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Famoser Philippe Gilbert krönt sich am Cauberg zum neuen Weltmeister
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23.09.2012

Famoser Philippe Gilbert krönt sich am Cauberg zum neuen Weltmeister

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2012 IN LIMBURG | Straßenrennen Männer Elite
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Valkenburg, 23.09.2012 – Der stärkste Fahrer aus 2011 war ein Jahr später lange nur ein Schatten seiner selbst, fand zum Saisonhöhepunkt aber doch wieder zurück zu alter Stärke. Wie zu seinen besten Zeiten flog Philippe Gilbert seinen Gegnern bei der letzten Passage des Caubergs, wo er schon zweimal das Amstel Gold Race gewann, förmlich davon und fügte seinem ohnehin beeindruckenden Palmarès mit dem WM-Titel einen weiteren großen Erfolg hinzu. Im Sprint des Feldes der Geschlagenen fehlte John Degenkolb, dem Kapitän eines sich gut präsentierenden deutschen Teams, nicht viel für eine Medaille. Vor ihm erreichten aber noch der Norweger Edvald Boasson Hagen und der Spanier Alejandro Valverde das Ziel.

Cavendish wird vom Weltmeister zur Arbeitsbiene
Weil sich bis zur Mittagszeit noch die Junioren auf dem WM-Rundkurs tummelten, mussten die Elite-Männer, deren Start um 10:45 Uhr erfolgte, im nahegelegenen Maastricht auf die Reise geschickt werden. 108 Kilometer führte die Strecke durch die Provinz Limburg und nahm dabei einige kleine Anstiege mit, bevor in Valkenburg die erste von zehn 16,1 Kilometer langen Runden begann. Nach gut 30 Kilometern fuhren am Adsteeg aus dem Feld – einem Schmelztiegel von 207 Fahrern 48 verschiedener Nationalitäten – Vitaly Buts (Ukraine) und Gatis Smukulis (Lettland) heraus. Um dieses Duo formierte sich nach gut einer Rennstunde eine elfköpfige Gruppe, in der sich einige starke Mannschaften wie Spanien (Pablo Lastras), Italien (Dario Cataldo) oder Frankreich (Jérôme Coppel) einen Platz gesichert hatten. Winner Anacona (Kolumbien), Luka Mezgec (Slowenien), Vladimir Isaichev (Russland), Fabricio Ferrari (Uruguay) und ein US-Duo (Timothy Duggan, Alex Howes) komplettierten diese Formation, die gut fünf Minuten vor dem Peloton in Valkenburg einfuhr. Briten und Belgier sorgten dafür, dass der Abstand schmolz und besonders der zu jenem Zeitpunkt noch amtierende Weltmeister Mark Cavendish hatte seine Nase oft im Wind. Die Chancen auf eine Titelverteidigung hatte der Champion von Kopenhagen realistisch als „nicht-existent“ eingeschätzt, ließ es sich aber nicht nehmen, den Mammutanteil der Führungsarbeit zu übernehmen, bevor er nach drei Runden vom Rad stieg. Ein würdiges Ende seines Regenbogen-Jahres, in dem der Topsprinter 15 Siege sammelte.

Gruppen von Flecha und Contador vereinigen sich mit Spitze
Am Ende der zweiten Runde begann das Rennen, allmählich Fahrt aufzunehmen. Zu verdanken hatte man das Juan Antonio Flecha (Spanien), der am Cauberg (1200m à 5,8%) eine Verfolgergruppe ins Leben rief. Italiener und Franzosen waren wieder aufmerksam, brachten mit Rinaldo Nocentini und Maxime Bouet ebenso wie Spanien bereits einen zweiten Mann auf die Flucht. Briten und Belgier schickten Stephen Cummings und Gianni Meersman als Aufpasser mit. Michael Matthews (Australien), Fumiyuki Beppu (Japan), Jakob Fuglsang (Dänemark) und der Schweizer Michael Schär erhöhten die Teilnehmerzahl dieser Konterbewegung auf neun. Zwei Runden später lag etwa eine Minute zwischen erster und zweiter Gruppe und eine weitere Minute zwischen der zweiten und dem Feld. Erneut wollten die Spanier am Cauberg für Trubel sorgen, doch Alberto Contadors Antritt wurde neutralisiert und er musste sich 16 Kilometer gedulden, bis er es an selber Stelle abermals versuchte. Resultat war nun, dass der Vuelta-Sieger und acht weitere Fahrer sich mit den vorausfahrenden Gruppen vereinigten und als 29-Mann starkes Gebilde – das sich mit seinem Umfang irgendwo in der Grauzone zwischen „große Gruppe“ und „kleines Feld“ bewegte – die 5. Runde eine halbe Minute vor dem Hauptfeld abschloss. Die Spanier waren darin ebenso zu dritt wie die Franzosen, deren bester Mann Thomas Voeckler sich an dem Angriff beteiligte. Die Italiener kamen durch Marco Marcato und Diego Ulissi sogar auf vier Ausreißer. Weiterhin waren der Belgier Björn Leukemans, der Schweizer Michael Albasini, der britische Geheimtipp Jonathan Tiernan-Locke und mit Koen de Kort und Robert Gesink auch ein Paar Niederländer nach vorne gekommen.

