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Philipp Walsleben´s Rückblick: Europameister!
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03.11.2008

Philipp Walsleben´s Rückblick: Europameister!

Info: Weitere Fahrertagebücher
Bericht: Europameister-Titel für Philipp Walsleben und Hanka Kupfernagel



03.11.2008 - Hallo liebe Radsportfans, letzte Woche ließ ich ja nichts von mir hören und bitte dafür mal um Entschuldigung. Anlass zum Schreiben hätte ich natürlich gehabt, da ich ja in Tabor meinen ersten Weltcupsieg dieser Saison einfahren konnte...


Philipp Walsleben aus Kleinmachnow berichtet in regelmäßigen Abständen für LiVE-Radsport über seine Erlebnisse als Radsportler. Walsleben ist 20 Jahre alt und fährt seit dieser Saison für das belgische Team Palmans-Cras. Sein Saisonhöhepunkt ist die Cross-Saison im Herbst.

Vor dem Wochenende
Damit war mein Kopf auch klar für das Wochenende, das nun hinter mir liegt und an dem die Europameisterschaft anstand. Ich hatte mich bereits am Anfang der Saison entschieden, am Tag vor der EM noch das U23 Rennen am Koppenberg zu fahren. Das ist etwas gewagt, jedoch war dies der erste Lauf zur Gazet van Antwerpen Trofee, in der ich mir keine Punkte entgehen lassen wollte. Außerdem starteten die EM-Mannschaften von Belgien und den Niederlanden nicht bei diesem Rennen, wodurch ich also kaum Konkurrenz haben sollte. Zu guter letzt ist mein Start dort auch im Interesse der Sponsoren und bekommt ein Sieg dort mehr Aufmerksamkeit in belgischen Medien als ein EM Titel.

Samstag: Koppenberg, Oudenaarde
Das Rennen am Koppenberg verlief dann wie erwartet. Es wurde die erste richtige Schlammschlacht des Jahres, mit steilen Anstiegen, Laufpassagen auf flacher Wiese und einer schmierigen, technisch sehr anspruchsvollen Abfahrt. Auch die Konkurrenz war erwartungsgemäß nicht besonders stark. So fuhr ich das Rennen in meinen, kraftsparenden, Rhythmus als erster zuende. Das einzige was mir Sorgen machte, war die Kälte, das Frieren könnte mehr Kraft kosten als das Rennen an sich.
Aber auch das bekam ich gut in den Griff und so ging es nach dem Rennen so schnell wie möglich mit dem Wohnmobil auf nach Frankreich ins Hotel für die EM. Diese Fahrt dauerte weniger als zwei Stunden, wodurch ich dort noch in aller Ruhe etwas Rolle fahren und dann mit dem Rest der Manschaft essen konnte.

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Sonntag: EM in Lievin
Durch meinen Start in Belgien musste am Samstag natürlich die Streckenbesichtigung für mich ausfallen. Ich kannte die Strecke aber von Erzählungen und Videos und fand sie am Sonntag auch so vor, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Bis auf die Zielgerade spielte sich alles auf einer Wiese ab und außerdem gab es einen Hang, der in verschiedenen Richtungen und Winkeln mehrmals befahren werden musste. Für Höhenmeter war also auch gesorgt.
Durch das Regenwetter in den Tagen vor der EM gestaltete sich der Parcours auch technisch anspruchsvoll und wieder stellte sich die Reifenfrage: Mehr Grip, aber auch mehr Rollwiderstand oder lieber den Reifen der etwas besser rollt aber dafür weniger Halt gibt?
Und wie groß ist der Unterschied im Rollwiderstand zwischen den beiden Reifen überhaupt? Sollte man lieber auf Nummer sicher gehen, und mit dem grobstolligen Reifen starten, da man am Anfang im Gedränge nicht immer die Ideallinie fahren kann? Oder verliert man damit am Start auf dem Asphalt zu viel?
Gerade vor einer EM, vor der man der große Favorit ist, kann einem das ein bisschen Nerven kosten. Da ich auf der Strecke aber noch ausreichend grüne, also unbefahrene Stücken fand entschied ich mich am Ende für den Typhoon Reifen, also den mit dem Standardprofil und sah mich damit am Start in bester Gesellschaft, was natürlich gleich etwas Ruhe gibt.

Mein Start verlief dann auch perfekt und ich bog als zweiter ins Gelände ein. Schon nach einer Viertelrunde merkte ich, das Aurelien Duval, ein Mitfavorit, mir technisch auf jeden Fall schon einmal unterlegen war. Die erste "Besichtigungsrunde" verlief dann auch problemlos. In der zweiten Runde übernahm ich dann nach einem Anstieg die Führung und fuhr ein angemessenes Tempo auf einer technisch sauberen Linie. Was mir dann direkt einen leichten Vorsprung einbrachte. Um nun nicht zu lügen wird der Rest des Rennens wohl ein wenig arrogant klingen.
Ab der zweiten Runde war ich also allein, fuhr aber ständig so, das ich bei einer eventuellen Tempoverschärfung der Verfolger auch nocheinmal ein gutes Stück schneller fahren konnte. Drei Runden vor Schluss fuhr ich dann ca. 300m vor dem Materialdepot auch noch platt. Das kostete mich nicht viel Zeit, ich musste dadurch aber, da es an diesem Wochenende nicht mein erster Platten war, auf den Rhinos, also den grobstolligen Reifen weiterfahren. Geändert hat das aber nicht viel, nur das Nerven aufreiben vor dem Start war dadurch vielleicht ein bisschen umsonst.

So konnte ich also ungefährdet meinem ersten internationalen Meistertitel entgegen fahren, womit ich überglücklich war. Ich hatte gestern unschlagbare Beine und hab scheinbar mit dem Rennen am Samstag alles richtig gemacht.

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Nun folgt am nächsten Sonntag der zweite Weltcup-Lauf in Pijnacker/NL. Für Party ist also natürlich nicht viel Zeit. Das kann aber auch bis Februar warten. :-)





Philipp Walsleben ist Europameister!
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