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Interviews Interview mit dem Schweizer Straßenmeister Jonathan Fumeaux (Teil 2) |
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07.09.2016 | ||
Interview mit dem Schweizer Straßenmeister Jonathan Fumeaux (Teil 2)Autor: Christine Kroth (Cofitine)Am vergangenen Samstag traf ich mich am späten Nachmittag zu einem ausführlichen Interview mit dem amtierenden Schweizer Meister Jonathan Fumeaux vom Schweizer Team IAM-Cycling. Am 26.06. war ich selbst bei seinem größten Triumph, den er, knapp 25 km von seinem Wohnort Conthey entfernt, in Martigny feiern konnte, dabei. Bereits im Vorfeld des Rennens hatte ich mich mit ihm zu einem kurzen Interview getroffen. Jetzt, gut zwei Monate später, trafen wir uns in einem Ortsteil von Conthey in einem Café, wo er in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt. Wir sprachen über aktuelle Themen rund um seinen Sieg, die Suche nach einem neuen Team und die weitere Saisonplanung. Jonathan gewährte mir aber auch sehr persönliche Einblicke in sein Leben als Radprofi, in seine persönlichen Vorlieben, Hobbys und sein persönliches Umfeld. Jonathan erzählte mir bereits im letzten Interview im Juni von seinen gesundheitlichen Problemen (Asthma) während des Critérium du Dauphiné. Auch heute ärgert er sich noch darüber, dass aufgrund dieser Probleme das Rennen nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen ist und er dort nicht seine volle Leistungsfähigkeit abrufen konnte. Die Probleme seien aber nur in Savoyen aufgetreten, in seiner Heimat habe er dies zum Glück nicht. Gelegentlich hat er aber mit dem starken Pollenflug zu kämpfen. Nach dem Rennen bzw. einer Etappe versucht sich Jonathan Fumeaux mit Musik abzulenken. Er surft im Internet, liest ein Buch oder spricht mit Freunden. Er kann nach dem Rennen aber gut abschalten und denkt abends und außerhalb der Rennen und des Trainings nicht an Radsport. Als ich vor Kurzem selbst mit dem Rennrad unterwegs war und es für mich schwierig war, mich zu motivieren, kam bei mir die Frage auf, ob es auch ihm als Radprofi manchmal schwerfällt, sich fürs Training aufzuraffen und ob es Tage gibt, wo er gar keine Lust auf Training hat. Natürlich gibt es diese Tage, erzählt er mir. Aber anders als bei einem Hobbyradfahrer ist dies ja sein Job, sein Beruf und deshalb sei es wichtig, sich immer wieder motivieren zu können, auch wenn es manchmal nicht einfach sei. Aber es sei wichtig, um in diesem Job bestehen zu können. Aber trotz dieser gelegentlichen Schwierigkeiten bezeichnet er den Beruf des Radprofis als seinen Traumberuf. Schwierig ist für ihn manchmal auch, sich immer wieder auf Neues bezüglich seiner beruflichen Zukunft einstellen zu müssen. So ist zwar der Radsport, dennoch ist es nicht immer einfach. Man hat ein gutes Team und fühlt sich wohl und dann löst es sich auf und man muss sich ein gutes neues Team suchen, was nicht einfach ist. Er empfindet das als stressig. Wir kommen auch auf seine Trainingspartner zu sprechen. Vor allem im Winter empfindet Jonathan es als sehr angenehm und motivierend, mit anderen Radprofis trainieren zu können. Überwiegend trainiert er mit den beiden fdj-Profis Sébastien Reichenbach und Steve Morabito, aber auch mit seinem Teamkollegen Simon Pellaud, dem Profi aus dem Team Roth Valentin Baillifard und dem Crossfahrer Julien Taramarcaz. Seinen ehemaligen Teamkollegen Sébastien Reichenbach bezeichnet er als sehr guten Freund. Er habe die Tour de France und die Ergebnisse seines Freundes intensiv verfolgt und sich sehr über dessen Leistung dort gefreut. Für ihn sei es aber normal, dass man sich mit anderen freut und deren Leistungen respektiert. Wir sprechen auch über Rennen, bei denen er nur Zuschauer war, wie eben die Tour de France und die Olympischen Straßenrennen. Im letzten Jahr hatte er die vorolympische Premiere bestritten und ich fragte ihn deshalb, wie er den Kurs beurteilte. Er bezeichnete den olympischen Kurs als sehr schwer und die letzte Abfahrt als sehr technisch. Er selbst