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D’hoore und Kopecky gewinnen das erste Madison für Frauen – Mora und Torres verteidigen ihren EM-Titel
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23.10.2016

D’hoore und Kopecky gewinnen das erste Madison für Frauen – Mora und Torres verteidigen ihren EM-Titel

Info: Bahnradsport-Europameisterschaft 2016 in Saint-Quentin-en-Yvelines
Autor: Felix Griep (Werfel)



Saint-Quentin-en-Yvelines, 23.10.2016 – Wie von großen Meisterschaften gewohnt, war auch der letzte Tag der Bahnradsport-EM ein Madison-Tag. Diesmal sogar noch mehr als sonst, weil erstmals in der Geschichte auch die Frauen ein Zweier-Mannschaftsfahren bestritten. Gewonnen wurde diese Premiere von den Belgierinnen Jolien D’hoore und Lotte Kopecky, während bei den Männern die Spanier Sebastian Mora und Albert Torres ihren 2015 errungen Titel erfolgreich gegen starke Franzosen, Belgier und Österreicher verteidigten. Der Deutsche Marc Jurczyk verpasste beim Sieg des Tschechen Tomas Babek als Vierter knapp eine Medaille und die Litauerin Simona Krupeckaite feierte im Sprint einen Titelgewinn, auf den sie lange hatte warten müssen.


Vorschau Bahn-EM in Saint-Quentin-en-Yvelines:
Mit wenigen Olympia-Teilnehmern, aber vielen neuen Regeln


Madison Männer:
Mora/Torres siegen dank zwei Rundengewinnen vor sprintstarker Konkurrenz

Wie so viele andere Disizplinen auch, wurde das Madison bei der Europameisterschaft in Saint-Quentin-en-Yvelines erstmals mit den jüngst von der UCI besiegelten Reglement-Änderungen ausgetragen. Die bisherige Regel „Runden vor Punkte“ hatte keine Gültigkeit mehr, stattdessen wurden Rundengewinne wie im Punkterennen mit einem Bonus von 20 Zählern vergütet. Wie diese Neuerung den Wettbewerb verändert, wurde im Rennen der Männer sehr deutlich. Nach knapp einem Viertel der 200 Runden katapultierten sich die Österreicher Andreas Graf/Andreas Müller mit dem ersten Rundengewinn des Rennens an die Spitze, etwas später zogen erst die Spanier Sebastian Mora/Albert Torres und dann die Niederländer Roy Pieters/Wim Stroetinga nach. Doch nach 120 Runden lag plötzlich keines dieser drei Teams mehr an der Spitze des Klassements; die Franzosen Morgan Kneisky/Benjamin Thomas hatten die Führung übernommen. An den ersten zwölf Sprintwertungen hatten sie 29 Punkte zusammengeklaubt und lagen damit vor den Österreichern (28), Spaniern (27) und Niederländern (25), die neben ihren 20 Runden-Punkten nur wenig weitere Zähler gesammelt hatten. Nach den alten Regeln wären die Franzosen wegen einer Runde Rückstand trotz der höchsten Punktzahl zu diesem Zeitpunkt nur Vierte gewesen.

Durch Siege an den Wertungen Nummer 13 und 14 – insgesamt gab es 20, alle zehn Runde eine – bauten die Franzosen ihren Vorsprung noch weiter aus, ehe Mora/Torres ihren zweiten Rundengewinn errangen und sich durch die erneute Gutschrift von 20 Punkten auf Rang eins schoben. Diesen konnten sie dann auch bis zum Ende des Rennens verteidigen, weil die Franzosen nachließen und an den Wertungen 17 bis 19 insgesamt nur noch vier Punkte einfuhren. Diese drei Sprints wurden allesamt von den Belgiern Kenny De Ketele/Moreno De Pauw gewonnen, die sich mit dieser starken Endphase an den Österreichern vorbei auf Rang drei schoben. Hätten sie die finale Wertung am Ende der 200 Runden auch noch gewonnen, wären sie sogar an Frankreich vorbeigezogen – aber die Italiener Simone Consonni/Francesco Lamon schnappten ihnen den Sieg an der doppelt gezählten Schlusswertung weg. Mit 51 Punkten – 40 davon durch Rundengewinne – verteidigten Mora/Torres letztendlich ihren Europameister-Titel. Silber und Bronze gingen an die
Vize-Weltmeister Kneisky/Thomas sowie De Ketele/De Pauw, die ihre 45 bzw. 44 Punkte jeweils ausschließlich über die Sprintwertungen erzielten. Graf/Müller blieb mit 37 Punkten am Ende nur der undankbare vierte Platz. Die Schweizer Tristan Marguet/Loïc Perizzolo und die Deutschen Leif Lampater/Sebastian Wotschke blieben relativ blass, wurden Achte und Zwölfte.

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Madison Frauen:
D’Hoore/Kopecky gewinnen Madison-Premiere – Wild holt ihre 5. Medaille

Bei den Männern hat das Madison eine lange Tradition: Bei Weltmeisterschaften gehört es seit 1995 zum Programm, Europameister werden seit 1949 ermittelt und bei Sechstagerennen wird es schon seit mehr als einhundert Jahren ausgetragen. In Saint-Quentin-en-Yvelines bestritten nun erstmals auch die Frauen ein solches Zweier-Mannschaftsfahren. 30 Kilometer mussten die elf angetretenen Paare zurücklegen und während dieser 120 Runden zwölf Sprints austragen. Die ersten beiden gewannen die Britinnen Emily Kay und Emily Nelson, die dann aber erst einmal nicht nachlegen konnten und die Führung bald abgeben mussten. Zur Halbzeit hatten die Belgerinnen Jolien D’hoore und Lotte Kopecky mit 16 Punkten die Führung inne, mit jeweils zwölf Punkten folgten die Niederländerinnen Nina Kessler und Kirsten Wild sowie die Französinnen Laurie Berthon und Coralie Demay, dann erst mit elf Zählern Kay/Nelson.

