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Anna van der Breggen gewinnt WM-Straßenrennen in Imola, kürt sich zur Doppelweltmeisterin
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26.09.2020

Anna van der Breggen gewinnt WM-Straßenrennen in Imola, kürt sich zur Doppelweltmeisterin

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2020 IN IMOLA
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Imola, 26.09.2020 - Anna van der Breggen hat als erste Frau seit 25 Jahren nach der WM-Goldmedaille im Einzelzeitfahren auch den Sieg im Straßenrennen geholt. Die 30-jährige Niederländerin legte bei den Titelkämpfen in Imola ein ca. 40 Kilometer langes Solo hin und erreichte das Ziel mit einem Vorsprung von 80 Sekunden. Ihre Landsmännin Annemiek van Vleuten, die Gewinnerin des Vorjahres, sicherte sich Silber im Sprint gegen die Italienerin Elisa Longo Borghini. Hinter Marianne Vos, einer weiteren Niederländerin, wurde die Deutsche Liane Lippert für ein sehr starkes Rennen mit Platz fünf belohnt.

Das zweite Double in der Geschichte des Frauenradsports
Anna van der Breggen hat mal wieder Radsportgeschichte geschrieben. Sie ist erst die zweite Frau, der das Double aus WM-Titel im Einzelzeitfahren und im Straßenrennen gelingt, und man muss in eine ganz andere Ära zurückgehen, um die erste zu finden: Es handelt sich um Jeannie Longo, die 1995 in Kolumbien zweimal Gold holte. Van der Breggen hat damit außerdem etwas geschafft, was bisher nur Marianne Vos vorzuweisen hatte, nämlich in der Olympiade nach ihrem Olympiasieg zweimal das WM-Straßenrennen zu gewinnen – wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass der Goldmedaillengewinnerin von Rio die Verschiebung der Sommerspiele aufs nächste Jahr entgegenkam. Die Art und Weise, wie sie das Regenbogentrikot heute holte, mit einer längeren Solofahrt, erinnerte an ihren Triumph von Innsbruck vor zwei Jahren. Bis ins Finale hochkonzentriert, zeigte Van der Breggen erst auf den letzten Metern ein Lächeln und riss dann die Arme in Höhe, um nach Giro d'Italia und Zeitfahr-Gold ihren nächsten Erfolg zu feiern. Die Radsportgemeinde muss sich im Übrigen nicht an eine neue Nationalität der Weltmeisterin gewöhnen: seit 2017 ist der Titel fest in niederländischer Hand. Dass Annemiek van Vleuten für einen Oranje-Doppelerfolg sorgen konnte, ist aber bemerkenswert, da die Vorjahressiegerin mit einem frisch operierten Handgelenksbruch unterwegs war. Elisa Longo Borghini trug einen blauen Farbtupfer zum Podium bei und ließ die Gastgeber jubeln, indem sie ihren dritten Platz von 2012 wiederholte.

Brennauer vertritt Deutschland in der ersten Spitzengruppe
Die Absage der Schweiz für die WM im Corona-Jahr 2020 war sicherlich bedauerlich, man muss aber fraglos anerkennen, dass das neue Organisationskomitee einen interessanten Rundkurs durch die malerische Landschaft der Emilia-Romagna anzubieten hatte. Dieser führte über 28,8 Kilometer von Imola via Riolo Therme zurück zum Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Zwei Anstiege wurden besonders hervorgehoben, nämlich der 2,8 km lange Mazzolano mit einer Durchschnittssteigung von ca. 6 % und einer Maximalsteigung von 13 % sowie die fast genauso lange Cima Gallisterna mit 6,4 % Steigung im Schnitt und 14 % maximal. Hinzu kamen noch einige kleinere Wellen und Gegensteigungen, sodass die Frauen auf ihren 143 Kilometern, die durch 5 Runden zustandekamen, 2800 Höhenmeter zu bewältigen hatten. Der nach wie vor fast stürmische Wind erschwerte die Sache zusätzlich, aber der spätsommerliche Sonnenschein und der azurblaue Himmel mochten dafür entschädigen. In der sehr ruhigen Anfangsphase, die mehr als eine Runde lang währte, war das bemerkenswerteste Vorkommnis ein glimpflich abgegangener Sturz der späteren Siegerin, die bei der ersten Zielpassage somit einen leichten Rückstand aufwies und erst wieder ans Feld herangebracht werden musste. Erst am Ende der zweiten Runde kam auf Initiative von Alison Jackson (Kanada) und Grace Brown (Australien) eine Fluchtgruppe zustande, welche die nächste Rennphase prägen sollte. Dazu gehörten mit der Niederländerin Amy Pieters, der Italienerin Katia Ragusa, der Französin Juliette Labous, der Britin Hannah Barnes, der Spanierin Mavi Garcia sowie der US-Amerikanerin Tayler Wiles Vertreterinnen praktisch aller großen Nationen. Und auch die deutsche Meisterin Lisa Brennauer hatte es erfreulicherweise in die Gruppe geschafft.

Sprintduell um die Silber-Medaille, Lippert holt Platz fünf
Als die Niederländerinnen im Hauptfeld beschlossen hatten, nicht nachzuführen, stieg der Vorsprung der Spitzenreiterinnen schlagartig an. Bei der nächsten Zielpassage betrug er fast zweieinhalb Minuten. Zwischen der Gruppe und dem Peloton befand sich noch die Slowenin Eugenia Bujak, die just in dem Moment nach vorne aufschließen konnte, als der Stern der Ausreißerinnen wieder zu sinken begann. Die noch in voller Mannschaftsstärke vertretenen Niederlande, aber auch ein paar andere Teams wie etwa die Däninnen beschlossen, das Blatt wieder zu wenden – wovon Amy Pieters vorne zunächst mangels Funk wohl nichts mitbekam. Etwa 42,5 km vor dem Ziel – zwischen dem Mazzolano und der Cima Gallisterna – erfolgte der Zusammenschluss der Spitzengruppe mit den stärksten Verfolgerinnen. Titelverteidigerin Van Vleuten drückte im Anstieg aufs Tempo und sorgte für eine weitere Selektion. Nur ihre Teamkollegin Van der Breggen hielt mit, ebenso die Dänin Cecilie Uttrup Ludwig und Longo Borghini. Die deutsche Kapitänin Liane Lippert und die Britin Lizzie Deignan versuchten dranzubleiben, schafften es aber nicht ganz. Nun lancierte Anna van der Breggen eine Attacke, der nicht einmal Van Vleuten folgen konnte. Stattdessen hängte sie sich als Bremsklotz an das Duo Longo Borghini/Uttrup Ludwig, welches bis zur nächsten Zielpassage von dem noch ca. 30 Frauen starken Hauptfeld geschluckt wurde. Dort brauchten die Italienerinnen zu lange, um die Verfolgung zu organisieren, und als Großbritannien zu Hilfe kam, war es schon zu spät. Van der Breggen hatte bei der letzten Zielpassage einen Vorsprung von 1:43 Minuten und konnte diesen noch auf über 2 Minuten ausbauen. Als es das letzte Mal zur Cima Gallisterna hinaufging, wagte Uttrup Ludwig sich aus der Deckung. Sie wurde von Elisa Longo Borghini sowie Van Vleuten gekontert, die sich zusammen absetzen konnten und am Ende mit leichtem Ellbogeneinsatz seitens der Italienerin Silber unter sich ausmachten. Lippert belegte hinter Marianne Vos, aber noch vor Deignan, der Polin Katarzyna Niewiadoma und Uttrup Ludwig den fünften Platz.

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