Deutsche helfen dabei, für den Zusammenschluss zu sorgen
Runde sechs verlief weitestgehend ereignislos, die neu formierte umfangreiche Spitzengruppe stabilisierte ihren Vorsprung bei circa einer Minute. Dann begannen die Deutschen im siebten Umlauf, sich ins Renngeschehen einzumischen. Johannes Fröhlinger, Simon Geschke und Marcus Burghardt erfüllten ihre Rolle als Helfer für den formstarken John Degenkolb. Zwei Runden vor Schluss war der Spuk vorbei, die Ausreißer Geschichte und das Feld mit etwa 80 Fahrern wieder recht üppig, nachdem in der siebten Runde am Cauberg ein Sturz einen nicht geringen Teil vorübergehend ins Hintertreffen gebracht hatte. Erstmals gab es danach auch am Bemelerberg (900 m à 5,0%), dem andern Anstieg zur Mitte der Strecke, einen Angriff, nämlich durch Andrew Talansky. Für die Briten klemmte sich Ian Stannard an die Fersen des US-Amerikaners, bis beide noch vor der letzten Zielpassage eingeholt wurden. Vincenzo Nibali (Italien) attackierte auf den zwei Kilometern nach dem Cauberg mehrfach, doch schließlich führte Daniel Moreno (Spanien) das auf 48 Fahrer reduzierte Pack auf die finale Runde. Diese war vornehmlich durch Positionskämpfe bestimmt, um für die letzte Erstürmung des Caubergs bestmöglich vorbereitet zu sein. Nibali ging dort in die Offensive und hinter ihm reihten sich vier Belgier auf. Der zweite von ihnen war Philippe Gilbert, der bei einem Blick über die Schulter sah, dass die beiden Landsmänner hinter ihm für einen beträchtlichen Abstand zu den anderen Favoriten sorgten. So beschleunigte der Mann, der an diesem Anstieg schon große Erfolge feierte, zog an Björn Leukemans und Nibali vorbei und hatte für die Entscheidung gesorgt.


Weiterer Bericht: Gilbert vom BMC Racing Team kürt sich zum Weltmeister

Gilbert feiert seine Auferstehung – Degenkolb nah dran an Bronze
Es war einer dieser Antritte Gilberts, die 2011 zum Trauma aller Klassikerfahrer wurden, ihm Siege bei Amstel Gold Race, Flèche Wallonne, Lüttich-Bastogne-Lüttich und so vielen anderen hochkarätigen Rennen bescherten. Alexandr Kolobnev, der zweimalige Vizeweltmeister aus Russland, startete die Verfolgung, welcher sich Edvald Boasson Hagen und Alejandro Valverde anschlossen. Die Jagd auf Gilbert war jedoch vergeblich, das Loch nicht mehr zu schließen. Boasson Hagen fuhr vier Sekunden nach dessen Ankunft auf den zweiten Platz, Valverde folgte eine Sekunde nach dem Norweger und kam zum vierten Mal auf ein WM-Podium, ohne jemals ganz oben gestanden zu haben. Der Spanier hatte, im Gegensatz zu Kolobnev, der noch weit nach hinten durchgereicht wurde, immerhin das Stehvermögen, eine Medaille zu sichern, bevor Degenkolb heran gesprintet kam. Eine gute Vorstellung der Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer konnte der 23-Jährige nicht mit Edelmetall krönen, aber einen hervorragenden vierten Platz vor dem besten Niederländer Lars Boom für sich verbuchen. Die ständig präsenten Albasini und Stefan Denifl brachten der Schweiz und Österreich die Platzierungen 17 und 22. Held des Tages und ein ohne Frage verdienter Weltmeister ist freilich Gilbert, der eine kleine „Auferstehung“ feierte. Nach seinem Wechsel zum BMC Racing Team schien der 30-Jährige an seine Gala-Form des Vorjahres nicht einmal annähernd heranzukommen, deutete allerdings schon mit seinen beiden Etappensiegen bei der Vuelta a España an, dass er längst nicht über den Zenit hinaus und noch zu neuen Großtaten fähig ist. q.e.d.

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