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Starkes Finish sichert Marianne Vos den dritten WM-Titel auf der Straße
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28.09.2013

Starkes Finish sichert Marianne Vos den dritten WM-Titel auf der Straße

Info: STRASSEN-WM 2013 IN FLORENZ | Straßenrennen Frauen Elite
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Florenz, 28.09.2013 - Es ist der Tag der Niederländer bei der Straßenrad-WM in Florenz. Wenige Stunden, nachdem Mathieu van Poel sich zum Juniorenweltmeister kürte, hat Marianne Vos ihren Titel im Straßenrennen der Frauen verteidigt. Das letzte Steilstück auf dem 16,5km langen Rundkurs diente der 26-Jährigen als Sprungbrett, um sich aus einer kleinen Spitzengruppe abzusetzen. Emma Johansson und Rossella Ratto gingen mit Macht hinterher, doch am Ende fehlten 15 Sekunden. Somit ging Silber an Schweden, während die Italiener immerhin ihr erstes Edelmetall bei dieser Heim-WM verbuchen konnten.

Aufwärmphase in zügigem Tempo
Die Frauen hatten dieselbe Strecke und dieselbe Gesamtdistanz wie die Junioren zurückzulegen. 57,20 Kilometer führten vom Kurort Montecatini Terme aus in die Hauptstadt der Toskana, wo sich ein 16,57 Kilometer langer, schwerer Rundkurs anschloss, der fünf Mal zu bewältigen war. Im Gegensatz zu ihren jüngeren Kollegen nutzten die insgesamt 141 Teilnehmerinnen die topografisch anspruchslose Anfangsphase zum kontrollierten Einrollen. Eine Fluchtgruppe kam hier noch nicht zustande und man geizte mit Attacken, wobei das recht zügige Tempo derartigen Aktionen auch nicht zuträglich war. Bei neuen spätsommerlichen Höchsttemperaturen von 27 Grad und drückender Windstille führten Russland und Deutschland, Großbritannien und die USA das Peloton an. Ein singulärer Angriff von Patricia Schwager (Schweiz) - die übrigens kurz zuvor defektbedingt das Rad hatte wechseln müssen - wurde im Keim erstickt. Als man sich Florenz näherte, wurden die Vorstöße zahlreicher, doch auch Martina Ruzickova (Tschechien), Katazyna Sosna (Litauen), Maaike Polspoel (Belgien), Svetlana Stolbova (Russland) und Audrey Cordon (Frankreich) kamen nicht weg.

US-Team lässt Peloton zur Ader
Aufgereiht wie an einer Perlenschnur zog sich das Peloton die Uferpromenade am Arno entlang, bog am Ponte Vecchio in Richtung Altstadt ab und passierte die mächtige Kathedrale, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die breite Schnellstraße war Vergangenheit, nun begann der schmale, wellige Circuit. Mittlerweile hatten die USA sich fast in voller Mannschaftsstärke vorne eingespannt und mit einer Tempoverschärfung begonnen, die sich als gnadenloses Zerstörungswerk entpuppten sollte. Die Stars-and-Stripes-Truppe bolzte so entschlossen den bis zu neun Prozent steilen, langgezogenen Anstieg in Fiesole hinauf, dass reihenweise Fahrerinnen in die Knie gingen. Gerade mal 40 Frauen überlebten dieses Gemetzel - und größer sollte das Peloton danach nicht mehr werden. Doris Schweizer griff in der Abfahrt an und spannte mit der belgischen Meisterin Liesbet de Vocht zusammen, doch die beiden wurden bald wieder gestellt. Polspoel versuchte ebenfalls erneut ihr Glück und eröffnete die zweite Runde als Solistin, aber kurz darauf holten die US-Girls sie zurück.

Sturz auf der dritten Runde als Weichenstellung
Auf der nächsten Abfahrt konnte Tiffany Cromwell (Australien) eine Lücke aufreißen, bevor ihre Landsfrau Carlee Taylor gemeinsam mit Valentina Scandalora (Italien), Annemiek van Vleuten (Niederlande) und erneut der Schweizermeisterin einen Vorstoß wagten, doch das alles war nur von kurzer Dauer. Die Polin Eugenia Bujak führte 43 Spitzenreiterinnen in die dritte Runde; es folgten kleine Gruppen und dann ein sehr großes Feld mit 4:46 Minuten (!) Rückstand. Immer noch sorgten die US-Amerikanerinnen vorne für die Pace, aber die Italienerinnen waren noch mit allen acht Fahrerinnen vertreten und wollten daraus Profit schlagen. Francesca Cauz attackierte in Fiesole sage und schreibe dreimal, wurde aber immer gekontert. Die niederländische Meisterin Lucinda Brand hatte zunächst mehr Erfolg, setzte sich gemeinsam mit Cromwell hinter der Kuppe ab. Die wilde Verfolgungsjagd führte zum Sturz der Polin Katarzyna Niewiadoma, die in einer scharfen Rechtskurve am Ende der Abfahrt zu Fall kam und mehrere nachfolgende Fahrerinnen aufhielt. Dies entpuppte sich als eine entscheidende Weichenstellung, denn das 16 Prozent-Steilstück an der Via Salviato absolvierten jetzt nur noch 15 Spitzenreiterinnen zeitgleich.


