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Erlebnisberichte Rund um Köln bei Regen und Kälte – Ein Erlebnisbericht |
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10.04.2012 | |||||
Rund um Köln bei Regen und Kälte – Ein ErlebnisberichtInfo: BildergalerieInfo: Rund um Köln (1.1) Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.) Bericht: NetApps Jan Barta trotzt schlechtem Ostermontagswetter bei Rund um Köln 11.04.2012 - Zum 96. Mal fand Rund um Köln in diesem Jahr statt – und selten fiel die Veranstaltung derart ins Wasser. LiVE-Radsport-Autorin H.O. hat sich dennoch hingetraut und wurde mit Live-Eindrücken aus dem Zielraum belohnt. Sie sah einen überglücklichen Jan Barta, einen Grünen auf Platz zwei und scheinbar demoralisierte Fahrer, die gleichwohl um zweistellige Platzierungen sprinteten. Es folgt ihr Erlebnisbericht von einem feucht-fröhlichen Radsportereignis. Ostermontag im Herbst Ein Blick aus meinem Hotelzimmerfenster sagt mir morgens schon, dass die Wettervorhersage mit ihren 80% Regenwahrscheinlichkeit zu 100% recht behalten wird. Vor zwei Jahren habe ich das Rennen zuletzt besucht – und dabei auch einige Freunde von LiVE-Radsport.com getroffen -; es war damals ein wunderschöner Frühlingstag gewesen. Diesmal präsentiert sich der Ostermontag geradezu herbstlich. RuK scheint heuer „Regen und Kälte“ zu bedeuten. Auf dem Weg in den Zielbereich – den ich zum Glück aufgrund meiner Vorkenntnisse problemlos finde – wird mir klar, dass meine Entscheidung, den mir angebotenen Regenschirm im Hotel abzulehnen, die falsche gewesen sein könnte. Aber ich wollte mich einfach nicht mit so einem Ding belasten. Als ich an der Ecke Bayernstraße/Dreikönigstraße eintreffe, kommt gerade das Gros der Jedermänner (und – frauen!) ins Ziel. Den Hobbysportlern gilt mein allergrößter Respekt. Sie üben die für mich schönste Sportart der Welt aus und schrecken auch vor den ungemütlichen Bedingungen nicht zurück. Angesichts dessen nimmt sich mein eigenes „Opfer“ für den Radsport, nämlich im Dauerregen an der Strecke zu stehen, doch ziemlich dürftig aus. Die Jedermann-Fahrer bevölkern auf einmal den gesamten Zielbereich; man kann kaum irgendwo stehen oder gehen, ohne einen Zusammenstoß herbeizuführen. Dabei möchte ich doch nichts weniger, als diesen Helden im Weg zu sein! Ich gehe also ein Stück abseits und stelle mich eine Weile unter einem überhängenden Hausdach unter. Ich betrachte interessiert und fasziniert das Equipment, das an mir vorbeigefahren oder – geschoben wird. Position beziehen an der Zielgerade Als der Pulk sich allmählich aufgelöst hat, verlasse ich den eigentlichen Zielbereich und gehe zur Severinsbrücke, die auch guten Schutz vor dem Regen bietet. Immer noch – es geht mittlerweile auf 14 Uhr zu – kommen einzelne Jedermänner auf die Zielgerade. Einige Meter von mir entfernt stehen zwei jüngere und eine ältere Dame mit einem Kleinkind. Sie bejubeln jeden der Nachzügler – wohlgemerkt wildfremde Menschen - in voller Lautstärke, klatschen, rufen „Bravo! Super!“. Ich finde das wirklich toll und hoffe, dass auch die ganz Erschöpften sich darüber freuen können. Da ich – fälscherlicherweise, wie sich bald herausstellt – annehme, dass der Regen eine Pause eingelegt hat, gehe ich zurück in den Zielbereich, wo sich eine Menschentraube um „Tour-Teufel“ Didi Senft geschart hat. Ich kaufe mir einen viel zu teuren, viel zu starken Kaffee und flüchte mich ins Besucherzelt, wo ich einen Gruß in der LiVE-Radsport-Livebox absetze. Eine anschließende kurze Regenpause nutze ich, um die einzigen Fotos vom Ankunftsbereich zu schießen. Ich stehe an der Absperrung ca. 20m von der Ziellinie entfernt – auf dem Rundkurs läuft gerade das U17-Rennen – und auf einmal wird mir klar, dass ich diesen super Posten in den nächsten anderthalb Stunden nicht mehr verlassen darf, da ich für das Finale des Profirennens sicherlich keinen besseren finden werde. Meine mittlerweile schon ziemlich kalten Füße scheinen zu fragen „Das ist doch nicht Dein Ernst???