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Bahnradsport Stimmungsvoller Auftakt bei den 50. Bremer Sixdays |
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10.01.2014 | ||
Stimmungsvoller Auftakt bei den 50. Bremer SixdaysInfo: Sixdays: Sixdays Bremen 2014Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de) 10.01.2014 – Mit einem leicht verkürzten Rennprogramm begann am Donnerstagabend das 50. Sechstagerennen von Bremen. Spitzenreiter nach der ersten Nacht sind Christian Grasmann und Madison-Weltmeister Vivien Brisse, die sich in der einzigen Jagd eine Runde Vorsprung erkämpften. Auch die Sprinter kamen in der 1. Nacht bereits zum Einsatz. Richard Aßmus eroberte sich die Führung vor Jeffrey Hoogland, der erst zwei Tage zuvor in Rotterdam triumphierte. Ab Freitag startet dann der Nachwuchs im UIV-Cup und am Wochenende gesellen sich auch die Frauen dazu. Aus Bremen berichtet heute für LiVE-Radsport.com Thorsten Schmidt, der in der ÖVB-Arena die Jubiläums-Atmosphäre aufsaugen und die Fahrer beim Auftakt aus nächster Nähe beobachten konnte. Berichte: 1. Nacht | 2. Nacht | 3. + 4. Nacht | 5. Nacht | 6. Nacht Für viele Menschen ist der 50.Geburtstag ein besonderer Geburtstag - oftmals mit gemischten Gefühlen. Dafür besteht bei den 50.Bremer Sixdays kein Anlass. Am Eröffnungsabend gab es nur strahlende Gesichter. Denn für einen ersten Abend war die Halle ungewöhnlich gut gefüllt. "Dreimal ist Bremer Recht" ist ein an der Weser wohlbekanntes geflügeltes Wort. Und bedeutet, dass man bei den ersten beiden Versuchen mit hanseatischer Großzügigkeit über kleine Mängel hinwegschaut. Aber beim dritten Mal sollte alles passen. Und bei den dritten Sixdays unter neuer Führung passt es. Mit ungewöhnlicher Spannung haben die Journalisten die Vorbereitungen der Jubiläumsveranstaltung beobachtet. Die Pressekonferenzen im Vorfeld waren gut besucht. Und dabei standen drei Fragen im Mittelpunkt der Neugier: Gibt es technische Neuerungen in der Halle? Wer zählt zu den Favoriten? Und welche Jubiläumsaktivitäten sind zu erwarten? Je unauffälliger die Technik, desto angenehmer für die Zuschauer. In den ersten beiden Jahren hatte das neue Veranstalterteam die Sixdays optisch runderneuert. Mit zwölf Trucks wurden Lampen und Lautsprecher herangekarrt, um eine stimmungsvolle Lichtgestaltung und eine ausgewogene Akustik bei Sport und Show zu gewährleisten. Technische Innovationen wie die blinkenden Armbänder derjenigen Fahrer, von denen die Sprecher gerade reden, sorgten auch bei den Veranstalterkollegen für anerkennendes Staunen. Aber es lief nicht gleich auf Anhieb alles rund. Niemanden wurmte das mehr als Peter Regel, den Leiter der ÖVB-Arena. Seit dem Vorjahr wurde an vielen kleinen Schrauben gedreht, und das Ergebnis ist sehr angenehm. Anzeigentafel und Videowürfel haben ein neues Gesicht, cyan-blau im Corporate Design der Sixdays mit wesentlich besser lesbarer Schrift. Die Lichtregie liefert immer wieder schöne optische Reize, insbesondere in den kurzen Rennpausen. Und die Akustik in der Halle wurde verfeinert und der Lautstärkepegel wurde noch einmal gesenkt, so dass man nicht nur die Hallensprecher, sondern auch den Nachbarn in den Logen oder auf den Rängen gut versteht. Das war bei den Sixdays nicht immer so, dass man sich unterhalten konnte, ohne sich anbrüllen zu müssen. Und bei dem immensen Remmidemmi in den benachbarten Partyhallen dürften viele Besucher in die Halle 1 gekommen sein, um ihren Ohren eine Pause zu gönnen und dabei haben sie womöglich ihr Interesse am Radsport entdeckt. Es könnte das Rennen der Überraschungen werden. Im letzten Jahr hatte der neue Sportliche Leiter Erik Weispfennig auf Revanche gesetzt und die vier erstplatzierten Teams des Vorjahres nahezu unverändert erneut gegeneinander antreten lassen. Durch den Rücktritt von Peter Schep und die Sturzverletzung von Luke Roberts in Gent war eine Neuauflage dieser Duelle nicht mehr möglich, zumal Robert Bartko und Marcel Kalz ebenso wie Franco Marvulli und Tristan Marguet signalisiert hatten, dass sie die ganze Wintersaison miteinander fahren möchten. