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Erlebnisberichte Die Deutschland-Tour 2008 in Neuss aus der Sicht eines Fans |
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06.09.2008 | |||||
Die Deutschland-Tour 2008 in Neuss aus der Sicht eines FansInfo: BildergalerieInfo: DEUTSCHLAND-TOUR | Weitere Erlebnisberichte Autor: H.O. Seid auch Ihr bei Rennen dabei und wollt gerne einen Erlebnisbericht schreiben oder Fotos bei uns veröffentlichen, meldet Euch über unser Kontakt-Formular, das Forum oder auch über die LiVE-Box. Vom 4. auf den 5. September machte die diesjährige Deutschland-Tour Station in Neuss (Nordrhein-Westfalen). Da das nicht weit von unserem Wohnort entfernt liegt, beschlossen wir, mein Freund und ich, dort live am Geschehen teilzuhaben. Es waren zwar nur zwei Tage bzw. wenige Stunden – aber voller Eindrücke und mit einer reichhaltigen Foto-Ausbeute. Lest und seht selbst. Direkt zur Foto-Galerie Donnerstag, 4. September Um sowohl die Ankunft der Fahrer am Donnerstag wie ihre Abfahrt am Freitag mitzuerleben, hatten wir uns extra zwei halbe Tage freigenommen und für die Übernachtung ein Zimmer in einem zentral gelegenen Hotel reserviert – von dem ich Euch im Übrigen gerne unter Namennennung dringend abraten würde, wenn ich mir nicht unsicher wäre, ob ich wegen negativer Publicity belangt werden kann (nur so viel: Es kommt „City“ im Namen vor). Immerhin konnten wir so die Orte des Geschehens bequem zu Fuß erreichen. Schon einige Zeit vor der erwarteten Ankunft der D-Tour um 17 Uhr waren wir im Zielbereich am Obertor (Augustinusstraße). Zwar bekamen wir sofort von Werbeleuten zwei (übrigens sogar ziemlich ansehnliche) Skoda-Mützen in die Hand gedrückt, aber ansonsten war ich zunächst etwas enttäuscht, weil sich erst wenige Schaulustige eingefunden hatten. Dann aber folgten wir den Schildern zum etwas abseits gelegenen Rahmenprogramm, wo sich eine (für einen normalen Werktag-Nachmittag ohnehin) beträchtliche Anzahl von Leuten aufhielt und gute Stimmung herrschte. Auf einer Bühne fand ein Quiz-Spiel statt, bei dem man ein signiertes Bergtrikot gewinnen konnte. Die blödeste aller Fragen lautete: „Wie heißt der Mann von Erik Zabels Frau?“ (Hättet ihr’s gewusst? Es gab allerdings auch richtig schwere Fragen!). Später wurden dort Georg Totschnig und Andreas Beikirch interviewt; davon bekam ich allerdings kaum was mit. Natürlich waren jede Menge Info- und Werbestände aufgebaut, u. a. von der Stadt Neuss, der Tirol Touristik, von Skoda, Polar und selbstverständlich von Garmin, wo mein wie immer übermotivierter Freund unbedingt den Renn-Simulator ausprobieren musste. Am Stand von Gerolsteiner (so etwas wie Abschied lag dort in der Luft) nahm ich mir ein Poster mit, das alle aktuellen (und damit letzten) Fahrer des Teams zeigt. Bei Milram gewann ich durch Glücksrad-Drehen einen sogen. Hauptpreis, einen Milram-Wimpel fürs Rad. Na ja, ein schlichter Button (eigentlich der Trostpreis) wäre mir lieber gewesen. Als wir um ca. 16.15 Uhr zur Zielgeraden zurückkehrten, war dort mittlerweile richtig viel los – insgesamt zum Schluss wohl zwischen 2000 und 3000 Leuten –, ein Sprecher berichtete über die aktuelle Rennsituation und über die Wertungen, die an dem Tag ausgefahren worden waren, und ein BMX-Show-Fahrer zeigte einige Kunststücke. Bald darauf traf die Werbekarawane ein, aber verglichen mit der Tour de France ist das ja eher ein Karawänchen. Lärm machte sie trotzdem. Die Sonne strahlte zunehmend stärker und es wurde wider Erwarten noch richtig sommerlich warm, auch wenn der relativ starke Wind nicht abflaute. Leider war es jetzt schon so voll, dass wir keine wirklich guten Plätze mehr ergattern konnten; wir irrten einige Zeit lang auf beiden Seiten der Straße zwischen Zielbogen und 150 m-Marke hin und her, dann gaben wir es auf und stellten uns beim 50 m-Schild in die dritte Reihe, wo ich zwischen