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Vogel bleibt Sprint-Weltmeisterin und Küng sorgt für das erste Schweizer Bahn-Gold seit dem Jahr 2007
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21.02.2015

Vogel bleibt Sprint-Weltmeisterin und Küng sorgt für das erste Schweizer Bahn-Gold seit dem Jahr 2007

Info: BAHNRADSPORT-WELTMEISTERSCHAFT 2015 IN SAINT-QUENTIN-EN-YVELINES
Autor: Felix Griep (Werfel)



Saint-Quentin-en-Yvelines, 21.02.2015 – Im Teamsprint verpassten die deutschen Frauen eine Medaille, doch wie Miriam Welte, die es im Zeitfahren aufs Podium schaffte, muss auch Kristina Vogel die Bahnradsport-Weltmeisterschaft in Saint-Quentin-en-Yvelines nicht mit leeren Händen verlassen. Trotz Rückstandes im Halbfinale und einem Sturz im Finale konnte sie am Samstagabend ihren Sprint-Titel in letztlich doch überzeugender Manier verteidigen. Von den deutschen Männern erreichte hingegen keiner das Sprint-Viertelfinale. Eine spektakuläre Aufholjagd legte Stefan Küng im Finale der Einzelverfolgung hin und sorgte damit für das erste Schweizer WM-Gold seit acht Jahren. Einen herausragenden Tag erlebte die Niederländerin Kirsten Wild, die im Scratch triumphierte und zur Halbzeit Führende des Omniums ist, das bei den Männern der Kolumbianer Fernando Gaviria gewann.


Bahn-WM 2015: Übersicht | Medaillenspiegel | Zeitplan


Scratch Frauen:
Wild gewinnt mit zwei Runden langem Endspurt, Jeuland wird Bronze aberkannt

Als Kirsten Wild am Samstagabend zum Scratch-Rennen antrat, hatte sie ein solches bereits in den Beinen. Denn am Nachmittag hatte mit dieser Disziplin das Omnium begonnen und die Niederländerin einen siebten Platz belegt. In der Einzelverfolgung war sie danach sogar Dritte. Dass sie gewissermaßen zweigleisig fuhr, stellte sich keinesfalls als Nachteil heraus. Auf den ersten 30 der 40 zu absolvierenden Runden im Scratch-WM-Rennen gab es nur einen einzigen Ausreißversuch durch die Spanierin Sheyla Gutierrez, ansonsten verhielt sich das Feld auffallend ruhig. Eine Attacke der Neuseeländerin Rushlee Buchanan eröffnete das umkämpfte Finale. Sie setzte sich ein wenig ab, bevor die Polin Katarzyna Pawlowska und Jarmila Machacova aus Tschechien ihr nachsetzten. Vier Runden vor Schluss wurde das Trio wieder eingefangen und ein Angriff der Britin Elinor Barker von Amy Cure unterbunden, der Australierin, die bei dieser Weltmeisterschaft schon Gold und Bronze in Mannschafts- und Einzelverfolgung gewonnen hatte. Zwei Runden vor Schluss war das Feld wieder kompakt zusammen. Wild hatte sich aus der Deckung gewagt, an die Spitze gesetzt und legte auf den letzten 500 Metern ein Höllentempo vor, so dass niemand auch nur ansatzweise in der Lage war, noch an ihr vorbeizukommen. Cure wurde in Wilds Windschatten Zweite und machte damit ihre Medaillensammlung komplett. Bronze ging an die Kanadierin Allison Beveridge – aber erst, nachdem die eigentliche Drittplatzierte Pascale Jeuland zurückversetzt wurde. Die Französin hatte in der letzten Kurve die Linie von Alzbeta Pavlendova geschnitten und die Slowakin fast zum Sturz gebracht.

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Zum Resultat Scratch Frauen

Omnium Männer:
Einem Sturz von Gaviria folgt unmittelbar die Vorentscheidung zu seinen Gunsten

