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Drecktakel und Schlammassel: Albert gewinnt Weltcup in Pilsen, Nys stürzt. Gleichstand an der Spitze
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28.10.2012

Drecktakel und Schlammassel: Albert gewinnt Weltcup in Pilsen, Nys stürzt. Gleichstand an der Spitze

Info: Rennkalender Radcross-Saison 2012/13
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Plzen (Pilsen), 28.10.2012 - Eine Woche nach der ersten fand im tschechischen Plzen bereits die zweite Runde des Radcross-Weltcups 2012/13 statt. In einem extrem kräftezehrenden Wettkampf auf fast unbefahrbarem Terrain erwies Niels Albert (BKCP-Powerplus) sich als Stärkster. Der 25-jährige amtierende Weltmeister startete - begünstigt durch einen Sturz seines Haupt-Konkurrenten Sven Nys (Landbouwkrediet) - in der dritten Runde eine Solo-Flucht, die er bis zum Schluss durchzuhalten vermochte. Klaas Vantornout (Sunweb-Revor) belegte Rang zwei; Rob Peeters (Telenet-Fidea) kam als Dritter ins Ziel, wurde aber disqualifiziert. So gingen seine Platzierung und die damit verbundenen Weltcup-Punkte an Tabor-Sieger Kevin Pauwels (Sunweb-Revor) über, welcher im Gesamtklassement mit Albert nun gleichauf liegt.


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Zäher Bodenbelag verlangt Athleten und Material alles ab
Im Gegensatz zu den milden Witterungsverhältnissen von Tabor vor einer Woche hatte mittlerweile der Winter in der Tschechischen Republik Einzug gehalten. Auch wenn der Neuschnee der letzten Tagen wieder abgetaut war und zum Schluss des Elite-Wettkampfs sogar die Sonne zum Vorschein kam: Die Bedingungen waren die eines echten Cross-Wettkampfs für harte Männer - und Frauen natürlich. Der schwarze zentimetertiefe, bleischwere Schmodder setzte sich überall fest, ließ die Athleten Schlangenlinien fahren, machte viele Laufpassagen erforderlich und führte zu zahlreichen Stürzen. An Sprünge über die Balken war überhaupt nicht zu denken und die mit 23 Stufen ohnehin endlose Treppe wuchs scheinbar noch ein paar Meter in die Höhe. Die Schlammschlacht gestaltete sich zugleich als Materialschlacht: Alle Top-Ahleten wechselten auf jeder Runde zweimal (!) das Rad. Einem von ihnen, nämlich Vizeweltmeister Rob Peeters, wurde eine verunglückte Wechselaktion zum Verhängnis. Der Belgier bekam keine neue Maschine und verließ die Materialzone wieder ohne wirklich abzustoppen - ein Regelverstoß, den die Jury mit Disqualifikation ahndete. Peeters´ couragiertes Verfolgungsrennen, das ihn bis auf Platz drei brachte, blieb somit eines für die Galerie.

Klaas Vantournout als Zweitplatzierter wider Willen
Wegen der langen Durchfahrtszeit, die schon für die erste Runde benötigt wurde, legten die Kommissäre die Anzahl der Runden auf lediglich acht fest. Beinahe hätten sogar sieben Runden gereicht, um die im Weltcup vorgeschriebene Gesamtfahrzeit von über 60 Minuten zu erfüllen. Das Fahrerfeld zerfiel natürlich schon bald in seine Einzelteile und Sven Nys sowie Niels Albert, der trotz erneut sehr schlechten Starts schnell Positionen gutgemacht hatte, setzten sich gemeinsam an die Spitze. Eingangs der dritten Runde blieb der belgische Meister mit dem Fuß an einer Absperrung hängen und kam so ins Straucheln, dass er wenig später vollends zu Boden ging. Nys rappelte sich relativ langsam wieder auf und musste erst noch sein Steuerrohr neu ausrichten, sodass er wertvolle Zeit verlor und noch hinter den zu diesem Zeitpunkt an fünfter Position fahrenden Bart Aernouts (AA Drink) zurückfiel. Weltmeister Albert ließ sich nicht lange bitten und zog durch. Seine beeindruckende Solo-Flucht verlieh dem brutalen Drecktakel sogar noch etwas wie Eleganz. Auch wenn er gegen Ende des Wettkampfs sichtlich an die Reserven gehen musste - die Verfolger wusste er in Schach zu halten. Zu diesen gehörten in erster Linie der Weltcup-Führende Kevin Pauwels und sein Teamkollege Klaas Vantornout sowie Tom Meeusen (Telenet-Fidea), welcher sich etliche Meter dahinter an Position vier regelrecht festbiss. Vantornout zeigte einmal mehr, dass er nicht nur als Edelhelfer taugt, sondern eigene Weltcup-Top-Resultate in Reichweite liegen. Pauwels fiel immer wieder zurück, auf der Schlussrunde musste er den Kameraden endgültig ziehen lassen. Noch auf der Zielgerade zögerte Vantornout, ob er seinem Kapitän die Weltcup-Punkte wegschnappen dürfe und erst als wider Erwarten Peeters um die Ecke bog, schob er sich nolens volens über die Linie.

