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Etixx-Duo schlägt Moser: Brambilla verzichtet für Giro-Zimmerkollege Trentin auf eigene Siegchance
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26.05.2016

Etixx-Duo schlägt Moser: Brambilla verzichtet für Giro-Zimmerkollege Trentin auf eigene Siegchance

Info: GIRO D’ITALIA 2016
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Pinerolo, 26.05.2016 – Dass „zwei gegen einen“ unfair ist, wurde uns wohl allen bereits im Kindesalter eingetrichtert. Aber im Radsport gilt diese Regel nicht, da spricht man in solcherlei Situationen von einem taktischen Vorteil, den Etixx-Quick Step im Finale der 18. Etappe des Giro d’Italia gegen den chancenlosen Cannondale-Fahrer Moreno Moser eiskalt ausspielte. Gianluca Brambilla, der mit Moser an der Spitze des Rennens lag, machte auf dem letzten Kilometer keinerlei Führungsarbeit mehr, weil sein sprintstärkerer Teamkollege Matteo Trentin von hinten heran preschte. Als dem tatsächlich noch der Anschluss gelang, war Moser ihm im Sprint klar unterlegen und auch Brambilla zeigte Begeisterung für den gelungen Coup und freute sich über den vierten Tageserfolg seiner Mannschaft. Die Favoriten hatten das Rampenlicht auf der längsten Etappe den Ausreißern überlassen, von denen es insgesamt sogar zwei Dutzend gab.

Ein Freifahrtschein für zwei Dutzend Ausreißer
Das 18. Teilstück war das längste des Giro d’Italia, aber nur im Hinblick auf die Distanz zwischen Start- und Zielort. Es waren 240 Kilometer von Muggiò nach Pinerolo, die aber selbst vom langsamsten Fahrer schneller absolviert wurden als die 210 Kilometer der Dolomiten-Königsetappe, auf welcher die Siegerzeit 6:06:16 Stunden betragen hatte. Heute erreichten die Ersten schon nach 5:25:34 Stunden das Ziel, konnten einen 44er Schnitt fahren, weil der größte Teil der Strecke flach verlief. Besonders wild ging es direkt nach dem Start zu, da es ein offenes Geheimnis war, dass Ausreißer wohl einen Freifahrtschein bekommen würden, sofern sie nicht die Führenden der wichtigen Klassemente bedrohten. Nach wenigen Kilometern waren der Schweizer Stefan Küng (BMC Racing) und der Russe Andrei Solomennikov (Gazprom-Rusvelo) die ersten Fahrer, die sich vom Feld losreißen konnten – 22 weitere folgen ihnen (vollständige Liste siehe LiVE-Ticker, Eintrag von 11:44 Uhr), darunter mit Gianluca Brambilla (Etixx-Quick Step) auch der Gewinner der 8. Etappe und mit 55 Minuten Rückstand der Bestplatzierte der Ausreißer in der Gesamtwertung. Wie auf jenem Teilstück, das vor der Zielankunft in Arezzo über den Anstieg zur Alpe di Poti geführt hatte, stand auch diesmal der einzige größere Anstieg rund 20 Kilometer vor dem Ziel auf dem Programm.

Moser und Brambilla die stärksten am Pramartino-Anstieg
Es war der 4,7 Kilometer lange und durchschnittlich 10,7% steile Anstieg nach Pramartino, an dem die Vorentscheidung erwartet wurde. Die Unruhe in der Ausreißergruppe, deren Durchkommen bei 13 Minuten Vorsprung auf das Peloton längst gewiss war, begann aber schon etwas eher, als es durch leicht hügeliges Terrain ging. Pavel Brutt (Tinkoff) fuhr 15 Kilometer lang wenige Sekunden vor der Gruppe her, wurde aber am Fuß der Steigung eingeholt. An dieser vollzog sich dann ein zügiges Ausscheidungsfahren, zu dem auch Ramunas Navardauskas (Cannondale) und Matteo Trentin (Etixx-Quick Step) beitrugen, deren Teamkollegen Moreno Moser (Cannondale) und Brambilla letztlich übrigblieben. Das Duo erreichte die 19,5 Kilometer vor dem Ziel gelegene Bergwertung der 2. Kategorie mit einem Vorsprung von etwa einer halben Minute auf ihre ersten Verfolger, Nikias Arndt (Giant-Alpecin) und Ivan Rovny (Tinkoff). Nicht viel weiter zurück folgten Trentin, Axel Domont (AG2R La Mondiale), Sacha Modolo (Lampre-Merida), Christian Knees (Sky) und Matteo Busato (Wilier-Southeast). Auch nach der 500 Meter langen und bis zu 20% steilen Rampe, welche zwischen Kilometer 2,5 und 2 vor dem Ziel noch zu meistern war, lagen weiterhin Moser und Brambilla, die sich an dieser Steigung gegenseitig hart attackierten, ohne den jeweils anderen abschütteln zu können, zu zweit an der Spitze.

