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22.06.2020

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28.06.2020 – An diesem Wochenende hätte sie eigentlich beginnen sollen, die 107. Tour de France, doch wegen der Coronakrise musste das wichtigste Radrennen der Saison um rund zwei Monate verschoben werden.



Wegen der Coronakrise wurde die Tour de France um rund zwei Monate verschoben und findet nun vom 29. August bis 20. September statt. In dem ursprünglich geplanten Austragungszeitraum vom 27. Juni bis 19. Juli können wir also leider noch nicht über das Rennen berichten, nutzen die Gelegenheit aber, um einen genaueren Blick auf die Strecke der diesjöhrigen Frankreich-Rundfahrt zu werfen, welche unverändert zu ihrer Präsentation im Oktober letzten Jahres bleibt.


Die Strecken des Grand Départ

Etappe 1: Nice/Moyen Pays - Nice (156 km)
Etappe 2: Nice/Haut Pays - Nice (187 km)

Einen Grand Départ in Nizza zu veranstalten, ohne die umliegenden Hügel und Berge der Mittelmeermetropole mit einzubeziehen, wäre geradezu frevelhaft gewesen. Und dennoch sind die Sprinter zumindest im Kampf um das erste Gelbe Trikot nicht ganz chancenlos. Auf der 1. Etappe, welche nach rund 30 flachen Kilometern auf der Promenade des Anglais endet, muss allerdings auch dreimal die recht lange Steigung nach Aspremont (ca. 13 km mit 500 hm) überstanden werden. Die 2. Etappe ist mit Col de la Colmiane (16,3 km à 6,3%), Col de Turini (14,9 km à 7,4%), Col d'Èze (7,8 km à 6,1%) und Col des Quatre Chemins (5,5 km à 5,5%) weitaus schwerer. Die ersten beiden Berge befinden sich in der ersten Rennhälfte, die anderen beiden nur 42 bzw. 9 Kilometer vor dem Ziel.

Die Orte und Berge

Nizza

Mit bereits 36 Etappenankünften gehört Nizza zu den zehn am häufigsten von der Tour de France besuchten stätten. Ab der Premiere bei der vierten Tour-Auflage im Jahr 1906 gab es bis einschließlich 1937 immer eine Zielankunft in der Hafenstadt an der Côte d’Azur – danach allerdings nur noch sehr selten. Nach dem zweiten Weltkrieg kehrte die Tour 1947 und 1950 nach Nizza zurück, dann erst wieder über zwanzig Jahre später in den Jahren 1973, 1975. 1981 folgte erstmals ein Grand Départ, bevor gar mehr als drei Jahrzehnte bis zu einer Etappe im Jahr 2013 bei der 100. Tour de France gewartet werden musste.

Col de la Colmiane & Col de Turini

Die beiden schwersten Anstiege des Grand Départ, der 1500 Meter hohe Colmiane und der 1607 Meter hohe Turini, wurden von der Tour de France bisher nur selten befahren, zuletzt in den 1970er Jahren. In der jüngeren Vergangenheit hat Tour-Veranstalter ASO sie aber im Rahmen von Paris-Nizza „wiederentdeckt“, wo sie jeweils sogar als Bergankunft genutzt wurden. Simon Yates gewann 2018 am Colmiane und Daniel Martinez 2019 am Turini.

Col d'Èze & Col des Quatre Chemins

Auch der Col d'Èze war bislang nur sehr selten Teil einer Tour-Strecke, ist dafür aber seit 1969 ein bedeutender Teil von Paris-Nizza. Meist als Ziel eines Bergzeitfahren, im neuen Jahrtausend dann aber auch öfter als letzter Berg einer finalen Etappe en ligne. In den Jahren 2018 und 2019 rückte Col d'Èze auf der Schlussetappe an die vorletzte Position, weil neu der Col des Quatre Chemins als letzte Hürde vor der Zielankunft auf der Promenade des Anglais hinzugefügt wurde – so wie auch bei der Tour 2020.

Denkwürdige Etappen

Jahr: Titel
2013: Die schnellste Etappe aller Zeiten

Die 100. Austragung der Tour de France begann mit drei Etappen auf der Insel Korsika, bevor man auf das Festland übersetzte. Dort wurde dann in Nizza ein 25 Kilometer langes Mannschaftszeitfahren veranstaltet, das in die Geschichtsbücher einging. Nicht wegen der enormen Dramatik im Kampf um den Tagessieg – nur 0,76 Sekunden entschieden zwischen Orica-GreenEdge und Omega Pharma-Quick Step –, sondern wegen der extremen Geschwindigkeit! Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit 57,841 km/h ist dies bis heute das schnellste Teilstück der Tour-Geschichte. Der Rekord hatte davor bei 57,320 km/h gelegen, aufgestellt im zweieinhalbmal so langen Mannschaftszeitfahren der Tour 2005 von Lance Armstrongs Team Discovery Channel

1981: Der erste Grand Départ

Vor 39 war Nizza zum ersten Mal Ausrichter des Grand Départ und lud damals zu drei Etappen ein. Am ersten Tag gab es nur einen fünf Kilomter langen Prolog, bei dem sich Bernard Hinault sieben Sekunden vor Gerrie Knetemann den Sieg holte. Tag zwei begann mit einer knapp einhundert Kilometer langen Halbetappe, die in einem Sprint endete, welchen Freddy Maertens vor Sean Kelly gewann. Im direkt danach folgenden 40 Kilometer langen Mannschaftszeitfahren brachte der Sieg von TI Raleigh Knetemann ins Gelbe Trikot. Hinault landete mit seinem Renault-Team zwar nur auf dem vierten Platz, konnte am Ende der Rundfahrt aber dennoch mit großem Vorsprung den dritten seiner fünf Toursiege feiern.

1950: Ferdy Kübler auf dem Weg zum ersten Schweizer Tour-Sieg

Vier Tage, nachdem der Schweizer Ferdy Kübler das Gelbe Trikot übernommen hatte, ging er mit einem Vorsprung von 1:06 Minute zu seinem ärgstern Widersacher, dem Belgier Stan Ockers, auf die 15. Etappe, die unter anderem über den Col de Turini nach Nizza führte. Dort kamen die beiden zusammen mit Louison Bobet und Jean Robic über vier Minuten vor den nächsten Fahrern an. Den Sprint des Quartetts konnte Kübler für sich entscheiden und damit seinen Vorsprung dank der damals üppigen Gutschrift von einer Minute fast verdoppeln. Am Ende der Rundfahrt, bei der er auch beide Einzelzeitfahren gewann, lag Kübler dann neuneinhalb Minuten vor Ockers. Diesem ersten Tour-Gesamtsieg eines Schweizers folgt im Jahr 1951 durch Hugo Koblet gleich der zweite und bis heute auch letzte.





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