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Großer Rückblick auf die Radcross-Saison 2010/2011 – Teil 2
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01.03.2011

Großer Rückblick auf die Radcross-Saison 2010/2011 – Teil 2

Info: Rennkalender Radcross-Saison 2010/11
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



01.03.11 - Nachdem am vorvergangenen Wochenende die Radcross-Saison 2010/2011 mit dem Sluitingsprijs Oostmalle offiziell zu Ende ging, hat mittlerweile mit Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brussel-Kuurne die neue Straßenradsaison so richtig begonnen. Ein „fliegender Wechsel“ sozusagen. Dennoch möchte LiVE-Radsport.com noch einmal auf den Querfeldein-Winter zurückblicken, sich die Highlights ins Gedächtnis rufen und rekapitulieren, wie es den prominentesten Protagonisten erging. Gestern waren die Könige des Cyclocross, die Elite Männer, an der Reihe, und zwar aus einem rein europäischen Blickwinkel. Heute machen wir die US-Szene zum Thema, bevor wir natürlich auch die Elite Frauen, die U23-Männer und die Junioren gebührend würdigen.


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Powers und Johnson dominierend in USA - außer bei den Meisterschaften
In unserem gestrigen Rückblick war von den US-amerikanischen Radcrossern keine Rede gewesen. Das hat einen guten Grund: Die Szene in Übersee präsentiert sich immer noch recht abgekapselt vom Geschehen in Europa und wenn die US-Crosser nach Beendigung ihrer etwas früher angesetzten Saison den Sprung auf den alten Kontinent wagen, fahren sie nicht um die vordersten Plätze mit. Zumindest gilt das für die Männer, unter denen nur Jonathan Page auch der eine oder andere Top 10 Platz bei europäischen Rennen gelang – aber auch nur deswegen weil der 34-Jährige seinen Fokus mittlerweile ganz auf Europa ausgelegt hat. Am Tag des WM-Rennens in St. Wendel, wo er Zwölfter wurde, brachte seine Frau in einem Krankenhaus in der Nähe übrigens die gemeinsame Tochter zur Welt, welche kurzerhand Pearl Wendel getauft wurde. Eine der vielen Geschichten am Rande, welche der Radcross-Zirkus Jahr für Jahr schreibt. Doch zurück zum Thema: Wie vorauszusehen war dominierte das Cannondale Cyclocrossworld.com Team die Szene in den USA, allen voran Timothy Johnson und Jeremy Powers. Diese beiden sind es auch, die neben dem europäischem Triumvirat Nys, Stybar und Albert, welches durch den vor allem bei C2-Rennen außerordentlich ertragreichen französischen Meister Francis Mourey erweitert wird, in der Siegesstatistik ganz oben stehen. Am Tag der US-Meisterschaften freilich waren sowohl Powers wie Johnson nicht in Top-Form – der Titelgewinn von Todd Wells kam somit ziemlich überraschend. Der ehemalige US-Meister Ryan Trebon erlebte eine eher enttäuschende Saison.

Compton, Vos und Van Paassen auf je eigene Weise erfolgreich
Die in den USA herrschenden, in Europa aber chancenlosen Jungs können sich ein Beispiel an ihrer Landsfrau Katherine Compton nehmen, welche tatsächlich auf beiden Kontinenten immer um den Sieg mitfährt. Größter Erfolg in der Heimat war ihr rekordträchtiger siebter Landesmeistertitel in Folge – in Europa entschied die 32-Jährige fünf (!) von sieben Weltcup-Runden für sich und wäre zweifelsohne Gesamtsiegerin geworden, hätte sie nicht auf die beiden anderen Runden ganz verzichtet. Ihre Mobilität zwischen den beiden Kontinenten forderten aber diesen Tribut von ihr. So blieb ihr nur Platz eins in der Weltrangliste, während das Weiße Trikot – für manche vielleicht etwas überraschend – an die 22-jährige Sanne van Paassen ging. Die Niederländerin gewann den Weltcup in Pilsen und punktete ansonsten mit Konstanz. Vielleicht wäre die Serie anders ausgegangen, hätte Marianne Vos früher in die Saison eingegriffen. Im Hinblick auf ihre Ambitionen auf der Bahn startete die Allrounderin aber erst im Dezember in der Cross-Szene durch. Eine angesichts der Tatsache, dass Vos nun doch nicht für die Bahnrad-WM in Apeldoorn nominiert wurde, vielleicht nicht ganz sinnvolle Planung. Allerdings entschied die 23-Jährige einen Weltcup (Pont-Chateau) für sich, verteidigte den WM-Titel und wurde erstmals niederländische Meisterin – mehr kann man also kaum verlangen.

Hanka Kupfernagel fährt weiter auf Welt-Niveau – auch ohne WM-Medaille
Die dritte Oranje-Frau im Bunde, nämlich Daphny van den Brand, erlebte eine aufgrund vieler Infektionskrankheiten eher durchwachsene Saison. Immerhin holte sie zu Beginn den Europameistertitel und schloss den Winter mit einem Sieg in ab. Die 32–Jährige wird dem Sport auch noch mindestens ein weiteres Jahr erhalten bleiben; sie unterschrieb jüngst einen Vertrag bei AA Drink. Ihre Gazet van Antwerpen Trofee verlor Van den Brand freilich an Sanne Cant, die 20-jährige nun zweifache belgische Meisterin. Die mittlerweile elffache deutsche Meisterin Hanka Kupfernagel fuhr auch in diesem Winter im Alter von immerhin 36 Jahren noch ganz vorne mit, stand im Weltcup auf dem Podium, gewann immerhin vier internationale Rennen und schrammte bei der Heim-WM nur knapp an einer Medaille vorbei. Was die Siegerstatistik angeht, so liegen Compton und ihre US-amerikanische Landsfrau Laura van Gilder mit je 13 Siegen gleichauf. Die bereits 46-jährige (sic!) Van Gilder fuhr – von Europa weitgehend unbemerkt – bei US-Rennen einen Erfolg nach dem anderen ein; weitere in Nordamerika groß auftrumpfende Fahrerinnen waren Meredith Miller, Georgia Gould und die gebürtige Tschechin Katerina Nash, die zudem in ihrer eigentlichen Heimat den Landesmeistertitel verteidigte.

