<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Bahnradsport
So wird das Bremer Sechstagerennen 2011 - und 2012?
Suchen </font size=2>Bahnradsport</font> Forum  </font size=2>Bahnradsport</font> Forum  </font size=2>Bahnradsport</font>
21.12.2010

So wird das Bremer Sechstagerennen 2011 - und 2012?

Info: Sixdays: 6-Tage-Rennen Bremen
Autor: Thorsten Schmidt (www.kultur-buch.de)



Attraktive Namen im Showprogramm und ein verändertes Rennprogramm sind die Schlagwörter, mit denen die Veranstalter beim Bremer Sechstagerennen vom 13.-18.Januar 2011 wieder mal 120.000 Zuschauer in die Hallen am Bremer Hauptbahnhof locken möchten. Veranstalter Frank Minder und Chefsprecher Christian Stoll gaben auf der heutigen Pressekonferenz Details und Namen bekannt, die die 47.Auflage der Traditionsveranstaltung prägen sollen.

2011

Für alle Radsportfans, die das Bremer Sechstagerennen noch nicht persönlich kennenlernen konnten und sich womöglich über solche Besucherzahlen verwundert die Augen reiben, sei noch mal auf die besondere Situation vor Ort hingewiesen. Fünf nebeneinander liegende Hallen gehen ineinander über. Das Rennen in der großen Halle 1 bietet den Anlass zum größten Indoor-Volksfest des Nordens. Die zahlreichen Showbühnen, Diskotheken und kulinarischen Angebote in den anderen Hallen liefern die Party für (fast) jeden Geschmack. Und das direkt an die Hallen gebaute Hotel verwandelt sich für sechs Tage zum Fahrerlager, zur Nachtbar und zum Medienzentrum. Diese Mischung macht den Erfolg (bei Frank Minder klingt das auf norddeutsch nach „Sssspitzensssport und Ssspass und Ssspannung“). Und auch wenn Radsportpuristen sich stets darüber mokieren, dass bei diesem Volksfest die Wettkämpfe zur Nebensache verkommen, so gibt es doch keine Abstriche an der Klasse des Fahrerfeldes und der Beliebtheit des Bremer Rennes unter den Rennfahrern.

Da der Sportliche Leiter Patrick Sercu in Belgien im Schnee stecken blieb, erläuterte Chefsprecher Christian Stoll die sportlichen Neuerungen. Erstmalig sollen in Bremen reine Nationalteams an den Start gehen. In Hinblick auf die Olympischen Spiele 2012 in London werden vermehrt Fahrer nach Bremen eingeladen, die in den Olympiakadern ihres Landes geführt werden. Und auch die Wettbewerbe zwischen den Jagden werden auf das verknappte olympische Programm für die Ausdauerfahrer zugeschnitten. An jedem Abend wird ein komplettes Omnium zu absolvieren sein (250 Meter fliegend, Punktefahren über 30 km, Ausscheidungsfahren, Einerverfolgung, Scratch und 1000m Zeitfahren). Dafür werden die Zuschauer erstmalig auf die beliebten knatternden Derny-Motoren vergeblich warten. „So viele Wettbewerbe bekommen wir im Zeitplan sowieso nur unter, weil wir anders als bei anderen Sixdays keine zusätzlichen Sprint- oder Steher-Wettbewerbe haben“, erläuterte Christian Stoll, „die Derny-Rennen kosten viel Zeit am Abend, bringen aber rein sportlich nur 5 Punkte für den Sieger, so dass wir uns stattdessen für ein abwechslungsreicheres Programm mit verschiedenen und vielseitigen Wettbewerben entschieden haben.“

Auch wenn die Fahrer-Paarungen im Einzelnen noch nicht feststehen, werden die üblichen Verdächtigen um die Podiumsplätze streiten. Mit Danny Stam (Sieger 2003 und 2006), Robert Bartko (Sieger 2005 und 2008), Iljo Keisse (Sieger 2008), Leif Lampater (Sieger 2009) und Franco Marvulli (Sieger 2010) sind die Favoriten schnell benannt, zumal die Verpflichtung weiterer Spitzenfahrer, die sich in Pro-Tour-Teams „down under“ auf die Straßensaison vorbereiten (Hondo, Kluge, Mörkov, Rasmussen), wie in jedem Jahr am Januartermin scheitert.

