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Interviews Interview mit Jens Heppner über Team NetApp, sein Herz uvm. |
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03.07.2010 | |||||
Interview mit Jens Heppner über Team NetApp, sein Herz uvm.Info: Nationale Meisterschaften 2010: Deutschland - Straßenrennen | Weitere InterviewsAutor: Stefan Dechert (stefdech), Johann Reinhardt (Johann) und Felix Griep (Werfel) Wir trafen Jens Heppner im Start-/Ziel-Bereich am Rande des Straßennrennens der Männer, als gerade Andreas Schillinger aus seinem Team NetApp zu einer sechsköpfigen Spitzengruppe gehörte. Schillinger schaffte es am Ende als Dritter sogar aufs Podest. Nicht nur das erfreute Heppner an diesem Tag, auch über die DM in Sangerhausen hatte der Meister von 1994 nur Gutes zu sagen. Was genau sind Ihre Aufgaben hier bei der DM? Ich bin mit unserem Team NetApp hier und mache nebenbei noch für Bio-Racer ein bisschen Werbung, die Bekleidungsfirma, die auch die auch Bekleidung von unserem Team macht. Wie sehen heute die Chancen von NetApp aus? Hat man hohe Ambitionen? Eher weniger, wir sind ja nur sechs Leute und davon sind zwei noch 18, haben gerade ihre Prüfungen beendet. Aber wenn ich jetzt hier gucke, sechs Mann sind vorne, einer ist dabei, das ist schon eine gute Quote. Es wird überlegt, ob die DM nächstes Jahr wieder in Sangerhausen stattfinden soll. Was würden Sie davon halten, wie schätzen Sie die Strecke ein? Ich würde es gut finden, denn ich finde das Publikum gut hier. Ich habe ehrlich gesagt gerechnet, dass heute kaum einer an der Strecke steht, aber ich bin richtig beeindruckt. Wegen dem Fußball. Bei dem Wetter hätte ich eher gedacht, gehen die Leute an den See und dann vor den Fernseher. Ich bin positiv überrascht und finde auch die Organisation gut. Im ersten Moment war der Eindruck, dass die Strecke leicht ist, aber die ist richtig schwer. Durch die Verwinkelungen und das Angetrete und dann dieser Berg. Die Hitze natürlich dazu. Weiterer Bericht: NetApp beantragt für das Jahr 2011 eine ProContinental-Lizenz Heppner ist mit viel Herzblut bei dem Projekt Team NetApp dabei, das in einigen Jahren bis in die ProTour führen soll. Heute wurde in Rotterdam am Rande des Starts der Tour de France offiziell verkündet, was man schon länger erwartete und was uns Heppner auch in Sangerhausen ankündigte. Für 2011 will NetApp vom Continental zum Professional Team und später bis in die höchste Klasse der Teams aufsteigen. Wie kamen Sie nach Ihrer Profi-Karriere zum Team NetApp? Der Europasitz von NetApp ist in Amsterdam, aber der Europachef wohnt bei München und hat dort ein Fahrrad gekauft in einem Fahrradladen. Der Chef von dem Fahrradladen, Ralph Denk, hatte ein Mountainbike-Team, der hat mich angerufen, ob wir zusammenarbeiten wollen. So ist das entstanden. Was für Aufgaben haben Sie im Team? Erstens fungiere ich als sportlicher Leiter, fahre also im Auto hinter den Fahrern her, außer heute. Dann kümmere ich mich um die ganzen Planungen, die Bestückung der Fahrzeuge. Das ganze Material ist bei mir in Belgien, weil, damit die Wege nicht so weit sind. Das sind reichliche Aufgaben, also ein Fulltime-Job. In dieser Woche kam vom Team eine Nachricht, dass zumindest eine ProContinental-Lizenz für nächstes Jahr beantragt wird. Zum Start der Tour de France soll es eine Pressekonferenz geben. Was würde das für Auswirkungen haben? Das bedeutet, dass wir nächstes Jahr größere Rennen fahren, einen etwas größeren Kader haben, 16 bis 18 Leute, und versuchen, die Leute, die wir jetzt haben, noch näher an die Weltspitze ranzukriegen. Weil ich denke, dass wir viele größere Rennen fahren, dass wir vielleicht mal eine Wildcard kriegen