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Radcross-EM: Heimsieg für Helen Wyman und zweimal Gold für den niederländischen Nachwuchs

03.11.2012

Radcross-EM: Heimsieg für Helen Wyman und zweimal Gold für den niederländischen Nachwuchs

Info: Radcross-Europameisterschaft 2012 in Ipswich
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)

Ipswich, 03.11.2012 - Bei den Radcross-Europameisterschaften in Ipswich im Osten Englands hat Helen Wyman einen strahlenden Heimsieg gefeiert. Die 31-jährige Britin, die in diesem Herbst schon mehr als zehnmal ganz oben auf dem Treppchen stand, überspurtete auf der Zielgerade die zunächst besser positionierte Niederländerin Sanne van Paassen. Dank Nikki Harris auf Rang drei konnten sich die Gastgeber sogar über zwei Medaillen freuen. In den Nachwuchskategorien triumphierten hingegen die Niederländer: Junior Mathieu van der Poel feierte einen Favoritensieg und seinen zweiten EM-Titel in Folge. U23-Fahrer Mike Teunissen erwies sich im Schlusssprint einer Spitzengruppe als Stärkster.

Erste Radcross-Europameisterschaft in UK
England ist zwar kein weißer Fleck auf der Karte des Radcross - es gibt auch dort eine rege Szene -, aber das Vereinigte Königreich zählt mit Sicherheit nicht zu den Stammländern des Querfeldein-Sports. Immerhin gehören die Wettkämpfe der sogen. National Trophy als Kategorie C2 zum internationalen Kalender, darunter schon mehrfach das Rennen in Ipswich (Grafschaft Suffolk), wo 2009 der Deutsche Johannes Sickmüller erfolgreich war und wo zu Beginn des Jahres die Landesmeisterschaft ausgetragen wurde. Freilich hält sich, abgesehen vielleicht von Landesmeister Ian Field, derzeit kein britischer Radcrosser in der erweiterten Weltspitze der Männer Elite auf. Aber diese Kategorie ist bekanntlich bei der Europameisterschaft auch nicht gefragt; die Radcross-EM ist eine Angelegenheit für die Damen, die Nachwuchsathleten und die Junioren. Und gerade in der Kategorie Frauen Elite erlebt Großbritannien zurzeit eine wahre Blüte. Helen Wyman, die siebenfache und amtierende Meisterin, fährt natürlich seit etlichen Jahren international Erfolge ein, aber seit Neuestem sind auch ihre Landsfrauen Nikki Harris und Gabriella "Gabby" Day für Spitzenresultate gut. Wyman konnte in diesem Herbst schon zehn Siege verzeichnen - mehr als jede andere Frau -, zuletzt beim Koppenbergcross. Harris war zweimal erfolgreich, u. a. beim Superprestige Ruddervoorde. Und Vizemeisterin Day verbuchte mehrere Podiumsplätze. Kein Wunder also dass sich die Gastgeber der ersten EM auf britischem Boden für das Frauenrennen einiges ausrechneten.

Vier Britinnen in den Top10. Jasmin Achermann Elfte
Leicht wurde es Helen Wyman keineswegs gemacht. Auf der Zielgerade sah Sanne van Paassen schon wie die sichere Siegerin aus, da zog die Lokalmatadorin mit letzter Kraft überraschend an der Niederländerin vorbei. Die beiden hatten sich zuvor aller Konkurrentinnen entledigt; bereits nach zwei Runden fuhren nur noch Nikki Harris und die Französin Christel Ferrier-Bruneau an der Spitze mit. Die 25-jährige Harris hielt am längsten durch, wurde am Ende mit 24 Sekunden Rückstand Dritte und sorgte so für eine zweite Heim-Medaille. Hinter Ferrier-Bruneau (+0:50) kam die belgische Meisterin Sanne Cant auf Rang fünf (+1:14). Es folgten mit Lucie Chainel die französische Meisterin (+1:13), mit Gabriella Day die dritte Britin im Bunde (+1:30) und mit Louise Robinson überraschenderweise noch eine weitere Vertreterin der Gastgeber auf Platz acht (+2:00). Sophie de Boer (Niederlande) und Ellen von Loy (Belgien) schlossen die Top10 ab, welche Schweizermeisterin Jasmin Achermann (+2:33) leider knapp verpasste. Die Deutsche Sabrina Schweizer hielt in Abwesenheit der verletzten zweifachen Titelträgerin Hanka Kupfernagel die deutschen Farben hoch, wurde aber nur Vierzehnte von 18 Teilnehmerinnen. Wyman, die ihre bislang traumhaft verlaufene Saison mit neun Spitzenresultaten in den USA startete und die bei der EM 2009 und 2010 bereits Bronze holte, war außer sich vor Freude: "Neun von zehn Sprints gegen Sanne [van Paassen] verliere ich, aber wenn es im Finale ansteigt, wie hier, dann habe ich ein Chance. Und ausgerechnet hier habe ich sie ergriffen." Tatsächlich wohnt die 31-Jährige, wenn sie nicht gerade in ihrer Wahlheimat Belgien trainiert, nur wenige Kilometer von Ipswich entfernt.

