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Interviews Live-Radsport Interview: Der beste Schweizer Rundfahrer Oliver Zaugg (Teil 1) |
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19.05.2009 | |||
Live-Radsport Interview: Der beste Schweizer Rundfahrer Oliver Zaugg (Teil 1)Info: Weitere Interviews von LiVE-RadsportAutor: LiVE-Radsport Redaktion Das letzte Top10-Resultat eines Schweizers bei einer der drei Grand Tours erzielte Alex Zülle im Jahr 1999 als Gesamtweiter der Tour de France. Die beste Leistung an einer dreiwöchigen Rundfahrt zeigte seitdem Oliver Zaugg, der nach Platz 14 der Vuelta a España 2007 im letzten Jahr als Elfter die Top10 der Spanien-Rundfahrt 2008 nur um 42 Sekunden verpasste. Der am 9. Mai 28 Jahre alt gewordene Zaugg stand LiVE-Radsport für ein Telefon-Interview zur Verfügung, dass wir Euch in zwei Teilen präsentieren wollen. Im Moment ist Zaugg bei der Katalonien-Rundfahrt aktiv, wo er heute auf der 2. Etappe Elfter wurde. Eigentlich schon ziemlich früh mit zehn Jahren etwa. Als Zehnjähriger war ich bei Wetzikon im Velo-Club und machte eine Radtour mit. Dies gefiel mir sehr gut, so dass es sich immer weiter entwickelte, nun sogar bis zum Radprofi. Ihr Heimatverein ist der RV Wetzikon. Sind sie heute noch öfter in ihrer Heimat? Jetzt ein bisschen weniger. Aktuell lebe jetzt im Tessin. Meine Eltern und Geschwister wohnen im Kanton Schwyz, wo ich auf die Welt kam. Aber dort bin ich eben nicht mehr so oft. Wie zufrieden waren Sie mit der Saisonvorbereitung und mit dem bisherigen Saisonverlauf? Nicht sehr zufrieden, denn bei der Sardinien-Rundfahrt holte ich mir auf der zweiten Etappe eine Achillessehnenentzündung. Dies hatte mich doch ziemlich zurück und aus dem Rhythmus geworfen. Im Baskenland stieg ich wieder ins Renngeschehen ein, sozusagen mit halber Form (lacht). Der Giro del Trentino lief schon besser und dann habe ich gehofft, dass die Form bei der Tour de Romandie sehr gut sein wird. Dies war aber nicht so der Fall, denn ich hatte doch noch etwas Mühe. Es hätte besser laufen können. Wie sieht das Training eines Radfahrers im Winter aus? Wann trainiert man was? Also ich denke das ist sehr individuell. Da hat jeder seine eigenen Vorzüge und Prioritäten. November ist eigentlich der Monat, wo man das Rad mal zu Seite legt und mal joggen geht oder mit dem Mountainbike fährt. Ab Dezember fängt es dann wieder ein bisschen an mit dem Rennrad, aber nebenbei kann man auch immer noch etwas anderes machen wie Fitness. Sachen, die man eigentlich während der Saison weg lassen muss. Sie fuhren bisher für die Teams Saunier-Duval, Gerolsteiner und nun für Liquigas. Was sind die Unterschiede in den Teams, auch bedingt durch die verschiedenen nationalen Einflüsse? Liquigas und Saunier-Duval waren sehr ähnlich, da es auch vorher bei Saunier-Duval eigentlich ein Mix war zwischen Italienern und Spaniern. Hier bei Liquigas sind auch der größte Teil Italiener, also ist von der Mentalität her kein großer Unterschied. Gerolsteiner war natürlich mit vielen deutschen Fahrern und so von der Mentalität her wieder etwas anders. Im Großen und Ganzen haben wir, auch hier bei Liquigas, im Anfangsjahr viele Trainingslager gehabt um den Teamzusammenhalt zu fördern. Dies spielte eine wichtige Rolle. Ihr früheres Team Gerolsteiner stand im letzten Jahr lange vor dem Aus, bis es dann auch soweit kam. Wie haben Sie es geschafft, sich in dieser schwierigen Phase trotzdem auf den Radsport zu konzentrieren in einem Geschäft, wo neue Arbeitsplätze eher rar gesät waren? Ich denke, es ist das Wichtigste, dass ich für mich schaue und mich nicht so doll beeinflussen lasse durch die Medien oder die momentan schwierige Situation im Radsport. Ich habe meine Linie, ziehe sie durch, versuche ruhig zu bleiben und mein Leben zu führen. Das Gerolsteiner-Aus war natürlich schon die Negativschlagzeile und sehr enttäuschend. Schlussendlich muss aber jeder für sich selber schauen und auch ein bisschen Privatleben vom Radfahren trennen, dann geht das gut. Dank einer guten Tour de Suisse und einer starken zweiten Jahreshälfte konnte ich rasch eine andere Mannschaft finden.
