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Erste Ankunft in Villard-de-Lans seit der Armstrong-Ära – Etappe 16 der Tour de France 2020
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14.07.2020

Erste Ankunft in Villard-de-Lans seit der Armstrong-Ära – Etappe 16 der Tour de France 2020

Info: TOUR DE FRANCE 2020 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



14.07.2020 – Die Ehre, die Tour de France am französischen Nationalfeiertag zu empfangen, wäre in diesem Jahr dem Alpenort Villard-de-Lans zuteil geworden. Doch wegen der Coronakrise fällt diese Etappe nun nicht mehr auf den 14. Juli, sondern den 15. September. Nichtsdestotrotz bleibt das erste Teilstück nach dem zweiten Ruhetag vor allem für Ausreißer interessant.


Wegen der Coronakrise wurde die Tour de France um rund zwei Monate verschoben und findet nun vom 29. August bis 20. September statt. In dem ursprünglich geplanten Austragungszeitraum vom 27. Juni bis 19. Juli können wir also leider noch nicht über das Rennen berichten, nutzen die Gelegenheit aber, um Tag für Tag einen genaueren Blick auf die Strecke der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu werfen, welche unverändert zu ihrer Präsentation im Oktober letzten Jahres bleibt.


Die Strecke des Tages

Etappe 16: La Tour-du-Pin -
Villard-de-Lans/Côte 2000 (164 km)

Auf den zweiten Ruhetag der Tour folgen drei Alpenetappen in Serie, von denen die erste neben einigen kleineren auch drei größere Berge aufweist. Während sich Col de Porte (9,0 km à 4,8%) und Côte de Revel (8,0 km à 6,6%) im mittleren Streckendrittel befinden, sind es von der Bergwertung auf der Montée de Saint-Nizier du Moucherotte (12,0 km à 6,5%) lediglich noch 20 Kilometer bis ins Ziel. Die Strecke verläuft danach zunächst leicht abschüssig, bevor am Ende in Villard-de-Lans noch einmal geklettert wird (2,3 km à 5,7%). Der Schlussanstieg trägt den Namen des Skigebiets „Côte 2000“, das Ziel liegt allerdings nur auf 1150 Metern Höhe.


Etappenprofil



Wichtige Orte und Berge

Villard-de-Lans

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre war Villard-de-Lans eines der beliebtesten Etappenziele der Frankreich-Rundfahrt. Die erste Etappe, die dort endete, war 1985 ein Zeitfahren, welches Eric Vanderaerden gewann. 1986 war Villard-de-Lans dann lediglich Startort einer Etappe nach Alpe d'Huez, zählte in den nächsten vier Jahren aber wieder zu den Zielankünften. 1987 gab es die erste Etappe mit Finale an der Côte 2000 und dem Sieger Pedro Delgado. Der Spanier war auch im Zeitfahren von 1988 erfolgreich und musste sich im Zeitfahren von 1990 nur Erik Breukink geschlagen geben. Die Ankunft an der Côte 2000 im Jahr 1989 trug zum unvergessenen Drama des Zweikampfes Fignon-LeMond bei und ist ebenso Gegenstand unserer Rubrik „Denkwürdige Etappen“ wie die einzige Villard-de-Lans-Etappe der Tour in den letzten 29 Jahren anno 2004. In dieser langen Zeitspanne war aber manch andere Rundfahrt in Villard-de-Lans zu Gast, so wie zuletzt 2015 das Critérium du Dauphiné

La Tour-du-Pin

La Tour-du-Pin hatte erst ein einziges Mal die Tour de France zu Gast. 1983 versammelten sich die Fahrer dort für den Start einer Alpe-d'Huez-Etappe, die von Peter Winnen gewonnen wurde und dem späteren Laurent Fignon sein erstes Gelbes Trikot brachte. Beim Critérium du Dauphiné 2017 gewann Richie Porte ein Zeitfahren, welches ebenfalls in La Tour-du-Pin begann.

