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Adventskalender 2018 Adventskalender am 12. Dezember: Interview mit Simon Geschke – Tour-Etappensieger in Pra Loup |
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12.12.2018 | ||||||||
Adventskalender am 12. Dezember: Interview mit Simon Geschke – Tour-Etappensieger in Pra LoupInfo: BildergalerieAutor: Christine Kroth (Cofitine)
Der gebürtige Berliner befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Vorbereitung auf die neue Saison, hatte an diesem Sonntag trainingsfrei und sich für uns gut 1 ½ Stunden Zeit genommen. Wir sprachen über seinen Werdegang, blickten zurück auf die letzten 10 Jahre im Team Sunweb (bzw. den Vorgängerteams) und wagten einen Ausblick auf das Neue, das ihn durch seinen Wechsel zum Team CCC erwartet. Aber wir sprachen auch über Persönliches und möchten so einen Einblick geben in die Welt des Radprofis Simon Geschke.
• Teil 1 • Teil 2 • Teil 3 •
Aber zuerst kamen wir auf seinen größten Erfolg als Radprofi zu sprechen, sein Etappensieg bei der Tour 2015. Ich wollte von Simon wissen, was dieser Tag für ihn bedeutet hat. Es ist für ihn zweifellos der größte Tag seiner Karriere gewesen und dessen war er sich auch gleich bewusst. Denn gerade Fahrern wie ihm, die eher als Helfer und weniger als Siegfahrer bekannt sind, passiert sowas doch sehr selten, womöglich nur einmal in der Karriere. Wenn man weder Bergfahrer noch Sprinter ist, muss man schon sehr gut sein, damit einem sowas gelingt. Und wenn es dann klappt, dann ist man völlig von den Socken. So ging es ihm damals, erzählt er. Der Sieg bedeute ihm aber auch deshalb so viel, weil die Tour das erste Rennen war, das er früher verfolgt hat, damals als Jugendlicher, zu Jan Ullrichs Zeiten. Damals habe er es sich zum Ziel gesetzt, selbst einmal die Tour zu fahren. Bereits 2009 war es so weit, dass er, durch glückliche Umstände, als Neo-Profi die Tour bestreiten konnte. 2015 in Pra Loup war es für ihn dann der absolute Wahnsinn, selbst eine Etappe zu gewinnen. Ein Traum war wahr geworden und Simon bezeichnet dieses Gefühl wie das bei einem Lotto-Gewinn. Man kauft ein Los und zieht den Hauptgewinn. So habe sich das damals angefühlt. Nach dem Etappensieg, den er als Solist herausgefahren hatte, habe sich dann auch einiges verändert. Sein Bekanntheitsgrad ist explodiert. Was, wie er meint, auch an dem spannenden Rennverlauf lag, der vielen in Erinnerung geblieben ist. Und auch von den Kollegen wurde er am nächsten Tag auf seinen Sieg angesprochen. So kamen Fahrer, mit denen er zuvor wenig bis gar nicht gesprochen hatte, wie etwa Alejandro Valverde, zum Gratulieren zu ihm. Das war für ihn schon etwas Besonderes.
Apropos Giro 2017! Da war doch was! Kuriositäten sind meine Spezialität und so kann ich es mir nicht verkneifen Simon auf ein Ereignis des Giro 2017 anzusprechen, das allgemein für große Heiterkeit gesorgt hat. Und er erzählt bereitwillig und mit viel Humor von jenem Tag im Mai, als das Team ihn im Hotel vergessen hatte. Sowas sei ihm in 10 Jahren noch nicht passiert und es war wirklich kurios, wie er zugibt. Er sei eigentlich nicht zu spät am Bus gewesen, der Bus sei aber einige Minuten zu früh losgefahren. Seine Teamkollegen seien schon durch den Bus gelaufen, der Sportliche Leiter habe gefragt, ob alle da seien. Da alle „ja“ gesagt hatten, habe er dem Busfahrer signalisiert loszufahren. Keinem sei zunächst aufgefallen, dass da einer fehlt. Simon selbst erzählt, dass er den Bus erstmal gesucht habe, er sei um das Hotel herumgelaufen, aber der Bus war weg. Er hat dann angerufen und der Bus habe kehrtgemacht, um ihn abzuholen. In der Zwischenzeit, um sich die Wartezeit zu verkürzen, habe er den bekannten Tweet mit dem Daumen raus abgesetzt. 15 Minuten später war das Team dann, mit ihm, am Start angekommen. Dort hatte sich sein Tweet aber schon wie ein Lauffeuer verbreitet und er sei bereits am Start von vielen Leuten darauf angesprochen worden. Als er am Abend auf sein Handy geschaut hat, habe der Tweet 800 Retweets gehabt, das habe ihn dann doch umgehauen, erzählt er schmunzelnd von diesem Erlebnis.
