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Vinokourov krönt seine Karriere in London mit Olympischem Gold
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28.07.2012

Vinokourov krönt seine Karriere in London mit Olympischem Gold

Info: OLYMPISCHE SPIELE 2012 IN LONDON | Straßenrennen Männer
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



London, 28.07.2012 – Am ersten Tag der XXX. Olympischen Spiele wurde die Hoffnung der Briten auf eine Fortsetzung ihres Radsportmärchens bitter enttäuscht. Mark Cavendish und seine Teamkollegen waren nicht in der Lage, nach 249,5 Kilometern für einen Massensprint zu sorgen. Eine große Spitzengruppe fuhr auch ohne Deutsche davon, umfasste aber vier Schweizer. Doch ein Sturz von Fabian Cancellara machte die Chancen der Eidgenossen zunichte. Am Ende war es Alexandre Vinokourov im kasachischen Hellblau, der sich den Olympiasieg holte und seine ereignisreiche Karriere mit einem großen Triumph beenden kann. Durch Rigoberto Uran und Alexander Kristoff gingen die weiteren Medaillen auch eher unerwartet nach Kolumbien und Norwegen.

Das erste große Event der Olympischen Spiele 2012 war das Straßenrennen der Männer. Die Popularität des Radsports hatte in Großbritannien durch den Doppelsieg von Bradley Wiggins und Christopher Froome bei der Tour de France noch einmal zugenommen und große Zuschauermassen untermauerten die Hoffnung auf eine erste britische Goldmedaille. Weltmeister Mark Cavendish war der klare Topfavorit unter den aus 62 Ländern stammenden 144 Startern. Wiggins, Froome sowie David Millar und Ian Stannard stellten sich voll in seinen Dienst, doch wegen Cavendishs exponierter Stellung gab es nur wenig Hilfe bei der Kontrolle des Rennens. Lange Zeit gelang es dem Quintett, mit etwas Hilfe der Deutschen, ihre Chancen auf den Olympiasieg aufrechtzuerhalten, doch am Ende scheiterten sie daran, dass zu viele Nationen ihr Heil in der Flucht suchten. Als sich nach der letzten Passage des Box Hill mehr als 30 Fahrer in der Spitzengruppe befanden, stellte sich eine Minute als unaufholbarer Rückstand heraus.

Briten letztlich überfordert mit immer größerer Zahl von Angreifern
Die erste halbe Stunde führte das Rennen noch „neutralisiert“ aus London in eine ländlichere Gegend im Südwesten, bis Lieuwe Westra das Feld auf Renntempo beschleunigte und sich der Niederländer mit elf weiteren Fahrern absetzte, zu denen auch der Schweizer Michael Schär gehörte. Mit sechs Minuten Vorsprung ging die Gruppe nach gut 70 Kilometern die erste von neun 15,6 Kilometer langen Runden an, die mit dem Anstieg zum Box Hill begann. Die britische Taktik sah vor, Angriffen am Box Hill nicht direkt nachzusetzen, sondern, um nicht den eigenen Kapitän zu schwächen, erst danach in der der Abfahrt und im Flachen nachzusetzen. Dieser Plan ging zunächst auch gut auf, doch in der fünften Runde begann sich das Blatt gegen Cavendish und Co. zu wenden. Vincenzo Nibali und Philippe Gilbert eröffneten den Kampf gegen die Sprinter. Beide hatten in der vorangegangenen Runde erfolglos mit einer kleinen Gruppe attackiert, konnten sich diesmal mit Unterstützung acht anderer Fahrer absetzen. 70 Kilometer vor dem Ziel schlossen die Verfolger zur Spitze auf, wo die Italiener mit Nibali, Luca Paolini und dem schon in der ersten Gruppe ausgerissenen Marco Pinotti nun zu dritt waren. Gilbert traf auf seinen belgischen Landsmann Jurgen Roelandts, Westra bekam Gesellschaft durch Lars Boom, mit Grégory Rast war auch ein zweiter Eidgenosse nach vorne gekommen und weitere gefährliche Einzelkämpfer wie der Franzose Sylvain Chavanel waren dem Feld entkommen. Dessen Rückstand betrug zwar weniger als eine Minute, aber die Briten hatten bereits große Mühe, aus ihrer defensiven Position mit so viel Offensive umzugehen. Durch die letzten beiden Fahrten über den Box Hill verschlimmerte sich die Situation für die Olympia-Gastgeber noch weiter, weil immer mehr Fahrer angriffen und letztlich mehr als 30 vor dem Feld lagen.