Col de Porte

Der erste lange Anstieg dieser Etappe wurde bei der Tour erstmals in den Jahren 1907 bis 1910 gefahren, danach aber erst wieder nach dem zweiten Weltkrieg. Seine bislang letzte Überquerung datiert aus dem Jahr 1998, als er der erste von fünf Bergen auf der 16. Etappe von Vizille nach Albertville war. Tagessieger wurde Jan Ullrich, der mit dem Träger des Gelben Trikots Marco Pantani einen großen Vorsprung auf die Konkurrenten herausgefahren hatte.

Montée de Saint-Nizier du Moucherotte

Der längste und wahrscheinlich vorentscheidende Anstieg der Strecke gehörte 1950 und 1954 zu Etappen mit Ziel in St. Etienne und Grenoble sowie 1985 zu einer Etappe nach Lans en Vercors. Zum vierten und bisher letzten Mal fuhr man ihn im Jahr 1989 auf ebenjener Etappe, die auch damals anschließend in Villard de Lans zu Ende ging.



Denkwürdige Etappen

1983: Pascal Simons schmerzhafte Woche im Gelben Trikot

Eine Woche lang hatte der 26-jährige Franzose Pascal Simon bei der Tour 1987 das Gelbe Trikot getragen – obwohl er bereits seit einem Sturz an seinem ersten Tag im Maillot Jaune mit einem gebrochenen Schulterblatt unterwegs war! Nach einem Ruhetag ging Simon zwar in La Tour-du-Pin an den Start, hielt die Schmerzen aber nicht mehr aus und gab aber nach knapp der Hälfte dieser Etappe auf. In Alpe d'Huez war es dann, wie bereits erwähnt, Lauren Fignon, der das Gelbe Trikot übernahm und bis Paris nicht mehr hergab.

1989: Fignon nimmt LeMond 24 Sekunden ab – nicht genug

Fignon spielte auch sechs Jahre später bei der 18. Etappe über die Montée de Saint-Nizier du Moucherotte nach Villard-de-Lans eine Hauptrolle, gewann dieses Teilstück als Solist. So verteidigte er natürlich das Tags zuvor in Alpe d'Huez von seinem Rivalen Greg LeMond zurückeroberte Gelbe Trikot und baute zudem seinen Vorsprung von 26 auf 50 Sekunden aus. Doch jeder dürfte wissen, dass es drei Tage später am Schlusstag in Paris eine weitere Wendung gab und LeMond diese Tour in einem unvergesslichen Zeitfahren letztlich um acht Sekunden für sich entschied.

2004: Armstrong in Überform auf dem Weg zum 6. Gesamtsieg

Die einzige Tour-Etappe nach Villard-de-Lans im neuen Jahrtausend hat offiziell keinen Sieger mehr, nachdem Lance Armstrong seine vielen Erfolgen wegen Dopings aberkannt wurden. Im Jahr 2004 war der damals 32-Jährige als erster sechsfacher Tour-Champion in die Geschichte eingegangen, nachdem er innerhalb von acht Tagen fünf(!) Etappen für sich entschieden hatte, darunter auch ein Bergzeitfahren auf die Alpe d'Huez. Die 15. Etappe nach Villard-de-Lans war dabei sein zweiter Streich und auch der Tag, an dem er Shootingstar Thomas Voeckler das Gelbe Trikot abnahm. Am Schlussanstieg zur Côte 2000 machte Andreas Klöden Tempo für seinen T-Mobile-Teamkollegen Jan Ullrich, doch am Ende war Armstrong einfach zu stark und im Endspurt zum Ziel nicht zu schlagen.







Die 16. Etappe mit Col de Porte, Côte de Revel, Montée de Saint-Nizier du Moucherotte und Villard-de-Lans/Côte 2000
Die 16. Etappe mit Col de Porte, Côte de Revel, Montée de Saint-Nizier du Moucherotte und Villard-de-Lans/Côte 2000

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