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Crocodile Trophy Unschlagbarer Huber geschlagen von Hitze, Distanz und Platten |
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23.10.2011 | |||
Unschlagbarer Huber geschlagen von Hitze, Distanz und PlattenInfo: Crocodile TrophyAutor: Veranstalter Crocodile Trophy Urs Huber hatte seinen dritten Crocodile Sieg schon fast im Ärmel. Er hatte nur weiterhin seinem größten Konkurrenten Jeroen Boelen auf den Fersen bleiben müssen, aber die heutige Marathonetappe über 189 km hatte es in sich für Huber und machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Wie soviele andere Fahrer heute, hatte auch Huber einen platten Reifen und die Kräfte verließen ihn in dem heißen Outback von Queensland. Einige der Begleitfahrzeuge mit Wasser und Powergels saßen im Mitchell River fest, der sehr viel Wasser führte, und mussten von anderen, stärkeren 4WD Autos rausgezogen werden, was wertvolle Zeit kostete. Es war eine Etappe voll mit unerwarteten Herausforderungen und Ereignissen für alle. Am Ende des langen Tages gewann Jeroen Boelen (Milka-Trek-Bart Brentjens Mountain Bike Team) die Etappe in Mt Mulgrave und wird dem Schweizer Meister das Führungstrikot abnehmen. “Das ist Radlfahren! Diese Art von Mountainbiken taugt mir!”, so der Österreicher René Haselbacher nach seiner 189 km Fahrt durch das Outback. „Das hier ist das gleiche Gefühl wie wenn du bei Paris-Roubaix über die Ziellinie fährst. Würde man mich jetzt fragen, würde ich es mir glatt überlegen, wieder mit dem Rennenfahren anzufangen.“ Der Ex-Straßenprofi ließ sich zu dieser Aussage hinreißen, obwohl er einen platten Reifen in der Führungsgruppe hatte. Nicht alle Fahrer waren der gleichen Meinung wie Hasi. Der Australier Brad Davies hatte 5 platte Reifen und verlor sein Führungstrikot in der Masterkategorie. „Was mache ich nur hier? Wo waren die Autos mit Essen und Trinken?“, so ein aufgebrachter Kevin Hulsmans im Ziel. Überraschend starker Koreaner Geeni Yong Choi hörte nicht auf zu wiederholen: „So etwas habe ich noch nie in meinem Leben durchgemacht.“ Aber seine Augen leuchteten gleich darauf wieder verschmitzt. Einige der Versorgungsautos waren mit einem Motorschaden im tiefen Mitchell River steckengeblieben. Der Wasserstand war für die meisten Fahrzeuge zu hoch. Nach halsbrecherischen Aktionen und das Abschleppen durch ein stärkeres 4WD-Fahrzeug durch die reißende Strömung des Flusses, brauchten sie noch immer lange um die schnellen Spitzengruppen zu erreichen. Jedoch für so manchen Fahrer startete das Elend schon bei km 15. Vorneweg hatte eine Gruppe von 22 Fahrern schnell eine Spitzengruppe geformt, unter ihnen der Beglier Bruno Naessens, der gleich darauf in einer sandigen Passage stürzte. Ein weiterer Belgier, Jan Verboven, konnte einem Sturz auch nicht entkommen. Mit einem verletzten linken Knie startete er die Verfolgungsjagd und es gelang ihm aufzuschließen. Er würde später als 11. in´s Ziel kommen. Das Vorderrad von Naessen war total verbogen und er wobbelte die restlichen 175 km alleine in´s Ziel. Als das Rennen sich in der heißen Mittagshitze fortsetzte, wurde die Führungsgruppe immer kleiner. Was dazu beitrug waren ein Sturz (Michal Lanik), eine kaputte Kette (Steve Petre), platte Reifen (Brad Davies), ein Hitzeschlag (Chang Min Park), aber hauptsächlich war es wegen des starken Angriffs der Österreicher René Haselbacher und Josef Benetseder, sowie des Belgiers Kevin Hulsmans an der 30 km Marke. Im hinteren Feld sah Jeroen Boelen – Hubers größter Konkurrent und 4. im Gesamtklassement mit 4 Minuten Rückstand auf den Schweizer – seine Chance bei der ersten Flussüberquerung des Mitchell Rivers (km 50). Alle Fahrer mussten durch den Fluss und die starke Strömung gehen, nur Boelen gelang es den Fluss auf seinem Bike zu durchqueren. Und dann war er weg, um das Trio vor ihm einzuholen. Boelen gelang es den Vorsprung von einer Minute aufzuholen. Die Zusammenarbeit vorne war perfekt – der Verfolger Huber konnte nicht aufschließen. Im Gegenteil. “Aber dann mussten wir stehenbleiben um eines der Rinderfarmtore zu öffnen”, erklärte Boelen. „Anstatt darüber zu klettern, entschieden wir uns es zu öffnen, aber es hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben Zeit verloren und Huber war wieder bei uns. Das hätte meine Chance sein können um meinen Rückstand auf Huber im Gesamtklassement zu verringern, denn er war alleine und wir waren zu Dritt auf den restlichen 150 km.