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Live-Radsport Interview: BMC-Profi Martin Kohler im Gespräch (Teil 1)
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01.03.2010

Live-Radsport Interview: BMC-Profi Martin Kohler im Gespräch (Teil 1)

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Autor: Martin Schwarz



Der Schweizer Radprofi Martin Kohler, aktuell in seiner dritten Saison beim BMC Racing Team, stand LiVE-Radsport für ein ausführliches Interview über Privates wie Sportliches Rede und Antwort. In diesem Jahr machte der 24-Jährige bereits einige Tage im Punktetrikot der Tour Down Under und als aktiver Ausreisser bei der Tour of Qatar auf sich aufmerksam. Den ersten Teil seines Interviews könnt Ihr hier lesen, mehr über den spannend Auftakt der Saison und seine Mannschaft erfahrt Ihr morgen.


Interview mit Martin Kohler: Teil 1 | Teil 2



Martin Kohler nach der 1. Etappe der Tour Down Under im Punktetrikot
Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten. Du bist jetzt in deiner dritten Saison Profi und auch so lange schon beim BMC Team. Wie kam es überhaupt dazu, dass du Radprofi geworden bist? Und überhaupt, wie kamst du zum Rennvelo, wo doch in deiner Heimatregion mehrheitlich Biker unterwegs sind?

Mit 7 Jahren erhielt ich mein erstes Rennvelo. Von da an begleitete ich meine Eltern ab und zu bei einer Ausfahrt. Doch eigentlich spielte ich engagiert Fussball im FC Sargans. Als wir dann aber in den Ferien in Frankreich die Tour de France live verfolgten, war ich sehr begeistert und schaute von da an jedes Velorennen im TV und natürlich die Tour de Suisse, wenn sie bei uns zu Hause vorbeifuhren.


Wann hast du angefangen Velorennen zu fahren und ab wann wusstest du, dass du das Potential hast, Profi zu werden?

Mit 15 Jahren versuchte ich mich Ende Saison, im August an einem ersten Velorennen. Schon eine Woche darauf wurde ich gleich Zweiter. Dann war es klar, dass ich einen Riesensppass daran hatte, Rennen zu bestreiten. Gleichzeitig eiferte ich immer den Profis nach und wollte eigentlich von Beginn weg Profi werden.


Was würdest Du heute hauptsächlich tun, wenn Du kein Radprofi geworden wärst?

Ich machte eine kaufmännische Ausbilung mit BMS an der Kantonsschule Sargans. Vermutlich würde ich irgendwo in einem Büro sitzen.


Wie viel Zeit bleibt dir neben Deinem Sportler-Dasein für Familie und Freunde? Wie oft bist du während der Saison "zu Hause"?

Es ist unterschiedlich. Momentan bin ich viel weg von zu Hause. Aber es gibt auch Zeiten, wo etwas weniger Radrennen stattfinden, oder mein Programm nicht so gedrängt ist. Aber dennoch, die Zeit mit Familie und Freunden darf natürlich nicht fehlen. Es ist sehr wichtig ein gutes Umfeld zu haben und dieses auch so gut als möglich zu pflegen. So schaue ich oft bei Freunden vorbei, auch wenn ich nur ein paar Tage zu Hause bin.


Welche Sportarten begeistern dich (aktiv und passiv) außer Radsport?

Sehr viele. Als ich klein war, machte ich fast jede Sportart. Im Winter von Skifahren, Langlaufen, Hockeyspielen sowie im Sommer Fussball, Joggen, Schwimmen, Leichtathletik, Wanderungen auf Berge etc. So gut es geht, übe ich immer noch viele verschiedene Sportarten aus, aber durch das Radfahren muss ich auf einiges verzichten. Aber ich bin ein Sportsmensch, ohne Sport kann ich nicht sein.


Was denkst du über die Zukunft des Schweizer Radsports?

Wenn es so weitergeht wie bisher, wird es der Schweizer Radsport sehr schwer haben, sich in Zukunft zu profilieren. Zu viele Fahrer wollen zu früh in Continental Teams, obwohl sie körperlich noch gar nicht in der Lage sind. Diese Fahrer gehen in der Schweiz verloren, wenn die Conti Teams zu oft im Ausland starten, wo das Niveau sowieso noch höher ist. Viele dieser Fahrer werden dann arg enttäuscht, weil sie überhaupt keine Chance haben. Und dann verlieren sie die Freude am Radsport. Aber auch der Verband Swiss Cycling sollte die eine oder andere Änderung im Bereich Nachwuchs vornehmen.
Gut aber ist, dass mit dem Team BMC für die Schweizer wieder eine bessere Chance besteht, um Profi zu werden, so wie früher bei Phonak. Ich hoffe, dass das viele junge Fahrer motivieren wird.


Schweizer gelten doch allgemein als polyglott, wie viele Sprachen (und welche) sprichst du? Inwiefern sind dir deine Fremdsprachenkenntnisse hilfreich im Umgang mit nicht deutschsprachigen Teamkollegen/Rennfahrerkollegen?

Ich spreche nebst meiner Muttersprache 3 weitere Sprachen. Englisch, Französisch und auch ein bisschen Italienisch.
Die verschiedenen Sprachen sind sehr hilfreich. Mit diesen Sprachen kann man eigentlich mit jedem sprechen. Zudem werden so die eigenen Sprachkenntnisse immer wieder aufgefrischt. Man kann nur profitieren, wenn man Leute aus aller Welt kennt und sich mit denen unterhalten kann.


Wovor fürchtest du dich in Bezug auf deine eigene sportliche Karriere am meisten? Verletzungen? Ausbleibender Erfolg? Ein plötzlicher Sponsorenrückzug? Ungerechtfertige Verdächtigungen? Oder etwas ganz anderes?

Schwierig zu sagen. Eigentlich mache ich mir über solche Dinge keine grossen Gedanken. Ich denke, es ist wichtiger sich aufs Training und die Rennen zu fokussieren, als zu spekulieren, was alles passieren könnte. Da das Radfahrerleben ein sehr spontanes Leben ist, sprich kurzfristige Rennplanänderungen etc., denke ich nicht so oft an die Zukunft. Sondern nehme Tag für Tag.
Wohl am ehesten fürchte ich mich, dass ich eines Tages aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Radfahren könnte.


Was hast du im Training verändert in den letzten zwei Jahren, seit du Profi bist?

Während den letzten zwei Jahren eigentlich nicht viel. Die Umfänge vielleicht ein wenig erhöht. Aber als ich den Sprung zu den Profis machen durfte, musste ich schon einiges umstellen. Denn plötzlich hat man den ganzen Tag Zeit zum Trainieren. Was aber sehr gefährlich sein kann, denn mehr Training bedeutet nicht gleich bessere Resultate. Man steigert das Training sukzessive. Der Körper muss sich auch an die grösseren Umfänge gewöhnen.






Martin Kohler nach der 1. Etappe der Tour Down Under im Punktetrikot (c) BMC / Tim De Waele
Martin Kohler nach der 1. Etappe der Tour Down Under im Punktetrikot (c) BMC / Tim De Waele



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