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Bahnradsport Für Titelverteidigung gehen Risi/Marvulli lieber ins Bett statt zur Silvesterparty |
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30.12.2007 | ||
Für Titelverteidigung gehen Risi/Marvulli lieber ins Bett statt zur SilvesterpartyInfo: 6-Tagerennen Zürich | Bericht 3. NachtAutor: Von Adriano Coco Zürich, 30.12.2007 - Hexenkessel Hallenstadion. Unter tosendem Applaus schnappten sich die Titelverteidiger Bruno Risi (39, Foto mit Patrick Sercu) und Franco Marvulli (29) in der goldenen Nacht den Sieg im 300-Runden-Möbel-Märki-Americain bei den 51. Zürcher Sixdays. Im Interview mit Live-Radsport sprechen die Schweizer Lokalmatadoren über die harte Konkurrenz auf dem Holzlattenoval, Silvester im Rennsattel und ihre Wünsche für’s neue Jahr. Herr Risi, ihr einstiger Erfolgspartner Kurt Betschart (39) sagte vorm Start, „Risi/Marvulli sind so stark, die können sich nur selber schlagen.“ Gibt es tatsächlich keine ernsthafte Konkurrenz? Bruno Risi: Doch, doch. Wir haben mehr als genug Konkurrenz. Das hat sich ja gestern wieder gezeigt. Bartko/Keisse sind in Topform. Den Rundenrückstand auf das deutsch/belgische Spitzen-Duo müssen wir erst einmal aufholen. Wir sind zwar als Weltmeister und Titelverteidiger am Start. Aber es wird nicht einfach sein auf unserer Heimatbahn zu gewinnen. Mit Kurt Betschart haben Sie 37 Siege erkämpft und halten damit den Rekord als Teamsieger im Sechstagerennen. Inzwischen haben Sie gemeinsam mit Franco Marvulli auch schon wieder neun Sixdays gewonnen. Wie unterscheiden sich die beiden Partner? Bruno Risi: Die Aufgabenverteilung hat sich komplett verlagert. Früher war ich der Sprinter. Jetzt bin ich der Routinier in den Jagden. Ich kann die Entwicklung eines Rennens einschätzen und habe ein gutes Auge dafür, wann Rundengewinne zu holen sind. Der schnellere ist nun Franco. Darum ist es besser, wenn er die Sprints zu Ende fährt. So sind wir im Vergleich zur Zeit mit Kurt in umgekehrter Weise ebenso eine Superkombination. Wie ist die Stimmung in der Halle? Bruno Risi: Ein Hexenkessel. Voll genial. Es ist mein absolutes Leistungs-Elixier, wenn das Publikum bei spektakulären Aktionen von mir auf den Bänken steht. Ich hoffe, dass wir bis zum Finale so ein volles Haus haben, wie bisher. Im Vorjahr kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Ihnen und dem Holländer Danny Stam (35). Ist die Situation auf der Bahn diesmal friedlicher? Bruno Risi: Das war ein Aussetzer von mir. Die Belastung in den Jagden war so stark, da lagen meine Nerven blank. Ich hatte mich leider einfach nicht mehr unter Kontrolle. Aber auch diesmal ist die nervliche Anspannung wieder groß. Vier Top-Teams wollen gewinnen. Da schenkt sich keiner was. Aber in diesem Jahr gibt’s nur sportlichen Streit. Ich hoffe, das bleibt so. Können Sie morgen während der Sixdays Silvester feiern? Bruno Risi: Überhaupt nicht. Um Mitternacht stoßen Franco und ich mit einem halben Glas Sekt auf’s neue Jahr an. Wir ziehen uns nicht einmal um, bleiben auf der Bahn, denn schon um 0 Uhr 30 müssen wir wieder zu einer 150 Rundenjagd auf die Räder steigen. Franco Marvulli: Ich werde sogar ohne Sekt mit Bruno anstoßen. Am ersten Tag wäre Alkohol vielleicht nicht so schlimm. Aber so kurz vor dem Finale geht das für mich als Lokalfavoriten nicht. Wenn wir den Vorjahressieg wiederholen wollen, dürfen wir Bartko/Keisse und Slippens/Stam keine Angriffsflächen bieten, da zählt jedes Kraftkorn. Bruno Risi: Darum werde ich auch nicht zu der großen Silvesterparty nach Rennschluss gegen zwei Uhr gehen, sondern sofort ins Bett. Herr Marvulli, Sie sind Madison-Weltmeister, Titelverteidiger und Lokalmatador. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Sechstagerennen in Zürich? Nur zu genau. Das war 1993 hier im alten, noch nicht restaurierten Hallenstadion. Ich war gerade 15 Jahre alt, und als Zuschauer so fasziniert, dass ich davon träumte, auch Sixdaysfahrer zu werden. Ehrfürchtig bat ich Kurt und Bruno um ein Autogramm. Zehn Jahre später wurde ich mit Bruno Madison-Weltmeister. Mein Traum hatte sich erfüllt. Herr Risi, mit 50 Siegen sind Sie der Sixdayskönig der aktiven Fahrer. Damit liegen Sie unter den erfolgreichsten Sechstagerennern aller Zeiten auf Platz Fünf. Können Sie den viertplatzierten Peter Post (NL) mit seinen 65 Siegen noch überholen? Bruno Risi: Das ist kein Ziel von mir. Da ich genau weiß, dass ich Sechstagekaiser Patrick Sercu mit seinen 88 Siegen niemals werde einholen können, spielt diese Rangliste für mich keine Rolle. Ich habe ja einen Weltrekord: Die 37 gemeinsamen Siege mit Kurt. Den Rekord kann uns wohl keiner mehr nehmen. Kommen Ihre Familien in der Silvesternacht zu Besuch? Bruno Risi: Nein. Meine Sandra und Corsin, mit sechs Jahren unserer Ältester, waren schon am ersten Abend da. Ich wünsche mir aber, dass sie vielleicht noch einmal zum Finale kommen. Denn es gibt mir Kraft, wenn ich meine Lieben in der Nähe weiß. Aber Shellyanne und Gian Nico sind mit zwei und drei Jahren noch zu klein für die Sixdays. Sie bleiben dann bei der Oma. Franco Marvulli: Und ich bin derzeit Single. Was sagen Sie zum Comeback vom 50jährigen Oldie Beat Breu als Steher? Bruno Risi: Grandios, was er hier abliefert. Erstaunlich, wie populär er noch ist. Es herrscht Bombenstimmung, wenn er seine Runden dreht. Ich gönne ihm den Comeback-Erfolg von ganzem Herzen. Denn er hat sicher schwere Zeiten durchgemacht. Ich habe große Achtung davor, was er sich in seinem Alter noch traut. Gibt es ein Lieblingsessen, dass Ihnen während der harten Nächte besonders Energie gibt? Bruno Risi: Ja. Ossobuco. Aber das schmeckt mir eh nur von meiner Frau zubereitet. Das hat die Sandra voll im Griff. (Kalbshaxe, nach lombardischem Rezept mit Fleisch und Knochen geschmort, Anmerkung vom Autor). Franco Marvulli: Ich esse, was die Küche hergibt. Aber am liebsten nasche ich Weingummis während der Sixdays. Ist das nicht schrecklich süß? Franco Marvulli: Darum ja! Was wünschen Sie sich im neuen Jahr? Bruno Risi: So viele Sixdays-Siege, wie möglich, die Verteidigung des Weltmeistertitels und die Qualifikation für das Madisonrennen bei Olympia in Peking. Franco Marvulli: Gesundheit und die olympische Goldmedaille mit Bruno in Peking. Sehen Sie Siegchancen in Peking? Bruno Risi: Olympiawettbewerbe sind schwierige Rennen. Sie gehen nur über eine Stunde. Da muss alles stimmen. Franco und ich haben schon mehrfach gezeigt, dass wir fähig sind, solche Rennen zu gewinnen. Unsere Siegchancen sind also reell. Aber, wie gesagt, es muss alles stimmen. |
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30.12.2007 | ||
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