Vinokourov überrumpelt Uran im Kampf um Gold – Bronze für Kristoff
In der letzten Runde führte Gilbert das Rennen vorübergehend ganz alleine an, setzte sich mehr als eine halbe Minute ab, bevor er wieder eingeholt wurde und sich eine große Spitzengruppe bildete, in welcher Nationen den Ton angaben, die ein Comeback der Briten um Cavendish erfolgreich verhindern konnten. Ab 40 Kilometer vor dem Ziel pendelte der Abstand bei der Rückkehr auf flachem Terrain Richtung London um eine Minute. Neben den Italienern hatten auch die Spanier mit Castroviejo, Luis Leon Sanchez und Alejandro Valverde drei Mann nach vorne gebracht, am stärksten vertreten waren aber die USA mit Timothy Duggan, Christopher Horner, Taylor Phinney und Tejay Van Garderen und die Schweizer, die ebenfalls gleich mit vier Mann den Sprung aus dem Hauptfeld geschafft hatten. Zu Schär und Rast waren Michael Albasini und Fabian Cancellara gestoßen. Die gute Ausgangsposition des Quartetts wurde jedoch 15 Kilometer vor dem Ziel zerstört, als Cancellara als Erster in eine Rechtskurve fuhr und nicht nur selbst stürzte, sondern auch weitere Fahrer abräumte. Nur Rast blieb von den Schweizern unter 26 Fahrern übrig. Eine Vorentscheidung ereignete sich acht Kilometer vor Schluss, als der Kolumbianer Rigoberto Uran und Alexandre Vinokourov der Gruppe davonfuhren. Der Kasache hatte 2000 hinter seinem damaligen Telekom-Teamkollegen Jan Ullrich in Sydney die Silbermedaille geholt und konnte sich nun sein Karriere-Ende vergolden. Der abgezockte 38-Jährige profitierte dabei auch von einem Fehler seines 13 Jahre jüngeren Gegenspielers. Uran blickte sich auf der Zielgeraden über die linke Schulter nach den Verfolgern um und verpasste einen gleichzeitigen Angriff Vinokourovs zu seiner Rechten. Acht Sekunden später konnte der Norweger Alexander Kristoff vor Phinney und dem Usbeken Sergey Lagutin Bronze erringen. Cavendish fehlten mit dem Hauptfeld am Ende 40 Sekunden zum erträumten Olympiasieg.

Deutschsprachige Bilanz: Enttäuschung bei Deutschen und Schweizern
Die Schweizer hatten sich mit einer hervorragenden Taktik in eine verheißungsvolle Situation gebracht. Mit Schär besetzte man gleich die erste Gruppe und schickte in der zweiten Rast hinterher. Als dann der Box Hill zum letzten Mal erklommen wurde, gehörten Albasini und Cancellara zu den aktivsten Fahrern. So hatte der Silbermedaillengewinner von Peking 2008 bereits vier Tage vor dem Zeitfahren eine gute Gelegenheit, Edelmetall einzufahren. Doch der von ihm selbst ausgelöste Sturz machte den Traum zunichte und es blieb den Schweizern nur Rang acht durch Rast. Zudem musste Cancellara sich nach dem Rennen mit schmerzender Schulter im Krankenhaus untersuchen lassen. Auch Tony Martin spürte Schmerzen, stieg deswegen nach gut 180 Kilometern vom Rad, um seine linke Hand, in der er sich bei der Tour de France das Kahnbein gebrochen hatte, zu schonen. Bis dahin hatte der Zeitfahrweltmeister die Briten bei der Führungsarbeit unterstützt. Die Deutschen setzten als einzige Mannschaft neben den Briten voll auf die Karte Massensprint und verzockten sich damit. Die strikte Vorgabe von BDR-Teamchef Jan Schaffrath, sich nicht an Fluchtversuchen zu beteiligen, obwohl man mit John Degenkolb zumindest einen interessanten Mann für eine solche Aktion gehabt hätte, wurde umgesetzt und resultierte darin, dass Greipel als Erster des Hauptfeldes nur noch Platz 27 verbuchen konnte. Die beiden Österreicher Bernhard Eisel und Daniel Schorn erreichten das Ziel auch im Peloton. Eisel fiel dadurch auf, dass er sich gelegentlich in den britischen Zug einreihte und so versuchte, seinem Sky-Teamkollegen Cavendish zu helfen.

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