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Giro d’Italia Simon Yates triumphiert im Rosa Trikot bei der Gran-Sasso-Bergankunft |
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13.05.2018 | ||
Simon Yates triumphiert im Rosa Trikot bei der Gran-Sasso-BergankunftInfo: GIRO D’ITALIA 2018 (2.UWT)Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.) Gran Sasso d'Italia, 13.05.2018 – Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat erstmals eine Etappe des Giro d'Italia gewonnen – und das dann gleich im Rosa Trikot und bei der legendären Gran-Sasso-Bergankunft. Der 25-jährige Brite ließ beim Schlagabtausch der Favoriten den Franzosen Thibau Pinot (Groupama-FDJ) hinter sich. Sein Teamkollege Johan Esteban Chaves kam zeitgleich auf den dritten Platz. Tom Dumoulin (Sunweb) finishte mit 12 Sekunden Rückstand und fiel daher auf den dritten Platz der Gesamtwertung hinter das Mitchelton-Scott-Duo zurück. Schlimmer erging es Fabio Aru (UAE-Team Emirates) und Chris Froome (Team Sky), die sich große Zeitabstände einhandelten. Auch Miguel Angel Lopez konnte die viele Arbeit, die seine Mannschaft Astana unterwegs geleistet hatte, nicht wirklich in einen Erfolg ummünzen. Das Profil der 9. Etappe des Giro d‘Italia Erste Bergankunft auf dem Gran Sasso seit 1999 Die erste Woche des Giro d'Italia ging mit der dritten Bergankunft in nur vier Tagen zu Ende. Ziel war das Bergmassiv Gran Sasso d'Italia ("großer Stein Italiens") im Herzen des Landes, genauer gesagt der Campo Imperatore, ein Hochplateau, auf dem im Winter schon seit fast 100 Jahren Skitourismus betrieben wird. Winterlich waren die Temperaturen heute nicht unbedingt mehr, aber doch recht frisch und am Rande der Straße türmten sich Schneereste. Der Anstieg ist der italienischen Radlegende Marco Pantani gewidmet; er war im verhängnisvollen Jahr 1999, als der Giro (der Elite) auf dem Gran Sasso letztmals Station machte, dort oben siegreich. Erstmals standen auch unterwegs höherwertige Bergwertungen auf dem Programm, so der Roccaraso nach 108,1 km (6,9 km à 6,5 %, max. 12 %) und der Calascio 32,1 km vor dem Ziel. Dieser 13,5 km lange Anstieg (6 % durchschnittlich, 10 % maximal) gehörte eigentlich schon zum Finale, denn von dort aus ging es nicht mehr runter, sondern unerbittlich hinauf bis auf eine Höhe von 2135 m über dem Meeresspiegel. Alle verbliebenen 171 Fahrer traten diese schwere und mit 225 Kilometern auch noch sehr lange Etappe an. Allerdings gab es im Tagesverlauf eine Aufgabe: Sprinter Jakub Mareczko (Wilier Triestina), der Etappenzweite von Tel Aviv, warf das Handtuch. Wellens, Visconti und 12 weitere Ausreißer Erstaunlich schnell fand sich die Fluchtgruppe des Tages zusammen und wie immer war darin auch die Pro-Conti-Mannschaft Androni Giocattoli-Sidermec vertreten, diesmal sogar mit zwei Fahrern: Fausto Masnada und Davide Ballerini, der auf Etappe 2 und Etappe 7 schon einmal mit dabei war. Gleichfalls um Wiederholungstäter handelte es sich bei Maxim Belkov (Katusha-Alpecin) und Laurent Didier, der als Begleitperson des bisher glücklos agierenden Trek-Segafredo-Kapitäns Gianluca Brambilla dabei war. Mikael Cherel (Ag2r-La Mondiale) – er hatte gestern im Finale schon einmal aufgezeigt -, Hugh Carthy (EF Education First-Drapac), Alex Turrin (Wilier) Natnael Berhane (Dimension Data), Simone Andreetta (Bardiani-CSF) und Tim Wellens (Lotto-Fix All) mischten ebenfalls vorne mit. Über den Sieger der 4. Etappe hatte es gestern geheißen, er sei ein wenig krank, außerdem war er in der Schlussphase in einen Sturz verwickelt gewesen. Außer einem Verband am Knie und einem Pflaster am Arm war konnte man von derlei Unpässlichkeiten aber nichts mehr sehen. Von einem Unfall gezeichnet war auch der zweifache Giro-Etappensieger Giovanni Visconti (Bahrain-Merida), der es zusammen mit Teamkollege Manuele Boaro in die 14-köpfige Gruppe geschafft hatte. Am Anfang lag noch Guillaume Boivin (Israel Cycling Academy) zwischen der Spitze und dem Feld, aber anders als auf der 2. Etappe konnte er vorne nicht andocken, sodass er sein Vorhaben aufgab. Der LiVE-Radsport-Blog: Wildcardvergabe bei den Grand Tours Kuriose Szene an der 1. Bergwertung Das Peloton, das wieder einmal von Mitchelton-Scott angeführt wurde, ließ die Ausreißer gewähren, sodass Brambilla (6:40 Minuten Rückstand in der Gesamtwertung) in den zweifelhaften Genuss eines virtuellen Rosa Trikots kam. Als man die Bergwertung am Roccaraso (Kat.2) erreichte, etwa 117 km vor dem Ziel, konnte Tim Wellens in Erinnerungen schwelgen, hatte er doch 2016 die Bergankunft hier gewonnen. Am Sprint um die Punkte beteiligte der Belgier sich indes nicht, das überließ er Masnada und Berhane, wobei der Italiener es kurz vor der Wertung mit einem Schaltungsproblem zu tun bekam. Sein Teamkollege Ballerini schob ihn über die Linie, während der Eritreer sich das Ganze wohlwollend anschaute und sich mit der zweithöchsten Punktzahl zufrieden gab. So putzig die Szene auch schien, so viel Missfallen erregte sie doch bei der Jury. Man beschloss, Masnada zurückzuversetzen, weil er die Bergwertung nicht aus eigener Kraft gewonnen hatte, und Berhane den Sieg zuzusprechen. Masnada versucht es auf eigene Faust (Kalauer...) Kurz vor der Abfahrt von der Roccaraso-Hochebene kam es im Peloton zu einer Windkantensituation, die allerdings keine gravierenden Folgen zeitigte. Im Tal standen dann die beiden Sprintwertungen an, im Abstand von nur 6 Kilometern. In Popoli und auch in Bussi sul Tirino sicherte Davide Ballerini sich die höchste Punktzahl, womit er sich im Sprintklassement an die Spitze noch vor seinen Teamkollegen Marco Frapporti setzte. Der Vorsprung der Ausreißergruppe erreichte hier übrigens mit 8:22 Minuten sein Maximum, aber so sollte es nicht bleiben: Denn Astana spannte sich nun in geballter Mannschafsstärke vor das Feld und läutete so das Finale ein. Im Anstieg zum Calascio, wo sich – diesmal wirklich – Fausto Masnada die meisten Punkte holte, zerlegte sich die Spitzengruppe allmählich; 20 km vor dem Ziel bestand sie aus noch sechs Fahrern, welche 3:20 Vorsprung auf die Maglia-Rosa-Gruppe aufwiesen. Dort teilten sich Astana und Mitchelton-Scott, denen die Gebaren der Kasachen wohl etwas unheimlich geworden war, mittlerweile die Führung. 