<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Interviews
Wir berichten über unser Treffen mit Fabian Wegmann
Suchen Interviews Forum  Interviews Forum  Interviews
01.07.2010

Wir berichten über unser Treffen mit Fabian Wegmann

Info: Nationale Meisterschaften 2010: Deutschland - Straßenrennen | Weitere Interviews
Autor: Felix Griep (Werfel) und Johann Reinhardt (Johann)
Bericht: Freude bei Milram - Christian Knees holt Meistertitel. Silber für Radochla, Bronze für Schillinger



Fabian Wegmann ist lediglich 1,76 Meter groß und 60 Kilogramm schwer, hat blondes Haar und wirkt vor allem auf weibliche Fans sehr charmant, niedlich und süß. Vielleicht besitzt er deshalb so viele Sympathisanten und ist neben Jens Voigt und Tony Martin momentan einer der bekanntesten deutschen Radrennfahrer. Er ist berühmt für seine offensive Fahrweise sowie seine Antrittsschnelligkeit. Im Rahmen der Deutschen Meisterschaft traf LiVE-Radsport.com den in Münster geborenen Profi und befragte ihn unter anderem über das Straßenrennen am Sonntag, seine Zukunft sowie die in wenigen Tagen beginnende Tour de France, die seine siebte sein wird. In seiner bisherigen Karriere fuhr Wegmann bis zum Jahr 2008 für das Team Gerolsteiner, während er nun für Milram aktiv ist.

„Es ist perfekt für uns ausgegangen“
Am Sonntag war Fabian Wegmann beim Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften in der Rosenstadt Sangerhausen am Start. Dabei fuhr er als 13. über die Ziellinie mit über vier Minuten Rückstand auf seinen siegreichen Teamkollegen Christian Knees. Wie Wegmann betonte, wollte man ausnutzen, dass man insgesamt 16 Athleten am Start hatte. „Wir wollten das Rennen gewinnen mit der Überzahl. Diese wollten wir natürlich ausspielen, das haben wir im Endeffekt auch gemacht und hatten drei bei insgesamt neun Mann in der Spitze. Es ist perfekt für uns ausgegangen.“ Durch den Erfolg von Knees starten nun insgesamt zwei Profis des Team Milram mit dem Trikot des Landesmeisters in die anstehende Tour de France, da auch Niki Terpstra in den Niederlanden das Rennen für sich entscheiden konnte.

Gleich zu Beginn war der nun in Freiburg lebende Wegmann in einer Spitzengruppe zu finden. Dies verwunderte einige, doch er hat uneigennützig eine plausible Erklärung dafür: „Wir wollten das Rennen einfach schwer machen und von Anfang an Druck machen. Es war uns eigentlich auch egal, wer vorne ist, da wir nur die anderen in Zugzwang bringen wollten. Das wollte ich auch mit der Attacke einfach nur machen.“ Er betonte weiter, dass das Hauptziel war, den Titel in die Mannschaft zu holen. „Dass dies gelang, sind wir nun alle super happy“, so Wegmann.

„Da können wir das im nächsten Jahr auch machen“
„Ein bisschen schwerer könnte der Kurs schon sein, es ist jetzt definitiv nicht so schwer gewesen. Man hat gesehen, es ist ein ganz großes Feld noch hinten angekommen. Für mich persönlich wäre es schöner, wenn es anspruchsvoller wird. Aber im Endeffekt haben wir in diesem Jahr gewonnen und da können wir das im nächsten Jahr auch machen“, äußert sich Wegmann über eine erneute Austragung in Sangerhausen 2011. „Man muss jetzt mal gucken, wie viele Leute angekommen sind bei den letzten Deutschen Meisterschaften. Im letzten Jahr war es halt ein sehr, sehr einfacher Kurs. Aber davor war glaube ich nie so ein großes Feld zusammen, so selektiv finde ich die Strecke jetzt nicht. Es ist schön breit, also sehr sicher und es ist nichts passiert. Von daher ist das in Ordnung“, so Wegmann, der die Schule mit Abitur abschloss.

Nach leichten Schwierigkeiten nun Freude auf die Tour
„Ich hatte ein bisschen Probleme mit meinem Rücken nach dem Sturz aufs Schlüsselbein“, beschreibt der Deutsche die Probleme nach seinem Schlüsselbeinbruch im März bei Tirreno-Adriatico und einem neuerlichen Sturz bei der Flèche Wallonne, welche als sein Comebackversuch galt. Trotzdem fand Wegmann nach und nach in das Jahr 2010 hinein. Folgerichtig gelang ihm der Sieg bei der 49. Auflage des traditionsreichen Eintagesrennens „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“. Als erst dritter Fahrer überhaupt konnte Fabian Wegmann in zwei aufeinanderfolgenden Jahren seinen Namen in die Statistik eintragen, indem er sich im Sprint einer 25-köpfigen Gruppe von vorne fahrend den Sieg erkämpfte. Er selber bezeichnet dieses Erlebnis als „sehr schön“. Außerdem freut er sich nun über die kommende, für ihn bereits siebte Tour de France sowie die gute Form.

