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Der Frauenradsport im Saisonrückblick - Teil II
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04.11.2010

Der Frauenradsport im Saisonrückblick - Teil II

Info: Rennübersicht 2010 | Weltcup 2010
Autor: Martin Schwarz



04.11.2010 – Die Saison 2010 ist zu Ende. Zeit für uns, einmal auf das Geschehene zurück zublicken und die Highlights der Rennen in die Erinnerung zurückzuholen. In drei Teilen werden wir über das Geschehene im langen Radsportjahr berichten. In der Hochsaison im Juni und Juli konnten deutsche Fahrerinnen auf sich aufmerksam machen. Doch die grösste Leistung war die einer US-Amerikanerin, die den Giro d’Italia in Stars and Stripes hüllte.


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Der Juni der deutschen Fahrerinnen
Der sechste Weltcup in Valladolid stand an. Hier konnte Charlotte Becker vom Cervelo TestTeam gross auftrumpfen und gewann das Rennen vor ihrer deutschen Landsfrau Judith Arndt (HTC Columbia). Marianne Vos sammelte als Vierte hinter Teamkollegin van Vleuten wieder wichtige Punkte für den angepeilten Weltcup-Gesamtsieg. In den USA gewann am gleichen Tag Ina Teutenberg die Liberty Classic und machte den 6.6. zu einem deutschen Tag im Frauenradsport. In Spanien ging es dann weiter mit der nächsten grossen Rundfahrt, der Iurreta Emakumeen Bira. Ohne Etappensieg, dafür mit Platz 7 als schlechtestem Tagesresultat gewann Claudia Häusler die Gesamtwertung vor Annemiek van Vleuten und Judith Arndt. Marianne Vos kam bei jeder Etappe unter die Top 4, erreichte trotz 2 Tagessiegen am Ende aber „nur“ Rang 5, die entscheidenden Vorstösse der Deutschen an den Bergen verpasste sie. Der Giro del Trentino bildete dann das letzte Highlight der ersten Saisonhälfte vor den nationalen Meisterschaften. Wieder fuhr Judith Arndt stark, verpasste aber den Gesamtsieg knapp hinter der Britin Emma Pooley. Claudia Häusler kam noch auf Rang drei und somit standen wieder zwei deutsche Damen auf dem Podium.

Nationale Meisterschafften
Ein ganz besonderes Wochenende im Radsport ist traditionell das letzte Juni-Wochenende. Denn hier werden von fast allen Verbänden die nationalen Meisterschaften ausgetragen. Besonders umkämpft sind wegen der grossen Leistungsdichte die Titel in den Niederlanden, Deutschland, Italien und den USA, wo sich die Favoritinnen schwer taten. In den Niederlanden gewann Loes Gunnewijk das Strassenrennen vor Marianne Vos, in Italien hatte Weltmeisterin Guderzo gar nur mit Platz 15 vorliebnehmen müssen. Es gewann Monia Baccaille. Auch in Deutschland gewann mit Charlotte Becker nicht unbedingt die am höchsten gehandelte Kandidatin. In den USA setzte sich mit Mara Abbott eine junge Fahrerin durch, die im Saisonverlauf noch mehr von sich zeigen sollte. Auch in Österreich und in der Schweiz wurde um Medaillen und Titel gekämpft. Die in den USA lebende Andrea Graus konnte sich in Österreich gegen die geballte Macht des Kuota Teams durchsetzen, während in der Schweiz Emily Aubry den Sieg einfuhr. In Frankreich gab es beim Zeitfahren das, was eigentlich niemanden mehr überraschen kann: Jeannie Longo-Ciprelli, mittlerweile 51 Jahre alt, fuhr überlegen ihren 57. nationalen Titel ein.