D’hoore/Kopecky, die bei jeder einzelnen Sprintwertung punkteten, bauten ihren Vorsprung kontinuierlich weiter aus und waren nach der elften Wertung, als sie zwölf Punkte vor Kessler/Wild lagen, nicht mehr einzuholen. Nur ein Rundengewinn eines gegnerischen Teams hätte sie noch die Goldmedaille kosten können, aber ein solcher gelang im ganzen Rennen niemandem. Am Ende holten sich die Belgierinnen mit 36 Punkten den historischen Sieg und die Britinnen mit 26 Punkten – zehn davon durch den Gewinn der letzten Wertung – noch Silber. Die Niederländerinnen (22 Punkte) erreichten vor Frankreich (17) Bronze, was Kirsten Wilds Ausbeute bei dieser Europameisterschaft auf sensationelle fünf Medaillen in fünf Tagen vergrößerte: 2x Gold, 1x Silber und 3x Bronze für
die Vize-Weltmeisterin im Straßenrennen.

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Sprint Frauen:
Krupeckaite erringt nach 3x Silber und 4x Bronze ersten Sprint-Titel

Auch wenn die beiden Madison-Wettbewerbe am Schlusstag der EM die meiste Aufmerksamkeit auf sich zogen, war auch der Sieg von Simona Krupeckaite im Sprint der Frauen ein bedeutsames Ereignis. Die Litauerin war schon Europameisterin im Omnium (2009), im Teamsprint und im Keirin (jeweils 2012) und sogar Weltmeisterin im 500 Meter Zeitfahren (2009) und Keirin (2010). Ein großer Titel im Einzel-Sprint war ihr aber stets verwehrt geblieben: bei Weltmeisterschaften sammelte sie von 2008 bis 2012 drei Silber- und zwei Bronzemedaillen und von Europameisterschaften stand bisher zweimal Bronze aus den Jahren 2010 und 2012 zu Buche. Im Alter von 33 Jahren hat sie nun das langersehnte Sprint-Gold endlich errungen.
Am Samstag hatte sie die Qualifikation als Dritte abgeschlossen und danach die ersten beiden K.o.-Runden gegen die Spanierin Helena Casas und die Russin Tatian Kiseleva problemlos überstanden. Am Sonntag meisterte sie dann auch ihre Halbfinale-Aufgabe souverän und besiegte die Spanierin Tania Calvo in zwei Durchgängen. Krupeckaites Finalgegerin, die Russin Anastasiia Voinova, die sich im Halbfinale gegen die Belgierin Nicky Degrendele durchgesetzt hatte, musste sich dann ebenfalls in zwei klaren Läufen geschlagen geben. Für Voinova, die Europameisterin von 2014, war es nach 2012 und 2015 das zweite EM-Sprint-Silber. Bronze ging an Calvo, die Degrendele im Kampf um Rang drei 2:0 bezwang.

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Keirin Männer:
Babek setzt sich im Finale knapp vor Vynokurov durch, Jurczyk wird Vierter

Am Schlusstag der Bahn-EM stand auch noch das Keirin der Männer auf dem Programm, bei dem sich die beiden deutschen Starter gleich in der 1. Runde miteinander messen mussten. Marc Jurczyk gewann den Lauf vor seinem Landsmann Tobias Wächter, der anschließend in einen Hoffnungslauf musste, wo ihm das Weiterkommen nicht gelang. Jurczyk hingegen rutschte als Dritter seines Halbfinals in den Endlauf um die Medaillen, wo er es unter anderem mit dem Tschechen Tomas Babek und dem Ukrainer Andriy Vynokurov, die Bronze im
1000 Meter Zeitfahren bzw. im Sprint gewonnen hatten, und dem Briten Joseph Truman, Silbermedaillen-Gewinner im Teamsprint, zu tun bekam. Eine Runde vor dem Ende des Finallaufs zog Babek an die Spitze und lancierte seinen langen Endspurt. An seinem Hinterrad biss sich Vynokurov fest, der auf der Zielgeraden schneller war, aber den Sieg um wenige Zentimeter verpasste. Jurczyk war eingangs der Schlussrunde hinter den Franzosen Charly Conord auf die vierte Position gerutscht, von wo aus er sich nicht mehr verbessern konnte und somit eine Medaille verpasste.

-> Zum Resultat Keirin Männer

Medaillenspiegel:
Frankreich und Russland mit jeweils drei Goldmedaillen

Die Heim-Europameisterschaft war für Frankreich ein voller Erfolg: Mit den Siegen von Quentin Lafargue im 1000 Meter Zeitfahren, Corentin Ermenault in der Einzelverfolgung und der Männer in der Mannschaftsverfolgung sowie noch einer Silber- und drei Bronzemedaillen steht im Medaillenspiegel für die Gastgeber der erste Platz zu Buche. Erfolgreicher war man zuletzt bei der ebenfalls in Saint-Quentin-en-Yvelines ausgetragenen
Weltmeisterschaft 2015 mit fünfmal Gold und zweimal Bronze. Drei EM-Titel gingen in dieser Woche auch auf das Konto Russlands, jeweils zwei Siege verzeichneten Großbritannien, die Niederlande, Spanien, Litauen und die Schweiz, die mit noch einer Silbermedaille auf insgesamt dreimal Edelmetall kommt. Das junge deutsche Aufgebot brachte es zu zwei Silber- und einer Bronzemedaille – der Doppelsieg der Steher wird nicht mitgezählt, da dieser Wettbewerb nicht zum eigentlichen Programm der Bahn-Europameisterschaft gehört.

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