den Leuten einigermaßen durchgucken konnte. Für Über-Kopf-Fotos war dann mein Freund als der deutlich Größere von uns beiden zuständig – das Ergebnis seht ihr auf dieser Seite. Wir hörten, dass der Abstand zwischen der elfköpfigen Spitzengruppe und dem Peloton überraschenderweise nicht mehr weiter sank und sich bei 10 km immer noch deutlich über 1 Minute hielt. Bei ca. 7 km gaben sich die Mannschaften der Sprinter dann ganz offensichtlich geschlagen. Also sollte es doch nichts mit dem erwarteten Massensprint werden, aber angesichts dessen, dass ich ohnehin nur einen kleinen Ausschnitt vor Augen hatte, war mir das eher recht. Ich drückte dem Gerolsteiner Matthias Russ und dem Astana-Fahrer Maxim Iglinsky die Daumen, obwohl mir klar war, dass sie beide nicht gerade zu den größten Aspiranten auf den Sieg zählten. Dann ging alles sehr, sehr schnell. Noch 5 km … die Zuschauer wurden unruhig … noch 3 km … Attacken von Mengin und Russ, aber vergebens … Teufelslappen … noch 300m … gleich würden sie kommen; der Lärm und das Geschrei wurden ohrenbetäubend und dann – sah ich die Spitzengruppe als flitzende, bunte, verschwimmende Gestalten in einem Wahnsinnstempo an mir vorbeirasen (eigentlich kann ich mich bewusst nur an ein Fdj-Trikot erinnern), johlte drauflos und wedelte mit meinem Deutschland-Fähnchen. Nur vom Sprecher erfuhren wir – sehen konnten wir das beim besten Willen nicht –, dass der Sieger Jussi Veikkanen hieß. Und dass Iglinsky immerhin Zweiter geworden war, vor Hupond als Drittem. Während wir das noch verarbeiteten, steigerte sich der Lärm erneut, weil das Feld herankam, in einem natürlich ebenfalls hohen, aber doch sichtbar geringerem Tempo. Durch die Schmalheit der Straße war es zudem so in die Länge gezogen, dass ich jetzt mehr Eindrücke mitbekam und immerhin erkennen konnte, dass das Feld von zwei Gerolsteinern – wie sich später herausstellte Thomas Fothen und Robert Förster – über die Ziellinie geführt wurde. Auch das Gelbe Trikot stach deutlich hervor. Aber auch diesmal ging alles sehr schnell – schon waren alle im Ziel. Natürlich machten wir uns sofort auf den Weg zur Siegerehrung, aber irgendwie war die nur über einen Umweg um fünf Ecken zu erreichen, sodass wir erst da waren, als sie schon angefangen hatten. Zudem hielt mich ein Streckenposten auf, der mir doch partout die Abkürzung unter einem Absperrband hindurch verweigerte, obwohl 20 Meter (im Ernst) weiter links die Absperrung bereits aufgehoben worden war. Prinzipienreiterei. Immerhin war uns auf diesem Umweg Gerald Ciolek auf dem Rad entgegengekommen, der glaube ich zu einem Fernsehinterview fuhr. Zwar hatte ich ihn erst vor Kurzem bei der DM in Bochum „in echt“ gesehen, aber noch nicht in einem Abstand von nicht mal einem Meter. Jedenfalls hatten wir bei der Siegerehrung den Tagessieger verpasst und die anderen Ehrungen sahen wir leider nur aus der Ferne – und das auch nicht wirklich, denn wir mussten gegen die Sonne blinzeln und fotografierten daher praktisch blind in der Gegend rum, bevor auch noch die Akkus schlappmachten. Keine präsentablen Fotos daher von dort. Irgendwie kam mir das Ganze auch ziemlich kurz und bündig vor; Fahrer rauf auf die Bühne, Tusch, Trikot an, winken und wieder runter. Ich glaube, bei der Tour de France wird das feierlicher inszeniert. Etwas enttäuschend. Als das vorbei war, liefen wir noch ein wenig die Strecke entlang und sahen, wie in unglaublich zügigem Tempo alle Streckenabsperrgitter entfernt wurden. Wir kehrten wieder um und plötzlich – kam uns ganz allein und seelenruhig vor sich hin radelnd Bernhard Kohl entgegen. Ich überlegte noch, ob ich seinen Namen rufen und winken sollte, aber dann kam mir das peinlich vor. Der weiß ja, wie er heißt. Und dann, im inzwischen in grandiosem Chaos und in Auflösung begriffenen Zielbereich, stand da doch tatsächlich auch noch Linus Gerdemann in seinem gelben Trikot und