Fabian Cancellara wieder Schweizer Meister – diesmal auf der Straße

Info: Nationale Meisterschaften 2009: Schweiz - Straßenrennen
Autor: H.O.

Nyon, 28.6.09 - Der Verzicht auf die Teilnahme bei den nationalen Titelkämpfen im Zeitfahren hat sich für Fabian Cancellara gelohnt: Ohne Teamunterstützung gestartet erkämpfte sich der Saxobank-Profi, der vor einer Woche erst Gesamtsieger der Tour de Suisse geworden war, auf dem 180 km langen Rundkurs mit Start und Ziel in Nyon den Titel des Schweizer Meisters auf der Straße. Im Sprint schlug er dabei den jungen BMC-Fahrer Mathias Frank. Dessen Teamkollege Thomas Frei wurde Dritter.

Zum ersten Mal nach 23 Jahren wurden die nationalen Meisterschaften wieder in der Romandie, dem französischsprachigen Teil der Schweiz, ausgetragen – und zwar genau wie im Jahr 1986 in Nyon am Nordwestufer des Genfersees (Kanton Waadt). Der von dort ausgehende und dort endende Rundkurs führte über 16,4 km vorbei an Duillier, Genolier, Coinsins und Prangins. Die Strecke hatte als wenig selektiv zu gelten; 160 Höhenmeter mussten pro Runde überwunden werden.
Für die Elitefahrer standen deren elf auf dem Programm, d.h. insgesamt 180,4 km und 1760 Meter in der Höhe. Über 100 Starter umfasste das Teilnehmerfeld, darunter auch Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellera, der auf den Wettkampf in seiner Paradedisziplin am Mittwoch und somit auf einen wahrscheinlichen siebten Titel verzichtet hatte, um im Straßenrennen eine bessere Vorbereitung auf die Tour de France zu bekommen. Allerdings trat er als Einzelstarter ohne nominelle Mitstreiter an – ganz im Gegensatz zum Schweizer Meister Markus Zberg, der von sieben weiteren Fahrern des BMC Racing Teams beim Unternehmen Titelverteidigung unterstützt wurde.

Dass dieses Vorhaben jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein würde, stand schon fest, als sich sehr früh eine dreizehnköpfige Gruppe absetzte, in der zwar neben drei Vorarlberg-Corratec-Fahrern auch drei Männer von BMC vertreten waren – nicht jedoch Markus Zberg. Gleichwohl bestand wenig Interesse, die Ausreißer zurückzuholen. Auf der vorletzten Runde kam es zu einer weiteren entscheidenden Weichenstellung: Fabian Cancellara (Saxobank), Mathias Frank und Thomas Frei (bei BMC Racing Team) nutzten den einzigen Anstieg hinauf nach Genolier, um sich von den zehn anderen Fahrern zu distanzieren. In der Folgezeit konnte keiner mehr von hinten aufschließen und die Dreiergruppe blieb zusammen, bis auf der letzten Abfahrt hinunter in den Zielort Cancellara sich von seinen Begleitern zu lösen versuchte und nur Frank an ihm dranbleiben konnte. Im Zielsprint nach 4 Stunden und 11 Minuten ließ ihm der Olympiamedaillengewinner von Peking jedoch keine Chance und holte so nur sieben Tage nach der Tour de Swiss einen weiteren Titel mit viel nationalem Prestige. 2007 war er bereits einmal Zweiter im Straßenrennen geworden. Frei sicherte sich 18 Sekunden hinter Cancellara und Frank den Bronzerang.

Obwohl das BMC Team also auf den Podium für seine zahlenmäßige Überlegenheit durchaus angemessen vertreten ist, dürfte das Ergebnis eine kleine Enttäuschung darstellen, zumal der 22-jährige Mathias Frank, der im letzten Jahr ein Vuelta-Tagebuch für live-radsport verfasste, auch im Zeitfahren schon knapp hinter Rubens Bertogliati an Gold vorbeigeschrammt war. Immerhin verbesserte er sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz. Und für seinen 24-jährigen Teamkollegen Frei, den Vierten des Zeitfahrens, war es der erste Podiumsplatz überhaupt. Mit Florian Stalder auf Rang 6 kam einer weiterer BMC-Mann in die Top 10. Der bisherige Titelträger Markus Zberg allerdings, der bereits im Jahr 2000 Schweizer Meister war, wurde am Ende mit über vier Minuten Rückstand Zwölfter. Ebenfalls dreimal in den ersten Zehn vertreten ist Voralberg-Corratec (5. Dietziker, 7. Ackermann, 10. Hungerbühler). Simon Zahner (Bürgis Cycling) erkämpfte einen guten vierten Platz.

Meisterschaft der Frauen und U23
Beim Rennen der Frauen über 6 Runden (= 98,4 km), das bereits gestern ausgetragen wurde, machte die Schweizer Meisterin Jennifer Hohl es besser als ihr männlicher Kollege Zberg und verteidigte ihren Titel. Dabei konnte die 23-jährige St. Gallerin sich erneut auf die hervorragende Zusammenarbeit ihres Bigla Teams verlassen. Vor allem die am Mittwoch bestätigte Zeitfahrmeisterin Karin Thürig unterstützte sie nach Kräften und nahm dafür auch einen mageren 13. Platz in Kauf. Am Ende aber wurde die Mannschaft sogar mit einem Doppelsieg belohnt, denn Bettina Kuhn fuhr auf den Silberrang. Dritte im Spurt der Spitzengruppe wurde Andrea Wolfer von Teambike-import.ch, die schon im Kampf gegen die Uhr Platz fünf belegt hatte. Ihr Team okkupierte auch noch die Ränge 4 und 5.
In der Klasse der U23-Fahrer heißt der neue Schweizer Meister Silvan Dillier. Der erst 18-jährige errang nach 8 Runden (= 131,2 km) den Sieg ebenfalls aus einer kleinen Gruppe heraus und fügte damit seinen sowohl auf der Bahn wie auf der Straße bereits jetzt beachtlichen Erfolgen einen weiteren hinzu. Beispielsweise war er 2007 nationaler Zeitfahrmeister der Junioren geworden; im letzten Jahr hatte er beim Zürcher Sechstagerennen zusammen mit Claudio Imhof den UIV-Cup für sich entschieden.

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