-> Zum Resultat Frauen Elite

Mathieu van der Poel verlängert die Regenschaft. König als 12ter bester Deutscher
Die erste Medaillentscheidung des Tages fiel in der Kategorie der Junioren und sie lässt sich beim besten Willen nicht als überraschend bezeichnen. Wie von niemandem anders erwartet worden war, ging Gold an Mathieu van der Poel, welcher somit seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigte. Der 17-jährige Niederländer, der zugleich amtierender Weltmeister und in dieser Saison noch ungeschlagen ist, trat schon in der ersten Runde zu einem sehr berühmten Soli an und baute seinen Vorsprung immer weiter aus. Clément Russo und Yannick Peeters sprinteten 31 Sekunden zurück um die weiteren Medaillen, wobei sich der Belgier, vorgestern Zweiter in Oudenaarde, dem Franzosen, jüngst Sieger beim Challenge National Saverne, geschlagen geben musste. Van der Poels Landsmann Martijn Budden landete nach mannschaftsdienlicher Störarbeit in der Verfolgergruppe auf Rang vier (+0:38). Marco König war bester Deutscher auf Platz zwölf (+1:53). Seine Landsleute Lukas Meiler, Manuel Müller, Adrian Auerbacher und Justin Rudolph wurden 16ter, 19ter, 25ter und 31ter von 36 Finishern. Die Schweizer kamen mit Dominic Grab und Simon Vitzthum (+2:13/+2:18) nicht über die Plätze 20 und 21 hinaus. "Eigentlich war dies kein Parcours, auf dem man lange allein an der Spitze fahren konnte, denn in den offenen Passagen hatte der Wind freies Spiel. Aber ich hab einfach gleich eine Lücke gerissen und wusste, dass ich konditionell zur Alleinfahrt in der Lage war. Indem ich über die Hinternisbalken sprang, konnte ich jedes Mal ein bisschen mehr Vorsprung erzielen", erklärte der nun siebenfache Saisonsieger Mathieu van der Poel hinterher seine wenig geheimnisvolle Strategie.

-> Zum Resultat Junioren

U23: Gold und Silber für Oranje. Belgier bleiben ohne Medaille
Auch in der Klasse Männer U23 gaben sich die Niederländer, die gegenüber den Belgiern leicht favorisiert wurden, keine Blöße. Mike Teunissen, im letzten Jahr Zweiter hinter seinem Landsmann Lars van der Haar, erwies sich als Sprintstärkster einer vierköpfigen Spitzengruppe. Silber ging an Corné van Kessel, einen weiteren Vetreter der "Oranjes", Bronze an den Franzosen Loïc Doubey, der bei der Junioren-WM 2011 bereits Dritter gewesen war. Eine zweite Medaille für Frankreich also. Der Belgier Jens Adams ging leer aus; sein Landsmann Wout van Aert hatte schon vorher abreißen lassen müssen und wurde 9 Sekunden zurück Fünfter. Die wenig glanzvollen Resultate der deutschsprachigen Fahrer hießen: Lars Forster, Fabian Lienhard, Lukas Müller und Dylan Page (alle Schweiz) auf den Plätzen 20, 26, 32 und 37 sowie Yannick Mayer, Michael Schweizer, Johannes Siemermann, Felix Drumm und Florian Bretschneider (alle Deutschland) auf Rang 22, 23, 33, 34 und 35 von 38 gewerteten Fahrern. Der 20-jährige Mike Teunissen hatte zuvor u. a. mit einem Sieg beim Superprestige Ruddervoorde und beim Weltcup in Tabor seine exzellente Frühform bewiesen. In Ipswich attackierte er die Favoritengruppe mehrfach, konnte aber keine Vorentscheidung herbeiführen. "Die Konkurrenten sind immer wieder herangekommen. Deswegen gab es am Ende einen harten Kampf um die erste Position in den Schlusskurven. Als ich in Führung ging, hatte ich den Titel in der Tasche", erklärte der neue Europameister.

-> Zum Resultat Männer U23

Die Elite-Männer waren heute keineswegs untätig - zumindest einige von ihnen nicht. Der Grand Prix de la Région Wallonne (C2) stand an, wo Weltmeister Niels Albert als großer Star auftrat und seinen dritten Sieg in Dottignies davontrug. Sein deutscher Teamkamerad Marcel Meisen holte, nachdem er lange solo an der Spitze lag, einen beachtlichen zweiten Platz.