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Erlebnisbericht vom Rothaus Riderman (& Riderwoman) in Bad Dürrheim
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27.09.2010

Erlebnisbericht vom Rothaus Riderman (& Riderwoman) in Bad Dürrheim

Info: Veranstalter
Autor: Martin Schwarz



Bad Dürrheim, 27.09.2010 – LiVE-Radsport.com Autor Martin Schwarz nahm am gestrigen Sonntag als Tagesstarter am Rothaus Riderman teil. Über 400 Athleten zwischen 15 und 73 Jahren in sechs Altersklassen gingen an den Start in Bad Dürrheim, um 68 anspruchsvolle Rennkilometer auf teils engen Strassen mit drei Bergwertungen in Angriff zu nehmen. Das Wetter meinte es gut mit den Athleten, bei kalten 5 bis 10 Grad war es im Gegensatz zu den ersten beiden Etappen, die rund die Hälfte der Athleten schon in den Beinen hatte, wenigstens trocken. Ich musste dem harten Profil am Ende jedoch Tribut zollen und verlor in den Anstiegen wertvolle Positionen, am Ende reichte es aber immerhin zu Platz 197 bei den Männern.

Was ursprünglich als 3-Etappenfahrt geplant war, wurde aufgrund kurzfristiger anderer Verpflichtungen auf einen Einzelstart am vergangenen Sonntag geschrumpft. Und das war auch gut so! Die Berichte der Rennfahrerkollegen von den Bedingungen am Samstag mit Dauerregen, Wind und Eiseskälte machten schon beim Zuhören keinen Spass. Start am Sonntag war um 10:45 Uhr, doch musste ja auch noch die Startnummer abgeholt werden und das Rennbüro sollte um 9:00 Uhr bereits geschlossen werden. Bei 170 km Anreise und einer geschätzten Fahrtzeit von zweieinhalb Stunden hiess das bereits um 5:45 Uhr aufstehen, schnell frühstücken und ab ins Auto. Die Fahrt lief dann auch recht zügig, da so früh am Sonntagmorgen noch niemand unterwegs war. Aber was macht man, wenn man schon zwei Stunden vor dem Start alles erledigt hat? Und es draussen ziemlich kalt ist? Natürlich mit den anderen Rennfahrern plaudern. Eine Stunde vor dem Start machte ich mich dann auf zum Warmfahren und merkte schon, dass ich zwar gut und schnell kurbeln kann, aber nicht so recht Druck auf die Pedale bringen wollte. Die Winterjacke liess ich dann nach dem Einfahren am Auto, doch die Handschuhe brauchte ich auch im Rennen, es war einfach viel zu kalt. Dann ab in die Startaufstellung – Block B, erste Reihe. Eigentlich war ich in D eingeteilt, wie ich erst nach dem Rennen erfuhr.

Punkt 10:45 Uhr fällt der Startschuss und es geht erst mal knapp 11 Kilometer geradeaus. Die Beine fühlen sich gut an und ich rolle im Hauptfeld bequem mit, mache noch ein paar Positionen gut, ohne viel zu investieren. Dann die erste Bergwertung, 600 Meter nur lang. Die ersten 300 Meter halte ich meine Position, doch dann kommt der erste Einbruch. In der Abfahrt schaffe ich aber wieder den Anschluss an das Hauptfeld. Doch schon bei der zweiten, längeren Steigung (ohne Bergwertung) zerbricht das Feld nochmals und ich befinde mich in etwa der dritten Gruppe. Nun folgen eine kurze flache Passage und eine lange Abfahrt – ich halte mich in der Gruppe ganz vorne auf und mache in den Abfahrten regelmässig Tempo, da mir die anderen zu langsam werden. Bei Kilometer 32 beginnt das Terrain, wieder leicht und dann zunehmend mehr anzusteigen, ich halte mich in der grossen Gruppe immer noch vorne. Alles läuft gut. Bei Kilometer 36 geht es dann rechts ab auf eine Nebenstrasse in ein Steilstück – hier war es dann vorbei mit dem guten Gefühl. Die Mitstreiter lassen mich stehen und sind weg. Oben angekommen lese ich nach und nach weitere zurückgefallene Fahrer auf und es etabliert sich eine etwa 10-köpfige Gruppe. Ein paar kleinere Wellen und wir holen nach vorne etwas auf, doch der nächste Berg kommt bestimmt – und wird noch härter. Auf einem kleinen Feldweg geht es hinauf in den nächsten Ort. Etwa 100 Höhenmeter bei geschätzten 8-10 %. Jeder kämpft für sich. Erst Mitte der folgenden Abfahrt formiert sich wieder eine Gruppe. Ich bekomme bereits Magenkrämpfe und Probleme mit der Atmung, aber der Ehrgeiz ist stärker. Kette rechts und aufholen ist angesagt. Auf einem eigentlich gesperrten Feldweg kommt uns plötzlich ein Auto entgegen und hält noch nicht mal an! 30 cm Platz und das Auto fuhr sicher um die 50 – wir etwa 35! Aber alles geht gut – Glück gehabt. Der Anschluss an eine vorausfahrende Gruppe gelingt kurz darauf, es sind wieder knapp 30 Fahrer zusammen. Doch die letzte, eigentlich flache Steigung zieht mir endgültig den „Zahn“. Ich kann die Gruppe nicht mehr halten, in der ich mich eigentlich als stärkeren Fahrer eingeschätzt hatte. Die letzten 3 Kilometer versuche ich noch, das Loch zu schliessen, mehr als die Hälfte kann ich noch aufholen, aber es reicht nicht mehr. Mit letzter Kraft übersprinte ich aber noch einen anderen Zurückgefallenen und komme total erschöpft, aber glücklich ins Ziel.

