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Jaroslav Kulhavy krönt sich zum Olympiasieger im Cross Country - Schurter knapp geschlagen
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12.08.2012

Jaroslav Kulhavy krönt sich zum Olympiasieger im Cross Country - Schurter knapp geschlagen

Info: Olympia 2012 - Mountainbike Männer | OLYMPISCHE SPIELE 2012 IN LONDON (Mountainbike)
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



London/Hadleigh Farm, 12.08.2012 - Der Mountainbiker Jaroslav Kulhavy hat seinen zwei Europameistertiteln, dem Weltcupgesamtsieg und dem WM-Titel von 2011 nun auch noch den größten Erfolg hinzugefügt, den der Cross Country-Sport bereithält: den Olympiasieg. In einem rasend spannenden Sprintfinale setzte sich der 27-jährige Tscheche gegen den Schweizer Nino Schurter durch, welcher als Top-Favorit ins Rennen gegangen war. Bronze ging 25 Sekunden zurück an Marco Aurelio Fontana aus Italien, der den anderen beiden von der ersten Runde an in der Spitzengruppe Gesellschaft geleistet hatte. Für den Deutschen Manuel Fumic sprang ein ordentlicher siebter Platz heraus.

Entscheidende Spitzengruppe schon in der Anfangsphase gebildet
Die Entscheidung im Cross Country-Mountainbiking der Männer stellte eine der letzten Medaillenentscheidungen dieser Olympischen Spiele dar - und sie geizte wahrlich nicht mit Spannung, Emotionen und sportlicher Höchstleistung. Ebenso wie gestern bei den Frauen knallten die Sonnenstrahlen auf den steinigen Parcours inmitten der grünen Hügel von Hadleigh Farm herab; der erneut sehr böige Wind und natürlich die 47 Athleten wirbelten so manchen Staub auf. Schon auf der ersten von sieben Runden gingen Nino Schurter, Jaroslav Kulhavy und Marco Aurelio Fontana in die Vollen. Fahrfehler der scheinbar überrumpelten Konkurrenz sorgten zusätzlich dafür, dass schnell eine beträchtliche Lücke zum Spitzentrio entstehen konnte. Erst ausgangs der dritten Runde gelang es dem Spanier Jose Hermida Ramos und dem Südafrikaner Burry Stander, den Anschluss wiederherzustellen.

Doch die beherzte Aufholjagd hatte so viel Kraft gekostet, dass sowohl der Weltmeister von 2010 und Silbermedaillengewinner von Athen wie der Weltcupgesamtzweite dieses Jahres reißen lassen mussten, als erst Schurter und dann Kulhavy beträchtlich das Tempo erhöhten. Die beiden verbliebenen Runden bestritten der Tscheche, der Schweizer und der Italiener wieder zu dritt. Dabei zeigte Fontana, der sich zuvor meist am Ende der Gruppe aufhielt, dass er doch noch etwas in petto hatte. Mit seinen überraschenden Attacken zog der 27-jährige Landesmeister sich allerdings nur selbst den Zahn - und führte evtl. sogar den Defekt herbei, der ihn fast noch Bronze gekostet hätte. Es waren Kulhavy und Schurter, die davonstürmten und buchstäblich auf dem allerletzten Meter die Goldmedaille unter sich ausmachen sollten...

Von zerplatzten Träumen und starken Aufholjagden
Zu diesem Zeitpunkt war ein anderer hoch gehandelter Goldmedaillenkandidat bereits nicht mehr im Rennen. Der französische Meister Julien Absalon hatte kurz nach dem Start einen platten Reifen zu beklagen gehabt und, da ihm jede Chance auf einen dritten Olympiasieg in Folge verwehrt blieb, vorzeitig aufgegeben. Viel Pech schon zu Beginn hatte auch Europameister Moritz Milatz; der Deutsche stürzte zweimal und musste sich dann mit einem gelockerten Schalthebel herumschlagen; dennoch fuhr er durch, wurde am Ende 34ter von 40 gewerteten Finishern. Opfer eines Sturzes bzw. eines Defekts waren des Weitern Lokalmatador Liam Killeen und der belgische Radcross-Superstar Sven Nys, die enttäuscht den Parcours verließen.

Für die Franzosen sprang Stéphane Tempier in die Bresche, der am Ende immerhin Elfter wurde; für die Deutschen machte Manuel Fumic nach Zeitverlust in der Anfangsphase ein gutes Rennen. Der Landesmeister arbeitete sich wieder bis auf Platz sieben vor (+1:24) und wäre beinahe Jose Hermida und Burry Stander noch gefährlich geworden, die mit einer halben Minuten Rückstand die Plätze vier und fünf belegten. Ganz zuletzt musste Fumic dann allerdings noch den zweiten von drei Spaniern, den überraschend starken Carlos Coloma, passieren lassen, der genau eine Minute Rückstand aufwies. Zwischenzeitlich hervorragend im Rennen gelegen war Nachwuchsathlet Alexander Gehbauer, der angesichts der harten Bedingungen eines Elite-Wettkampfs im zweiten Teil dann aber doch Federn lassen musste und Österreich den neunten Platz bescherte (+2:09). Zwei Nordamerikaner positionierten sich außerdem in den Top10: der Kanadier Geoff Kabush auf acht und Todd Wells aus den USA auf Platz zehn. Karl Markt, der zweite Österreicher im Bunde, kam auf Rang zwanzig. Ralph Näf wurde als 18ter zweitbester Schweizer, Florian Vogel sackte nach starkem Beginn noch bis auf Rang 25 ab.

Pure Dramatik beim Herzschlagfinale. Fontana fährt ohne Sattel zu Bronze
Für die große Show aus Schweizer Sicht sollte natürlich Nino Schurter sorgen, der - für seine Explosivität bekannt - einem Sprintduell gegen Kulhavy selbstbewusst entgegenfahren konnte. Leider hatte er die Rechnung ohne den unorthodoxen, zweifach gewundenen Zielbereich gemacht - hier kam es dem Tschechen eventuell zupass, dass er im Gegensatz zum Graubündener vor Jahresfrist beim Test-Event den Parcours unter Wettkampfbedingungen kennengelernt hatte. In der ersten Kurve lag der Schweizermeister noch knapp vorn, doch in der zweiten und entscheidenden Kurve wählte Kulhavy die geschicktere, weil kürzere Linie und verschaffte sich einen klitzekleinen Vorteil, den Schurter im eigentlichen Schlusssprint nicht wieder gutmachen konnte.

Trotz der fabelhaften Platzierung dürfte diese hauchdünne Niederlage erst einmal eine Enttäuschung für den 26-Jährigen gewesen sein, der mit seinem Weltcupgesamtsieg im Rücken als Top-Favorit galt. Schurter wird sich nun mit der Rechnung "Bronze in Peking + Silber in London = Gold in Rio" trösten müssen. Der nur ein Jahr ältere Jaroslav Kulhavy hingegen ist im Zenit seiner Karriere angekommen und hat nach einer an Höhepunkten armen Saison rechtzeitig die Weichen zur Verteidigung des Regenbogentrikots gestellt. Das verrückte Hadleigh-Farm-Herzschlagfinale perfekt machte die Zielankunft von Marco Fontana - der Italiener musste den letzten Kilometer im Wiegetritt zurücklegen, da ihm die Sattelstütze samt Sattel abhanden gekommen war.

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Leser-Kommentare
Ohne Sattel zu Bronze!
Ohne Sattel auf Bronze
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