genug Chancen sahen. Die Initiative der Mannen in Weiss um den Olympiasieger von Athen, Paolo Bettini, entfaltete sogleich große Wirkung, denn bei einem Rückstand von 1:10min auf die Gruppe um Sastre war für die Favoriten wieder alles im grünen Bereich. In der nächsten und siebten Runde führte das italienische Team ihr Teilvorhaben der Einholung der großen Gruppe zu Vollendung, sodass nur noch das ukrainisch-weisrussische Duo an der Spitze übrig blieb.

Schumacher aus dem Rennen
Dies führte zu einer kurzen Ruhephase, in der Paolo Bettini kurzzeitig wegen eines Defektes zurückgefallen war, der sich bald aber von Nicolas Roche initiierten Angriffe anschlossen. Diese führten zur Bildung einer neuen und namhaften Verfolgergruppe unter anderem mit Fabian Wegmann und Alberto Contador, die aber nicht lange bestand hatte, und gleichzeitig zu einer enormen Schwächung des deutschen Teams, das seinen Kapitän Stefan Schumacher verlor, der das Rennen aufgrund von aus den Witterungsbedingungen resultierenden Kopfschmerzen aufgab.

Favoriten mit Wagnis eines Vortoßes
Nachdem zahlreiche prominente Fahrer angegriffen hatten und sich auch die favorisierten Nationen Spanien und Italien daran beteiligt hatten, bildete sich ein eher ungefährlicheres Verfolgertrio bestehend aus dem Schweden Marcus Ljungqvist, dem Kolumbianer José Serpa und dem Belgier Johan Vansummeren, welches unmittelbar vor der drittletzten Zielpassage und dem Beginn der vorletzten Runde nach vorne stieß und nun ein Quintett mit Pidgornyy und Kuschynski bildete. Dieses reduzierte sich mit Beginn des Anstieg auf ein Quartett, den Kuschynski strich die Segel und fiel zurück. Im Peloton ergriff die versammelte spanische Mannschaft das Kommando und zog das Tempo mit Carlos Sastre an, was den Spitzenreitern keine Chance ließ. Auch neue Angriffe waren bei dem hohen Tempo nicht möglich, erst als Contador zwischenzeitlich ausscherte und ein kleines Vakuum entstand, schaffte es der Däne Nicki Sörensen mit einem Antritt eine Lücke zu schaffen, doch diese war nicht groß gernug um sich dauerhaft zu lösen. Aus dem dezimierten Feld versuchten als nächstes die Italiener mit Franco Pellizotti und Davide Rebellin die spanische Mannschaft in Bedrängnis zu bringen, die mit Samuel Sanchez aber einen Aufpasser vorne platzierte und den Vorstoß damit neutralisierte.

Pfannberger als Solist in vorletzter Runde rennprägend
Schon aussichtsreicher war der Angriff des Österreichers Christian Pfannberger kurz nach dem Gipfel, der ihm kurzzeitig ein Guthaben von einer halben Minute einbrachte, welches er mit nicht mit auf die letzte Runde nehmen konnte, denn die Gruppe der Favoriten war eingangs der letzten Runde auf 17 Sekunden herangerückt und umgehend verschärften neue Attacken das Tempo abermals. Erstmals zeigte sich auch Evans und die russischen Topfahrer Denis Menchov und Alexander Kolobnev aktiv, aber auch der immer aufmerksame Samuel Sanchez war ebenso wie Rebellin mit dabei, doch deren Tempoverschärfungen führte nicht zur Bildung einer dauerhaften neuen und kleinen Spitzengruppe, nachdem Pfannberger geschluckt worden war.