Sven Nys im Schlamm-assel: Nach zwei Weltcup-Runden doppelt bestraft
36 Sekunden zuvor hatte Niels Albert seinen zweiten Weltcup-Sieg in Plzen nach 2009 gefeiert und dafür 80 Punkte erhalten - ebenso viele wie Pauwels für sein Spitzenresultat in Tabor vor einer Woche, als Albert Dritter gewesen war. Die Disqualifikation von Peeters führt also dazu, dass die Punktebilanz der beiden ausgeglichen bei 145 Zählern liegt. Albert gilt laut Reglement als Gesamtführender, weil er das aktuelle Rennen gewonnen hat. Hinter Pauwels, der 45 Sekunden nach dem Weltmeister eintraf, sicherte sich Meeusen tatsächlich den vierten Rang (+0:54). Sein Telenet-Fidea-Teamkollege Bart Wellens wurde Fünfter (+1:09), nachdem er überraschend Sven Nys noch hatte überholen können. Der Vorjahressieger, der derzeit seinem Ruf als Pechvogel mal wieder alle Ehre macht, belegte Platz sechs (+1:31). Nach dem Kettenriss von Tabor und dem Sturz von Pilsen bringt er es auf lediglich 105 Weltcup-Punkte. Besser platziert sind Tom Meeusen (106 P.) und vor allem der Gesamtdritte Vantornout (130 P.). Bart Aernouts, Francis Mourey (FDJ) und Thijs van Amerongen (AA Drink) kamen mit 2:14, 2:45 und 2:58 Minuten Rückstand auf die Plätze sieben bis neun. Dem Schweizermeister Julien Tamarcaz (BMC Racing) gelang trotz eines Sturzes über die Bande letztlich ein starker zehnter Rang (+3:04). Neo-Elite-Fahrer Lars van der Haar (Rabobank Giant), der Zweite von Tabor, stieß heute klar an seine physischen Grenzen, wurde 23ter mit über fünf Minuten Rückstand. Etwa in diesen Gefilden hielt sich auch der Deutsche Philipp Walsleben (BKCP-Powerplus) auf, der unmittelbar hinter Simon Zahner (EKZ) Platz 26 belegte (+5:19).

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Katie Compton wiederholt Vorjahreserfolg, übernimmt Gesamtführung
Die Frauen hatten auf dem unbarmherzigen Geläuf "nur" vier Runden zurückzulegen. Am Ende triumphierte, ebenso wie 2011 unter gänzlich anderen Bedingungen, die US-Meisterin Katherine Compton (Trek Cyclocross Collective) mit 15 Sekunden Vorsprung vor ihrer britischen Amtkollegin Helen Wyman (Kona). Deren Landsfrau Nikki Harris bestätigte ihre derzeit exzellente Form mit einem dritten Rang (+0:29). Die Siegerin von Tabor Sanne van Paassen (Rabobank) musste sich knapp dahinter mit Platz vier zufriedengeben, sodass Compton die Führung im Weltcup übernahm. 10 Punkte (110 zu 100) trennen die US-Amerikanerin, die ihren ersten Gesamtsieg anstrebt, von der Niederländerin, die den Pokal in der Saison 2010/11 holte. Die Deutsche Hanka Kupfernagel schloss ihr Saisondebüt mit Platz fünf durchaus erfolgreich ab (+0:32); auch die Schweizerin Jasmin Achermann kann mit Platz sechs zufrieden sein (+1:00).

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Van der Poel sammelt Siege, Hermans sammelt zweite Plätze
Das Rennen der Junioren förderte keinen Überraschungssieger zutage. Ganz im Gegenteil bleibt die Dominanz von Mathieu van der Poel ungebrochen und der Niederländer in dieser Saison noch ungeschlagen. Quinten Hermans scheint auf zweite Plätze abonniert - der 17-jährige Belgier wiederholte in Pilsen sein Resultat von Kalmthout, Ruddervoorde, Ronse und Tabor, diesmal mit 1:12 Minuten Rückstand. Eine kleine Überraschung war vielleicht der US-Amerikaner Logan Owen auf Rang drei (+1:58). Deutschsprachige Fahrer spielten keine Rolle. Van der Poel liegt nach zwei von sechs Runden mit 120 Punkten in Führung vor Hermans mit 100 Punkten.

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Wietse Bosmans meldet sich zurück
Immerhin konnten die Belgier im U23-Bereich ihre durch zahlreiche niederländische Siege angekratze Ehre wiederherstellen. Angeführt von Landesmeister Wietse Bosmans, der in der dritten Runde als Solist davonfuhr, belegten sie gar das gesamte Podest. Bosmans nahm Wout van Aert 19 Sekunden und Michael Vanhourenhout 34 Sekunden ab. Mike Teunissen, der Sieger von Tabor, musste mit Platz sechs (+1:22) vorliebnehmen und rutschte von Gesamtrang eins auf zwei ab. Vizeweltmeister Bosmans ist nun 15 Punkte voraus, hat 105 Zähler gesammelt im Vergleich zu den 90 von Teunissen. Bester Deutscher war heute U23-Landesmeister Michael Schweizer auf Rang acht (+1:37).

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Der Radcross-Weltcup wird am 24. November in Koksijde fortgeführt. Auch jenes Terrain sollte nach dem Geschmack von Niels Albert sein, der bekanntlich Anfang des Jahres in den mächtigen Sanddünen das Regenbogentrikot eroberte.





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