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Contador bleibt trotz Schwäche am Finestre und großem Zeitverlust in Rosa – Aru gewinnt auch in Sestriere
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30.05.2015

Contador bleibt trotz Schwäche am Finestre und großem Zeitverlust in Rosa – Aru gewinnt auch in Sestriere

Info: GIRO D’ITALIA 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Sestriere, 30.05.2015 – Am Mortirolo hatte Alberto Contador eine atemberaubende Leistung geboten, doch vier Tage später am Colle delle Finestre erlebte man den Spanier in einer Form wie man sie bei ihm nur äußerst selten sieht. Nach seiner Schwäche am höchsten Berg des diesjährigen Giro d’Italia erreichte Contador das Ziel in Sestriere fast zweieinhalb Minuten nach Fabio Aru, musste sich aufgrund seines großen Vorsprungs aber keine Sorgen um das Rosa Trikot machen. Aru wiederholte derweil seinen Sieg vom Vortag in Cervinia und sorgte für den fünften Astana-Erfolg innerhalb von zwei Wochen. Sein Teamkollege Mikel Landa hatte den Finestre als Erster erklommen und nach dem Gewinn der Cima Coppi sogar Chancen auf das Bergtrikot, das letztendlich aber doch knapp bei Giovanni Visconti (Movistar) blieb.

Dritte Finestre-Etappe in der Giro-Geschichte
Die Mortirolo-Etappe, das Teilstück über den Monte Ologno und dreimal 1. Kategorie am gestrigen Tag – der Giro d’Italia hatte in seiner letzten Woche mit Bergen nicht gegeizt. Den höchsten hatte man sich aber für die 20. Etappe aufgehoben: Die Cima Coppi – die vor 50 Jahren zu Ehren des 1960 gestorbenen Fausto Coppi eingeführt wurde – befand sich in 2178 Metern Höhe auf dem Colle delle Finestre, das Ziel 27,5 Kilometer weiter in Sestriere. Diese Strecke gehört schon längst zu den legendärsten der Italien-Rundfahrt, obwohl sie zuvor erst zweimal absolviert wurde. 2005 fuhren José Rujano und Gilberto Simoni beinahe Paolo Salvoldelli aus dem Rosa Trikot und 2011 legte Ausreißer Vasil Kiryienka ein sensationelles Solo hin. Dafür, dass es zu keiner Wiederholung des Rennverlaufes von vor vier Jahren kommen würde, sorgten Tinkoff-Saxo und LottoNL-Jumbo, die den Abstand zu einer neunköpfigen Gruppe während der der 150 Kilometer langen flachen Anlaufphase bei rund zwei Minuten hielten. Nicht einmal mehr eine Minute war es schließlich am Fuße des Finestre, wo Giacomo Berlato (Nippo-Vini Fantini) sich mit einer Attacke noch ein wenig mehr Zeit an der Spitze verschaffen wollte. Es war dann aber Ilnur Zakarin (Katusha), der das längste Stehvermögen der Ausreißer bewies.

Landa mit starker Attacke auf der Schotterstraße
Zakarin konnte zu Beginn des 18,5 Kilometer langen Anstiegs den Vorsprung auf das Hauptfeld wieder auf rund eineinhalb Minuten ausbauen. Derweil sorgte Astana wie bei diesem Giro oft gesehen für ein Ausscheidungsfahren und hatte Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) bald von dessen Teamkollegen isoliert. Mit der Zeit begannen Ryder Hesjedal (Cannondal-Garmin) und Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo), sich als Unruhestifter in Szene zu setzen. Der Kanadier wollte seine letzte Chance auf einen Etappensieg nutzen und der Niederländer das Bergtrikot zurückerobern. Dieses wurde von Giovanni Visconti (Movistar) getragen, der schon nach einem Drittel des Anstiegs abreißen lassen musste. Acht Kilometer vor dem Gipfel kam man an jenen Abschnitt, der den Finestre so besonders macht. Zakarin erreichte den Beginn der Schotterstraße mit weiterhin 1:30 Minute Vorsprung auf Contador und acht weitere Fahrer. Beim Mann in Rosa befanden sich nun nur noch Hesjedal, Kruijswijk, Rigoberto Uran (Etixx-Quick Step), Stefano Pirazzi (Bardiani-CSF), Beñat Intxausti (Movistar) und das Astana-Trio Fabio Aru, Mikel Landa, Tanel Kangert. Hesjedal und Kruijswijk blieben weiter die Motoren dieser Gruppe, bis Landa zum großen Schlag ausholte. Es waren noch fünf Kilometer bergauf zurückzulegen, als der Drittplatzierte der Gesamtwertung attackierte. Wenig später lag sogar eine Sensation in der Luft.