redete mit irgendjemandem. (Vielleicht regte er sich ja gerade über Veikkanen auf? Davon wussten wir zu dem Zeitpunkt aber natürlich noch nichts.) Wir gingen unmittelbar daran vorbei; beste Voraussetzungen für ein Foto. Abends gab es dann noch eine D-Tour-Party, die die Stadt ausrichtete – und sie soll auch sehr gut gewesen sein, wie es hieß –, aber wir unternahmen etwas anderes. Übrigens parkten in der Hotelgarage neben uns ein mit „Medien/Presse“ gekennzeichneter D-Tour-Kleinbus und eines von den Motorrädern, auf denen Kameraleute mitfahren, übersät mit Aufklebern von verschiedenen Radrennen. Radfahrer hingegen übernachteten in unserem Hotel offenbar keine – kann ich gut verstehen. ;-) Freitag, 5. September Am nächsten Tag, Freitag, brachen wir so rechtzeitig auf, dass wir deutlich vor 10 Uhr im Startbereich am Markt waren. So konnten wir uns direkt gegenüber der Tribüne, auf der später die Einschreibekontrolle stattfinden sollte, postieren. Ein super Platz, aber natürlich hieß es jetzt erst mal warten. Nicht so schlimm, denn es war ganz interessant, die Vorbereitungen der diversen Offiziellen, Teambetreuer und Presseleute zu beobachten. Mir fiel dabei auf, dass man, wenn man zu diesen Personengruppen gehört, ein ziemlich geschickter Autofahrer sein muss, denn die vielen Autos müssen auf (in einer Stadt ja meistens) engstem Raum hin- und hermanövriert werden, möglichst ohne dabei andere Autos oder technisches Equipment zu rammen. Unmittelbar vor uns wurde ein Skoda mit mehreren Kisten Gerolsteiner-Wasser beladen – und zwar kamen die Flaschen alle einzeln in eine wirklich riesige Kühlbox im Kofferraum. Von diesen ganzen Leuten, die da herumliefen, erkannte ich aber nur den Tour-Direktor Rapp; ach ja und der unvermeidliche Teufel war natürlich auch zugegen (ihr seht schon, ich bin nicht gerade ein Fan von ihm). Mit einiger Verspätung fingen die Moderatoren dann mit ihrem Vorgeplänkel an. Sie gaben einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Tour, über die Etappensieger, über die Bedeutung der Wertungstrikots (falls es jemand noch nicht wusste …) und über deren Träger. Außerdem erzählten sie vom etwas seltsamen Wortgefecht zwischen dem Vortagssieger und Gerdemann und teilten mit, wer heute ausgestiegen sei, u. a. Robbie McEwan. Schade – den hätte ich gerne gesehen. Dann kam der Neusser Bürgermeister auf die Bühne, bekam ein Geschenk und machte sich bei mir ziemlich unbeliebt, weil er erstens gestand, zuvor von Radsport keine Ahnung gehabt zu haben und weil er sich zweitens nichtsdestotrotz zu dem Urteil verstieg, er sei froh, in seiner Stadt die jungen Fahrer am Start zu haben und nicht „wie in Spanien“ die von der alten Schule. In sehr geringschätzigem Tonfall. Na ja, kein weiterer Kommentar. Jedenfalls trudelten dann so langsam die ersten Fahrer ein, wurden mit Namen begrüßt, schrieben sich erst ein und signierten dann noch zahlreiche andere Dinge, die bereitlagen. Manche wurden auf der Bühne auch kurz interviewt, z. B. Thierry Hupond, der zum kämpferischsten Fahrer des Vortags gewählt worden war, Daniel Musiol, der Träger und spätere Gewinner des Bergtrikots, sowie der gut gelaunte (und wie wir inzwischen wissen mal wieder ausreißwillige) Jens Voigt, der als „Pechvogel des Tages“ – er hatte vergebens alleine versucht, die Ausreißer einzuholen – einen Trostpreis bekam. Die Teams kamen nicht geschlossen zum Einschreiben, sondern nur einzelne Fahrer oder in kleinen Gruppen und zunächst mit so großen Intervallen dazwischen, dass ich mich schon fragte, wie die das Prozedere rechtzeitig bis 12 Uhr schaffen wollten. Dann aber (kurz vor knapp) ging es natürlich auf einmal Schlag auf Schlag; man wusste gar nicht, wo man hinschauen sollte, und wie gesagt, standen wir direkt hinter der Absperrung und alle kamen ganz nah bei uns vorbei. Diesmal machte ich selber die Fotos, was gar nicht so einfach war, weil