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Tagebuch Heinrich Berger: Zehnter auf der Königsetappe über den "Galibier Bulgariens"
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19.09.2010

Tagebuch Heinrich Berger: Zehnter auf der Königsetappe über den "Galibier Bulgariens"

Info: Alle Tagebuch-Einträge von Heinrich Berger | Tour of Bulgaria (2.2)
Autor: Heinrich Berger



18.09.2010 - Nachdem am geteilten Tag zuvor gar nicht gut lief, zeigte Heinrich Berger auf dem 8. Teilstück, der Königsetappe, eine ansprechende Leistung. Der LiVE-Radsport.com Tagebuch-Autor berichtet über den schweren Anstieg und seinen Kampf mit dem Berg und sich selbst.



Mein schwarzer Freitag

Am Freitag lief irgendwie nix so richtig schick, mal abgesehen vom Wetter.
Die Höhenprofile waren, na nennen wir es mal nicht unbedingt naturgetreu.
Und das Tempo wie eigentlich immer vor allem in der ersten Rennstunde sehr hoch, danach wurde das Tempo dann wieder erträglicher.
In der letzten Rennstunde wurde es dann wieder schnell. Da ich nicht in die Gruppen gefahren bin, waren das Etappen, an denen ich Kraft sparen konnte. Das ist bei so einer langen Rundfahrt sehr wichtig, zu wissen, wann es Sinn macht "nur " mit zu rollen und wann es Sinn macht, anzugreifen. Zu viele Attacken ziehen zu viel Kraft aus dem Bein, aber ohne fährt man erfolglos und das macht auch keinen Spaß und auch keinen Sinn.
Ich bin momentan in der komfortablen Situation, dass ich mir aussuchen kann, wann ich attackieren will und wann nicht. Normalerweise wird so was ziemlich genau vom sportlichen Leiter vorgeschrieben, weil man natürlich teamdienlich fahren muss.
Aber da ich hier seit der zweiten Etappe ein "Einmannteam" bin, habe ich keinerlei Verpflichtungen und kann machen, was ich will und wann ich will.

Nun zu heute

Heute morgen war schon klar, dass es hart wird, aber dass ich solche Schmerzen aushalten kann, hätte ich einfach nicht gedacht.
Es galt, zwei Berge der ersten Kategorie zu absolvieren. Der zweite wurde schon im Vorfeld mit dem berühmten Galibier der Tour de France verglichen. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. Was ich weiß ist, dass er für mich ewige 22km lang war und knapp 1200 Höhenmeter zwischen Fuß und Gipfel lagen. Er war nicht sonderlich steil und eher gleichmäßig, aber das Tempo war sehr hoch. Vor allem am Anfang des Anstiegs (die sind wie die Irren in den Berg rein geheizt, dass ich kaum das Hinterrad halten konnte). Ich konnte mich dennoch erfolgreich am Hinterrad vor mir festbeißen und konnte mich an der Seite von den andern 3 Deutschen in der Gruppe über den Gipfel retten. Außer mir waren da nämlich noch Mattias Belka und Lukas Schädlich in der Gruppe. Und nicht zu vergessen Mattias Wiele, mein ehemaliger Teamkollege bei Notebooks, an den von hier aus noch ein freundlicher Gruß gehen soll und ein Dankeschön für die Anfeuerung und das letzte Gel.
Extremer als der Aufstieg war auf jeden Fall die Abfahrt. Die Kombination aus Laktat, wechselnden Lichtverhältnissen einem riesigen Schub Adrenalin und einer kurvigen Abfahrt mit welligen Belag fühlt sich an wie auf Droge.
Hört sich extrem an und ist es auch! Wie ich das meine ... Naja man ist 100%ig darauf fokussiert, das Rad unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig ist die Oberkörpermuskulatur total verspannt aufgrund der Haltung und die Beine brennen immer noch vom Aufstieg.
Das alles passiert bei ca. 80 Km/h auf 22mm breiten Reifen, die nur minimalen Bodenkontakt haben und mit einem Bremssystem, dessen Prinzip sich seit über 100 Jahren nicht verändert hat.

Naja is ja wieder mal alles gut gegangen.
Am Ende werde ich heute übrigens 10ter mit ca. 3 min Rückstand auf den Etappensieger.
Wie der das gemacht hat ... keine Ahnung! Denn am Fuß des letzten Anstiegs war das ganze Feld noch beisammen. Wie gesagt, ich hab vor allem am Anfang des Anstiegs nur einen grauen Tunnel gesehen, an dessen Ende nur das Hinterrad meines Vordermanns zu sehen war und nicht mehr. Im Sprint aus der Gruppe bin ich nur vom Mattias Belka geschlagen worden.
Die Platzierung ist von außen gesehen nichts Großartiges, wenn ich bedenke, dass ich schon zwei Etappen auf 2.2 Rundfahrten gewonnen habe. Aber diese Rundfahrt ist ehrlich gesagt schon eine Ecke besser besetzt, als die bisherigen Rennen dieses Jahr. Zum anderen hab ich mich heute selbst besiegt und habe die Gruppe halten können.
Was man aber als Organisator überdenken sollte, ist die Gewichtung so einer Etappe. Sicher war die dritte Etappe sehr hart aufgrund der Windkante. Aber meiner Ansicht nach nicht zu vergleichen mit heute. Denn das war heute noch ne ganze Stufe härter.

So nun aber genug für heute
Morgen ist für mich die letzte Chance, eine Etappe zu gewinnen, und ich werde alles dafür tun, mir nicht die berühmte Butter vom Brot nehmen zu lassen.

In diesem Sinne ...
Immer schön Augen auf und Helm auf !

Heinrich





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