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Adventskalender 2016 Adventskalender am 8. Dezember: Interview mit Stefan Denifl (Teil 1) |
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08.12.2016 | ||||||
Adventskalender am 8. Dezember: Interview mit Stefan Denifl (Teil 1)Autor: Christine Kroth (Cofitine)
Am 26.11. hatte ich dann die Möglichkeit, länger mit ihm zu sprechen. Wir führten das Interview via Internettelefonie. Viele Fragen waren im Vorfeld von den Usern gestellt worden. Diese nahmen einen großen Teil des Gesprächs ein. Wir sprachen über seinen Werdegang, über persönlich Dinge, blickten zurück auf die letzten Jahre, insbesondere auf die Zeit beim Team IAM und schauten auch in die Zukunft. Im nächsten Jahr wird Stefan Denifl für das neugegründete irische ProContinental-Team Aqua Blue an den Start gehen.
Teil 1: über Aqua Blue, IAM Cycling und Il Lombardia Teil 2: über Vater, Tour de Suisse und Tirol-WM Zunächst blickten wir nach vorne, auf die neue Saison. Zur Zeit ist er daheim, seit Anfang der Woche trainiert er wieder nach einer knapp vierwöchigen Pause. Er erzählt mir, dass er im letzten Jahr zu wenig Pause gemacht hatte, da er nach seiner Knieverletzung schnell zurückkehren wollte. In diesem Jahr hat er jetzt länger pausiert. Zuletzt hat er 10 Tage Urlaub gemacht und ansonsten daheim entspannt. Jetzt trainiert er auf dem Mountainbike, macht Skitouren und ist mit Ergometer- und Kraftraining in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet. Er trainiert alleine daheim, der nächste Radsportler auf seinem Niveau wohnt ca. 2 Stunden mit dem Rad weg. Er ist es gewohnt in den letzten Jahren allein zu trainieren. Zudem hat er sehr genaue Trainingspläne das mache es schwer mit jemand anderem zu trainieren. Im Zuge dessen frage ich ihn auch, wo er am liebsten trainiert. Sein bevorzugtes Trainingsgebiet, neben seiner Heimat, ist Italien. Vom Stubai-Tal, wo er wohnt, ist es eine gute Autostunde bis nach Südtirol und an den Gardasee. Da die Natur dort im Frühjahr schon deutlich weiter ist als in seiner Heimat, ist er zu dieser Jahreszeit oft dort, um zu trainieren. Zumal er dort mehr Abwechslung hat was die Strecken betrifft. Er trainiert zwar gerne zuhause, doch die Strecken in Tirol seien etwas begrenzt, Täler enden häufig in Sackgassen. Mit dem Mountainbike hat er dort bessere Trainingsmöglichkeiten. Er trainiert auch viel mit dem Mountainbike, nicht während der Saison, aber außerhalb. Dies empfindet er als gutes Training und eine gute Abwechslung zum Training auf der Straße. Vom 10. - 17.12. findet dann das erste Teammeeting beim Team Aqua Blue statt. Dieses Treffen diene vor allem der logistischen Vorbereitung auf die neue Saison und dem „sich kennenlernen“, was er, gerade bei einem neuen Team, sehr wichtig findet. Weihnachten wird er dann zu Hause verbringen, ehe im Januar ein Teamtrainingslager in Spanien auf dem Programm steht.
Er glaubt, ein gutes Team gefunden zu haben, einige neue Teamkollegen kennt er bereits von einigen Rennen, dazu wechseln zwei Teamkollegen von IAM (Larry Warbasse und Leigh Howard) mit zum neuen Team. Gefragt nach seinen Zielen für die neues Saison und seinem Rennprogramm für 2017 antwortet er, dass er sein Programm noch nicht kennt, dies werde erst beim ersten Teammeeting im Dezember grob abgesteckt. Also ProContinental-Team kann Aqua Blue aber noch nicht genau planen, da man auf Wildcards angewiesen ist. Man hofft auf Einladungen bei Rennen wie der Tour de Suisse und der Österreich-Rundfahrt. Er glaubt, dass das Team Einladungen für gute Rennen erhalten wird, wenngleich er nicht damit rechnet, dass man zum Giro d‘Italia oder gar zur Tour de France eingeladen wird. Aus diesem Grund kann er die Ziele noch nicht genau benennen. Er ist hoch motiviert, wichtig ist eine gute Vorbereitung, er möchte gut über den Winter trainieren. Wenn die Form stimmt, kann man bei vielen Rennen gut mitfahren. Die Grundlage dafür wird jetzt im Dezember und im Januar gelegt. Wir blicken auf zurück auf die Zeit bei IAM. Das Team traf sich letzte Woche in Genf zu einem letzten Meeting, bevor es sich am Ende des Jahres auflöst. Bis auf vier Fahrer waren alle Teammitglieder aus der Saison 2016 anwesend. An die vier Jahre bei IAM hat Stefan Denifl nur die