eben so viel Betrieb und Bewegung herrschte und ich ständig ran- und wieder wegzoomen musste und außerdem dauernd Leute von der Presse dazwischenliefen (lästig!!). Viele der Fahrer mussten nämlich noch Interviews geben oder wurden anderswie von Offiziellen und Halboffiziellen in Beschlag genommen; man glaubt gar nicht, wie viel an denen, vor allem an den bekannteren, herumgezupft wird, im wahrsten Sinne des Wortes – und Namen-Gerufe und Gewinke und natürlich Autogrammwünsche. Apropos: Ein paar konnte mein Freund dankenswerterweise auch ergattern, zunächst war es etwas schwierig, weil die meisten Fahrer nach drei Unterschriften wieder abdrehten, aber dann setzte er sich zunehmend durch und holte sich Autogramme von Nicolas Hartmann (Cof), Hector Gonzalez (Sdv), vom Etappensieger Leonardo Bertagnolli (Liq), von Lasse Bochmann (CSC), Marcus Ljungqvist (CSC), Floris Goesinnen (Sks), vom starken Zeitfahrer Tony Martin (Thr), von Andrey Zeits (Ast) und von, jetzt haltet Euch fest, Bernhard Kohl! Die meisten Fotos sind auch super geworden, z. T. Nahaufnahmen, von denen ich ein paar für auch ausgewählt habe. Zwischendurch warfen wir natürlich auch immer wieder einen Blick auf die tollen Räder, die überall herumstanden. Leider haben zum Schluss wieder alle einen Abnehmer gefunden. ;-) Übrigens noch ein paar „unwichtige“ Details, die mir aufgefallen sind: Die Trikots von Scott sind noch viel leuchtend gelber als es im Fernsehen rüberkommt (strahlender noch als das Führungstrikot), Johan van Summeren ist ein wahrer Riese und David De la Fuente scheint ein netter, geduldiger Typ zu sein, denn er unterhielt sich ewig lang und immer lächelnd mit einer Frau, die nicht gerade wie eine Reporterin aussah und wer weiß was alles von ihm wissen wollte. Und: Die Milram-Fahrer nahmen die Einschreibung in ihren gewohnten Trikots vor. Erst später sah ich ein paar von ihnen plötzlich mit diesen Kuhflecken rumlaufen und dachte noch: „Witzig! Ist das ein Gag?“ Aber ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, und es fiel mir erst wieder ein, als ich zu Hause hörte, was für einen Wirbel das verursacht hatte. Wenn ihr mich fragt: Bitte ab sofort unbedingt auf diese Trikots umsteigen. Das sieht sowas von cool (kuhl?) aus!! Mal was ganz anderes. Nachdem zuvor noch immer wieder die Sonne hervorgeblinzelt hatte, hatte es sich nun ganz zugezogen und es fielen erste Tropfen, aber zum Glück fing es nicht wirklich zu regnen an; das mögen Digi-Kameras gar nicht gerne (und die Fahrer vermutlich auch nicht). Gleich nachdem das Einschreiben vorüber war, liefen wir die paar Meter rüber zur Startlinie, wo wir natürlich dasselbe Problem hatten wie tags zuvor, aber ich stellte mich auf einen der Stühle eines Straßencafés (das machten auch andere Leute außer mir, nicht dass ihr denkt …) und konnte so einigermaßen über die Köpfe vor mir hinweggucken. Aber viel mehr als die erste Reihe, wo die Fahrer mit den Wertungstrikots ziemlich dicht gedrängt standen, konnte ich nicht sehen. Als endlich auch Linus Gerdemann seinen Platz eingenommen hatte, ging der Countdown los, zum Schluss zählten die Zuschauer laut mit und ein ziemlich heftiger Pistolenschuss ertönte. Dann setzte sich unter Jubeln und Klatschen alles in Bewegung – und war, da es sofort in eine Kurve hineinging, auch schon verschwunden. Ganz hinten fuhr übrigens Bernie Kohl. Mein Freund hat hier die letzten wenigen Fotos verschossen, die ich noch übrig gelassen hatte. Auf dem Weg zurück ins Hotel klauten wir von einem Mast noch einen roten D-Tour-Streckenpfeil, eine schöne Erinnerung, die wir unserer Sammlung von Radrenn-Markierungsschildern hinzufügen können. Und dann? Dann setzte ich mich sofort hin, um alle diese Eindrücke, die den Abstecher nach Neuss wirklich lohnenswert gemacht hatten, für euch und für live-radsport festzuhalten … |
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