Strauchelnder Contador verliert am Finestre viel Zeit
Während Landa die Lücke zu Zakarin schloss, rutschte Contador in eine Krise wie er sie in einer Karriere noch nicht häufig erlebt hat, konnte nicht reagieren, als Hesjedal die Gruppe auseinanderfuhr. Hesjedal und Uran erreichten die Cima Coppi eine halbe Minute nach Landa und Zakarin, bis zu Contadors Passage verging eine weitere volle Minute. Aru, Kruijswijk und Kangert lagen immer noch dazwischen. Eine weitere Minute verging bis zur nächsten Gruppe, in welcher der Vierte, Fünfte, Sechste, Achte und Zehnte der Gesamtwertung um ihre Positionen kämpften: Andrey Amador (Movistar), Leopold König (Sky), Yury Trofimov (Katusha), Damiano Caruso (BMC Racing) und Alexandre Geniez (FDJ). In der Abfahrt schlossen Aru und Kruijswijk wieder zu Hesjedal und Uran auf. Contador holte Kangert ein, der ihm aber selbstverständlich keine Hilfe anbot. Dieses Problem hatte auch Landa mit Zakarin, der durch die lange Flucht immer mehr an seine Leistungsgrenze geriet und keinerlei Führungsarbeit mehr verrichten konnte. Alleine konnte oder wollte Landa die vier Verfolger nicht auf Abstand halten, die zum Beginn des neun Kilometer langen Schlussanstieges nach Sestriere die beiden Führenden einholten. Landa und Aru unternahmen daraufhin gemeinsame Anstrengungen, um Contador nicht auch wieder aufschließen zu lassen.

Hesjedal und Kruijswijk verbessern sich um je zwei Plätze
Contador hatte sich zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses der Fahrer vor ihm auf weniger als eine Minute angenähert, danach ging sein Rückstand aber wieder rauf. Astana spielte seine neue Taktik dann souverän runter: Landa fügte sich in die Helferolle und Aru griff zwei Kilometer vor dem Ziel an. Uran blieb zunächst noch dran, doch der zweite Antritt des Italieners brachte die Entscheidung. Aru siegte letztlich 18 Sekunden vor Hesjedal, 24 vor Uran und Landa und 34 vor Kruijswijk. Aru, Hesjedal, Uran – es war eine exakte Wiederholung des Podiums der vom Vortag. Zakarin wurde weit durchgereicht, so dass Contador und Kangert, die auf der Zielgeraden noch fast von einer Gruppe nachfolgender Fahrer eingeholt wurden, die nächsten Finisher waren. Contador verlor 2:25 Minuten gegenüber Aru und behält dennoch 2:02 Minuten seines Vorsprungs, den er zuvor so komfortabel ausgeweitet hatte, dass er sich diesen einen schwachen Tag erlauben konnte. Landa (+3:14) behält als Dritter ebenfalls seine Platzierung in der Gesamtwertung, genau wie der Vierte Amador. Hesjedal machte nochmals zwei Plätze gut, Kruijswijk ebenso; damit liegen sie jetzt auf den Positionen fünf und sieben. Den größten Verlust der Topfahrer verzeichnete Yury Trofimov (Katusha), der von Rang sechs auf zehn abrutschte.

Visconti bleibt in Blau, Entscheidung in Sprintwertung vertagt
Die Entscheidung in der Gesamtwertung war nicht die einzige, die heute bereits fiel. Auch das Bergtrikot wurde definitiv vergeben. Kruijswijk reichte der sechste Platz auf dem Finestre nicht, um Visconti noch einholen zu können, aber Landa hatte durch die 45 Cima Coppi-Punkte plötzlich die Maglia Azzurra zum Greifen nahe, hätte „nur“ einen der ersten beiden Plätze im Ziel belegen müssen. Weil der Spanier aber lediglich Vierter wurde, konnte Visconti aufatmen, behält mit 125 zu 122 Punkte die Oberhand. In der Ausreißergruppe des Tages – zu welcher, der Vollständigkeit halber erwähnt, auch Julien Bérard (AG2R La Mondiale), Aleksejs Saramotins (IAM Cycling), Diego Ulissi (Lampre-Merida), Ion Izagirre (Movistar) und Matteo Busato (Southeast) gehörten – hatte Marco Bandiera (Androni Giocattoli) die Entscheidung in der Sprintwertung gesucht, doch Nicola Boem (Bardiani-CSF) war ebenfalls mit von der Partie. Boem schlug Bandiera bei beiden Zwischensprints und verkürzte seinen Rückstand auf fünf Zähler, so dass in diesem Klassement morgen noch alles offen ist.

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Die 21. Etappe verläuft von Turin nach Mailand, die 178 Kilometer sind komplett flach. Einen Zwischensprint gibt es in der Streckenmitte, den anderen bei einer Zielpassage am Ende der dritten von sieben Schlussrunden auf einem 5,4 Kilometer langen Rundkurs.





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