“ Besseres Wetter als 2008 Doch die Zeit vergeht schneller als gedacht. Helfer des Sponsors Skoda verteilen Rasseln zum Lärmmachen und aufgeblasene Plastikhände zum Bandenschlagen. Es ist mehr als genug da für die vergleichsweise wenigen hartgesottenen Zuschauer. Ich freue mich über die neuen Erinnerungsstücke für meine Sammlung. Mittlerweile hat der Streckensprecher Gesellschaft bekommen von Karsten Migels, der natürlich – wie man ihn vom Eurosport-Mikro kennt – gleich ins Plaudern gerät. Auch bemerkt er, dass das Wetter heute zwar schlecht ist, aber sicherlich schon mal schlechter war, z. B. 2008, als Rund um Köln wegen Schneefalls abgesagt wurde. Ach ja, der Herr Migels sitzt ja auch im Trockenen. Gebannt lausche ich den Beschreibungen der aktuellen Rennsituation. 5 Minuten Vorsprung bei 60 ausstehenden Kilometern? Da muss das Feld jetzt aber mal wirklich was tun. Als Jan Barta am letzten Anstieg angreift und die Spitzengruppe sich zerlegt, denke ich noch: „Das war ein Fehler. Jetzt kommen die von hinten doch noch mal ran“. Aber wie sich später zeigen wird, hat der Tscheche im richtigen Moment genau das Richtige getan. Nach kurzem Aufbäumen ist es um das Peloton geschehen; auf einmal werden 7 Minuten Vorsprung für Barta auf die Hauptgruppe gemeldet. Das hat zur Folge, dass das Feld vor Einbiegen auf den Rundkurs angehalten wird und nur zwei Runden absolvieren darf. Barta hat alles richtig gemacht Als Barta zum ersten Mal die Linie passiert, wirkt er noch hochkonzentriert, beim zweiten und dritten Mal, als der Vorsprung auf die versprengten Verfolger bereits auf fast 50 Sekunden und dann auf über eine Minute angestiegen ist, scheint er etwas entspannter. Beim vierten und letzten Mal, der Zielankunft, reißt er die Arme hoch, jubelt und lacht. Er sieht sehr glücklich aus und ich freue mich mit ihm. Wieder denke ich an 2010, als Barta auf dem Rundkurs versuchte, mit einer Solo-Aktion einen Massensprint zu verhindern. Heute hat es geklappt. Leider kann ich so gut wie keine Fotos machen, da der Regen noch mal intensiver geworden ist. Bartas ehemalige Fluchtgefährten fahren nicht mehr alle zusammen, sondern in drei Gruppen. Hinterher kommt noch Kersten Thiele, der als Letzter vor dem Hauptfeld Einfahrt in den Rundkurs erhalten hat und sich durch diesen geschickten Schachzug den Titel des bestplatzierten Deutschen sichert. Ich wünschte, es kämen ununterbrochen Fahrer vorbei, denn dann hätte ich einen Grund, ständig mit der Riesenhand auf die Band zu schlagen, was einen angenehmen Aufwärmeffekt erzeugt. Als die Verfolger um Platz zwei sprinten, geht Bagdonas deutlich als Erster über die Ziellinie. „Der Grüne!“ ruft eine Frau neben mir. In der Tat macht es die Regenkleidung nicht gerade einfach, die Profis namentlich oder auch nur in ihrer Teamzugehörigkeit zu erkennen. Moral ist, wenn man trotzdem sprintet Das geschlagene Feld wirkt bei den Zielpassagen ziemlich demoralisiert. Es sieht aus, als hätten die Fahrer keinen trockenen Fetzen mehr am Leib – ein Eindruck, der hoffentlich täuscht. Dementsprechend drosseln viele das Tempo schon vor dem Zieleinlauf deutlich; einige lassen es sich jedoch nicht nehmen, um die Plätze ab 16 aufwärts zu sprinten. Ich warte, bis auch die Letzten angekommen sind, dann mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Im Zug entdecke ich, dass mein Rucksack samt Inhalt total durchgeweicht ist. Unter anderem hat es den dicken Tour-de-France-Wälzer „Nicht alle Helden tragen Gelb“ erwischt, den ich momentan lese und dummerweise mit mir herumgeschleppt habe. LOL – welch ein passendes Ende für einen feucht-fröhlichen Radsport-Tag. |
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10.04.2012 | |||||
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