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Diese verdammte "Geutsche" in Triberg
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14.06.2007

Diese verdammte "Geutsche" in Triberg

Autor: Jayjay (Jannes Wellnitz)
Bericht: GP Triberg-Schwarzwald (1.1) | Höllentour im Schwarzwald/Triberg

Samstag, 17Uhr und die Sonne knallt mir ins Gesicht. Es ist geschafft, endlich, zahlreiche Krämpfe liegen hinter mir und auf der Ziellinie holt mich noch eine Zerrung ein… aber alles egal. Nur noch Freude steigt in mir auf.

Der Tag davor
Aber fangen wir etwas früher an: Freitag 14Uhr die Anreise nach Triberg, die Aufregung steigt, noch nie bin ich bei einem Jedermann Rennen mitgefahren, ich habe mir noch nicht mal ein Radrennen live vom Straßenrand aus gesehen. Aber noch hab ich Vorfreude. Unter der Woche war ich mit Schoene ein paar Tage im Schwarzwald zum trainieren, wir haben zwar auch trainiert, aber unser Nebenprogramm war so ungesund, dass wir das Training damit ausgeglichen haben. Wir kommen von St. Georgen und fahren einen Teil der Strecke mit dem Auto ab, alles ist super, es ist die Abfahrt. Eine extrem einfache Abfahrt, nicht zu steil und dreispurig. Schon jetzt sehe ich, die Kurven sind kein Problem, die Bremse werd ich hier nicht brauchen. Dann erreichen wir Triberg. Ein kleines Städtchen im Schwarzwald, ich war schon mal hier, vor ca. 15 Jahren, hab also kaum eine Erinnerung.

Die Ankunft in Triberg
Auf der ansteigenden Hauptstraße suchen wir unser Hotel. Die Gedanken sind schon wieder beim Rennen. Eine solche Steigung kenne ich aus meiner Heimat Wuppertal, die ist gar kein Problem, genau diese Art von Anstiegen trainiere ich mehrfach die Woche. Obwohl, mehrfach die Woche? Das war mal im April bei herrlichem Wetter. Im Mai lies das Wetter nicht mehr viel Training zu, da ich ein „Schönwetterfahrer“ bin. Direkt beschleichen mich wieder erste Zweifel, hätte ich mehr machen müssen, schaffe ich jetzt eine solche Strecke überhaupt? Egal, erstmal ist das Hotel erreicht. Kurz stellen wir uns beim Hotelier vor und beschließen dann schnell den gesamten 4km Anstieg noch einmal mit dem Auto abzufahren.

Der Schock
Es geht die Hauptstraße weiter hoch am Marktplatz vorbei (Start/Ziel). Nach ein paar Metern geht es links ab. Aha, hier wird es also steil und es geht schnell in die nächste Kurve. Na, den kleinen Hügel, werde ich doch schaffen, denn nach der Kurve wird es wieder ein wenig flacher. Aber, was ist das? Die Straße wird von Meter zu Meter steiler. Nach der nächsten kleinen Biegung hab ich endgültig eine Riesenangst vor dem Rennen. Es geht grade aus und extrem steil bergan. So eine Steigung hab ich noch nie gesehen, auch wenn es in Wuppertal auch einige heftige Anstiege gibt. Außerdem will die Steigung kein Ende nehmen. Irgendwann sind wir dann doch oben und ich habe nur noch Angst. Noch ein kleiner Beweis dafür, dass der Anstieg steil ist? Nach der Abfahrt parken wir wieder am Hotel, was stinkt hier so? Die Bremsen sind heiß gelaufen, glühen und sondern einen schrecklichen Geruch ab.

Der Abend vor dem Rennen
Am Abend hat mich die Angst nicht verlassen oder ist es schon Verzweifelung? Wir (ein paar Autoren und ich) sitzen in einer Bar und trinken noch ein wenig zusammen. Kurz überlege ich, ob ich nicht die Floyd Landis Taktik anschlagen soll, aber den Whisky/Cola lass ich dann doch lieber weg und bleib beim Radler (vielleicht hilft der Name wenigstens). Ins Bett geht es erst um halb 2, aber kein Problem, das Rennen beginnt erst um 14.50Uhr.

Der Morgen vor dem Rennen
Ich habe wenig und schlecht geschlafen, aber hat irgendjemand was anderes erwartet? Egal, nach einem guten Frühstück fühl ich mich trotzdem recht fit. Auf geht es an die Strecke, denn das Profi Rennen startet in wenigen Minuten, die ersten Runden werde ich mir angucken können bevor ich mich vorbereiten muss auf mein Rennen. Nicht, dass der Mut mich eh schon verlassen hat, zu allem Überfluss regnet es jetzt auch noch. Warum werde ich nur so bestraft? Soll ich bei dem Gewitter überhaupt starten? Jetzt hab ich auch noch vor der Abfahrt Angst. Egal, gleich ist es soweit, ich pack das schon.

Im Startbereich
Kurz vor dem Rennen muss ich gefühlte 10 Mal auf Toilette. Dann geht es los. Vor dem Start fahr ich ein paar Meter, um nicht ganz kalt zu sein, aber mein Puls ist durch die Treppen vor der Toilette und die Anspannung eh schon auf Gefühlten 180. Was ist das? Die Sonne kommt raus, kurz vor unserem Start, meine Laune bessert sich sofort wieder ein wenig. Die erste Gruppe (3 Runden) geht auf die Strecke, dann sind wir dran. Meine Taktik? Extrem langsam angehen und nicht im ersten Anstieg zuviel Kraft verbrauchen, es sind ja zwei Runden und zweimal diese von mir schon vor dem Rennen verdammten „Geutsche“.