besten Erinnerungen. Das Team ist 2013 von null weg gestartet und hat eine super Entwicklung gemacht. Er erwähnt auch besonders die Etappensiege bei allen drei Grand Tours in diesem Jahr und die erfolgreiche Saison 2016. Das Team sei sehr gut organisiert gewesen, die Atmosphäre war familiär, man wurde als Mensch behandelt, nicht als Nummer. Es sei schwierig, nochmal so ein Team zu finden. Die Frage, mit wem er sich im Team am besten verstanden habe, beantwortet er damit, dass alle Supertypen waren, es habe keinen Fahrer gegeben, den er nicht mochte. Die letzten zwei Jahren habe er viel Zeit mit Larry Warbasse und seinem Landsmann Matthias Brändle verbracht. Dies hängt aber auch immer vom Rennfahrertyp ab. Bei den Rennen habe er oft mit Pirmin Lang das Zimmer geteilt. Er erzählt mir auch, dass er sich bei diesem letzten Teamtreffen sehr ausführlich mit dem amtierenden Schweizer Meister Jonathan Fumeaux (mit dem wir selbst im September ein ausführliches Interview geführt hatten) unterhalten habe, der immer noch nach einem neuen Team für 2017 suche. Zum Zeitpunkt des Treffens habe er noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Auch Pirmin Lang habe noch kein neues Team gefunden, beide Schweizer hoffen weiter, aber es gebe wohl nur noch „Notoptionen“, wie Stefan es nennt. Schwierig sei für die Schweizer auch, dass sie höhere Ansprüche ans Gehalt haben müssen, da es sonst schwierig sein, das Leben in der Schweiz zu finanzieren. Das mache es für sie nicht ganz leicht. Er meint aber auch, dass es das früher nicht gegeben habe, dass ein nationaler Meister kein neues Team findet. (Anmerkung der Autorin: 2 Tage nachdem ich dieses Interview geführt habe. wurde bekannt gegeben, dass Jonathan Fumeaux zum Schweizer Continental-Team Roth-Akros wechseln wird. Wenige Tage später wurde bekannt, dass Pirmin Lang ebenfalls 2017 für das Team Roth-Akros an den Start gehen wird.) Ich fragte ihn nach seinem vorletzten Rennen, der Lombardei-Rundfahrt. Wie schwer war es, in die Gruppe zu kommen und wie oft hat er angreifen/Angriffen folgen müssen, bis es geklappt hat. So die Frage, die unser Chef Werfel gestellt hatte.
Während des Rennens hat Stefan gar nicht mitbekommen, dass er als Erster an der Madonna del Ghisallo einen Preis bekommt. Er sollte das Rennen zu Ende fahren, wurde ihm gesagt, allerdings hatte er dies ohnehin vorgehabt. Aber für den Preis hat sich dann natürlich nochmal mehr rentiert, auch wenn er die anderen Ausreißer nicht vergisst, die leer ausgegangen waren. Für ihn war es ein schönes Gefühl, zum Ende der Saison nochmal auf dem Podium zu stehen. Eine Woche später hat Stefan Denifl dann noch das Rennen Paris-Tours bestritten. Es war zugleich das letzten Rennen in der Geschichte des Team IAM-Cycling. Er war froh dieses letzte Rennen mit IAM bestritten zu haben. Auf dem Weg zum Flughafen nach Paris habe man nochmal gemeinsam gefeiert. Im Rückblick fragte ich ihn auch nach den Teamkollegen, die er in den letzten Jahren durch Unfälle verloren hat. Während seiner Zeit beim Team Leopard-Trek war Wouter Weylandt beim Giro d‘Italia 2011 tödlich verunglückt, 2014 verunglückte sein belgischer Teamkollege beim Team IAM, Kristoff Goddaert, im Training tödlich. Stefan selbst war bei dem Begräbnis von Goddaert gewesen. Er kannte ihn zwar nicht ganz so gut, aber er sei ein Supertyp gewesen, sehr lebenslustig. Es war keine leichte Situation für ihn und das Team. Er meint aber, man müsse solche Ereignisse auch ausblenden, um diesen Job zu machen, im Rennen bremst es nur. Er ist sich der Gefahr im Training und im Rennen aber sehr wohl bewusst und sagt, dass man darauf angewiesen ist, dass andere keine Fehler machen. Ein gewisses Risiko habe man immer, dies sei jedem bekannt. Er sagt auch, dass er als Radprofi ein deutlich höheres Risiko eingeht als in anderen Berufen. Er sagt aber auch, dass wenn man dies nicht möchte, müsse man aufhören. ... geht es im zweiten Teil des Interviews mit Stefan Denifl u.a. um die Schwierigkeiten für Familien von Radprofis, den schönsten Tag und das härteste Rennen seiner Karriere und den Stellenwert des Radsports im deutschsprachigen Raum. |
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08.12.2016 | ||||||
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