Im Omnium der Männer konnte man erstmals den zur Saison 2014/15 neu eingeführten Austragungsmodus bei einer Weltmeisterschaft erleben. Bis 2014 wurden noch die Platzierungen aus den sechs Disziplinen addiert, jetzt gibt es für die ersten fünf Disziplinen Punkte nach dem Schema 40/38/36/… und zum Abschluss ein Punkterennen, in dem jeder eingefahrene Punkt zum Gesamtstand addiert wird. Fernando Gaviria, der
schon nach dem ersten Tag vorne gelegen hatte, startete mit 170 Punkten als Führender in das Finale, sechs Punkte dahinter folgte Elia Viviani. Und das, obwohl der Italiener zuvor beim fliegenden Start seinen dritten Sieg errungen hatte, der Kolumbianer dagegen in keiner Disziplin der Beste war. Für Gaviria begann das 160 Runden lange Punkterennen mit einer Schrecksekunde. Doch nach einem Sturz rappelte er sich schnell wieder auf und fuhr kurz darauf mit drei anderen Fahrern einen Rundengewinn heraus. Das brachte ihm 20 Extrapunkte und ein sicheres Polster, mit dem der Junioren-Omnium-Weltmeister von 2012 bis zum Schluss seine Position verteidigte. Nach seinen beiden Etappensiegen gegen Mark Cavendish bei der Tour de San Luis war es schon der dritte große Erfolg des 20-Jährigen in diesem Jahr. Viviani bekam am Ende mit 24 Punkten Rückstand Bronze, Silber schnappte ihm der neun Punkte bessere Weltmeister von 2012, der Australier Glenn O’Shea, weg. Vorjahressieger Thomas Boudat konnte letztlich nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen, der Franzose belegte lediglich Rang acht, direkt hinter dem Schweizer Gaël Suter. Scratch-Weltmeister Lucas Liß, der im Rahmen des Omniums Schnellster beim 1000 Meter Zeitfahren war, wurde Elfter.

-> Zum Resultat Omnium Männer

Einzelverfolgung Männer:
Küng holt in zweiter Hälfte des Finales mehr als drei Sekunden gegen Bobridge auf

Die nächste Entscheidung stand in der Einzelverfolgung der Männer an, bei der sich der Schweizer Stefan Küng mittlerweile fest in der Weltspitze etabliert hat. Nach Bronze 2013 und Silber 2014 gelang ihm mit neuem Landesrekord von 4:17,183 Minuten erneut der Einzug ins Finale. Dort bekam er es mit dem in der Qualifikation fast eine Sekunde schnelleren Jack Bobridge zu tun. Der Australier, der vor drei Wochen
mit einem Stundenweltrekordversuch gescheitert war, schien die Goldmedaille nach 1000 absolvierten Finalmetern bereits so gut wie sicher zu haben. Bei drei Sekunden Rückstand drohte Küng sogar die Einholung. Doch der Eidgenosse kam allmählich auf Touren und hielt den Abstand bis zur Halbzeit relativ konstant, bevor er auf den letzten zwei Kilometern richtig aufdrehte. Mit jeder Zeitnahme kam er näher an Bobridge heran, bis er erst auf der letzten halben Runde das Ruder endgültig herumriss. Auf den finalen 125 Metern machte er die letzten neun Tausendsel Rückstand wett und holte noch 0,269 Sekunden Vorsprung heraus. Gold für die Schweiz – das erste bei einer Bahn-Weltmeisterschaft seit dem Jahr 2007, als Bruno Risi und Franco Marvulli in Palma de Mallorca das Madison gewannen. Bronze holte sich der Franzose Julien Morice gegen den Russen Alexander Serov, der in der Qualifikation noch knapp schneller war. Der Weltmeister von 2014, Alexander Edmondson, hatte es nicht in die Medaillenläufe geschafft. Der Australier, der Mannschaftsverfolgungs-Bronze holte, kam nur auf Platz acht.

-> Zum Resultat Einzelverfolgung Männer

Sprint Frauen:
Vogel verteidigt trotz Rückstand im Halbfinale und Sturz im Finale ihren Titel

Nicht weniger spektakulär als die Küng’sche Aufholjagd war das, was Kristina Vogels Sprints zu bieten hatten. Am Freitag hatte sich die Titelverteidigerin
souverän für das Halbfinale qualifiziert, aber dieses begann für sie mit einem Misserfolg. Im ersten Lauf gegen Tianshi Zhong zog Vogel den Kürzeren und die Chinesin war der Revanche für ihre Finalniederlage von 2014 greifbar nahe. Doch Vogel erzwang im nächsten Kräftemessen einen Entscheidungslauf, den sie souverän gewann und sich somit 2:1 durchsetzte. Im Finale bekam es Vogel mit der Niederländerin Elis Ligtlee zu tun, die zuvor die Australiern Stephanie Morton 2:0 ausgeschaltet hatte. Kaum war der Start zum ersten Lauf um Gold erfolgt, kam Vogel durch eine kleine Unachtsamkeit zu Fall, als sie sich gerade nach ihrer Kontrahentin umblickte. Durch den frühen Zeitpunkt dieses bei noch niedrigem Tempo glimpflich verlaufenen Sturzes hatte sie das Glück, dass es zu einem Neustart kam. Die 24-Jährige zeigte sich völlig unbeeindruckt von ihrem Missgeschick und setzte sich daraufhin in einem wahren Fotofinish durch. Eine Tausendstelsekunde Vorsprung brachte sie in Führung. So eng wie der erste, so klar endete der zweite Lauf, in dem Vogel einmal mehr taktisch klug vorging, sich vor Ligtlee positionierte und diese nicht den Hauch einer Chance sah, ihre Gegnerin auf der letzten Runde zur überholen. Nicht mit den Beinen, sondern mit dem Kopf habe sie gewonnen, zog Vogel im Anschluss selbst als Resümee. Somit war das dritte deutsche Gold in Saint-Quentin-en-Yvelines nach Lucas Liß im Scratch und Stephanie Pohl im Punkterennen perfekt. Die von der alten und neuen Weltmeisterin geschlagene Zhong tröstete sich mit Bronze, war im kleinen Finale zweimal besser als Morton.

