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Vorschau Cross Country Männer bei den Olympischen Spielen in London
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11.08.2012

Vorschau Cross Country Männer bei den Olympischen Spielen in London

Info: Olympia 2012 - Mountainbike Männer | OLYMPISCHE SPIELE 2012 IN LONDON (Mountainbike)
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



London, 11.08.2012 - Genauso wie die Straßenrennen zu den allerersten gehören die Mountainbike-Wettbewerbe zu den allerletzten Titelkämpfen dieser Olympischen Spiele. Am Samstag, 11. August und Sonntag, 12. August werden die weltbesten CrossCountry-Spezialisten ihre 26-Zöller, Twentyniner (oder auch 650B-Bikes?) bergauf und bergab über den Parcours im ländlichen Essex jagen. LiVE-Radsport.com versorgt Euch in einer zweiteiligen Vorschau mit allen wichtigen Informationen. Im zweiten Teil schätzen wir die Chancen der männlichen Teilnehmer ein. Wer sorgt für gute Resultate, wer holt die Medaillen?

Julien Absalon auf der Jagd nach dem historischen Gold-Triple
Beginnen wir unsere Favoritenvorschau auch bei den Herren mit dem Olympiasieger von Peking. Der ist identisch mit dem Olympiasieger von Athen und heißt Julien Absalon. Der Franzose, der am 16. August, also wenige Tage nach dem wichtigsten Rennen des Jahres, 32 Jahre alt wird, kann schon jetzt als erfolgreichster Mountainbiker aller Zeiten gelten. Er war vier Mal Weltmeister, fünf Mal Weltcupgesamtsieger und hat mehr Einzel-Weltcups gewonnen als jeder andere – in dieser Saison sind mit Houffalize und La Bresse noch zwei hinzugekommen. Seine Chancen auf den Gesamterfolg büßte er nur durch den Verzicht auf die überseeischen Events – Mont-Sainte-Anne und Windham – ein. Beim Finale in Val d’Isère kam Absalon zu Fall und schied vorzeitig aus, doch eine Verletzung trug er nicht davon. Die Konkurrenz sollte sich nicht täuschen: Der „Altmeister“ ist topfit und heiß auf eine Medaille. Ebenso wie das Olympische Test-Event im Juli 2011 entschied er in dieser Woche den allerletzten internationalen Formtest, den Belgacom Grand Prix in Boom, für sich – und selbstredend wurde er zum 10. Mal Meister seines Landes. Unsterblich ist er schon – doch sollte Absalon in London bzw. Essex zum dritten Mal den Olympia-Sieg davontragen, dann wird die Bilanz seines Lebenswerks schwindelerregende Höhen erreichen. Für Frankreich ist übrigens auch wieder Jean-Christophe Péraud am Start, den viele aus dem Straßenrennsport kennen. Eine Wiederholung der Silbermedaille von Peking dürfte allerdings gerade wegen der Doppelbelastung schwierig werden.

Stark aufgestellte Schweizer – Nino Schurter als Goldmedaillenkandidat
Doch der aussichtsreichste Anwärter auf Gold ist ein anderer – nämlich Nino Schurter, Schweizer, 26 Jahre alt und aus Tersnaus (Graubünden) stammend. In 2012 erlebte Schurter bislang eine ähnlich traumhafte Saison wie in 2010 – mit dem Unterschied, dass diesmal sogar der Olympiasieg möglich ist. Ebenso wie vor zwei Jahren entschied er den Gesamtweltcup für sich, war sowohl in Pietermaritzburg wie in Nove Mesto wie in Mont-Sainte-Anne und auch in Val d’Isère unschlagbar. Es ist absolut nicht einzusehen, warum Schurters Höhenflug ausgerechnet in Essex zu Ende gehen sollte. Wenn überhaupt irgendetwas gegen den Schweizermeister, Vizeweltmeister und Olympia-Dritten von Peking spricht, dann die Tatsache, dass er beim Test-Rennen vor einem Jahr nicht zugegen war. Die Eidgenossen haben mit Florian Vogel, dem Gesamtweltcup-Sechsten, und mit Ralph Näf, der in La Bresse sowie bei der EM unter die Top3 kam, im Übrigen noch zwei weitere Fahrer am Start, denen eine vordere Platzierung zuzutrauen ist.

Der Südafrikaner Burry Stander als Herausforderer
Als weiterer (Gold)-Medaillenkandidat hat Burry Stander zu gelten. Der 24-jährige Südafrikaner, amtierender Meister seines Landes, belegte in Pietermaritzburg Platz zwei, in Nove Mesto Platz drei, gewann den Weltcup in Windham und wurde in der Gesamtabrechnung Zweiter hinter Schurter. Vieles spricht dafür, dass er auch bei Olympia dem Schweizer ordentlich Paroli wird bieten können.

