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Kommentar: Der Radsport und die Corona-Krise
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17.04.2020

Kommentar: Der Radsport und die Corona-Krise

Autor: Gastbeitrag von cycling-and-more



17.04.2020 - Nun soll sie also stattfinden, die Tour de France, ab dem 29.08. soll das größte Rennen der Welt durch Frankreich rollen. Gefolgt von der WM und dem Giro und der Vuelta und, ach ja, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und die Lombardei-Rundfahrt sollen dieses Jahr ja auch noch über die Bühne gehen!

Die Radsportwelt jubelt. Und gibt dabei ein äußerst jämmerliches Bild ab!
Während die Fußball-EM und Olympia längst für dieses Jahr abgesagt wurden, hat die ASO lange am Termin im Juli festgehalten. Und sich dabei alles andere als mit Ruhm bekleckert. Hatte man doch das IOC wegen mangelndem Krisenmanagement noch belächelt, bleibt einem bei dem, was ASO und UCI geboten haben, doch glatt das Lachen im Halse stecken.


Der Plan der UCI:
Neuer Termin für die Tour de France – 29.8. bis 20.9.


Zugegeben, auch ich hatte Corona unterschätzt. Hatte lange gehofft, die Radsaison könne wenigstens ab Mai ganz normal laufen. Doch auch ich wurde bald eines Besseren belehrt.

Die französische Regierung hat Anfang der Woche der ASO die Entscheidung über eine Austragung im Juni abgenommen und Großveranstaltungen bis Mitte Juli verboten. Doch statt nun Größe zu zeigen, verschiebt man weiter, nun also auf Ende August. Das letzte Wochenende überschneidet sich dann mit der Straßenrad-WM in Aigle-Martigny. Und vorher sollen dann noch die nationalen Meisterschaften ausgetragen werden. Die neuen nationalen Meister sollen ihre Trikots bei der Tour schließlich präsentieren können. Doch auch das scheint unmöglich, wurden wichtige nationale Verbände in Belgien und Deutschland bereits von ihren Regierungen ausgebremst, die Großveranstaltungen, zu denen eben auch Radrennen zählen, bis Ende August verbieten.
Natürlich haben die Veranstalter RCS (Giro) und Flanders Classics (Flandern-Rundfahrt) auch ihre Ansprüche angemeldet. Wenn die ASO ihre Rennen durchbekommt in diesem Jahr, dann hätten wir das auch gerne! Die Saison geht dann halt bis November, überschneidet sich mit einem neuen aufgeblähten Cross-Kalender und selbstverständlich beginnt die neue Saison wie gewohnt im Januar mit der Tour Down Under.

Man kann die Radprofis verstehen, die nach Aufmerksamkeit lechzen. Die neu geschaffenen virtuellen Rennen sind nun mal kein wirklicher Ersatz zum Kräftemessen am Berg unter den Anfeuerungsrufen begeisterter Fans.


Virtuelle Rennen:
De Ronde: Lockdown Edition | The Digital Swiss 5


Sollte alles so kommen, wie es nun diese Woche beschlossen wurde, was stark zu bezweifeln ist, dann wird es ein Hauen und Stechen geben um die Startplätze. Einige große Namen haben bereits ihre geänderten Rennprogramme verkündet.
Sie verdienen nun mal ihr Geld mit Rennenfahren.
Aber wer bleibt dabei auf der Strecke? Die kleinen Teams, die unbekannteren Fahrer und die weniger bedeutungsvollen Rennen, die, so viel wurde auch bereits bekannt, bereits im August und September geplant sind und da auch stattfinden sollen.
Und wer sagt uns, dass wirklich Ende August wieder Großereignisse werden stattfinden können? Der gesunde Menschenverstand sagt uns doch, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist und die Menschen erstmal wieder halbwegs ins normale Leben zurückfinden müssen, bevor sie die Muße haben, sich an die Strecke eines Radrennens oder auf die Tribüne eines Fußballstadions zu stellen.

Was ich in den letzten Tagen beobachte, ist ein Chaos sondergleichen. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, jeder möchte das Beste für sich und das größte Stück vom Kuchen. Fast kommt es mir so vor wie beim Kampf ums Klopapier im Supermarkt zu Beginn der Krise.

Was der Radsport jetzt braucht, sind klare Ansagen seitens der UCI. Was der Radsport jetzt braucht, ist eine starke UCI.
Doch der Weltradsportverband, der sich in diesem Jahr mit der WM vor der eigenen Haustüre eigentlich von seiner besten Seite zeigen wollte, ist nur eine Marionette der großen Veranstalter.

Der Radsport wird nach Corona ein anderer sein! Nur, wenn das, was in dieser Woche beschlossen wurde, wirklich so umgesetzt wird, wird der der Radsport nicht mehr nur ein anderer sein, er schaufelt sich so auch sein eigenes Grab.
Corona ist meines Erachtens eine größere Bedrohung für diesen Sport, als es alle Dopingskandale der letzten Jahrzehnte bislang waren!
Es wird Zeit, dass sich endlich alle zusammentun, gemeinsam die Reset-Taste drücken und im nächsten Jahr, in dem uns Corona sicher auch noch begleiten wird, einen Neuanfang wagen.
Beendet endlich dieses Trauerspiel, beendet endlich die Saison! Sonst verliert der Radsport einmal mehr an Glaubwürdigkeit!





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