Info: Felix Griep (Werfel) Autor: BAHNRADSPORT-WELTMEISTERSCHAFT 2019 IN PRUSZKÓW
Pruszków, 27.02.2019 – Am ersten Tag der Bahn-Weltmeisterschaften in der polnischen Stadt Pruszków haben Miriam Welte und Emma Hinze für den Bund Deutscher Radfahrer Bronze im Teamsprint geholt. 163 Tausendstel fehlten dem neuen deutschen Gespann zum Einzug ins Finale, wo die Titelverteidigung gegen starke Australierinnen aber wohl auch nur ein Traum geblieben wäre. Bei den Männern verteidigten die Niederländer auf eindrucksvolle Weise ihren Titel, während Deutschland auf Platz vier leer ausging. Im Scratch musste sich die dreifache Weltmeisterin von 2018 Kirsten Wild in einem engen Sprintduell der Britin Elinor Barker geschlagen geben. Außerdem gab es Vorläufe in der Mannschaftsverfolgung mit zufriedenstellenden Ergebnissen für Deutschland und die Schweiz.
Bahn-WM 2019: Übersicht | Medaillenspiegel | Zeitplan
Scratch Frauen
❶ Barker ❷ Wild ❸ D‘Hoore
Barker und Wild entkommen dem Massensturz, Brauße wird Fünfte
Mit den Qualifikationsläufen in Mannschaftsverfolgung und Teamsprint hatte die WM am Mittwoch begonnen, doch die ersten Medaillen wurden im Scratch der Frauen vergeben. Die ersten zehn der 40 Runden verliefen ruhig, bevor die Russin Evgenia Augustinas zur Attacke blies. Die Spanierin Irene Usabiaga und die Österreicherin Verena Eberhardt setzten nach, konnten aber nicht zur Führenden aufschließen, die allerdings ebenfalls nach einer Weile wieder vom Feld eingeholt wurde. Neun Runden vor Schluss versuchten es die Irin Lydia Gurley und die Norwegerin Anita Stenberg, doch auch dieser Fluchtversuch führte keine Vorentscheidung herbei. Gurley zog so lange durch wie möglich und wurde erst zwei Runden vor dem Ende eingefangen.
In der vorletzten Runde verhakten sich bei enorm hohem Tempo die Räder der Dänin Amalie Dideriksen und der Italienerin Martina Fidanza, womit sie einen Massensturz auslösten, der insgesamt zehn der 23 Fahrerinnen betraf. Auch Eberhardt und die Schweizerin Aline Seitz konnten das Rennen deshalb nicht beenden. Die Deutsche Franziska Brauße hingegen war verschont geblieben und konnte so einen achtbaren fünften Platz einfahren. Die Niederländerin Kirsten Wild, die 2018 bei ihrer Heim-WM in Apeldoorn drei goldene und eine silberne Medaille gewonnen hatte, zeigte zwar einen starken Endspurt, konnte ihren Titel aber nicht verteidigen. Die Britin Elinor Barker – Weltmeisterin in der Mannschaftsverfolgung 2013, 2014 und im Punkterennen 2017 – war minimal schneller und holte sich den Sieg. Bronze ging an die Belgierin Jolien D’Hoore.
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Teamsprint Frauen
❶ Australien ❷ Russland ❸ Deutschland
Welte/Hinze holen Bronze, McCulloch ihren insgesamt vierten Titel
Im vorigen Jahr waren Kristina Vogel und Miriam Welte zum vierten Mal Teamsprint-Weltmeisterinnen geworden – Rekord! Das deutsche Traumduo gibt es seit Vogels Trainungsunfall im vorigen Sommer aber nicht mehr, doch auch mit ihrer neuen, 21 Jahre jungen Partnerin Emma Hinze gehört die 32-jährige Welte weiterhin zur Weltspitze. Das deutsche Gespann, das in dieser Saison bei drei Weltcups den zweiten Platz belegte, holte wie bei der Europameisterschaft von Glasgow die Bronzemedaille. Platz drei in der Qualifikation, die drittbeste Zeit in der 1. Runde und ein überzeugender Sieg gegen Mexiko im kleinen Finale führten Welte/Hinze auf das WM-Podest.
Wären sie in der 1. Runde 0,163 Sekunden schneller gewesen, hätten die Deutschen statt der Russinnen ins Finale einziehen können. Anders als 2016 und 2017 reichte es für die Europameisterinnen Daria Shmeleva und Anastasiia Voinova diesmal aber nicht zum Titel, denn Kaarle McCulloch und Stephanie Morton waren an diesem Abend unschlagbar. Das Finale entschieden die Australierinnen mit mehr als drei Zehnteln Vorsprung für sich. McCulloch ist damit nun wie Vogel und Welte viermalige Teamsprint-Weltmeisterin, denn sie hatte in den Jahren 2009 bis 2011 gemeinsam mit Anne Meares schon dreimal in Folge WM-Gold gewonnen.
