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Radsport in der Coronakrise: Die Stimmen der Woche (KW20)
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16.05.2020

Radsport in der Coronakrise: Die Stimmen der Woche (KW20)

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



16.05.2020 – Zurzeit werden keine Radrennen ausgetragen, aber das heißt nicht, dass die Radsport-Szene verstummt ist. Geredet wird immer, zur Not über die Coronakrise. LiVE-Radsport.com hat die einschlägigen Medien durchstöbert und die Stimmen der Woche für Euch zusammengestellt.


Alle Beiträge der Serie „Die Stimmen der Woche“


11.05. – Guillén nahm den Monat, den keiner wollte

Eine weitere Woche ohne Radrennen und eine weitere Woche, in der über den neuen UCI-Kalender diskutiert wurde. Vuelta-a-España-Direktor Javier Guillén zeigte sich gegenüber Marca zufrieden mit dem Platz, den seine Rundfahrt auf der neuen Agenda zugewiesen bekommen hat (20.10.-8.11.): „Im Großen und Ganzen gesehen denke ich, dass die Vuelta sehr gut zu dem Kalender passt. Wir sind glücklich mit den Umständen. Die Tour ist zufrieden, weil ihr Termin als Erstes festgelegt wurde. Und wir müssen ihnen dankbar sein, dass das so schnell ging. Von dort ausgehend kann man den Rest der Rennen verteilen. Der Giro hat die üblichen vier Wochenenden verlangt und bekommen. Wir wollten sie eigentlich auch, aber wenigstens haben wir den gewünschten Termin. November war ein Monat, in dem Rennen noch möglich waren und niemand hat diesen Monat gewollt.“ Auf den Start in den Niederlanden und den Abstecher nach Portugal wird die Spanienrundfahrt 2020 freilich verzichten.

Thomas de Gendt (Lotto Soudal) schaute für Het Nieuwsblad auf die Tour de France (29.8.-20.9.) voraus: „Ich habe das Roadbook der Tour erst flüchtig durchgeblättert. Auch online findet man noch nicht alle vollständigen Etappenprofile. Aber die ersten Etappen werden sehr wichtig für mich. Die erste Etappe ist bereits ein großes Ziel. Eine typische Paris-Nizza-Etappe, bei der man dem Peloton ein Schnippchen schlagen kann.“



Giacomo Nizzolo, der beim bislang letzten Radrennen, nämlich Paris-Nizza, eine Etappe gewinnen konnte, offenbarte auf der Homepage seiner Mannschaft NTT Pro Cycling seinen großen Traum: „Mailand-Sanremo zu gewinnen, würde eine Menge bedeuten. Ich denke, es ist das beste Rennen für einen Fahrer mit meinen speziellen Fähigkeiten und es startet in der Stadt, wo ich geboren wurde. Dieses Jahr wird es dort vermutlich sonnig sein [am 8.8.], aber meistens startet man doch in einem grauen Mailand und kommt dann in der Küstensonne von Ligurien, in Sanremo, an, nach 300 km, einfach einzigartig. Es ist ein so ikonisches Rennen, es zu gewinnen wäre superspeziell, vor allem für mich als Italiener."

Dass die Anzahl der Doping-Kontrollen aufgrund der Coronakrise stark zurückgegangen ist – die Rede war von über 90 Prozent – ist bekannt. Paul Martens (Jumbo-Visma) wundert das nicht: „Ich hatte auch längere Zeit keinen Kontrolleur hier gehabt. Aber ich weiß auch nicht, wie ich reagiert hätte, wenn einer vor der Tür gestanden wäre“, sagte der 36-jährige Routinier gegenüber Radsport-News.com. „Nicht mal meine Eltern würden derzeit hier hereinkommen, und ich hätte mich schon sehr gewundert, wenn ein Kontrolleur das versucht hätte.“ Dennoch ist er nicht besorgt: „Das Sportliche steht derzeit eh im Hintergrund, weshalb ich mir über dieses Thema keine großen Gedanken gemacht habe. Ein mediales Aufbauschen könnte potenzielle Betrüger sogar eher auf den Gedanken bringen. Das sollte man also nicht groß aufziehen.“

12.05. – Van der Poel will weiter dreigleisig fahren

Am Dienstag kündigte Richard Carapaz (Team Ineos) in RAI Sport an, seinen Giro-d’Italia-Titel verteidigen zu wollen. „Wir haben fast mein ganzes Programm schon festgelegt und der Giro d’Italia [3.10.-25.10.] ist immer noch mein größtes Ziel. Ich möchte beim Giro in Top-Form sein, um ihn erneut zu gewinnen und meinen Vorjahreserfolg zu wiederholen. Nachdem ich den Giro d’Italia gewonnen hatte, sind alle hier in Ecuador verrückt geworden. Die Leute waren so stolz auf meinen Sieg und identifizierten sich mit mir, jeder fühlte sich als Teil meines Erfolgs“, schilderte er die Tragweite seines Triumphs von 2019.



