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Interview mit dem Schweizer Straßenmeister Jonathan Fumeaux (Teil 1)
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06.09.2016

Interview mit dem Schweizer Straßenmeister Jonathan Fumeaux (Teil 1)

Autor: Christine Kroth (Cofitine)



Am vergangenen Samstag traf ich mich am späten Nachmittag zu einem ausführlichen Interview mit dem amtierenden Schweizer Meister Jonathan Fumeaux vom Schweizer Team IAM-Cycling.
Am 26.06. war ich selbst bei seinem größten Triumph, den er, knapp 25 km von seinem Wohnort Conthey entfernt, in Martigny feiern konnte, dabei. Bereits im Vorfeld des Rennens hatte ich mich mit ihm zu einem kurzen Interview getroffen.
Jetzt, gut zwei Monate später, trafen wir uns in einem Ortsteil von Conthey in einem Café, wo er in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt.
Wir sprachen über aktuelle Themen rund um seinen Sieg, die Suche nach einem neuen Team und die weitere Saisonplanung.
Jonathan gewährte mir aber auch sehr persönliche Einblicke in sein Leben als Radprofi, in seine persönlichen Vorlieben, Hobbys und sein persönliches Umfeld.



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Das Interview, das stellenweise auch ein wenig ein Dialog zwischen mir und ihm war – er zeigte Interesse an unserer Arbeit für LiVE-Radsport.ch –, führten wir überwiegend auf Englisch. Zwar spricht er auch hervorragend Deutsch, doch in englischer Sprache fühlte er sich beim Beantworten der Fragen des langen Interviews, das über eine Stunde dauerte, deutlich sicherer.

Jonathan Fumeaux ist 28 Jahre alt (07.03.88) und fährt für den Club Cyclophile Sédunois in Sion, wo er geboren wurde und wo er sich sehr wohl fühlt, wie er mir im lockeren Gespräch erzählte.
Er begann seine Karriere 2011 im Team Atlas Personal und kam 2013 zum neugegründeten Schweizer Team IAM-Cycling. Er studierte außerdem Wirtschaftswissenschaften, schloss das Studium im Frühjahr 2015 ab.
2012 hatte er eine Etappe der Tour Alsace gewonnen. Sein Sieg bei den Schweizer Meisterschaften in diesem Jahr war sein bislang größter Erfolg als Radprofi. Mit Stolz erzählt er mir von seinem Sieg und davon, wie er das Trikot erstmals im Training und im Rennen getragen hat.
Wo er im nächsten Jahr fährt, ist noch nicht klar. Jonathan berichtet mir, dass er in Verhandlungen mit mehreren Teams steht, ein konkretes Angebot liege ihm aber noch nicht vor. Er hoffe aber, dass dies bald der Fall sein wird und er einen Vertrag für die kommende Saison unterschreiben kann. Er schätzt seine Chancen als schwierig, aber nicht aussichtslos ein. Aber er weiß, dass es nicht einfach ist, da zum Ende des Jahres mit Tinkoff ein weiteres Team der WorldTour den Rennbetrieb einstellen wird. Er hat einen Manager, der sich um diese Angelegenheiten kümmert und ihm dabei vieles abnimmt. Ein „good guy“, wie er ihn selbst bezeichnet.
Gerne würde er sein Schweizer Meistertrikot im nächsten Jahr in einem großen Team bei seinen Heimrundfahrten Tour de Romandie und Tour de Suisse präsentieren. Ein Traum von ihm ist ein Start beim Giro d'Italia oder auch einem Frühjahrsklassiker. Dies sind die Ziele für die nächste Saison, was aber davon abhängt, in welchem Team er nächstes Jahr fährt.

Li-Ra: Hast Du ein Lieblingsrennen?
J.F.: Tour de Suisse.

Li-Ra: Welches Rennen, das Du noch nie gefahren bist, würdest Du gerne mal bestreiten?
J.F.: Giro, Tour – aber an erster Stelle Giro.

Li-Ra: Hast Du ein Vorbild? Wenn ja, wen? Sportlich? Persönlich?
J.F.: Nein.

