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Herzschlagfinale bei der U23-WM: Gold für Cosnefroy (FRA), Silber für Kämna (GER)
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22.09.2017

Herzschlagfinale bei der U23-WM: Gold für Cosnefroy (FRA), Silber für Kämna (GER)

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2017 IN BERGEN
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Bergen, 22.09.2017 – Bei der Straßenrad-WM im norwegischen Bergen hat Lennard Kämna eine Goldmedaille für Deutschland knapp verpasst. Im hochspannenden Finale des U23-Straßenrennens setzte er sich zusammen mit Benoit Cosnefroy ab und unterlag dem Franzosen dann im Sprint. Dritter nach 191 Kilometern wurde der Däne Michael Carbel Svengaard, der das reduzierte Peloton hereinführte (+0:03). Mit Max Kanter kam ein weiterer Deutscher unter die Top10.

Fluchtgruppe mit starker Afrika-Fraktion
Auf dem 19,1 km langen Parcours, der schon im Bericht zum Juniorinnen-Rennen beschrieben wurde, hatten die Männer U23 genau 10 Runden zurückzulegen, was – das schafft man auch ohne Taschenrechner – 191 Kilometer ergibt. Die Straßen in der angeblich regenreichsten Stadt Europas waren fast die ganze Zeit über klatschnass, aber immerhin kam von oben kaum noch Wasser nach. 176 Fahrer aus 54 Nationen (zwei Nichtstarter) gingen auf die Strecke. Nach einer Runde lag eine Fluchtgruppe, bestehend aus Atsushi Oka (Japan), Jose Fernandes (Portugal), Vasili Strokau (Weißrussland), Gustav Hoog (Schweden) und Awet Habtom Tekle (Eritrea) 1:02 Minuten vor dem Feld. Dieser schloss sich auf der dritten Runde noch der Japaner Masaki Yamamoto an. Außerdem schafften es der Ukrainer Vitaliy Novakovskyi, der Ungar Janos Zsombor Pelikan, Zahiri Abderrahim aus Marokko, Saymon Musie Mehari und Zemenfes Selemun aus Eritrea sowie der Ruander Samuel Mugisha in die Gruppe, sodass wir zwischenzeitlich fünf Männer aus Afrika vorne hatten.

Auftritt Brandon McNulty
Norwegen mit Titelverteidiger Kristoffer Halvorsen leitete in voller Mannschaftsstärke die Verfolgungsarbeit und sorgte dafür, dass der Vorsprung der Ausreißer nicht über zweieinhalb Minuten stieg. Etwa 100 Kilometer vor dem Ziel schalteten auch die Dänen sich ein und der Abstand sank rapide, woraufhin die starken Fahrer in der Spitzengruppe das Tempo erhöhten und die Gruppe auseinanderriss. Auch aus dem Feld heraus kam es jetzt zu Angriffen. So lag der US-Amerikaner Brandon McNulty – dessen bereits im Zeitfahren gestürzter Landsmann Neilson Powless zu den ersten abgehängten Fahrern gehört hatte – bei der 6. Zielpassage zwischen den noch 9 Spitzenreitern und dem Peloton. Ein paar Fahrer versuchten sich McNulty anzuschließen, konnten aber sein Hinterrad nicht halten. Der Zeitfahr-Vizeweltmeister fuhr zu der Gruppe hin und verhinderte am Salmon Hill – jenem 1,4 km langen und bis zu 7,8 % steilen Anstieg in der Mitte des Parcours – praktisch im Alleingang den Zusammenschluss mit dem Feld.

Keine Selektion vor der letzten Runde
McNultys Einsatz brachte eine neue Spitzengruppe hervor, zu der auch der Schweizer Patrick Müller gehörte, sowie der Russe Pavel Sivakov, der Australier Jai Hindley, der Norweger Rasmus Fossum Tiller und noch immer Gustav Hoog aus Schweden. Kurz darauf stellten der Brite Scott Davies und der Kasache Yevgeniy Gidich den Anschluss her. Einen Moment lang schien das Feld wie gelähmt, Ruhe kehrte ein und der Vorsprung der Ausreißer stieg. Dann regten sich die Nationen, die keinen Mann vorne untergebracht hatten, vor allem Franzosen und Spanier. Es bildeten sich wechselnde Verfolgergruppen, aber am Salmon Hill sammelte das Peloton alle Vorausfahrenden wieder ein und die Karten wurden neu gemischt. Es hagelte Attacken, doch keine fruchtete. Ein langgstrecktes Hauptfeld mit laut Livetiming noch 144 Fahrern begab sich auf die letzte Runde. Vorne sah man nun auf einmal auch die Deutschen, die sich zuvor klug zurückgehalten hatten.

Paarzeitfahren mit Kämna und Cosnefroy
Die letzte Weichenstellung ging vom Italiener Edoardo Affini aus. Seinem Vorstoß schlossen sich 2 Franzosen, 2 Norweger und ein Mann aus Uruguay an. Kurze Zeit fuhr Benjamin Thomas alleine an der Spitze, dann kamen die anderen wieder heran. Aus dem Feld nach vorne schafften es nun noch der Kolumbianer Wilmar Paredes, der Australier Michael Storer – sowie Teamzeitfahr-Weltmeister Lennard Kämna. Der 21-Jährige strebte offenbar wie sein Kollege Tom Dumoulin das Doppel-Gold an, fackelte nicht lange und setzte sich am "Lachs-Hügel" alleine ab. Hinter der Kuppe hätte noch ein 10 km langes Solo auf den Zeitfahrspezialisten gewartet – wenn nicht Vize-Europameister Benoit Cosnefroy 7 km vor dem Ziel zu Kämna aufgeschlossen hätte. Gemeinsam hielten sie sich das Verfolgerfeld, das zwischenzeitlich alle weiteren Fahrer eingesammelt hatte, vom Leib.

Müller und Hirschi in den Top15
Das Finale entwickelte sich zu einem wahren Thriller. Cosnefroy fuhr den Sprint von vorne, Kämna schaffte es nicht noch vorbeizuziehen und stellte so Pascal Ackermanns Silbermedaille von 2016 ein. Dem auf ca. 35 Mann geschrumpften Peloton fehlten am Ende keine 100 Meter. Hier belegte der dänische Meister Michael Carbel Svendgaard den Bronze-Rang, vor Oliver Wood (Großbritannien), Vincenzo Albanese (Italien), Damien Touze (Frankreich), Max Kanter, Michal Paluta (Polen), Mark Downey (Irland) und Anders Skaarseth, der für Norwegen immerhin Rang 10 herausholte. Die Schweizer Patrick Müller und Marc Hirschi waren auch mit dabei, wurden 12ter und 14ter. Einziger Österreicher im Ziel war Patrick Gamper als 75ter. Es finishten 121 Fahrer; der Beste von ihnen, der 21-jährige Benoit Cosnefroy vom Ag2r-La Mondiale Team, ist der vierte U23-Weltmeister aus Frankreich innerhalb eines Jahrzehnts – nach Romain Sicard (2009), Arnaud Démare (2011) und Kevin Ledanois (2015).

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Video der Zielankunft





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