Natürlich stellte sich da zuallererst die Frage, was ihn dazu bewogen hat, das Team Sunweb zu verlassen. Nach dieser langen Zeit sei er nicht mehr Feuer und Flamme gewesen, was das Team Sunweb angeht, erzählt Simon. Die Arbeitsweise des Teams habe sich verändert und es gab da viele Kleinigkeiten, die ihn mehr und mehr störten, so dass in ihm schon der Drang aufkam, mal das Team zu wechseln. Dann kam in diesem Frühjahr hinzu, dass sich die Vertragsverhandlungen nicht so einfach gestalteten wie gedacht. Das Team wollte ihm zunächst kein Angebot vorlegen, wollte noch abwarten. Die Situation rund um das Team BMC veranlasste viele Teams dazu zu schauen, was der Markt hergibt. Man habe wohl auch einigen BMC-Fahrern ein Angebot unterbreitet. Für große Namen sei dies kein Problem, wohl aber für Helfer wie ihn. Er habe Angebote von zwei Teams gehabt und sich dann für das Nachfolge-Team von BMC, das Team CCC, entschieden. Die Vertragsverhandlungen hat sein Manager Christian Baumer geführt, einer der bekanntesten deutschen Agenten, der ebenfalls in Freiburg lebt und so immer für ihn vor Ort greifbar war. Er habe ihm so auch viel Druck genommen und er konnte sich weiterhin auf seinen Job als Radprofi konzentrieren. Rückblickend auf seine Zeit bei Sunweb bleibt hängen, dass die Teamleitung es immer geschafft hat eine tolle Truppe zusammenzustellen, die sich gut verstanden habe und mit der er viel Spaß hatte. Auch persönlich habe er sich sehr wohl gefühlt. Im Rückblick bleiben natürlich auch die großen Erfolge von Tom Dumoulin und Marcel Kittel in Erinnerung. Es sei für ihn kein einfacher Abschied nach dieser langen Zeit.
In seinem neuen Team wird er als Helfer für Leader Greg Van Avermaet eingesetzt werden. Bei den Grand Tours wird er aber viele Freiheiten genießen, da das Team für diese Rennen keinen Leader hat und man auf Etappenjagd gehen möchte. Fahrer wie er, oder etwa der von mir angesprochenen Österreicher Stefan Denifl, werden viele Möglichkeiten haben und man wird aktiv agieren. Auch sei ein Ziel für die neue Saison sich, besonders im Hinblick auf die Mannschaftszeitfahren, im Zeitfahren noch zu verbessern. Bei welchem Rennen er in die neue Saison starten wird, weiß Simon aber noch nicht. Er hat die letzte Saison erst spät beendet, in China, so dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis er erstmals im Trikot seines neuen Teams ein Rennen bestreiten wird. Auch sein Rennprogramm für die nächste Saison steht noch nicht, auch wenn er die Ardennenklassiker und die Tour de France als Rennen nennt, auf denen in der kommenden Saison sein Fokus liegen wird. Er freut sich auf die Zeit in seinem neuen Team. Es sei ein ziemlich zusammengewürfelter Haufen mit neuen Fahrern. Aber auch mit alten Gesichtern. So wechselte auch sein ehemaliger Teamkollege Laurens Ten Dam zu CCC, worüber er sich sehr gefreut habe. |
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12.12.2018 | ||||||||
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