für irgendeinen Klassiker, vielleicht mal Österreich-Rundfahrt oder sowas, wo wir jetzt gar nicht mitfahren dürfen. Wir fragen auch mit dem Hintergrund, dass immer noch nicht klar ist, was mit der Lizenz von Milram wird. Das würde ja für viele deutsche Fahrer auch bedeuten, dass sie am Ende des Jahres ohne gültigen Vertrag dastehen. Die Lizenz von Milram werden wir auf keinen Fall lösen. Wir werden auf jeden Fall einen Großteil unserer Fahrer festhalten. Viele haben sich dieses Jahr gut verkauft und das Team ist gut zusammengewachsen, das wollen wir auch nicht auseinanderreißen. Es kann natürlich sein, dass der eine oder andere dazukommt, aber ob das von Milram ist, kann ich jetzt nicht beantworten und will ich auch nicht beantworten. Die Etablierten von Milram werden schon irgendwo unterkommen. Aber die nicht so Etablierten, die Wasserholer, die werden sicherlich Probleme haben. Wir sind ja auch kein rein deutsches Team, unsere Anzahl von Fahrern ist sowieso begrenzt. Denn NetApp ist ja ein amerikanisches Unternehmen und auch in Europa in vielen Ländern verbreitet. Von diesen Ländern müssen wir auch irgendwo sehen, dass wir unser Team mit Fahrern bestücken. Und da bleibt für die Deutschen an sich gar nicht so viel Platz. Welchen Ihrer Fahrer würden Sie in dieser Saison besonders hoch einschätzen? Was gibt es noch für Ziele, was möchten Sie noch erreichen? Am liebsten heute deutscher Meister werden. Aber ich denke, man muss realistisch sehen, wenn hier einer unter die ersten sechs bis zehn kommt, sind wir eigentlich recht zufrieden. Ich hoffe, dass Baumann wieder besser wird, er hatte einen schweren Sturz Anfang des Jahres, mit Schienbeinbruch, Meniskusabriss. Er kommt jetzt so langsam wieder, war lange mit in der Spitzengruppe, also es wird wieder. Ich hoffe, dass er noch einen guten Herbst hat und so zwei, drei Rennen gewinnen kann. Ist das langfristige Ziel dann, an der Tour de France teilzunehmen oder eher die Ausbildung von Fahrern, ähnlich wie beim Thüringer Energie Team, nur auf etwas höherem Level? Naja, das kann man nicht ganz vergleichen. Das Thüringer Energie Team bleibt ja auf dem Level, die haben nicht das Ziel, höher zu steigen. Die machen eine super Nachwuchsarbeit und geben dann ihre Sportler ab. Aber wir wollen halt eher aus dem Thüringer Team solche Leute nehmen und ganz hoch an die Weltspitze bringen. Ich sag mal, zwei Jahre ProContinental Team und dann hoffen wir, dass der Sponsor auch begeistert ist und sagt: Okay, jetzt machen wir ProTour. Dann wollen wir mal sehen, wie weit die Jungs gekommen sind. In zwei, drei Jahren wäre das realistisch. Auch mit deutscher Tendenz, dass viele deutsche Fahrer dabei sein können? Wir können dann vielleicht in der ProTour acht oder zehn nehmen, das ist schon das Limit. Weiterer Bericht: Team NetApp: Rückblick auf das erste Halbjahr der Saison 2010 Jens Heppner blickt selbst auf eine lange Karriere als Profi zurück, da warfen wir natürlich auch einen kleinen Blick in die Vergangenheit des Tour-Etappensiegers von 1998, der die Grande Boucle 1992 als Zehnter beendete, was zwangsläufig zu einer Diskussion über das Thema Doping führte. Sie waren 15 Jahre Profi-Radfahrer, wie hat sich in der Zeit der Radsport verändert? Was sind die größten Entwicklungen, die es gab? Naja, die Entwicklung ist nicht wirklich vorangetrieben worden. Da muss man natürlich das Thema Doping ansprechen. Da wurde der Radsport immer als Vorreiter genannt und drüber hergezogen. Warum auch immer, weil der Radsport halt angreifbar ist und die anderen Sportarten sich cleverer verkauft haben. In dem Sinne hat man das in den letzten Jahren auch an den Besucherzahlen der Rennen und natürlich auch an den Sponsoren, die