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei nur noch zwei Sechstagerennen in Deutschland überwiegend deutsche Fahrer im Feld zu finden sind. Das hat zur Folge, dass einige ihre ersten Sixdays in diesem Winter fahren, so dass ihre Form vorab nur schwer einzuschätzen ist. Zudem bleibt Weispfennig seiner Linie treu, die Sixdays auch als Ausbildung zu nutzen. Mit Nico Heßlich, Hans Pirius und Sebastian Wotschke sind drei junge Fahrer im Profifeld dabei, die im Vorjahr noch im UIV-Cup gestartet waren. Die üblichen Verdächtigen gehören auch in diesem Jahr zu den Favoriten. Also diejenigen Fahrer, die den Rennen der letzten Jahre ihren Stempel aufgedrückt haben: Robert Bartko (Sieger in Bremen 2005, 2008, 2011 und 2012), Franco Marvulli (Sieger 2010 und 2013), Leif Lampater (Sieger 2009) und Marcel Kalz (2013). Nach dieser Rechnung bliebe für Andreas Müller und Marc Hester wie in den beiden Vorjahren nur der undankbare vierte Platz. Aber warum eigentlich? Ich habe diesmal gegen die Kollegen gewettet und rechne mit großen Überraschungen. Denn die bisherigen Saisonergebnisse lassen Raum für Zweifel. Dass sich Robert Bartko und Marcel Kalz für die gesamte Wintersaison zusammengefunden haben, ist aus der Sympathie der beiden füreinander wohl verständlich. Aber sind sich die beiden als Fahrertypen nicht viel zu ähnlich? Die bisherigen Saisonergebnisse (Platz 6 in Gent und Platz 7 in Rotterdam) sind nach ihren eigenen Ansprüchen enttäuschend gewesen. Beide sind keine Sprinter, und auch wenn sie sich am ersten Abend mit großer Energieleistung die Siege in zwei Dernyrennen und im 500m Zeitfahren geholt haben, dürften am Ende die Punkte fehlen. Nach dem kurzen ersten Wettkampfabend haben sie 11 Zähler weniger als das punktbeste Team auf ihrem Konto. Setzt sich dieser Trend in den nächsten Tagen fort, würde sich ein Rückstand von 60-70 Punkten summieren. Das könnte sie eine Bonusrunde kosten und dann müssten sie für den Sieg zwei Runden gegen die Konkurrenz herausfahren. Das wird ein hartes Stück Arbeit. Auch Franco Marvulli kann mit der Bilanz in seiner Abschiedssaison nicht zufrieden sein. Platz 10 in Gent nach dem sturzbedingten Ausfall seines Partner Luke Roberts - Schwamm drüber. Obwohl: 28 Runden Rückstand hat Marvulli seit seinem legendären Sixdays-Debut 1998 in Zürich nie wieder auf seinem Konto gehabt. Und ein neunter Platz bei seinem letzten Heimrennen in Zürich war sicherlich nicht sein erklärtes Ziel. Platz 8 in Rotterdam kann man als Einrollen für Bremen abhaken. Summa summarum bleibt Platz 4 im zweitklassig besetzten Vier-Tage-Rennen in Grenoble als beste Saisonleistung im Palmarès. Vier Rennen hintereinander ohne einen Platz auf dem Treppchen. Wann hat es das für Franco Marvulli zuletzt gegeben? Bleibt von den Favoriten nur noch Leif Lampater übrig? In der Tat. Und für mich bleibt er der einzige Favorit. Er fährt eine konstant gute Wintersaison, die im Oktober mit dem Sieg beim Drei-Tage-Rennen in Hollywood begann und mit dem Triumph von Gent seine Krönung fand. Dies war für Leif der erste Sechstagesieg seit dem Januar 2009 und damals gewann er - in Bremen. Mit Wim Stroetinga hat er einen schnellen Mann an seiner Seite, der zwar zum ersten Mal in Bremen dabei ist, aber bei der einzigen Jagd des Abends zeigte, dass er vor der technisch anspruchsvollen Bahn in Bremen keinerlei Respekt hat. Mit explosiven Attacken aus dem Feld heraus hat er deutlich auf sich aufmerksam machen können. Am ersten Abend geht es ja üblicherweise um die kleinen Psychospielchen: Da wird Selbstbewusstsein demonstriert, mit den Muskeln gespielt und die Form der Konkurrenten angetestet, ohne gleich alle Karten auf den Tisch zu legen. Lampater / Stroetinga haben diesen Wettbewerb der besten Performance deutlich zu ihren Gunsten entschieden. Doch der sportliche Sieg ging an den Freund aus demselben Verein. 