sei im Vorjahr auf dieser Abfahrt zu Fall gekommen. Bei der Tour de France war Jonathan auf Einladung seines ehemaligen Teamkollegen Jérome Pineau beim Radio-Sender RCM als Gast-Kommentator bei der 17. Etappe von Bern nach Finhaut-Emosson dabei. Natürlich sei es immer besser, die Tour selbst zu bestreiten, sagt er. Für ihn war es aber etwas Besonderes, das Rennen auch mal als Gast-Kommentator begleiten zu können. Er hatte so einen anderen, speziellen Blick von außen auf die Tour, das Rennen und die Fahrer und für ihn war es deshalb so besonders. Man habe einen ganz anderen Blick auf das Rennen, als wenn man selbst im Rennen ist. Jonathan Fumeaux wird in Martigny Schweizer Meister Einen wichtigen Schwerpunkt unseres Gesprächs nahm sein Sieg bei den Schweizer Meisterschaften ein. Er bezeichnet die Schweizer Meisterschaften als ein besonderes Rennen mit einer speziellen Taktik. Und es sei ein wichtiges Rennen und eines der wenigen im Jahr, wo man ein Trikot gewinnen kann. Das mache es so besonders. Er kannte den Parcours gut. Und dieser Sieg war für ihn auch deshalb so besonders, weil dieses Rennen in der Nähe seiner Heimatstadt ausgetragen wurde und zudem in einer Gegend, wo viele andere Fahrer leben. Es war auch deshalb so speziell für ihn, da er allein gewonnen hat. Er hatte die letzte Runde allein bestritten und war alleine auf die Zielgerade gekommen. Vor den vielen Menschen war das für ihn ein sehr emotionales Erlebnis. Er war begeistert von den vielen Zuschauern und den Fans im Wallis, die gekommen waren, um diesen Tag mitzuerleben. Das sei bei den Meisterschaften in den Jahren zuvor anders gewesen, die Zuschauer waren dort nicht so zahlreich wie in diesem Jahr in Martigny. Für ihn selbst war es ein verrückter Tag und natürlich hatte er gehofft, das Rennen gewinnen zu können. Aber es gibt sehr viele gute Fahrer in der Schweiz. Er sagt auch, dass die Schweiz zwar nicht da bedeutendste Radsportland ist, aber dass ihm der Sieg bei den Schweizer Meisterschaften doch auch international Anerkennung verschaffe. Zunächst hatte er an diesem Tag nicht wirklich realisiert, was wirklich passiert ist. Dass er auf dem Podium ganz oben stand, das Trikot anziehen durfte und die Nationalhymne hörte, war für ihn sehr speziell und sehr emotional. Die Hymne habe er schon oft gehört, aber diesmal wurde sie für ihn gespielt und das war ein sehr spezieller Moment für ihn. Auch dass an diesem Tag so viele Leute da waren, hat ihn sehr beeindruckt und dass sie alle seinen Leistung schätzten und bejubelten. Li-Ra: Was hat sich seit diesem Tag, als Du den Titel errungen hast, für Dich geändert? J.F.: Das ist schwer zu sagen – ich habe das Trikot, viele Leute haben gratuliert, viele Leute kennen dich, die Leute sehen dich im TV, aber nach 2 Monaten kann man das noch nicht sagen. Li-Ra: Hat sich durch Deinen Titel als Schweizer Meister Dein Rennprogramm geändert? J.F.:Nicht wirklich. Li-Ra: Wie hat es sich angefühlt, als Du das erste Rennen (Polen-Rundfahrt) im Schweizer Meistertrikot gefahren bist? (Anmerkung: Das offizielle Trikot wurde erst nach der Polen-Rundfahrt vorgestellt) J.F.:Natürlich war es etwas ganz Besonderes, auch das erste Training im neuen Trikot. Wenn man das neue Trikot des Schweizer Meisters anzieht, ist es immer was Besonderes. Ich fragte ihn auch, ob er bei der Gestaltung des neuen Schweizer Meistertrikots miteinbezogen wurde. Man habe ihm den Entwurf gezeigt. Man wollte das Trikot anders gestalten als bei Martin Elmiger vor zwei Jahren, auch weil die Grundfarbe des IAM-Trikots nun weiß ist und nicht mehr wie vor zwei Jahren dunkelblau. Man habe dies entsprechend angepasst und auch mit ihm darüber gesprochen. Natürlich stellte sich auch die Frage, ob er glaubt, dass es für ihn einfacher geworden sei, als Schweizer Meister ein neues Team zu finden. Das glaubt er schon, auch weil er mit diesem Trikot Werbung für sich selbst machen kann. Morgen: Jonathan Fumeaux über sein Rennprogramm, das IAM-Aus ... |
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