reihenweise abgesprungen sind, gemerkt. Erstmals dieses Jahr hab ich den Eindruck, dass es wieder aufwärts geht, dass die Medien wieder mehr Interesse haben und dass auch mehr Zuschauer zu den Rennen kommen - und ich hoffe einfach, dass es in den nächsten Jahren weiter aufwärts geht, dahin wo wir mal waren. Ist man enttäuscht, wenn man als Fahrer wie Sie die Karriere beendet hat und dann kommt raus, dass Fahrer, mit denen Sie früher zusammen gefahren sind, gedopt haben? Gut, ich sag mal so, enttäuscht bin ich persönlich von jedem Fahrer, der sich außen hinstellt und im Nachhinein irgendwas erzählt. Meiner Meinung nach haben die Leute damit viel Geld verdient und wer damit Geld verdient hat, der sollte auch die Sachen, die er vielleicht nicht richtig gemacht hat, für sich behalten. Denn es macht keinen Sinn, wenn er sich hinstellt und nach außenhin sagt, ich habe gedopt. Ihm kann ja nichts mehr passieren, er hat ja sein Geld. Die anderen, die darunter leiden müssen, sind die, die ihre ganze Jugend dafür geopfert haben, zehn Jahre ihres Lebens vielleicht nicht in die Disco gegangen sind, deren Eltern viel Geld investiert haben. Die Leute, die müssen jetzt dran glauben, dass es eben weniger Sponsoren gibt. Wenn einer in einer Firma irgendwo in Ehren entlassen wird, dann kann er sich auch nicht hinstellen und über interne Sachen reden, die gehen keinen was an. Da Stefan Dechert (stefdech), der mit den LiVE-Radsport-Autoren Johann Reinhardt (Johann) und Felix Griep (Werfel) das Interview führte, im medizinischen Bereich tätig ist, interessierte ihn besonders die Krankheitsgeschichte Heppners. Seit langer Zeit leidet er unter Herzproblemen, die ihn seine Karriere unter dem von ihm gewohnt locker formulierten Motto "entweder ich bin tot oder ich lebe weiter" fahren ließen. Sie sehen immer noch unheimlich schlank aus. Es ist schon viele Jahre her, sie hatten eine ziemlich schwere Erkrankung, Myocarditis (Entzündung des Herzmuskels). Hat das noch Auswirkungen? Wir fragen auch im Hinblick auf das, was mit Kim Kirchen passiert ist. Das ist schon 20 Jahre her. Die Herz-Rhythmus-Störungen sind geblieben, aber ich hab dann gemerkt, das Einzige, was ich hatte, war eine 20%ige Lufteinschränkung. Ich hab dann einfach gesagt, wenn was passiert, dann passiert‘s halt, ich mach einfach weiter und hab gemerkt, dass ich dadurch nicht schlechter fahre. Ich denke Kim Kirchen hatte etwas anderes. Ich hatte ein Jahr ausgesetzt und habe das immer wieder getestet und das ist mehr aufgetreten, wenn ich nichts gemacht habe oder wenn ich Muskelkater hatte oder wenn ich mal einen gesoffen hatte, dann ist das schlimmer geworden, als wenn ich Rad gefahren bin. Manchmal hab ich es gar nicht gemerkt. Wenn ich voll am Anschlag gefahren bin, habe ich es gar nicht gemerkt, dann habe ich es nur auf der Pulsuhr gesehen. Ich bin ja danach erst Radprofi geworden und habe dann einfach gesagt, ich lebe damit, entweder ich bin tot oder ich lebe weiter. Ich hab das halt verdrängt. Das war am Anfang nicht einfach. Das ist ja ähnlich wie bei Ihrem ehemaligen Teamkollegen Gerd Audehm, der nach seiner Karriere bei einem privaten Spinning-Training mit einem Herzstillstand vom Rad gefallen ist. Bei dem Gerd Audehm ist es etwas anders gewesen. Er hat nach seiner Karriere beim Team Telekom das Rad in die Ecke gestellt, ist 2-3 Jahre gar nicht gefahren, hat dann wieder angefangen. Dann ist ihm beim MTB-Fahren schlecht geworden, weil er sich übernommen hatte, ist gestürzt, hat wieder ein Jahr nichts gemacht und hat sich dann auf das Spinning-Rad gesetzt. |
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03.07.2010 | |||||
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