Der Service im Ziel war auch toll, es gab leckere Schinken-Käse-Croissants, Kuchen und Getränke. Man plaudert noch etwas mit den Mitstreitern und bedankt sich bei den wenigen, die mit einem die Arbeit im Wind geteilt haben. Im Zielbereich wird noch über Sekundenabstände zwischen Fahrern diskutiert, die um die Gesamtwertung kämpfen, denn anders als bei Lizenzrennen zählt hier die Nettozeit und auch Sekundenabstände, sogar Zehntel und Hundertstel zwischen den Fahrern werden gewertet. Der Tscheche Zdenek Peceny, der für den RSV Seerose Friedrichshafen (Masters) in der Deutschen C-Klasse startet, gewinnt nach zwei Siegen am Freitag (Zeitfahren) und Samstag die Gesamtwertung, nachdem es am Sonntag „nur“ zu Platz zwei in der vierköpfigen Spitzengruppe reichte. Tagessieger wird Marek Maluszczak vom Team Starbikewear, ebenfalls C-Klasse Masters mit bereits 7 Saisonsiegen in Lizenzrennen des BDR und 6. der Senioreneuropameisterschaften. Auffallend war, dass wieder einige C-Klasse Sportler am Start waren, die nach der 4. Platzierung komischerweise nur noch Prämien gewinnen und Jedermannrennen gut beenden, aber in Lizenzrennen nicht mehr unter die ersten zehn fahren – denn dann würden sie ja aufsteigen und dürften nicht mehr bei den Jedermännern starten.

-> Zu den vollständigen Resultaten (auf der Seite der Datasport.com)

Dann auf ins nahe gelegene Schwimmbad, und erstmal unter der heissen Dusche etwas aufwärmen und ab zurück in den Zielbereich. Mittlerweile warm angezogen und schon wieder etwas erholt geht es ins Rennbüro, wo die ersten Ergebnisse aushängen. Platz 197 bei den Männern, und ich freue mich, dachte schon ich sei weiter zurückgefallen. Viel wichtiger noch: Der Rückstand von nur etwas mehr als 17 Minuten auf die Spitze, bei dem harten Profil ist das durchaus vertretbar und besser, als ich erwarten konnte. Auch wenn vielleicht etwas mehr dringelegen hätte, wenn ich mir das Profil ernsthafter angeschaut und meine Kraft danach eingeteilt hätte… Ich geniesse noch schnell eine kostenlose Massage, die das Team des Thermalbads den Athleten anbot, und würdige die Sieger bei der Siegerehrung im Festzelt, bevor ich mich auf den Heimweg mache und ein schöner Renntag zu Ende geht.

Zum Schluss noch ein ausdrückliches Lob an die Veranstalter, die die Strecke vorbildlich ausgeschildert und mit einer Ausnahme (siehe oben) gut abgesichert hatten. Das "Drumherum" hat soweit auch gestimmt. Bei der Streckenführung könnte man aber evtl. auf so ganz schmale Stässchen/Feldwege verzichten - gerade wenn die Begleitmotorräder noch an den Fahrern vorbeisollen. Denn dort wurde es schon sehr eng.

In dem Sinne bis nächstes Jahr, wo ich hoffentlich mehr als nur zwei Rennen bestreiten werde.





Rothaus Riderman
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