Siegesserie von Stybar hält auch im ersten Weltcup-Rennen an

Info: Radcross: WELTCUP AIGLE
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)

Aigle, 17.10.10 - Beim Weltcup-Auftakt im schweizerischen Aigle ist Weltmeister Zdenek Stybar (Telenet-Fidea) seiner Favoritenrolle voll und ganz gerecht geworden. Der 24-jährige Tscheche löste sich etwa zur Halbzeit des Rennens aus der Favoritengruppe und siegte als Solist mit ca. 10 Sekunden Vorsprung auf Niels Albert (BKCP-Powerplus). Dritter wurde Stybars Teamkollege Kevin Pauwels. Auch im Frauen-Rennen setzte sich eine Favoritin durch, nämlich die US-Amerikanerin Katherine Compton (Planet Bike). Die deutsche Meisterin Hanka Kupfernagel belegte Platz fünf.

Stybar weiterhin unbezwingbar. Albert meldet sich mit Platz zwei zurück. Nys enttäuscht
Nach vier Jahren kehrte der Weltcup zurück ins schweizerische Aigle (Kanton Waadt). Schon 2005 und 2006 war die 8000-Einwohner-Gemeinde, wo sich bekanntlich der Hauptsitz des Radsportweltverbandes UCI befindet, Gastgeber der wichtigsten Radcross-Serie gewesen. In den Jahren 2007 und 2009 hatte das Rennen in Aigle den Status C2, 2008 fiel es dem Rotstift zum Opfer. Doch diese Zeiten waren vergessen, als sich die über 70 Top-Fahrer aus aller Welt an der Startlinie aufreihten und sich dem technisch sehr anspruchsvollen Parcours stellten, der sich wider Erwarten vollkommen abgetrocknet präsentierte. Dass er Ambitionen auf eine Fortsetzung seiner Siegesserie hegte, zeigte Weltmeister und Weltcup-Titelverteidiger Zdenek Stybar von Beginn an. Das Tempo, das er anschlug, sorgte für die Abspaltung einer ca. 10-köpfigen Gruppe, die langgestreckt die ersten drei von insgesamt 11 Runden an der Spitze absolvierte. Stybar überließ zwar bald die Führungposition dem Belgier Bart Aernouts (Rabobank), mit dem er privat eng befreundet ist, doch hatte er, an zweiter Position gelegen, weiterhin alles im Griff und es stellte sich nur die Frage, wann der Mann im Regenbogentrikot erneut angreifen würde.

Nach sechs Runden war es dann so weit: Stybar nutzte die Steilkurve dazu, um sich abzusetzen und zeigte fortan der Konkurrenz nur noch die Rückenansicht. Hinter ihm bemühte sich Aernouts am verbissensten um die Verfolgungsarbeit, doch ein Problem mit der Kette warf ihn zurück und Niels Albert übernahm das Kommando in der Gruppe. Der Ex-Weltmeister, dessen Saisonstart sich aufgrund eines Muskelfaserrisses um zwei Wochen verzögert hatte, löste sich wenig später von den anderen, konnte Stybar aber freilich nicht mehr gefährden. Der Tscheche strich den sechsten Saisonsieg ein - noch keiner konnte ihn in diesem Herbst bezwingen - und setzte sich nach seinen Auftaktsiegen bei der GvA Trofee und dem Superprestige auch im Weltcup-Klassement an die Spitze. Er erhält für seinen Erfolg 80 Punkte; Albert, der sichtlich erleichtert neun Sekunden später im Ziel eintraf, bekommt 10 Punkte weniger. Die ehemalige Spitzengruppe erreichte völlig zerfleddert das Ziel. Stybars Telenet-Team durfte sich über einen weiteren Podestplatz in Person von Kevin Pauwels (+ 0:14) freuen. Klaas Vantornout (Sunweb) wurde Vierter (+ 0:20). Dann folgten Dieter Vanthourenhout und sein Cousin Sven - allerdings getrennt durch den französischen Meister Francis Mourey, dessen Landsmann Steve Chainel einen starken achten Platz verbuchte. Ganz und gar nicht stark präsentierte sich der belgische Meister Sven Nys, siebenfacher Weltcup-Gesamtsieger, der mit 43 Sekunden Rückstand Neunter wurde. Bart Wellens machte mit einigem Abstand die Top10 komplett. Der deutsche Meister Philipp Walsleben zog sich mit Rang 15 (+2:33) in einem tempoharten, schweren Rennen achtbar aus der Affäre. Lokalmatador Christian Heule kam über Rang 23 mit fast drei Minuten Rückstand nicht hinaus.

Auch Compton setzt Siegesserie fort. Titelverteidigerin Van den Brand Zweite
Auch bei den Damen sorgte eine frühe Tempovorgabe für eine Vorentscheidung. Hier war es die Niederländerin Sanne van Paassen, die die Gruppe der Sieganwärterinnen herauszuschälen half. An ihrer Seite fuhren dort die Weltcup-Titelverteidigerin Daphny van den Brand, die tschechische Meisterin Katerina Nash und die deutsche Meisterin und Vizeweltmeisterin Hanka Kupfernagel - nicht jedoch die in dieser Saison in ihrer US-amerikanischen Heimat noch ungeschlagene Katherine Compton, die einen schlechte Start erwischte. Pech hatte kurz darauf auch Van Paassen, die zu Fall kam und sich demzufolge mit Compton auf der Verfolgung der Spitzenreiterinnen wiederfand. Gemeinsam stellten sie den Anschluss her, doch die Gruppe blieb nicht mehr lange zusammen. Die Frau im Stars-and-Stripes-Trikot zog durch und nur Van den Brand konnte ihr Hinterrad halten. In der vorletzten von sechs Runden schüttelte Compton dann auch die niederländische Meisterin ab. Sie gewann - genau wie im letzten Jahr - überaus souverän den ersten Weltcup der Saison, hatte am Ende exakt eine halbe Minute Vorsprung auf Van den Brand und 38 Sekunden auf Nash, welche die unglückliche Van Paassen im Sprint ums Podium schlug. Kupfernagel verlor weitere 30 Sekunden und beendete das Rennen als Fünfte. Compton bekommt für ihren Sieg 60 Zähler gutgeschrieben, Van den Brand für Platz zwei deren 50. Die deutsche Meisterin sammelte 35 Zähler. Marianne Vos, Radcross-Weltmeisterin und im Vorjahresweltcup Gesamtzweite, verzichtete übrigens auf einen Start in Aigle.

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Runde zwei des Weltcups, der heuer insgesamt "nur" acht Durchgänge umfasst, findet bereits kommenden Sonntag in Pilsen in Tschechien statt. Genau wie heute wird es auch dann Weltcup-Rennen für die Männer und die Frauen Elite geben, die U23- und Junioren-Fahrer starten erst einige Wochen später in Koksijde ihren Kampf ums UCI-Weltcup-Trikot.