-> Zum Resultat Sprint Frauen

Sprint Männer:
Bötticher scheitert im Achtelfinale an Dmitriev und im Hoffnungslauf an Pervis

Die deutschen Männer werden im Einzel-Sprint erstmals seit 2012 wieder ohne Medaille bleiben. Das steht nach dem ersten Tag des Wettbewerbes bereits fest, obwohl das Starterfeld erst auf acht Fahrer reduziert wurde. Doch Robert Förstemann schied bereits im Sechzehntelfinale aus und Stefan Bötticher hatte das Pech, nach einem Traumstart mit Sieg in der Qualifikation im Achtelfinale auf Denis Dmitriev zu treffen. Der starke Russe, gegen den sich Bötticher
im WM-Finale 2013 den Sieg erkämpft hatte, schickte ihn in den Hoffnungslauf. Dort traf Bötticher auf die Franzosen Michaël D'Almeida und François Pervis und schied endgültig aus. Pervis kam weiter und bewahrte sich die Chance auf eine dritte Goldmedaille bei dieser WM. Am Sonntag bekommt er es im Viertefinale mit seinem Landsmann Grégory Baugé zu tun und würde im Halbfinale auf den Sieger des Duells Hersony Canelon gegen Quentin Lafargue treffen. Die weiteren Viertelfinals bestreiten Dmitriev und Sam Webster sowie Jeffrey Hoogland und Matthew Glaetzer.

-> Zum Resultat Sprint Männer

Omnium Frauen:
Frischgebackene Scratch-Weltmeisterin Wild übernachtet als Spitzenreiterin

Nach den ersten beiden Disziplinen, Scratch und Einzelverfolgung, hatte Kirsten Wild Rang drei des Omniums belegt. Dann trat die Niederländerin im Scratch-Rennen an und holte sich den ersten Weltmeistertitel ihrer Karriere. Dies war das große Ziel der 32-Jährigen, die für eine bestmögliche Vorbereitung sogar die
Ladies Tour of Qatar ausgelassen hatte, bei der sie 2009, 2010, 2013 und 2014 Gesamtsiegerin war. Statt in der Wüste einem fünften goldenen Trikot nachzujagen, wollte sie lieber in der Halle ihre erste goldene Medaille erringen. Es scheint sogar eine zweite in Reichweite zu liegen, denn in der dritten Omnium-Disziplin, dem Ausscheidungsfahren, wurde sie Zweite und übernahm in der Gesamtwertung die Führung. Ihr Vorsprung auf die Australierin Annette Edmondson beträgt jedoch nur vier Punkte und noch einige weitere Fahrerinnen liegen in Schlagdistanz. Die Britin Laura Trott, Weltmeisterin von 2012, ist nach Siegen in Einzelverfolgung und Ausscheidungsfahren Dritte, und Sarah Hammer, die Weltmeisterin der vergangenen beiden Jahre aus den USA, weist als Sechste auch nur zwanzig Punkte Rückstand auf.

-> Zum Resultat Omnium Frauen

Neben dem Sprint der Männer und Omnium der Frauen stehen am Sonntag, dem letzten Tag der Bahn-Weltmeisterschaft 2015, noch zwei weitere Entscheidungen auf dem Programm. Kristina Vogel wird im Keirin versuchen, ihren Sieg von 2014 zu wiederholen und eine weitere Goldmedaille zu erringen. Im Madison treten die Spanier David Muntaner/Albert Torres u.a. gegen Andreas Graf/Andreas Müller (Österreich), Henning Bommel/Theo Reinhardt (Deutschland) und Théry Schir/Frank Pasche (Schweiz) zur Titelverteidigung an.
-> Zum Zeitplan für Sonntag






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