Wenn pro Abend an die 20.000 Besucher in die Hallen strömen, aber nur knapp 7000 Radsport-Interessierte in die Halle 1 passen, dann kommt dem Showprogramm eine besondere Bedeutung zu. Bekannte Namen sollen locken. Den Startschuss gibt Nena. Rudolf Rock feat. Hugo Egon Balder, Middle of the Road, Loona und wie im vergangenen Jahr Liz Mitchell von Boney M. werden nach den Jagden den Saal zum Kochen bringen. Aber das Hallendach fliegt erst weg, wenn zum Abschluss eines jeden Abends Klaus & Klaus die Nordseeküste besingen. Seit 25 Jahren machen die beiden Kläuse das nun schon. Ein Phänomen, das man nicht beschreiben, sondern nur erleben kann.

2012

Ein wenig Wehmut lag über dieser Pressekonferenz. Das 40.Sechstagerennen von Frank Minder könnte auch sein letztes werden. Denn das Bremer Sechstagerennen „gehört“ der Stadt Bremen und der Vermarktungsvertrag mit Frank Minder läuft mit dem Rennen 2011 aus. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben wurde eine Nachfolge öffentlich ausgeschrieben.
Doch das Entscheidungsverfahren zieht sich unverständlicherweise in die Länge. Eine Entscheidung war schon für den 30.November angekündigt worden, wurde dann auf den 17.Dezember verschoben und soll nun nicht vor dem 19.Januar verkündet werden – einen Tag nach dem Ende des Sechstagerennens. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Frank Minder hat sich als sein eigener Nachfolger beworben. Pikanterweise hat auch Reiner Schnorpfeil, der zusammen mit dem ehemaligen Geschäftsführer der Bremer Stadthalle Heinz Seesing das Berliner Sechstagerennen veranstaltet, eine Bewerbung abgegeben. Minder hat das Sechstage-Handwerk unter Heinz Seesing gelernt, aber die beiden sind nie wirkliche Freunde geworden. Und auch innerhalb der Stadtverwaltung wird es den einen oder anderen geben, der sich von Minders offener und mitunter etwas kantiger Art in der Vergangenheit auf den Schlips getreten gefühlt hat. In den Bremer Medien wird schon offen darüber spekuliert, dass durchaus noch andere als rein wirtschaftliche Faktoren in der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Vielleicht ist das aber auch überinterpretiert. Denn die Stadt ist durchaus in der Zwickmühle. Zum einen ist sie daran interessiert, das neben Werder Bremen größte überregionale Sportevent längerfristig zu sichern. Für einen Zehnjahresvertrag wäre der fast 65jährige Minder schon zu alt. Zum anderen wird sich die Stadt bei einer Vergabe an einen anderen Bewerber nicht nur am finanziellen Risiko beteiligen, sondern auch auf die größte Einnahmequelle verzichten müssen. Denn anders als bei anderen Großevents veranstaltet Frank Minder das Sechstagerennen ohne jede Beteiligung an den Gastronomieumsätzen. Die Mitbewerber von Minder stammen aus der Gastronomie- und Veranstaltungsbranche und werden sich ihr Kerngeschäft nicht aus der Hand nehmen lassen.

Frank Minder ist trotz der ungeklärten Zukunftsaussichten zuversichtlich, auch 2012 das Bremer Sechstagerennen zu veranstalten. „Die besten Argumente sprechen für uns“, zeigt er sich kämpferisch, „und wenn es dennoch mein letztes Sechstagerennen werden sollte, dann werde ich mich im Januar mit einer gigantischen Sechstageparty verabschieden.“

Minder wäre ein schlechter Pokerspieler, wenn er nicht noch ein As im Ärmel hätte. Bereits im Sommer hatte das gesamte Veranstaltungsteam öffentlichkeitswirksam erklärt, für einen neuen Veranstalter nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Und die oft gestellte Frage: „Was kommt nach Minder?“, hat der 64jährige inzwischen selbst geregelt. Mit Christian Stoll, der als Stadionsprecher von Werder Bremen und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft über Bremen hinaus große Reputation genießt und der demnächst als Veranstalter die Sechstagerennen in Hannover und Köln wiederbeleben wird, hat er einen ausgewiesenen Sechstage-Experten an seiner Seite, der sich in den nächsten drei Jahren in die Nachfolge einarbeiten könnte.





So wird das Bremer Sechstagerennen 2011 - und 2012?
So wird das Bremer Sechstagerennen 2011 - und 2012?

Zum Seitenanfang von für So wird das Bremer Sechstagerennen 2011 - und 2012?



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live