Der Sportdirektor von UAE-Team Emirates, Allan Peiper, erwartet eine turbulente verkürzte Saison ab 1. August. „Bei den ersten Rennen wird aus allen Rohren geschossen werden. So eine Situation hatten wir noch nie“, sagte er zu Velonews. „Es wird einige Überraschungen geben. Einige Fahrer waren für zwei Monate im Lockdown. Andere konnten 20 bis 25 Stunden pro Woche trainieren. Die Fahrer werden auf unterschiedlichen Levels sein, nicht nur physisch, auch mental und emotional. Es waren angespannte Monate. Manche sind seit der letztjährigen Tour de France keine Rennen gefahren. Es wird viele Fragezeichen geben. Es wird viel Untersicherheit über die finanzielle Situation zahlreicher Mannschaften geben. Viele Fahrer werden sich um ihre Zukunft sorgen. Aber Radsportler sind von Natur aus widerstandsfähig. Das müssen sie auch sein. Sie kommen nach Stürzen zurück, von denen man sich scheinbar nicht erholen kann. Die Rennen werden heiß und schnell sein, denn jeder wird etwas zeigen wollen.“

Alexander Kristoff (UAE-Team Emirates) hat noch Zweifel. "Wir müssen immer noch abwarten, ob wir im August wirklich Rennen fahren können“, sagte der ehemalige Europameister gegenüber Sporza. „Wird man in Quarantäne müssen, wenn man von einem Land in ein anderes reist? Dann muss man sich als Fahrer vielleicht für ein Land entscheiden.“ Über die Ansteckungsgefahr macht der Norweger sich auch Gedanken: „Wenn man Menschen zusammenbringt, wird es gefährlicher. Und das gilt auch fürs Peloton: wenn auch nur ein Fahrer erkrankt ist, dann wird der Rest das Virus auch schnell bekommen. Ein Fahrer niest und spuckt und man fährt dicht nebenher. Es ist schwierig. Man kann jeden zwar testen und feststellen, ob alle gesund sind, aber man kann nie 100 % sicher sein.“



Unterdessen kündigte Allrounder Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix) an, bis zu den Olympischen Spielen 2024 mehrgleisig unterwegs sein zu wollen. „Ich möchte weiterhin die drei Disziplinen kombinieren“, sagte er gegenüber WielerFlits. „So wie es jetzt aussieht, werde ich Mountainbiker bleiben bis Paris. Das verschafft mir auch drei Jahre mehr Zeit, um in dieser Disziplin Weltmeister werden zu können. Ich liebe das Mountainbiken. Die Einzigartigkeit dessen, was ich tue – MTB, Straßenrennsport und Radcross zu kombinieren -, das möchte ich so lange wie möglich beibehalten.“



13.05. – Benoot freut sich auf schlechtes Wetter

Tiesj Benoot (Sunweb) hat die wichtigsten Ziele für die Zeit ab August schon festgesteckt. „Ein Etappensieg bei der Tour zum Beispiel. Auf Gesamtklassement fahren, kommt noch zu früh“, meinte der Paris-Nizza-Gesamtzweite gegenüber Het Nieuwsblad. „Auch weil die Klassiker gleich darauf folgen und ich will nicht völlig ausgepumpt aus der Tour kommen. Ich freue mich sehr auf Lüttich-Bastogne-Lüttich. Die Chance auf schlechtes Wetter ist im Oktober größer als im April. Und das könnte sich für mich auszahlen. Ich freue mich aber auch auf die WM. Hoffentlich findet die wie geplant statt und wird nicht in den Mittleren Osten und auf den November verschoben“, nahm er eines der neuesten Gerüchte auf. „Das wäre sehr schade. Aber das gilt für jedes Rennen. Wenn es eine zweite Corona-Welle gibt, dann können wir uns alle Wettkämpfe abschminken.“

Daran möchte Alexandre Vinokourov gar nicht denken. „In Kasachstan ist es wie überall auf der Welt momentan sehr kompliziert, mit dem Öl, mit den finanziellen Mitteln… Wir müssen dieses Jahr überleben und wenn es keine Rennen geben sollte, wird es für den Radsport sehr schwierig“, wurde der Teammanager von Astana von Cyclismeactu zitiert. „Wäre meine Mannschaft in Gefahr, wenn es keine Rennen mehr gäbe? Ja das denke ich schon, wie alle anderen Mannschaften auch. Die Sponsoren wollen sichtbar sein und ja, wenn es keine Rennen gäbe, dann wäre meine Mannschaft nächstes Jahr verschwunden, denke ich.“