Der Traum vom Tagessieg und viel Stress
„Es ist natürlich ein schönes Rennen, das größte Radrennen der Welt und es ist für jeden ein Traum, einmal dabei zu sein. Der große Traum ist natürlich, mal eine Etappe dort zu gewinnen und das gehen wir diesmal an“, formuliert Wegmann den Reiz sowie das Ziel für die diesjährige Tour. „Mein persönliches Ziel sind auch Etappensiege. Wir werden nicht für einen fahren, werden also auf Etappen gehen. Jeder von uns kann in einer Spitzengruppe sitzen“, so der bereits verheiratete Wegmann weiter. Der Tagessieg bei der Tour de France, das ist das, was ihm in seiner bisherigen Karriere noch fehlt. Dabei war er schon mehrere Male so nah dran und war häufig in Ausreißergruppen vertreten. 2006 belegte er Rang zehn bei der Ankunft in Valkenburg, 2008 in Foix wurde er nur Neunter nach einer Flucht mit insgesamt elf Fahrern und vor drei Jahren hatte er in Le-Grand-Bornand den sechsten Platz inne. Eine große Chance sieht er auf den mittelschweren Etappen. „Eben die, die für die Ausreißer prädestiniert sind, suche ich mir aus und da versuche ich dann, vorne zu sein“, so sagt er selber.
Neben einen Etappenerfolg besitzen Wegmann und das Team Milram aber noch ein weiteres Ziel: „Mit Gerald haben wir natürlich einen, der sehr schnell ist und auch oft in den Sprintankünften mitmischen kann. Er wird es auf jeden Fall probieren, da vorne mitzukämpfen um das grüne Trikot.“ Für den Prolog in Rotterdam über 8,9 Kilometer hat Wegmann allerdings keine großen Ansprüche: „Ich rechne mir gar nichts aus. Das ist nicht mein Ding, der Prolog ist nicht mein Ziel. Ich probiere einfach gut hereinzufinden.“ Die Tour de France führt wieder einmal durch schöne Gegenden und über atemberaubende Berge sowie Täler, doch darauf kann Wegmann nicht achten: „Man ist halt sehr im Stress, man muss sich auf die Strecke und auf das Rennen konzentrieren. Es passiert oft, dass ich abends im Hotelzimmer in meinem Bett liege und nicht weiß, in welcher Stadt ich bin.“

WM noch einmal ein Ziel - und eine Spielgruppe mit Jens Voigt
Vom 29. September bis zum 3. Oktober 2010 finden die Weltmeisterschaften in Geelong (Australien) statt. Im Gegensatz zu Jens Voigt (Saxo Bank), der sich die WM nicht noch einmal antun möchte, ist sie für Fabian Wegmann erneut ein sehr bedeutendes Rennen: „Die WM ist immer mein Ziel, da bin ich die letzten drei Jahre immer mitgefahren und da war ich immer vorne dabei. Ich will auf jeden Fall wieder starten und auch eine gute Platzierung herausfahren.“
Wenn es in diesem Jahr nicht mit dem Sieg bei einer Etappe der Tour de France klappt, soll es spätestens bei einem neuen Anlauf im nächsten Jahr soweit sein. „Das größte Ziel ist, noch einmal bei der WM ganz vorne zu stehen“, gibt sich Wegmann kämpferisch. „Aber es gibt auch noch eine Menge anderer Rennen im Herbst. Gerade die Vattenfall Cyclassics sind sehr schön.“
Wie Voigt möchte auch Wegmann nach seiner Karriere keinen anderen Sport, wie zum Beispiel Triathlon, ausüben: „Nein, mit Sicherheit nicht. Es ist hart genug, was wir hier machen. Da brauche ich den Kick nicht mehr.“ Stattdessen werden wohl beide gemeinsam Bowling spielen und golfen und eine Spielgruppe dafür gründen.

In Kontakt mit einigen Teams
„Milram wird als Sponsor aussteigen und da sind wir noch auf der Suche nach einem neuen Sponsor. Das wird ja Gerry Van Gerwen am zweiten Ruhetage bei der Tour der France bekannt geben, ob es einen gibt oder nicht. Da müssen wir jetzt einfach drauf schauen“, so Wegmann. Er betonte aber auch, dass alle ganz gut fahren würden und schneller als schnell zu fahren nicht geht. „Wir kämpfen alle um den Vertrag und deswegen wächst der Druck dann nicht, der ist schon groß genug.“ Wegmann sagte gegenüber LiVE-Radsport.com ebenfalls, dass er schon in Kontakt mit einigen Teams stehe und kein Problem sieht, einen neuen Arbeitgeber zu finden.





Fabian Wegmann beim Interview am Teambus (© LiVE-Radsport.com)
Fabian Wegmann beim Interview am Teambus (© LiVE-Radsport.com)

Fabian Wegmann beim Interview am Teambus (© LiVE-Radsport.com)
Fabian Wegmann beim Interview am Teambus (© LiVE-Radsport.com)

Fabian Wegmann nach Rennende im Ziel (© LiVE-Radsport.com)
Fabian Wegmann nach Rennende im Ziel (© LiVE-Radsport.com)

Zum Seitenanfang von für Wir berichten über unser Treffen mit Fabian Wegmann



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live