Trentin holt das Duo mit einem langem Endspurt noch ein
Doch Brambilla wurde offenbar schon gut einen Kilometer vor dem Ziel per Funk informiert, dass Trentin mittlerweile als Solist ihr erster Verfolger war, woraufhin er keine Führungsarbeit mehr leistete und nicht mehr vom Hinterrad Mosers wich. Der hatte keine andere Wahl, als weiter zu fahren, achtete aber nur auf den Mann in seinem Windschatten, während der sich immer wieder umdrehte, um zu schauen, wo sein Teamkollege bleibt. Der sprintete mit einem Finish im Stile von Roger Kluge tatsächlich 200 Meter vor dem Ende an die beiden heran, zog sofort durch und ließ Moser keine Chance. Brambilla trauerte einer eigenen verpassten Chance auf einen weiteren Etappensieg nicht hinterher, freute sich als Drittplatzierter im Gegenteil sichtlich über den Erfolg seines Mannschaftskameraden, mit dem er bei dieser Italien-Rundfahrt ein Zimmer teilt. Modolo, der einen Sprint gegen Trentin vielleicht hätte gewinnen können, kam mit zwanzig Sekunden Rückstand als Vierter an, zehn weitere Sekunden danach folgten Arndt und Rovny. Bis Busato, Knees und Domont finishten, verging gut eine Minute. Der Rest der Ausreißer folgte mit größeren Abständen: Küng wurde mit 5:23 Minuten Rückstand 14., Kluge (IAM Cycling), der Etappensieger vom Vortag, der ebenfalls zu der großen Fluchtgruppe gehört hatte, 8:38 Minuten nach dem Sieger 22.

Beinahe schon ein Ruhetag für die Klassementfahrer
Bis auf Pim Ligthart (Lotto Soudal) wurde keiner der 24 Ausreißer vor der Zielankunft von der Hauptgruppe der Favoriten eingeholt, die aus 13 Fahrern bestand, als sie mit 13:24 Minuten Rückstand in Pinerolo eintraf. Zu dieser Gruppe gehörten ausnahmslos alle Fahrer aus den Top9 der Gesamtwertung. Der Zehntplatzierte Kanstantsin Siutsou (Dimension Data) folgte nur wenige Sekunden später und konnte seine Position sogar noch festigen, weil der bisherige Elfte Jakob Fuglsang (Astana) mehr als vier Minuten auf ihn verlor. Die Topkletterer hatten am Pramartino-Anstieg die Beine stillgehalten, erst an der Steigung knapp drei Kilometer vor dem Ziel wurde es zwischen ihnen etwas hektisch. Alejandro Valverde (Movistar) unternahm den Versuch, noch ein paar Sekunden Zeitgewinn zu erkämpfen, konnte sich aber nicht absetzen. Bei der Einfahrt im Ziel lieferte sich der Spanier dann einen kleinen Showwettkampf mit dem Mann im Rosa Trikot, doch letztlich war es beinahe schon ein „Ruhetag“ für die Favoriten, was man ihnen angesichts der beiden bevorstehenden Hochgebirgsetappen auch gönnen mag. Unverändert ist also Johan Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) mit genau drei Minuten Rückstand Kruijsiwjks erster Verfolger, Valverde fehlen als Drittem 3:23 Minuten zum Giro-Sieg.

Kampf um Punkte für Rotes Trikot und Sprintwertung
Eine nicht uninteressante Nebengeschichte der Flucht des Tages betraf den Kampf um die Zwischensprints, die nach 124,5 und 164,2 Kilometern ausgefahren wurden. Beim ersten siegte Modolo vor Trentin, Ligthart und Daniel Oss (BMC Racing), den zweiten gewann Ligthart vor Modolo, Trentin und Oss. Trentin, der im Ziel ja noch einmal absahnte – auch wenn es für diesen Sieg im Vergleich zu dem auf richtigen Flachetappen nur den halben Lohn gab (siehe Reglement) – schob sich im Gesamtstand der Punktewertung von Rang vier auf zwei vor, liegt mit 141 Punkten aber immer noch klar hinter dem Führenden Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo/185). Modolo (126) ist zwar weiterhin Fünfter, aber näher an Diego Ulissi (Lampre-Merida/137) und Oss (127) herangekommen. Oss wiederum bleibt Erster im Sprintklassement, das er 19 Punkte vor Trentin anführt. Dass die großen Vorsprünge der Ausreißer auch deutliche Auswirkungen auf die Mannschaftswertung hatten, ist klar, Astanas Führung war aber nicht in Gefahr, weil das bisher einzige für sie gefährliche Team Movistar keinen Ausreißer stellte. Die Spanier verloren sogar noch Zeit und liegen jetzt nicht mehr nur 7:46 Minuten, sondern 16:59 zurück. Zudem schob sich Cannondale (+12:42) an ihnen vorbei.

-> Zum Resultat

Auf der morgigen 19. Etappe erreicht man nach 106,4 km den 2744 Meter hohen Gipfel des Colle dell'Agnello (21,3 km à 6,8%), Cima Coppi des 99. Giro. Die letzten 55,6 km werden dann in Frankreich zurückgelegt, wo auch die Bergankunft in Risoul (12,9 km à 6,9%) stattfindet.





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