14.05. – Nibali vertraut seinen Kollegen

Nachdem letzte Woche Egan Bernal seine Ambitionen für die Tour de France angemeldet hatte, zeigte sich nun auch Teamkollege Geraint Thomas bereit, das Unternehmen zweiten Gesamtsieg anzugehen. „Das Wichtigste für mich war, mental frisch zu bleiben und ich bin jetzt bereit, wieder einzusteigen“, gab er gegenüber Europsport.co.uk an. „Die Tour ist auf Ende August angesetzt, aber es sind noch etwa 15 Wochen bis dahin, also muss man noch eine lange Zeit warten. Man muss mental frisch bleiben und dann wirklich reinhauen, wenn es darauf ankommt, nicht jetzt alle Kräfte verpulvern. Die letzte Woche der Tour wird sehr interessant. Ich denke, viele Fahrer werden in den ersten 10 Tagen gut drauf sein, aber ohne Rennpraxis kommt es darauf an, wie sie trainiert haben und ich glaube, in der letzten Woche, werden wir viele explodieren sehen.“

Nairo Quintana wurde vom spanischen Eurosport dazu befragt, wie er sich bei seiner neuen Mannschaft Arkea-Samsic fühle. „Die Jahre vergehen und ich habe einen Szenenwechsel ohne Kontroverse und Streit nötig gehabt, weil ich diese Dinge am meisten hasse. Nun habe ich einen Platz gefunden, wo ich mich wohlfühle und wo ich mich weiterentwickeln möchte. Das Team ist sehr jung und hat eine große Zukunft vor sich. Wir haben einen großartigen Sportdirektor und wir wissen, wie man hart arbeitet. Alle Teamkollegen sind auf einem hohen Niveau und sehr motiviert“, war der Paris-Nizza-Schlussetappensieger voll des Lobes.



Von den mangelnden Doping-Kontrollen war oben bereits die Rede. Auch Vincenzo Nibali (Trek-Segafredo) äußerte sich zu diesem Thema. „Ich vertraue meinen Kollegen und ich möchte daran glauben, dass sie alle ehrlich sind“, sagte er gegenüber Tuttobiciweb. „Wir alle haben den Radsport zum Besseren gewandelt. Ich möchte daran glauben, dass wir alle sauber sind. Aber es ist, wie man sagt, Dummköpfe wird es immer wieder geben.“ Auch Nibali kann es kaum erwarten, dass es wieder losgeht: „Ich habe im Haus und in der Garage alles auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Es gibt jetzt nichts mehr, was ich kaputtmachen und wieder reparieren könnte.“



15.05. – Wohin verschlägt es Chris Froome?

Unter der Woche kamen Gerüchte auf, dass Chris Froome Team Ineos nach 11 Jahren verlassen könnte, möglicherweise noch während der laufenden Saison. Wohin würde es ihn dann verschlagen? Bahrain-McLaren wäre ein Kandidat, meinte Cyclingnews: „Das würde sich für Froome wie ein recht geschmeidiger Übergang anfühlen. [Teammanager Rod] Ellingworth [früher bei Sky] hat schon öfter demonstriert, dass er gerne Fahrer verpflichtet, mit denen er bereits zusammengearbeitet hat. Aber das Budget wäre ein großes Fragezeichen.“ Oder vielleicht doch NTT? „Vom Gefühl her wäre das die passendste Option [da Froome aus Afrika stammt] und Froome hätte theoretisch eine gute Mannschaft um sich herum – vor allem wenn die Frischzellenkur, die Bjarne Riis in der frühen Saison eingeleitet hat, weitergeht. Das Budget erscheint hier der größte Stolperstein.“ Movistar ist natürlich auch immer ein heißer Tipp: „Ein vollkommen fitter Froome könnte mit Movistar eine Grand Tour gewinnen, die im Prinzip so stark wie Bahrain-McLaren sind und wissen, wie man GTs gewinnt. Sie sind finanziell besser aufgestellt als viele andere Teams, aber sie werden auch von den Wünschen ihrer Sponsoren getrieben, wenn es um die Wahrnehmung von Fahrern geht. Ihr Schwerpunkt liegt auf spanischen und südamerikanischen Talenten, würden sie den nicht verwässern, wenn sie Froome unter Vertrag nähmen?“

Das letzte Wort soll diesmal Yousif Mirza, der derzeit einzige Radprofi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, haben. Er wurde auf der Webseite von UAE Team Emirates wie folgt zitiert: „Das Leben eines Berufsradfahrers bedeutet, durch die ganze Welt zu reisen, an wunderbaren Orten Rennen zu fahren und von dem Teampersonal versorgt zu werden. Das alles ist großartig, aber ein Aspekt, der dabei manchmal nicht beachtet wird, ist die Zeit, die man getrennt von seiner Familie verbringen muss. Während des Lockdowns und der Phase der Isolation gab es eine Sache, für die ich dankbar bin, nämlich dass ich mehr Zeit für meine Familie hatte. Das wäre sicher nicht der Fall gewesen, wenn die Saison normal verlaufen wäre.“







Mathieu van der Poel (Foto: twitter.com/WielerFlits)
Mathieu van der Poel (Foto: twitter.com/WielerFlits)

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