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Marc Hirschi krönt Schweizer Gala-Vorstellung mit WM-Gold im U23-Straßenrennen
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28.09.2018

Marc Hirschi krönt Schweizer Gala-Vorstellung mit WM-Gold im U23-Straßenrennen

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2018 IN INNSBRUCK-TIROL
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Innsbruck, 28.09.2018 - Europameister Marc Hirschi hat in Innsbruck als erster Schweizer überhaupt den Titel des U23-Straßenweltmeisters errungen. Der 20-Jährige vom Sunweb Development Team hängte seinen beiden Begleiter, den Belgier Bjorg Lambrecht und den überraschend starken Finnen Jaakko Hänninen, in der letzten Abfahrt ab. Die beiden holten am Ende Silber bzw. Bronze. Den Grundstein zu Hirschis Erfolg hatten die Schweizer nach etwa der Hälfte des 180 km Rennens mit einer konzertierten Mannschaftsaktion gelegt.


Das Profil vom Straßenrennen der Männer U23

Frühe Fluchtgruppe mit 3 Fahrern
Das Straßenrennen der Männer U23 begann wie das der Junioren- und der Elite-Kategorien in Kufstein und führte über insgesamt knapp 180 Kilometer über den Gnadenwald-Anstieg in den Zielbereich nach Innsbruck, von wo aus vier Runden auf dem sogen. Olympia-Kurs in Angriff genommen wurden. Bei der ersten Zielpassage lag noch der Kanadier Nickolas Zukowsky vorne, der zusammen mit dem Polen Szymon Tracz und Vizezeitfahreuropameister Izidor Penko (Slowenien) die erste Fluchtgruppe gebildet hatte. Zukowsky wurde am 8 km langen und bis zu 10 % steilen Igls-Anstieg aufgefahren und das Rennen trat in seine interessante Phase, auch wenn es bis zur entscheidenden Weichenstellung noch eine Weile lang dauern sollte. Bei der nächsten Zieldurchfahrt bestand das geschlossene Peloton aus nicht weniger als 100 Fahrern.

Schweizer nehmen das Rennen in die Hand
Vor allem die Mannschaften aus Irland, Dänemark, Russland, Slowenien, Belgien und Kolumbien hatten zunächst die Verantwortung im Feld übernommen, doch plötzlich stahlen die Eidgenossen allen anderen die Show. Bei der zweiten Abfahrt nach Igls führten sie eine neue Spitzengruppe herbei, in der sie zu viert (!) vertreten waren. Neben den beiden Kapitänen Marc Hirschi und Gino Mäder sah man Patrick Müller und Lukas Rüegg vorn. Darüber hinaus hatten lediglich der Däne Mikkel Frolich Honore, der US-Amerikaner Neilson Powless und der Ukrainer Mark Padun den Sprung in diese Gruppe geschafft. Namentlich die düpierten Italiener, Russen und Franzosen sahen sich nun gezwungen, im Feld nachzuführen. Dennoch stabilisierten die Ausreißer ihre Situation erst einmal und kamen mit 28 Sekunden Vorsprung zur nächsten Zielpassage.

Lambrecht ergreift die Initiative
Mark Padun, der aufgrund seines Etappensiegs in Innsbruck bei der Tour of the Alps im Vorfeld als Favorit gehandelt worden war, hielt beim nächsten Igls-Anstieg nicht mehr still. Seiner Tempoverschärfung fiel zunächst Rüegg und zum Opfer und weiter oben, in der steilsten Passage, wäre der Mann aus dem Bahrain-Merida Profiteam ganz allein unterwegs gewesen - wenn sich nicht Müller bärenstark an sein Hinterrad geheftet hätte. Im stark verkleinerten "Peloton" mit den anderen großen Namen wurde es dem belgischen Kapitän Bjorg Lambrecht zu bunt und praktisch im Alleingang schloss er die Lücke zu der nunmehrigen Verfolgergruppe um Hirschi. Jetzt trat auch Edward Dunbar auf den Plan und machte Jagd auf die Doppelspitze Padun/Müller. Dumm nur, dass Gino Mäder sein Begleiter war, der natürlich nicht im Traum daran dachte, den Iren zu unterstützen.


LiVE-Radsport-Autorin in Innsbruck: der WM-Blog

Padun erst mit Müller, dann mit Mäder
Neun Sekunden vor Dunbar und Mäder bzw. 33 Sekunden vor dem "Peloton" kamen Padun und Müller zur nächsten Zielpassage. Wieder war es dem Belgier Lambrecht, dem Gesamtzweiten der Tour des Fjords, zu verdanken, dass sich das Blatt noch einmal wendete. Die vorausfahrenden vier wurden eingeholt und 17 km vor dem Ziel, also wiederum am Igls-Anstieg, bildete sich die finale Spitzengruppe, bestehend aus Lambrecht, Hirschi - ja, die Schweizer hatten immer noch eine Karte zu spielen - und Jaakko Hänninen. Der 21-jährige Finne, heuer Gewinner des Eintagesrennens Tour du Gévaudan Occitanie, war als Einzelstarter unterwegs und seine Anwesenheit im Finale eigentlich eine Sensation. Padun schien zwar auch noch nicht geschlagen, aber Gino Mäder fuhr zu ihm hin und war dem Ukrainer bei der Aufholjagd alles andere als behilflich.

Totaler Außenseiter wird Dritter
Die Abfahrt nach Igls, die den Schweizern zuvor schon hold gewesen war, nutzte Marc Hirschi ein zweites Mal als Sprungbrett. 9,7 km vor dem Ziel überraschte er seine beiden Begleiter mit Schwung von hinten. Innerhalb kürzester Zeit hängte er, natürlich einige Risiken in Kauf nehmend, Lambrecht und Hänninen ab. Mit 10 Sekunden Vorsprung kam er zum Höttinger Anstieg, der letzten Schwierigkeit vor dem Ziel. Vor lauter Aufregung drehte sich Hirschi immer wieder um, der Belgier und der Finne aber waren geschlagen. Auf Biegen und Brechen fochten die beiden dann noch um den zweiten Platz, wobei die Ziellinie für Hänninen etwas zu spät kam. Mäder rundete das Schweizer Traumresultat mit dem vierten Platz ab, den Padun ihm kampflos überließ. Außerdem kam Patrick Müller auf Rang neun ins Ziel. Bester Deutscher war mit Platz 14 Georg Zimmermann, dessen Kapitän Lennard Kämna am letzten Igls-Anstieg eingebrochen war. Der Österreicher Marcel Neuhauser kam unter die Top30.

-> Zum Resultat

Sieg vor dem Hintergrund der Doppel-WM-Vergabe
Marc Hirschi ist nicht nur der erste Schweizer Nachwuchsweltmeister auf der Straße, er ist auch der erste U23-Fahrer, dem das Double aus EM und WM gelang (in der U19-Kategorie gab es das schon häufiger). Sein WM-Erfolg ist der größte für einen Eidgenossen, seit Fabian Cancellara 2010 zum letzten Mal Zeitfahrweltmeister wurde. Letzter Schweizer Straßenweltmeister (Elite) war Oscar Camenzind im Jahr 1998, dem Geburtsjahr von Hirschi. Die historische Goldmedaille kommt einen Tag, nachdem die UCI bekannt gegeben hat, dass sowohl die Straßen-WM 2020 wie 2024 bei den Eidgenossen stattfinden wird.

Video der Zielankunft






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