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Weltmeisterschaften Interview: Pierre Senska triumpierte bei der Weltmeisterschaft in Bordeaux |
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06.01.2008 | |
Interview: Pierre Senska triumpierte bei der Weltmeisterschaft in BordeauxAutor: Adriano CocoBerlin/Bordeaux 05.01.2008 – Bis zur 150-Meter-Marke hatte der 19jährige Pierre Senska (Foto mit Jens Voigt) gewartet. Dann trat der Deutsche beherzt an und war Straßenweltmeister 2007. Michael Teuber (2., München) und Paolo Vigano (3., Italien) hatten bei den Titelkämpfen für Behinderte am 26. August dem Antritt des Berliners nichts entgegen zu setzen. Während der jährlichen Meisterehrung der Berliner Radsportler am 3. Januar sprach Live-Radsport.ch mit dem Weltmeister. Pierre, was haben Sie für eine Behinderung? Senska: Ich habe von Geburt an Muskelschwund an den Unterschenkeln. Und trotzdem können Sie so großartige sportliche Leistungen schaffen? Senska: Ja, das hilft mir, die Krankheit in den Griff zu kriegen. Der Sport stoppt den Muskelschwund. Die Behinderung wird auf keinen Fall schlimmer. Wie lange fahren Sie schon Radrennen? Senska: Seit fünf Jahren. Ich war 14 Jahre alt, da empfahl mir der Arzt Sport als Therapie. Und da ich schon immer gerne Radgefahren bin, trat ich 2003 beim Berliner TSC ein. War der Weltmeisterschafts-Kurs in Bourdeaux für Sie ideal? Senska: Eigentlich nicht. Nach 59 Kilometern welligem Kurs stieg die Zielgerade dann sogar bis zu neun Prozent an. Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Anstieg zum Vorteil wird. Am Berg komme ich eigentlich nicht so klar. Kam es zum Massensprint? Senska: Nein. Wir waren eine Spitzengruppe von fünf Fahrern. 400 Meter vor dem Ziel wurde der Spurt eröffnet. 150 Meter vorm Ziel ging ich in dritter Position aus dem Windschatten und ersprintete mit einer Radlänge Vorsprung den Weltmeistertitel im Behindertensport. Ist das Ihr erster WM-Erfolg? Senska: Die erste Goldmedaille gewann ich schon 2006 bei der Weltmeisterschaft im Teamsprint. Auf der Straße wurde ich in dem Jahr Vize-Weltmeister. Wie oft trainieren Sie? Senska: In der Vorbereitung auf Meisterschaften fünf bis sechs Mal die Woche im Nordosten von Berlin. Die Strecke liegt bei mir direkt vor der Haustür im Bezirk Hellersdorf. Im Jahr kommen etwa 15 000 Kilometer zusammen. Fahren Sie in einer Behinderten-Trainingsgruppe? Senska: Glücklicherweise sind für eine eigene Trainingsgruppe nicht so viele Menschen behindert. Ich trainiere mit der Jugend und den Junioren. Im Training kann ich da komplett mithalten. Wenn’s zu schnell und schwer wird, fahre ich im Windschatten am Hinterrad. Gibt es viele Radrennen für Behinderte? Senska: Nein. Und auch für die Wettkämpfe gilt auch, dass es glücklicherweise nicht so viele Behinderte gibt. Haben Sie denn außer bei nationalen, internationalen Meisterschaften oder größeren Wettbewerben keine anderen Startmöglichkeiten? Senska: Doch. Ich habe eine Ausnahmegenehmigung für Starts bei Jugendrennen U 17 in Berlin und Brandenburg. Denn bei den Männern würde ich gnadenlos abgehängt. Und wie sind ihre Chancen in der Klasse U17? Senska: Null! Ich darf nämlich gar nicht gewinnen und als 19jähriger auch nicht unter die ersten zehn kommen. Ist das für einen Weltmeister nicht langweilig? Senska: Auf keinen Fall. Erstens sind Rennen das beste Training und zweitens unterstütze ich unterwegs mit allen Kräften mein TSC-Team. Das ist aber nur bei Straßenrennen möglich. Bei Kriterien habe ich wegen der Antritte nach den Kurven gar keine Chancen. Was machen Sie beruflich? Senska: Ich mache eine Lehre als Kaufmann für Groß- und Einzelhandel. Leidet die Berufsausbildung nicht unter dem umfangreichen Training und den Radrennen? Senska: Überhaupt nicht! Ich lerne innerhalb eines besonderen Programms in dem gleichzeitig Beruf und Sport gefördert werden. Darum dauert die Ausbildung auch vier Jahre. Ich bin jetzt im dritten Ausbildungsjahr. Der Olympiastützpunkt Berlin und das Berufsbildungswerk Berlin in Karlshorst machen dieses duale Ausbildungssystem möglich. Bleibt da noch Zeit für Hobbies? Senska: Nicht viel. Aber wenn doch, spiele ich gerne am Computer, treff’ mich mit Freunden oder mache es mir zu Hause mit meiner Familie gemütlich. Aber mein liebstes und leidenschaftliches Hobby ist sowieso der Radsport. |
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06.01.2008 | |
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