Giro Donne – Das Rennen der Rennen im Frauenradsport
Zehn Tage, zehn Etappen, zehn Mal der spannende Kampf der versammelten Weltelite im Frauenradsport um Tagesplatzierungen und Sekunden und Minuten für die Gesamtwertung. Erstmals in der Geschichte des Giro-Donne gab es dabei auch eine Bergankunft auf dem Stilfser Joch in über 2700 Metern Höhe, und auch sonst war das Profil der Rundfahrt sehr anspruchsvoll. Auf den ersten vier Etappen sollten aber zuerst die Sprinterinnen und die Zeitfahrerinnen ihr Können beweisen. Die Deutsche Ina Teutenberg vom HTC-Columbia Rennstall gewann alle drei Sprintankünfte – und zur grossen Überraschung vieler auch noch das Einzelzeitfahren am dritten Tag! Die Etappen 5 und 6 gingen dann im Mittelgebirge an Marianne Vos für die niederländische Nationalmannschaft, bevor auf dem 7. Teilstück die ersten grossen Berge warteten und Evelyn Stevens einen Ausreissersieg feiern konnte. Doch bei den ganz grossen Bergen auf der 8. und 9. Etappe mit einem Ausflug ins Bündnerland war Mara Abbott aus dem US-Nationalteam eine Klasse für sich. Lediglich die britische Meisterin Emma Pooley (Cerelo TestTeam) konnte teilweise mit der Amerikanerin mithalten, die beide Hochgebirgsetappen gewann und sich damit auch den Rundfahrtsieg sicherte. Pooley kam zweimal auf den zweiten Rang, jeweils gefolgt von der Deutschen Judith Arndt (HTC-Columbia), Weltmeisterin Tatiana Guderzo (Italien) vom Team Valdarno und deren russischer Teamkollegin Tatiana Antoshina. Da Pooley auf den vorhergehenden Etappen aber schon Zeit verlor, waren Arndt und Guderzo am Ende hinter Mara Abbott auf dem Podium gelandet, und auch Vorjahressiegerin Claudia Häusler konnte mit Platz vier noch ein gutes Resultat vorweisen. Die Abschlussetappe in Monza, bei der auch das Autodrom durchfahren wurde, gewann Shelly Evans, die damit für den vierten US-amerikanischen Etappensieg sorgte. Einen grossen Reiz machte der Giro-Donne auch deshalb aus, da dies eines der wenigen Rennen im Frauenradsport ist, die von Fernsehkameras begleitet werden. Das italienische Fernsehen zeigte ausführliche Zusammenfassungen jeweils direkt im Anschluss an die Übertragungen der Tour de France.
Parallel zum Giro fand noch die Tour de Feminin in Tschechien und Polen statt, der Trixi Worrack vom Team Noris Cycling ihren Stempel aufdrückte. Trixi gewann alle fünf Etappen und damit auch die Gesamtwertung der Rundfahrt.

Europameisterschaften und Thüringenrundfahrt
Die Europameisterschaften in der Türkei waren im Gegensatz zu den Meisterschaften der anderen Kontinentalverbände nur für Fahrerinnen ab Jahrgang 1987 zugelassen. Die Russin Alexandra Burchenkova gewann das Zeitfahren, die Niederländerin Noortje Tabak das Strassenrennen. Wichtig sind diese Titel vor allem deshalb, da die Kontinentalen Meister ein automatisches Startrecht für die Weltmeisterschaften haben und dabei nicht zur Quote der Startplätze angerechnet werden.
Vom 20. bis 25. Juli stand dann die Thüringenrundfahrt der Frauen auf dem Programm, bei der sich eine Fahrerin in Szene setze, die zuvor fast vier Jahre keine Rennen fuhr und wie aus dem Nichts ganz nach vorne schoss. Die erste Etappe über hügeliges Gelände gewann die Schwedin Emma Johansson (Red Sun Cycling), sie musste aber auf der zweiten Etappe mit einem Hitzschlag aufgeben. Generell war die Hitze ein grosses Problem für die Fahrerinnen, denn jeden Tag herrschten Temperaturen bis über 35 Grad. Geprägt war die Rundfahrt von Ausreissergruppen, die praktisch jeden Tag ein neues Bild in der Gesamtwertung erzeugten. Doch die Führungsposition wechselte schon nach dem zweiten Tag nicht mehr, denn die Russin Olga Zabelinskaya vom Team Safi - Pasta Zara fuhr ein aufmerksames Rennen und ging wenn nötig selbst mit in die Ausreissergruppen. Auch ohne Etappensieg fuhr sie in ihrem ersten Profirennen nach mehr als dreijähriger Pause so zu einem souveränen Rundfahrtsieg vor Edita Pucinskaite (Litauen / Gauss) und Noemi Cantele (Italien / HTC – Columbia). Trixi Worrack, die sich für dieses Rennen viel vorgenommen hatte, kam nur auf den sechsten Schlussrang.

Die Weltcups in Schweden
Der 31. Juli ist der Tag des Mannschaftszeitfahrens im Frauenweltcup. Die dritte Austragung dieses Wettbewerbs in Vargarda ging erneut an das Cervelo TestTeam, das bisher alle Austragungen für sich entscheiden konnte. Platz zwei ging an die Frauen von HTC- Columbia, Nederland Bloeit sicherte sich den dritten Rang. Tags drauf stand dann das Weltcupstrassenrennen auf dem Programm. Die Niederländerinnen Kirsten Wild und Adrie Visser verhagelten der einheimischen Emma Johansson die Aussichten auf einen Weltcup-Gesamterfolg, denn für ihren Rang drei hinter den beiden Niederländerinnen gab es nicht genügend Punkte. Marianne Vos bekam für Rang 11 zwar keine Punkte mehr, doch ihr Vorsprung war ausreichend gross, um relativ gelassen bereits auf das Weltcupfinale in Plouay im August zu blicken.

Am Freitag geht es mit Teil III in die letzte Runde unseres Saisonrückblicks. Wir beleuchten dann den Rest der Saison bis zur WM und dem Chrono des Nations.





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