“ Mit Huber wieder in der Führungsgruppe beobachteten sich die Fahrer gegenseitig und das Tempo verringerte sich. So konnten andere Fahrer hinter ihnen wieder aufschließen. Es war als ob das Rennen wieder von vorne angefangen hätte. Und so war es auch, bis Haselbacher, Hulsmans und Benetseder wieder wegsprinteten. Dieses Mal mit Sokoll. Hulsmans, sowie auch Haselbacher bekamen dann einen platten Reifen. Nur mehr die österreichischen Eybl-Teamkollegen waren in Führung und so mussten Huber und Boelen noch härter kämpfen. „Ich hatte schon aufgegeben Zeit auf Huber zu gewinnen“, sagte Boelen. „Ich hoffte noch immer auf einen dritten Tagessieg und Huber schien das gleiche im Sinn zu haben.“ Boelen und Huber attackierten nun immer starker. Zusammen mit Mike Mulkens holten sie die beiden Österreicher ein, ließen Sokoll zurück und plötzlich... Huber musste stehenbleiben, nur um die 60 km vor dem Ziel. „Ich hatte schon einen Platten in den ersten 15 Minuten des Rennens gehabt“, erklärte Huber. „Die ganze Saison lang hatte ich keinen Platten und ich bin viel Rennen gefahren. Ich pumpte den Reifen auf und der Schlauch schien zu halten. Nach zwei Stunden, jedoch, fing er wieder an Luft zu verlieren. Ich pumpte noch mehr Luft ein, da ich nicht den ganzen Reifen wechseln wollte. Ich hätte zu viel Zeit verloren. Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, ich brauchte einen neuen Schlauch und Jeroen war weg.“ “Ich dachte mir sofort, dass das nun meine Chance sei um wieder Zeit zurückzugewinnen. Natürlich wäre es Urs Huber möglich gewesen aufzuschließen, aber nur unter hohen Energieaufwand. Ob es unfair ist? Ich hatte auch zwei platte Reifen schon am Anfang des Rennens, aber hatte mehr Glück mit den Reserveschläuchen.“ Huber schaffte es nicht die Spitzengruppe einzuholen. Boelen war stark und ihm schien auch die Hitze wenig zuzusetzen. - „Wo ist der Regen geblieben“, fragten sich einige Fahrer im Ziel. - Und so konnte Boelen Mulkens abhängen und an der 10 km Marke fiel auch Benetseder zurück. „Ich versuchte Jeroen Boelen so viel wie möglich zu helfen, da ich hoffte, vielleicht die Etappe für mich zu gewinnen, während er vielleicht mit dem Zeitvorsprung zufrieden gewesen wäre, aber er war einfach zu stark. Schlussendlich war ich dann nur mehr eine Last für ihn“, sagte ein enttäuschter Benetseder. „Huber war mit einem 5-Minuten Rückstand auf Verfolgungsjagd, ich konnte verstehen, dass Boelen nicht auf mich warten konnte.“ Auf diesen letzten 10 km war Boelen tatsächlich fast im Flug unterwegs (31 km/h Durchschnitt auf 189 km). “Mit meinem Platten verlor ich nur 2 Minuten, denke ich”, erklärte Huber, der große Verlierer des Tages. „Aber die beiden letzten Versorgungsstationen waren noch nicht in Position und das war ein großes Problem für mich, da ich keine Flaschen oder Powergels mehr übrig hatte. Ich hatte nicht genug Kraft für die letzten beiden Stunden des Rennens. Es war ein langer Weg in´s Ziel heute für mich, aber dass ist Renngeschehen. Ich hoffe, ich kann mich über die restlichen Renntage hinweg aus dieser Misere befreien.“ -> Zum Resultat Nachdem die Fahrer sich heute am Fluss bei der Mt Mulgrave abkühlen konnten und im Busch rund um die Rinderfarm campieren, geht es auf der morgigen 7. Etappe nach Laura. Laura ist eine kleine Gemeinde mit nur ca. 80 Einwohnern, hauptsächlich Aboriginals. Nach zwei Tagen im Nirgendwo, wird die Rennankunft wieder in einer kleinen Stadt sein und jeder freut sich auf ein kleines Stück Zivilisation. |
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23.10.2011 | |||
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