U23: 19-jähriger Niederländer Van der Haar sticht Belgier aus
Erfolgreichster Athlet in der Klasse U23 war zweifelsohne Lars van der Haar. Dabei dominierte der junge Niederländer keineswegs jedes Rennen – mit Jim Aernouts, Vincent Baestaens, Joeri Adams und Wietse Bosmans konnten sich noch mindestens vier weitere Fahrer, allesamt Belgier, immer wieder hervortun -, aber er machte die „Big Points“. Er holte den Europameistertitel, den Weltcup-Gesamtsieg – übrigens ohne eine einzige Runde für sich entschieden zu haben -, den Weltmeistertitel und die Gazet van Antwerpen Trofee. Nur der Superprestige ging ihm durch die Lappen, da Aernouts nach Abzug der beiden schwächsten Resultate einen Punkt mehr auf dem Konto hatte. Nebenbei wurde Van der Haar natürlich auch Landesmeister seiner Altersklasse. Apropos Altersklasse: Dies war, man höre und staune, die erste U23-Saison des gerade mal 19-Jährigen. Anders als Philipp Walsleben und Tom Meeusen, die in ihrer letzten Nachwuchs-Saison alles dominierten, könnte Van der Haar seinen Triumphzug also theoretisch noch zwei, drei Jahre fortführen, bevor er zur Elite wechselt. Aus deutscher Sicht sorgte vor allem Marcel Meisen für Lichtblicke, der auf internationaler Ebene ein paar Top5-Resultate einfuhr – während ihm in der Heimat der fast schon sicher geglaubte Meistertitel von Ole Quast weggeschnappt wurde. Die Schweizer durften sich über Valentin Scherz freuen, wenn sich diese Freude auch nur auf überseeische Rennen erstreckte, von denen der 20-Jährige einige auf dem Podest abschloss, zwei sogar ganz oben auf dem Treppchen.

Sweeck fehlt Junioren-Weltmeistertitel. Ein Schweizer als Europameister
Bei den Junioren sticht der Name Laurens Sweeck heraus. Der 17-jährige belgische Meister, dessen Zwillingsbruder Diether ebenfalls zu den Top-Fahrern gehört, holte das Weiße UCI-Trikot, den Superprestige-Gesamtsieg (GvA Trofee wird bei den Junioren nicht ausgefahren) und beendet den Winter als Ranglisten-Erster. Nichtsdestotrotz trübt sein schwacher Auftritt bei der WM Sweecks Saisonbilanz ein. Dort gelang den Franzosen der Sweep, Gold ging an Clement Venturini. Auch bei der EM hatten andere das Sagen, allen voran der 17-jährige Lars Forster, welcher der Schweiz einen unverhofften Triumph verschaffte. Deutsche Junioren fuhren bei europäischen Rennen eher selten, um nicht zu sagen nie, an die Spitze, auch Landesmeister Silvio Herklotz nicht. Dafür eilte der gebürtige Kirchzartener Yannick Eckmann in den USA, der Wahlheimat seiner Familie, von Sieg zu Sieg.

Eine beispiellose Siegesserie, die nicht unerwähnt bleiben soll, legte auch Mathieu van der Poel hin, der jüngste Sohn des berühmten Adrie van der Poel. Der Niederländer, der sein zweites Jahr bei den Debütanten bestritt, blieb in sämtlichen (!) Rennen ungeschlagen. Auch ein Schlüsselbeinbruch vor wenigen Wochen konnte ihn nur kurz aufhalten. Dass Fahrer auf der Ebene der Nieuwelinge oder der Junioren eine geradezu erdrückende Dominanz an den Tag legen, kommt immer wieder vor. Vorteile im individuellen, körperlichen Reifeprozess scheinen hier eine Rolle zu spielen. Im nächsten Jahr wird Mathieu sich bei den U19-Fahrern von Neuem beweisen müssen – und nicht immer geht ein solcher Wechsel reibungslos vonstatten. Bestes Beispiel ist sein eigener Bruder David van der Poel, der – manche werden sich erinnern - 2009/10 die Junioren-Szene aufmischte, heuer beim Nachwuchs aber Lehrgeld bezahlen musste und nicht ein einziges Mal auch nur in die Nähe einer Top-Platzierung kam.

Rasend schnell ist sie vorbeigeflogen, diese Radcross-Saison – zu schnell für alle Fans der mal mehr, mal weniger schlammigen, aber immer spannenden Querfeldein-Spektakel. Doch bereits im September geht es wieder los – wie immer mit den ersten Rennen in den USA (ab 10.9.), wo man einen Teil der Saison schon hinter sich gebracht hat, bevor Europa mit dem ersten Weltcup-Rennen in Tabor (16. Oktober) so richtig aus den Pötten kommt. Weitere Höhepunkte sind die Europameisterschaft in Lucca am 6. November, die nationalen Meisterschaften Anfang Januar, das Weltcup-Finale in Hoogerheide am 22.1. und natürlich die Weltmeisterschaft in Koksijde eine Woche später. LiVE-Radsport.com wird dann wieder sein Bestes tun, um für Euch das Geschehen lückenlos aufzubereiten. Kommt gut über den Sommer!





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