Berg die Bühne für Andy Schleck
Wohl aber führten die Aktionen zu einer weiteren Selektion und einer ca. 15köpfigen Gruppe, in der die hoch gehandelten Paolo Bettini und Alejandro Valverde fehlten. Stattdessen setzte nun der Luxemburger Andy Schleck dazu an das Renngeschehen mit ein paar Antritten zu prägen, was ihm auch gelang. Im Schlepptau des besten Jungprofis der Tour de France waren erneut Rebellin und Sanchez, so wie Michael Rogers und Kolobnev. 14 Kilometer vor dem Ziel griff Andy Schleck erneut an und ebenfalls erneut sprangen Rebellin und Sanchez ans Hinterrad, während Rogers und Kolobnev in Schwierigkeiten gerieten und die nächste Verfolgergruppe, in der sich mittlerweile wieder Valverde und Bettini befanden, weiter an Boden verlor, sodass die Medaillenchancen der drei Führenden weiter stiegen. Je näher es in Richtung Ziel ging umso wahrscheinlicher wurde, dass der Olympiasieger 2008 Andy Schleck, Samuel Sanchez oder Davide Rebellin heißen würde. Plötzlich jedoch witterten Kolobnev und Rogers auf der Verfolgung eine neue Chance, denn um die Einigkeit in der Spitzengruppe war es nicht zum Besten gestellt, sodass drei Kilometer vor dem Ende das Verfolgerduo, das mit größtem Einsatz noch die Chance auf Edelmetall wahren wollte, wieder in Sichtkontakt kam.

Spanischer Triumph durch Sanchez Schlusspunkt eines spannenden Finales
Aus diesem Duo wurde sogar ein Trio denn Fabian Cancellara zündete einen Angriff und stieß in seiner kraftvollen Art nach vorne und sorgte dafür, dass das Loch endgültig geschlossen wurde. So ging ein Sextett auf den letzten Kilometer und so fiel die Entscheidung im Sprint. Kolobnev eröffnete den Spurt von der Spitze aus, doch Samuel Sanchez entpuppte sich als der sprintstärkste Fahrer der Gruppe und schaffte es seine Begleiter zu distanzieren und zur Goldmedaille zu fahren. Für Davide Rebellin blieb an seinem 37. Geburtstag Platz zwei und die Silbermedaille, vor Fabian Cancellara, der zwar den großen Coup verpasste, aber dank seiner einer furiosen Schlussoffensive auf den letzten Kilometer noch Bronze sicherte. Der Undankbare vierte Platz ging an den Weltmeisterschaftszweiten von 2007, Alexander Kolobnev, vor Andy Schleck und Michael Rogers.

Santiago Botero und Mario Aerts kamen 12 Sekunden nach dem Sieger ins Ziel, gefolgt von Michael Barry undRobert Gesink. Alejandro Valverde wurde hinter dem Dänen Chris Anker Sörensen und dem Amerikaner Levi Leipheimer nur 13.,konnte sich aber ganz im Gegensatz zum anderen Topfavoriten Paolo Bettini über die Goldmedaille innerhalb der Mannschaft freuten. Fabian Wegmann wurde als einzig verbliebener Deutscher 21., Christan Pfannberger zwei Plätze dahinter 23. Insgesamt erreichten 90 von 143 gestarteten Fahrern das Ziel.

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Stimmen zum Rennen

Samuel Sanchez:
"Mein Team war großartig. Ich denke, dass ich vielleicht etwas Glück hatte, denn die anderen Fahrer haben nicht gedacht, dass ich der Stärkste aus der spanischen Mannschaft war. Es ist wie ein Traum. Ich kann nicht glauben, dass ich gerade die Goldmedaille gewonnen habe, es ist etwas außerhalb dieser Welt. Die Hitze und die Feuchtigkeit waren extrem heute, wir hatten nur fünf Fahrer im Team, aber wir alle waren vorne mit dabei."

Davide Rebellin:
"Heute ist mein Geburtstag, es ist ein sehr außergewöhnlicher Moment für mich. Es ist großartig auf dem olympischen Podium zu stehen. Sicher hätte ich mir gewünscht, dass ich gewonnen hätte und ich hatte schon eine Menge zweiter Plätze, aber dieser ist ein spezieller zweiter Platz."

Fabian Cancellara:
"Ich habe das richtige gemacht. Alles was ich gemacht habe war richtig. Alles was ich tun konnte, seit klar war, dass ich keinen Mannschaftskollegen haben würde, war den anderen hinterherzufahren. Wenn du alleine bist ohne jegliche Teamkollegen kannst du nur folgen. Bronze ist mehr als ich erwartet habe, ich habe ein sehr gutes Rennen gemacht."





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