Fumic und Milatz – das starke deutsche Duo
Werfen wir nun einen Blick auf die deutschen Fahrer. Sicherlich haben sowohl Moritz Milatz wie Manuel Fumic eine Chance auf eine Medaille – allerdings müssen sie dazu einen perfekten Tag erwischen und vom Defekt- und Krankheitspech verschont bleiben. Gerade Milatz hatte in dieser Saison immer wieder mit Infekten zu kämpfen, während Fumic des Öfteren mit dem Material haderte. Bestes Weltcup-Resultat des 30-jährigen Freiburgers war heuer Platz sechs in Tschechien, dafür wurde er im Juni sensationell Europameister. Fumic, der amtierende Landesmeister, begann in Pietermaritzburg stark mit Platz drei, wurde Fünfter in Houffalize und schloss in Val d’Isère auf Platz vier ab. Den dritten gemeldeten deutschen Starter, Robert Förstemann, werden wir wohl kaum länger als eine Minute auf dem Mountainbike zu Gesicht bekommen. Der Bahnsprinter fuhr dank einer kuriosen Sonderregelung auf dem vakanten dritten Ticket der XC-Spezialisten nach London mit.

Medaillenhoffnungen für Italien und Spanien
Für eine vordere Platzierung und vielleicht für eine Medaille gut sein dürfte Fumics italienischer Cannondale-Teamkollege Marco Aurelio Fontana. Der Landesmeister, der sich im Winter auch als Radcrosser betätigt, wurde im Weltcup heuer dreimal Dritter – in Belgien, in den USA und beim Finale -, zudem Vierter in Nove Mesto, was in der Endabrechnung einen starken vierten Rang bedeutete. Der zweite Italiener im Bunde, Gerhard Kerschbaumer, ist ein hervorragender Nachwuchsathlet und könnte die Rolle des Jokers spielen.

Allenfalls zum erweiterten Kreis der Medaillenanwärter ist hingegen der Spanier Jose Antonio Hermida Ramos zu zählen. Der Weltmeister von 2010 wurde zwar immerhin Fünfter des Gesamtweltcups, er fuhr aber nicht konstant auf Top-Niveau mit. Zwischen Platz zwei in Kanada und Platz 27 in Windham war alles drin. Nicht vergessen sollten wir übrigens Hermidas Landsmann Sergio Mantecon Gutierrez. Der kam zuletzt immer besser in Fahrt, wurde Zweiter beim US-Weltcup, spanischer Meister und Vizeeuropameister.

Jaroslav Kulhavy - bei Olympia wieder auf Top-Niveau?
Natürlich darf auch der amtierende Weltmeister in unserer Favoritenvorschau nicht fehlen. Selbst wenn Jaroslav Kulhavy gemessen an seiner überragenden 2011er Saison in diesem Jahr ein gewisser Glanz fehlte, kann man keinesfalls von einer Nullnummer sprechen. Der 27-jährige Tscheche kam im Gesamtweltcup immerhin auf Rang drei – vor allem dank seiner zweiten Plätze von Nove Mesto und La Bresse und seines dritten Platzes von Mont-Sainte-Anne. Beim Test-Event in Essex war Kulhavy zwar nur Fünfter – aber immerhin hat er im Gegensatz zu vielen Konkurrenten den Kurs unter Wettkampfbedingungen kennengelernt. Abgesehen davon dass die Verteidigung des Regenbogentrikots noch im Bereich des Möglichen liegt, dürfte eine Olympia-Medaille über so manche Enttäuschung der Saison hinweghelfen.

Weitere Nationen, weitere Teilnehmer
Athleten, die zwar für ordentliche Platzierungen sorgen können, aber aller Voraussicht nach keine Medaillenchance haben, sind Marek Konwa aus Polen, Geoff Kabush aus Kanada, Todd Wells aus den USA, Rudi van Houts aus den Niederlanden und Kevin van Hoovels aus Belgien. Ebenso dürfte dessen Landsmann, Radcross-Legende Sven Nys, hoch motiviert sein, hat er sich die Teilnahmeberechtigung doch erst bei der allerletzten Gelegenheit, der EM, erstritten. An Motivation wird es freilich auch Lokalmatador Liam Killeen kaum mangeln, an Vermögen schon eher. Ondrej Cink aus Tschechien, der Europameister U23, ist zwar ein hochtalentierter Fahrer, dürfte inmitten der Elite aber einen schweren Stand haben. Selbiges gilt für den österreichischen Staatsmeister Alexander Gehbauer, der international bislang nur in seiner eigenen Altersklasse glänzen konnte. Er wird unterstützt vom 32-jährigen Karl Markt, der beim Test-Event starker Dritter wurde – allerdings in einem wenig hochkarätig besetzten Feld.

Das Olympische Cross Country-Rennen der Männer wird morgen um 13.30 Uhr Ortszeit, also um 14.30 Uhr unserer Zeit, gestartet






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