17,2 km vor dem Ziel wollte Masnada es wirklich wissen und ließ seine Begleiter stehen. Nur Michele Boaro nahm die Verfolgung auf, Carthy, Cherel, Visconti und Brambilla blieben zurück. Der mit 26,5 km längste Anstieg des diesjährigen Giro war ein sehr unregelmäßiger, teilweise verlief die Straße flach oder sogar leicht abfallend. Das dicke Ende mit bis zu 13 % Steigung sollte aber noch kommen. Das Profil des Schlussanstiegs Alle warten auf die Attacke von Lopez Fünf Kilometer vor dem Ziel hatte Fausto Masnada 1:26 Minuten Vorsprung aufs Peloton, was ihm jedoch genauso wenig nützen sollte wie seinen ehemaligen Fluchtgefährten. Carthy konnte noch an Boaro vorbeiziehen, der kurz darauf eingeholt wurde, der Brite schaffte es aber nicht mehr zu Masnada nach vorne. Kurz hinter dem 3km-Bogen war es dann auch um den letzten Ausreißer geschehen und alles konzentrierte sich auf den Kampf um die Gesamtwertung. Astana-Kapitän Miguel Angel Lopez hatte mittlerweile seine Helfer aufgebraucht, aber Rundfahrtleader Simon Yates konnte noch auf Jack Haig bauen, der sich wieder mal als bärenstarke Zugmaschine erwies. Der italienische Meister Fabio Aru (UAE-Emirates) geriet in Schwierigkeiten und musste bald abreißen lassen. Als Giulio Ciccone (Bardiani-CSF) 2,7 km vor dem Ziel eine Attacke lancierte, erwischte es außerdem Chris Froome (Team Sky), der verzweifelt seinen Kollegen Sergio Henao zu Hilfe rief. Haig führte den Rest der Gruppe wieder an Ciccone heran und kurze Zeit später griffen Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) sowie endlich Lopez an. Vor dem Gesamtzweiten Tom Dumoulin (Sunweb) ging tatsächlich eine Lücke auf, hingegen machten Domenico Pozzovivo (Bahrain-Merida) und Simon Yates einen unerschütterlichen Eindruck. Yates macht Zeit gut, auch auf den Titelverteidiger Als sich alles wieder einigermaßen beruhigt hatte, probierte es Ciccone noch zwei Mal. Er spurtete vor den anderen in Richtung Ziel, aber es war noch viel zu weit. Pozzovivo übernahm, Pinot, Yates, sein Teamkollege Johan Chavez und der Nachwuchsbeste Richard Carapaz (Movistar) gingen hinterher. Pozzovivo versuchte es von vorn, auf den letzten Metern sprintete das Mann im Rosa Trikot jedoch an ihm vorbei und sicherte sich seinen ersten Giro-Etappensieg. Durch die damit verbundenen 35 Bergpunkte verdrängte er Chavez, obwohl dieser hinter Pinot Dritter wurde, aus dem Blauen Trikot (welches dieser aber weiter stellvertretend tragen wird). Pozzovivo, Carapaz und der erneut sehr starke Davide Formolo (Bora-Hansgrohe) kamen mit ein paar Sekunden Rückstand auf den Plätzen vier bis sechs ins Ziel. Hinter George Bennett (LottoNL-Jumbo) wurde Tom Domoulin Achter (+0:12), sodass der Titelverteidiger in der Gesamtwertung jetzt 38 Sekunden Rückstand auf Yates und 6 Sekunden Rückstand auf Chavez hat. Miguel Angel Lopez fehlte am Ende wohl doch die Power für einen großen Coup, er wurde Neunter und verbesserte sich zwar in der Gesamtwertung, verlor aber unter dem Strich weiter Zeit. Zudem fiel sein Teamkollege Pello Bilbao von Rang sieben auf neun. Während Pinot Gesamtvierter bleibt und nur vier Sekunden einbüßte und auch Pozzovivo als Gesamtfünfter noch keine Minute Rückstand auf Yates aufweist, verabschiedete Chris Froome sich aus den Top10 und bringt es jetzt auf zweieinhalb Minuten Rückstand. Aru liegt noch etwas dahinter auf Rang 15. Platzmäßig verbessern konnten sich Carapaz (jetzt Rang 6), Bennett (jetzt Rang 7) und Michael Woods (EF Education First), welcher nun Gesamtzehnter ist. -> Zum Resultat
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13.05.2018 | ||
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