Nein, Angst hatte ich eigentlich nicht. Man muss sich halt gut darauf vorbereiten und sich frühzeitig ein bisschen umschauen, Kontakte knüpfen. Aber hoffnungslos oder Angst hatte ich eigentlich nie. Im letzten Jahr verpassten Sie die Tour de France, fuhren dafür aber eine ausgezeichnete Vuelta, wo sie in der Gesamtwertung Rang elf belegten. Was sind ihre sportlichen Ziele für dieses Jahr? Mein nächstes Ziel ist sicher die Tour de Suisse. Diese möchte ich ähnlich stark wie im letzten Jahr fahren. Leider musste ich letztes Jahr aufgeben wegen einer Lungenentzündung. Auch die Schweizer Meisterschaften, die nach der Tour de Suisse stattfinden, gehören zu meinen grossen Zielen. Auf jeden Fall möchte ich auch bei den Weltmeisterschaften in Medrisio gut abschneiden. Ich denke, in diesem Jahr sind dies meine Höhepunkte. Welche Rolle nehmen Sie, als guter Kletterer, in ihrem Team ein? Ich denke, es kommt darauf an wer dabei ist. Wenn zum Beispiel bei Giro del Trentino Ivan Basso mit dabei ist, muss man seine eigenen Ambitionen zurück stecken und kann vielleicht einen guten Job in den Bergen machen. Bei der Tour de Romandie hätte ich eigentlich auch meine eigenen Chancen gehabt, da hat es aber mit meiner eigenen Form nicht so gepasst. Bei einer Tour de Suisse als Schweizer bekomme ich schon meine eigenen Freiheiten, da muss dann einfach nur noch die Form passen. Wenn natürlich mit Pellizotti oder Basso die Kapitäne dabei sind, muss ich natürlich so oder so die Helferrolle einnehmen. Sie waren bei der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Tour de Romandie am Start. Wie wichtig war ihn dieses Rennen in ihrer Heimat und ist das da ein zusätzlicher Druck oder eine extra Ansporn? Es ist eher ein zusätzlicher Ansporn. Es ist immer schön in der eigenen Heimat ein Rennen zu bestreiten, wo man dann auch die Straßen kennt, dass dann vielleicht noch ein paar Fans mehr am Start stehen, man vom Sprecher ein bisschen mehr namentlich erwähnt wird und man auch teilweise im Mittelpunkt steht. Ich denke schon, dass da mehr Emotionen hervor kommen. Gesamt wurden Sie 51. und konnten nicht auf eigene Rechnung fahren. Dafür waren sie ein ganz wichtiger Helfer für ihren Kapitän Roman Kreuziger. Wie wurde der große Erfolg im Team gefeiert? Wenn man gewinnt, ist natürlich die Stimmung immer gut (lacht). Von dem her waren wir froh, dass Roman eine so tolle Form hatte. Dann ist es auch wertvoll, wenn man einen guten Job als Mannschaft machen kann und den Sieg dann mit dem Team nach Hause fährt. Das Interview führte LiVE-Radsport Autor Johann Reinhardt per Telefon |
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19.05.2009 | |||
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