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Adventskalender 2014 Adventskalender am 13. Dezember: Ein Abschied der ganz besonderen Art |
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13.12.2014 | ||||||||||
Adventskalender am 13. Dezember: Ein Abschied der ganz besonderen ArtInfo: BildergalerieAutor: Christine Kroth (Cofitine)
Er war einer der ganz Großen im deutschen Radsport! Und das in einer Zeit, in der dieser Sport in Deutschland zuerst große Höhenflüge erlebte und dann für die Medien nahezu in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Er hat alles miterlebt und alles überstanden!
In seiner Heimat selbst war er lange Zeit nicht bekannt. Stars wie Jan Ullrich und Erik Zabel bestimmten das Interesse der Öffentlichkeit. Voigt schickte Bewerbungen an Radsportteams in der Hoffnung, ein Teamchef würde ihm eine Chance geben. Es war Roger Legeay der das Talent, das als Amateur 1994 die Friedensfahrt gewonnen hatte, unter Vertrag nahm. Beim Team Gan kam seine Karriere in Fahrt, er zog nach Frankreich, lernte französisch, passte sich an. Deutschland war weit weg. Erst so langsam wurde man in seiner Heimat auf den Norddeutschen aufmerksam, der aussprach was er dachte, kein Blatt vor den Mund nahm. 2004 ging er zum Team von Bjarne Riis, CSC. Später folgten Stationen bei Leopard-Trek, dem Vorgängerteam des Teams Trek-Factory-Racing, bei dem er 2014 seine letzte Saison bestritten hatte. Der Schlusspunkt auf der Straße war bewusst gewählt. Die USA Pro Challenge, ein HC-Rennen in den USA, wo er höchstes Ansehen genießt und wo er viele Fans hat. Den absoluten Schlusspunkt seiner Karriere setzte Jens Voigt am 18.09. in Grenchen in der Schweiz. Hier trat er an um den Stundenweltrekord zu verbessern. Im Beisein vieler Weggefährten schaffte er das letzte Ziel seiner Karriere! Er knackte den Rekord! Ein grandioser Schlusspunkt einer grandiosen Karriere. Auch wenn er inzwischen nicht mehr der amtierende Rekordhalter ist. Der, der am 30.10. den Rekord verbesserte, gehört zu einer anderen Generation. Matthias Brändle, aktueller Rekordhalter, ist 18 Jahre jünger als sein Vorgänger. Ich habe Jens Voigt oft bei den Rennen erlebt, bin ihm oft begegnet. Viele persönliche Erinnerungen sind mit seinem Namen für mich verbunden. Er ist ein umgänglicher Typ, der sich Fans gegenüber genauso offen verhielt. Manch Berichterstatter mag sich da gewundert haben. Ich erinnere mich, als ich Jens Voigt 2008 vor dem Start einer Giro-Etappe traf. Völlig entspannt und noch nicht in Rennkleidung schrieb er Autogramme, ließ sich fotografieren. Ich hab die Gunst der Stunde genutzt und ihn ebenfalls um ein gemeinsames Foto gebeten. Es steht heute neben vielen anderen Fotos mit Radprofis bei mir im Wohnzimmer. An diesem Tag in Legnano stand der ZDF-Reporter Peter Leisl daneben und staunte. Was mir heute immer noch ein Schmunzeln entlockt. Ich habe Jens Voigt jubeln und leiden sehen. 2005 quälte er sich von Grippe geschwächt als Letzter über den Col du Galibier. Ich habe mitgelitten und ihn angefeuert so laut ich konnte. Am Ende hat er die Karenzzeit nicht geschafft. Tage zuvor hatte ich ihn noch in den Vogesen gesehen, am Grand Ballon auf dem Weg nach Mulhouse, wo er die Etappe dann gewann. Vier Jahre später, ebenfalls bei der Tour de France, hatte ich ihn am Morgen noch gut gelaunt am Start der 16. Etappe in Martigny erlebt. Wenige Stunden später saß ich einige Kilometer weiter, in Cluses, auf einem Campingplatz und verfolgte den Verlauf der Etappe. Umgeben von zahlreichen Urlaubern aus Frankreich. Da stürzte Jens Voigt auf der Abfahrt vom Petit Grand Bernard. Ein Aufschrei der Kommentatoren des französischen Fernsehens. Aufschreie auch bei den Urlaubern um mich herum. Voigt ist in Frankreich ein Star! Noch immer! Wenn ich als Radsportfan in Frankreich unterwegs bin und sage, dass ich aus Deutschland komme, dann fällt sofort der Name Voigt und es leuchten die Augen der Fans. Diese beiden Geschichten sind nur zwei von vielen, die ich in den letzten Jahren erlebt habe. Ich war nie ein wirklicher Fan von Jens Voigt. Aber ich mochte ihn, seine offene Art und seine Begeisterung alles für seinen Sport, der auch meiner ist, zu geben. Seine Professionalität und seine Bodenständigkeit – zwei Dinge, die nur selten harmonieren, nötigen mir gehörigen Respekt ab. Seine kämpferische Fahrweise hat mich von je her begeistert. Jens Voigt hat den deutschen Radsport geprägt wie vielleicht kein anderer deutscher Radprofi in letzter Zeit. Letztmalig live erlebt habe ich ihn in diesem Jahr bei der Tour de Romandie. Ich habe mich sehr darüber gefreut, da mir klar war, dass es nicht mehr so viele Gelegenheiten geben würde. Mit dem Stundenweltrekord abzutreten – das hat mich begeistert! Es war ein Wagnis, hätte durchaus schiefgehen können! Ist es aber nicht! Das fand ich beeindruckend. Man muss kein Fan von Jens Voigt sein, aber der Radsport, und nicht nur der Radsport in Deutschland, hat ihm viel zu verdanken! Dies ist eine Art Dankeschön für viele, viele Jahre Radsport und Kampfgeist auf höchstem Niveau! Mach’s gut, Jens! Du wirst der Radsportwelt fehlen! |
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13.12.2014 | ||||||||||
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