18 Runden vor Schluss lagen sieben Teams in der Nullrunde und das Feld rollte in harmonischer Schönheit um die Kurven. Man hatte sich gepikst, ohne sich weh zu tun. Das musste reichen. An einem Eröffnungsabend. Und die Kollegen waren schon auf dem Weg zum Pausen-Schnitzel im Presseraum. Wer allerdings Christian Grasmann schon etwas länger kennt, der hätte ahnen können, dass der solche stillschweigenden Einvernehmlichkeiten gern zu seinem Vorteil nutzt. Und so dampfte er davon und nicht nur sein Partner Vivien Brisse war von dieser Attacke verblüfft. Und wäre der Franzose gefragt worden, dann hätte er dem Grasi sicherlich abgeraten, denn sein Schnaufen war bis in die oberste Reihe der Tribüne zu hören. Christian Grasmann freute sich diebisch über diesen Coup, der ihm nicht nur den Sieg in der Jagd sondern - als einziges Team in der Nullrunde - auch den Tagessieg bescherte. Gehört das Team Grasmann / Brisse nun zu den Favoriten von Bremen? Das fragte ich ihn selbst. "I wo", war die knappe Antwort und seine Begründung war mal wieder ur-bayrisch valentinesk: "Ich wollte mal meinen Namen in der Überschrift des Weser-Kuriers lesen. Und am ersten Abend gibt es die beste Chance dafür." Aha, hab ich erstmal gesagt - und mehr nicht? Er sei richtig gut in Form, hat er mir verraten, aber wenn die Wechsel so bleiben wie am ersten Abend, dann wäre er am Samstag sicherlich so platt wie eine Nordseeflunder. Da weiß ich ja jetzt schon, was die beiden am Nachmittag machen werden. Rauf auf die Bahn und Wechsel üben. -> Zu allen Resultaten und Gesamtständen Spökenkiekerei ist eine typisch norddeutsche Vorliebe, und auch wenn die meisten Radsportfans bei LiVE-Radsport.com womöglich gar nicht wissen, was das ist, so teilen viele diese Vorliebe. Und um die Fachsimpeleien im Forum anzuheizen, möchte ich auf zwei Beobachtungen hinweisen: 1. Das Rudy Project Racing Team hat mit Lampater, Grasmann, Kalz, Graf und Heßlich gleich fünf Fahrer am Start. Wann hat es jemals so etwas bei einem Sechstagerennen gegeben? Und auch wenn die fünf sicherlich keine Mannschaftsverfolgung initiieren werden, könnten es die kleinen Gesten im Rennverlauf sein, die eine große Wirkung haben werden. Bei einer Attacke mal nicht hinterherfahren… Oder mal ein Loch zufahren… Auch wenn Kalle und Leif sich als Konkurrenten nichts schenken werden: Vorteil Lampater! Ich erhöhe meine Wette um 10 Euro. 2. Von all den Fahrern, die bei den bisherigen Rennen dieses Winters auf dem Treppchen standen, sind nur Lampater und Stroetinga in Bremen am Start. Und die beiden fahren auch noch zusammen. Vorteil Lampater? Keineswegs. Weil die Konkurrenten fehlen, die Bartko, Kalz und Marvulli ins Mittelfeld durchgereicht haben, gehören diese nun wieder zu den Stärksten im Feld. Nachteil Lampater! Ich verringere meine Wette wieder um 10 Euro. Und Ihr? Man soll die Feste feiern, wie sie fallen: 50 Jahre 6-Tage-Rennen in Bremen Zur Jubiläumsveranstaltung wurden alle noch lebenden Sieger von Bremen eingeladen. Und einige bringen sogar ihre Räder mit. Denn am Freitag steht ein All-Star-Derny-Rennen über 50 Runden auf dem Programm. Gregor Braun, Danny Clark, Andreas Kappes, Jimmy Madsen, Silvio Martinello und Didi Thurau wollen zeigen, was sie immer noch drauf haben. Und dieses Wiedersehen auf der Bahn interessiert so manchen Journalisten mehr als das aktuelle Rennen. Allein die üppige Vorberichterstattung macht dieses Spektakel zum Highlight der 50sten Bremer Sixdays. Die Halle wird platzen und die Sprecher werden es wieder rufen. So wie damals: Wo ist Bremen? Wo ist die Halle? Aber auch an den anderen Abenden wird es reichlich Klassentreffen-Gefühle geben. Ich freue mich besonders auf Patrick Sercu, René Pijnen und Jens Veggerby. Und Danny Clark ist die ganze Woche über bei den Sixdays dabei. Er hat den Startschuss gegeben. Und wer sich an Danny Clark erinnert, wird ahnen, was er sonst noch machen wird: Er wird singen. An jedem Abend. Zu diesem Jubiläum habe ich ein Buch geschrieben: 50 Jahre 6-Tage-Rennen in Bremen. Ein Bildband mit mehr als 200 Fotos, die meisten davon vom dem in Radsportkreisen bestens bekannten Karl Franke. Seine Fotos aus mehr als 30 Jahren stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Mein Text dazu ist kaum länger als dieser Bericht. Dafür lasse ich andere zu Worte kommen: Viele ehemalige Radsportler erinnern sich an ihre Zeit in Bremen. Von A wie Altig bis Z wie Zabel. Mit Schmunzelgarantie. Ich werde in den nächsten Tagen mit Promotion für dieses Buch beschäftigt sein. Deshalb wird Euch Felix Griep über die sportlichen Ereignisse berichten. Ich melde mich dann noch einmal nach dem Finale und fasse die Ereignisse am Rande zusammen. Übrigens: Für alle, die von den Sixdays Bremen nicht nur lesen wollen, gibt es auch wieder einen Live-Stream. Ich wünsche Euch spannende Wettkämpfe - ob in der Halle oder vor dem Monitor. |
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