Erst mit 13 Jahren begann Jonathan Fumeaux mit dem Radsport. Nach der Schule trainierte er zusammen mit anderen Jugendlichen. Bis zu seinem 15. Lebensjahr fuhr er Cyclocross, danach wechselte er auf die Straße. Crossrennen fährt er heute nicht mehr, er sagt, er habe keine Zeit mehr dafür und es fehle ihm auch die Motivation.
Ich fragte ihn, ob er als Kind einen anderen Berufswunsch hatte oder ob er schon immer Radprofi werden wollte. Er kann sich nicht daran erinnern, dass er etwas anderes werden wollte. Als er mit Radsport begann und merkte, dass er Radprofi werden könne, hatte er keinen anderen Berufswunsch mehr.

Unser Gespräch findet in einer sehr lockeren Atmosphäre statt, wir lachen sehr viel und er versprüht viel Lebensfreude. Diese positive Ausstrahlung ist mir bei den vorherigen Treffen schon angenehm aufgefallen. In seinem Twitter-Account bezeichnet er sich selbst als „Life-Enthusiast“. Als ich ihn darauf anspreche, sagt er mir, dass er versuche, mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen, aber dass es auch nicht immer einfach ist. Das Leben hat Höhen und Tiefen, er versuche aber, es optimistisch zu sehen.

In seiner Freizeit hat Jonathan Fumeaux vielfältige Interessen. Er geht gerne ins Kino, liebt Musik (Rock, Pop, auf eine bestimmte Richtung ist er nicht festgelegt) und trifft sich gerne mit Freunden. Ein großes Hobby von ihm ist, trotz seines Berufes, das Reisen. Er findet es spannend, neue Länder und Städte kennenzulernen.
Den Großteil seines Lebens bestimmt der Radsport. In seiner Heimat, dem Wallis, ist er in seiner Freizeit auch gerne mit dem Mountainbike unterwegs, besonders im Winter. Im Winter spielt er zudem mit einem Freund regelmäßig Tennis und ist gelegentlich auf Langlaufskiern unterwegs. Doch auch im Winter versucht er, so oft wie möglich mit dem Rennrad zu trainieren, damit fühlt er sich am wohlsten.
Auch für anderen Sportarten interessiert er sich. So hat er vor Kurzem die Olympischen Spiele im TV verfolgt. Er verfolgt gerne die Wettbewerbe im Tennis, mag Fußball und Leichtathletik. Als ich daraufhin den Namen Usain Bolt erwähne, lacht er.
Kontakt zu Sportlern aus anderen Sportarten hat er aber nicht. Was auch damit zu tun hat, dass in dem Teil des Wallis, aus dem er stammt und wo er lebt, fast ausschließlich Radsportler leben und keine Sportler aus anderen Sportarten.

In seiner Familie ist er der erste Radsportler, er stammt also nicht aus einer Sportlerfamilie.
Seine Familie und seine Freunde sieht er zurzeit selten. Manchmal ist es schwierig, sagt er, da er ja oft mehrere Wochen am Stück unterwegs ist. Im Winter sei es natürlich einfacher für ihn, Zeit mit seiner Familie zu verbringen und Freunde zu treffen. Es ist für ihn aber okay, wie er sagt. Und er verweist darauf, dass er nach dem Ende seiner Karriere sicher genügend Zeit habe, sich seiner Familie und seinen Freunden zu widmen.
Kontakt zu seinen Fans hält er über seinen Verein, wo ihm vor allem der radsportliche Nachwuchs am Herzen liegt. Er erinnert sich selbst an die Zeit, als er mit dem Radsport begann und Alexandre Moos immer wieder beim Nachwuchs seines Vereins vorbeischaute. Er habe sich immer sehr über den Besuch des bekannten Walliser Radprofis gefreut.
Er verweist aber auch darauf, dass der Radsport in der Schweiz in der Gunst der Fans doch deutlich hinter Eishockey und dem Skisport zurücksteht.

Morgen: Jonathan Fumeaux über Rennen, Training, die Schweizer Meisterschaften ...





Jonathan Fumeaux
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