Der Start und die ersten Meter
Startschuss! Ich geh wirklich langsam an, viele Fahrer fahren an mir vorbei und gehen ein höheres Tempo. Ich muss mir sagen, egal, lass sie fahren. Schon im ersten steileren Stück hab ich meinen Rhythmus gefunden und fahr wieder an einigen Fahrern vorbei. Letzter bin ich schon mal nicht. Dann kommen die steilsten Stücke, schon jetzt ist es eine Qual, aber in der Menge ist es trotzdem ganz angenehm. Auf einmal kommt von hinten Maz an mich herangefahren, aber er war doch vor mir gestartet und direkt weit weg gewesen? Ich hatte ihn überholt, ohne es zu merken, ein gutes Zeichen, so schlecht kann ich nicht sein. Ich nehme mir vor, die ersten 4km Anstieg an seinem Hinterrad zu bleiben. Leider verlier ich meine Brille und muss warten, bis ein langsamer Zuschauer sie mir zurück bringt. Maz ist ein großes Stück vor mir. Jetzt darf ich nicht zuviel Tempo machen, um ihn wieder einzuholen, sondern muss meinen Rhythmus wieder finden.

Die schönsten Momente auf der Strecke
Am Ende des Anstieges sehe ich Maz nicht mehr, aber ich merke in der ersten leichten Abfahrt rollt es bei mir extrem gut, ich überhole einige Fahrer und kann mich an ein schnelles Paar anhängen (Team Zwei Hasen). Noch 15km bis die erste Runde vorbei ist, es kommt keine schlimme Steigung mehr, vielleicht kann ich an den beiden dran bleiben?! Das geht gut, wir ziehen an einigen Fahrern vorbei und mein Gewicht hilft mir immer wieder in den Abfahrten.

Meine Horror oder die "Geutsche" 2
Dann ist die Zielgrade zur 2. Runde erreicht, schnell lasse ich abreißen, denn ich will nicht im flacheren Stück des Anstieges schon an meine Grenzen gehen. Die erste Runde ist nach 55min. beendet, locker im Zeitlimit, erste Erleichterung macht sich breit. Ein weiterer Fahrer überholt mich, aber auch von ihm lass ich mich nicht anstecken, ich muss mein eigenes Tempo gehen. Dann kommt das Steilstück, wieder diese „Geutsche“. Ich merke, es geht nicht mehr viel. 1. Gang und irgendwie durchkommen, denke ich. Eine einzige Qual ist das, ich sehe keinen anderen Fahrer mehr, weder vor mir noch hinter mir, bin ich letzter? Haben die hinter mir alle aufgegeben?

Alleine auf der zweiten Runde
Egal, die Zuschauer jubeln mir zu und peitschen mich auch die letzten Meter hoch. Es ist geschafft, ich bin in der Abfahrt. Es rollt erstmal ähnlich gut, wie in der ersten Runde, nur diesmal alleine. Das kostet wesentlich mehr Kraft als in der ersten Runde. Aber im leichten Gegenhang merke ich, meine Beine sind leer, die leichten Krämpfe in der „Geutsche“ kamen nicht von ungefähr. Wieder egal, ich muss mich durchbeißen. Es ist schwer, extrem schwer, aber gleich ist ja die letzte Abfahrt erreicht. In der Abfahrt kann ich erneut meine Vorteile ausspielen, es rollt extrem gut.
Dann ist endlich die Zielgrade erreicht, immer noch stehen viele Menschen an der Strecke, auch wenn das Profirennen seit 90min beendet ist.

Den Rest hab ich ja schon berichtet. Ich bin einfach nur noch glücklich, alles andere ist in dem Moment egal. Es zwickt und zwackt, auch egal. Der erste Blick auf die Uhr verrät, ich bin 1:58h gefahren, super unter 2h und mein „neues“ Ziel hatte ich auch erreicht. Die besten Fahrer der 3 Runden Strecke haben mich nicht eingeholt. Mittlerweile weis ich, ich bin auch nicht letzter geworden. Also alle Ziele erreicht, die ich vorher hatte.

Ein paar Tage später
Jetzt, ein paar Tage nach dem Rennen weiß ich, das wird nicht mein einziges Rennen gewesen sein, ich habe wieder Kraft, bin schon zweimal wieder Runden gefahren, trotz schlechtem Wetters. Ich will noch mal, sogar die „Geutsche“ trau ich mir schon wieder zu. Ich freue mich auf das nächste Rennen.


Im Rahmen des Jedermannrennens schickte LIVE-Radsport erstmals ein eigenes Team an den Start. Unsere Schweizer Maz und Lutz bildeten den erfahrenen Teil des Teams, Lutz reiste mit einer respektablen Leistung vom Rennen auf der WM-Strecke in Stuttgart an. Schoene und Jayjay bildeten die deutsche Fraktion, die jeweils ihren ersten Start absolvierten und ihre Sache sehr gut machten. Unsere 3 Finisher erreichten in ihren Alterklassen jeweils den 10 Platz bei der 46km langen Route, damit kann das live-radsport.ch sehr zufrieden sein.

Link 1: Resultat Triberg 46 km


JayJay am Start
JayJay am Start

Maz (li.) und Lutz zu Beginn
Maz (li.) und Lutz zu Beginn

JayJay platt - begleitet von Werfel
JayJay platt - begleitet von Werfel



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