Weiterer WM-Bericht: Van der Poel auch U19-Weltmeister auf der Straße

2 x NED, 3 x ITA, Johansson, Stevens und Cromwell in Favoritengruppe
Lucinda Brand tat sich zwecks erneuter Flucht mit der Italienerin Rossella Ratto zusammen, doch obwohl sie die Zielpassage mit 11 Sekunden Vorsprung absolvierten, lief 30 Kilometer vor Schluss erneut alles zu einer Favoritengruppe zusammen. Wieder reizte der Fiesole-Anstieg zu Attacken: Zunächst versuchte es die deutsche Meisterin Trixi Worrack, dann die Russin Tatiana Antoshina, dann erneut Francesca Cauz und anschließend die Niederländerin Anna van der Breggen. Als mit Evelyn Stevens (USA) eine Medaillenkandidatin in Aktion trat, hielt es Titelverteigerin Marianne Vos nicht mehr in der Deckung. Sie wollte genauso vorne dabei sein wie die Schwedin Emma Johansson und das italienische Trio Rossella Ratto/Elisa Longo-Borghini/Tatiana Guderzo. Vos' Landsfrau Van der Breggen zog die Truppe den Berg hoch, Antoshina, Cromwell und die Vize-Zeitfahrweltmeisterin Linda Villumsen (Neuseeland) mühten sich hinterherzukommen. Alle anderen Frauen, die gerade eben noch vorne gewesen waren, wiesen am Scheitelpunkt schon gravierende Rückstände von um die 40 Sekunden auf. Zum wiederholten Mal demonstrierte Cromwell ihre Abfahrtskünste und stellte den Anschluss zu den Spitzenreiterinnen her, sodass acht Fahrerinnen gemeinsam in die Schlussrunde gingen.

Marianne Vos demonstriert erneut ihre Stärke
Da das Tempo an dieser Stelle plötzlich einschlief und taktische Erwägungen die Oberhand gewannen, kehrten wenig später auch Antoshina, Villumsen und sogar die Deutsche Claudia Häusler, die Russin Elena Kuchinskaya und die Französin Pauline Ferrand Prevot an die vorderste Front zurück. Aber natürlich waren es genau diese Fahrerinnen, die die Segel streichen mussten, sobald die Belauerungsphase vorbei war und es bergauf wieder zur Sache ging. Die Favoritinnen versuchten allesamt, eine Vorentscheidung herbeizuführen - Cromwell, Stevens, Van der Breggen, Guderzo... -, aber in Fiesole gelang dies noch nicht. Erst die Via Salviato spielte Zünglein an der Waage. Stevens war die Erste, die attackierte, doch Marianne Vos ging mit. Und nicht nur das: Dort wo es am steilsten wurde, hatte sie noch mehr zuzusetzen als alle anderen. Ähnlich wie zuvor ihr junger Landsmann Mathieu van der Poel verschaffte sie sich einen Vorsprung, den sie bergab und in der Anfahrt aufs Ziel zu verteidigen hatte. Johansson und Ratto fackelten nicht lange, stürzten hinterher und hielten stets Sichtkontakt zu Vos, doch die 26-Jährige setzte sich erfolgreich zur Wehr. 100 Meter vor dem Ziel fiel die Anspannung von ihr ab und sie konnte jubilieren. Der dritte WM-Titel auf der Straße, nach 2006 und 2012, war unter Dach und Fach. Nicht zu vergessen: Seit 2009 besitzt Vos das Regenbogentrikot im Radcross und, ach ja, sie ist die Olympiasiegerin von London. Im Übrigen wird sie dank ihres heutigen 22. (!) Saisonerfolgs das Jahr 2014 als Weltranglistenerste beenden.

Häusler beste Deutsche auf Platz 12
15 Sekunden später ließ Emma Johansson Rossella Ratto im Sprint um die Silbermedaille keine Chance, doch immerhin bedeutete dies das erste Edelmetall für die italienischen Gastgeber. Die starke Helferin Anna van der Breggen kam als Vierte ins Ziel (+0:33) und verbesserte damit sogar leicht ihr Vorjahresresultat. Stevens belegte Platz fünf (+0:46) vor Villumsen, Guderzo und Longo Borghini. Cromwell und Antoshina machten die verbliebenen Top10-Ränge unter sich aus. Häusler fiel noch hinter Kuchinskaya zurück und wurde letztlich Zwölfte (+3:34). Ihre Landsfrau Trixi Worrack folgte auf Platz 20. Die beste Schweizerin des Tages stammt eigentlich aus dem Mountainbike-Sport: Jolanda Neff wurde 29te. Für die angriffslustige Doris Schweizer sprang Rang 35 heraus. Nur 46 Fahrerinnen beendeten das brettharte Rennen auf reguläre Weise. Das gesamte österreichische Team (Martina Ritter, Andrea Graus, Daniela Pinterelli) fiel aus der Wertung, ebenso wie Patricia Schwager und die Deutschen Romy Kasper, Lisa Brennauer, Elke Gebhardt und Esther Fennel.

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