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Teamsprint Männer
❶ Niederlande ❷ Frankreich ❸ Russland
Niederländer fast in Weltrekordzeit, Deutschland auf Platz vier
Eine Berg- und Talfahrt erlebten die deutschen Teamsprint-Männer, für die in der Qualifikation nur der fünfte Platz heraussprang, bevor sie sich in der 1. Runde gegen die zuvor viertschnellsten Polen durchsetzten und damit die Gastgeber aus dem Wettbewerb warfen. Zugleich waren Timo Bichler, Stefan Bötticher und Maximilian Dörnbach in diesem zweiten Durchgang das drittschnellste Team, so dass sie ins Rennen um Bronze einzogen und sich ernsthafte Hoffnungen auf eine Medaille machen durften. Zumal es als Gegner nicht die in der Quali auf Rang drei gefahrenen Neuseeländer gab, weil Edward Dawkins, Ethan Mitchell und Sam Webster – die Weltmeister von 2014, 2016 und 2017 – überraschend ihr Erstrundenduell gegen Russland verloren. Doch Denis Dmitriev, Alexander Sharapov und Pavel Yakushevskiy waren zum Schluss fast zwei Zehntelsekunden schneller als das deutsche Trio und schnappten ihnen die Medaille weg.
Gold holten sich Jeffrey Hoogland, Harrie Lavreysen, Roy van den Bergh und der nur in der 1. Runde eingesetzte Matthijs Buchli – es war die Titelverteidigung für die Niederlande, die 2018 erstmals überhaupt im Teamsprint bei einer Weltmeisterschaft erfolgreich gewesen waren. Der Oranje-Dreier war schon in der Qualifikation und 1. Runde eindeutig am schnellsten gewesen und entschied dann auch noch das Finale mit fast einer Sekunde Vorsprung gegenüber den Franzosen Grégroy Baugé, Quentin Lafargue und Sébastien Vigier für sich. Mit der herausragenden Finalzeit von 41,923 Sekunden lagen Hoogland, Lavreysen und Van den Bergh gerade einmal 52 Tausendstel über dem Weltrekord, den Deutschland 2013 in Aguascalientes aufgestellt hatte.
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Mannschaftsverfolgung Männer
Deutschland erreicht den fünften, die Schweiz den sechsten Platz
Zwei von drei Runden wurden in der Mannschaftsverfolgung der Männer am Mittwoch ausgetragen, so dass die Teilnehmer für die Medaillenläufe am Donnerstag feststehen. Die Briten bewahrten sich die Chance auf eine Verteidigung ihres Titels, sind aber nicht unbedingt die Topfavoriten fürs Finale, weil in beiden Durchgängen die in den beiden Jahren zuvor siegreichen Australier schneller waren. In der Qualifikation betrug der Vorsprung des Teams aus Down Under mehr als deutliche 1,7 Sekunden, doch in der 1. Runde, in der sich beide Gespann verbessern konnten, waren die Briten nur noch ein Zehntel langsamer.
Die Deutschen Felix Groß, Theo Reinhardt, Leon Rohde und Domenic Weinstein belegten in der Qualifikation den sechsten Platz, direkt gefolgt von den Schweizern Claudio Imhof, Cyrille Thièry, Stefan Bissegger und Robin Froidevaux. So kam es in der ersten Runde zum direkten Duell der Teams von BDR und Swiss Cycling. Die Deutschen verbesserten ihre Zeit auf 3:56,897 Minuten, während die Schweizer im zweiten Versuch mehr als eine Sekunde über ihren 3:57,834 Minuten aus der Quali blieben. In der Endabrechung bedeutet das Platz fünf für Deutschland und Platz sechs für die Schweiz – Ergebnisse mit denen beiden Nationen absolut zufrieden sein können.
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Mannschaftsverfolgung Frauen
Titelverteidigerinnen USA in der Qualifikation nur Siebte
Die Frauen bestritten in der Mannschaftsverfolgung zunächst nur die Qualifikation, werden ihre 1. Runde zusammen mit den Finals am Donnerstag austragen. Quali-Beste wurden die Australierinnen Annette Edmondson, Ashlee Ankudinoff, Georgia Baker und Amy Cure, die auf ihren ersten Titel seit 2015 hoffen können. Hauptkonkurrentinnen sind die Britinnen Laura Kenny, Katie Archibald, Elinor Barker und Eleanor Dickinson, die sieben Zehntelsekunden hinter Australien Zweite wurden und mehr als drei Sekunden Vorsprung zu den Drittplatzierten aus Neuseeland aufweisen.
Die Deutschen Charlotte Becker, Franziska Brauße, Lisa Brennauer und Lisa Klein erreichten genau wie ihre männlichen Kollegen Quali-Platz sechs und landeten damit noch vor dem Team der USA, dessen Dominanz nach drei WM-Titeln in Folge ein Ende zu finden scheint. Jennifer Valente und Kimberley Geist, die in den letzten drei bzw. zwei Jahren zum Weltmeisterteam gehört hatten, und ihre neuen Kolleginnen Christina Brich und Emma White blieben als nur siebtbestes Team gut zehn Sekunden hinter der Bestzeit zurück.
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Neben den Finals in der Mannschaftsverfolgung fallen am Donnerstag auch noch die Entscheidungen im Scratch der Männer, Keirin der Männer und Sprint der Frauen.
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