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Spannungskiller Froome zerlegt die Konkurrenz bei erster Bergankunft der Tour de France
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14.07.2015

Spannungskiller Froome zerlegt die Konkurrenz bei erster Bergankunft der Tour de France

Info: TOUR DE FRANCE 2015
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



La Pierre-Saint-Martin, 14.07.2015 – Eine Minute für Nairo Quintana, zweieinhalb für Tejay Van Garderen, fast drei für Alberto Contador und mehr als vier für Vincenzo Nibali. Sie alle hatten sich erhofft, bei er 102. Tour de France um den Gesamtsieg kämpfen zu können, doch ihre Rückstände auf den Sieger waren bei der ersten Bergankunft enorm. Es war Chris Froome, der seine Konkurrenten nicht nur in die Schranken wies, sondern regelrecht demontierte. Bei annähernd drei Minuten Gesamtwertungs-Vorsprung scheint der Tour-Champion von 2013 seinen zweiten Gesamtsieg fast schon in der Tasche zu haben. Es war ein Feiertag für Froome und offiziell auch einer für die Franzosen. Die Radprofis der Grande Nation konnten ihren Landsleuten zur „fête nationale“ aber keine große Show bieten, zu sehr dominierte Froome das Geschehen. Pierre Rolland und Tony Gallopin schafften als Achter und Neunter die besten Resultate.


Der LiVE-Radsport Blog: Tines Tour Talk (10) – Die französischen Starter

Zwei Ausreißer, eine Viertelstunde, null Chancen
Es gab schon Etappen an französischen Nationalfeiertagen mit weitaus aufregenderen Strecken als dieses 10. Teilstück von Tarbes nach La Pierre-Saint-Martin. Natürlich wartete die erste richtige Bergankunft, ein richtungsweisender Punkt der Tour-Route, doch abgesehen von diesen letzten 15,3 von 167 Kilometern hatte das Profil nicht viel zu bieten. Es gab zu Beginn einige erfolglose Angriffe, unter anderem von Thomas Voeckler (Europcar), bis sich nach 7,5 Kilometern Pierrick Fédrigo (Bretagne-Séché Environnement) absetzte. Alleine. Zunächst. Der Belgier Kenneth Vanbilsen (Cofidis) begab sich auf die Jagd nach dem Franzosen, der aber keine Anstalten machte, auf seinen Verfolger zu warten, der bis zum Ende der ersten Rennstunde brauchte, um den Anschluss zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt lag das Duo dann schon fast zwölf Minuten vor dem Peloton. Sie entfernten sich noch weiter und übertrafen den Vorsprungs-Rekord jener Gruppe von Etappe 6, zu der Vanbilsen auch schon gehört hatte. 14:47 Minuten wurden es, ehe Alex Dowsett und Imanol Erviti aktiv wurden – Movistar reagierte also zuerst, wollte sich die Chance auf den Etappensieg nicht entgehen lassen und verringerte den Abstand in einer Rate, die klar gegen die Ausreißer sprach.

Grünes Trikot wechselt wieder von Sagan zu Greipel
Vanbilsen strich im Verlauf der Flucht die Punkte an drei Bergwertungen der 4. Kategorie ein, Fédrigo wurde dafür die Sprint-Prämie zuteil. Dieser 43 Kilometer vor dem Ziel gelegene Zwischensprint hatte große Auswirkungen, als das Hauptfeld zu ihm kam. Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) musste sich nämlich nicht nur André Greipel (Lotto Soudal) geschlagen geben, zwischen beiden lagen auch noch Mark Cavendish (Etixx-Quick Step), John Degenkolb (Giant-Alpecin) und Greipels Teamkollege Jens Debusschere. Das ergab sechs Punkte Gewinn für den Deutschen, der mit einem Drei-Punkte-Vorsprung auf Sagan das Grüne Trikot zurückeroberte. Der Zeitrückstand zu den beiden Ausreißern war bis dahin bereits halbiert worden und sank bis zum Beginn des Schlussanstiegs auf fast zwei Minuten. Ein Durchkommen, das hatte Movistar, zeitweise unterstützt durch FDJ, schon viel eher klar gemacht, war für sie heute nicht drin. Der 36-jährige Fédrigo, der in den Jahren 2006, 2009, 2010 und 2012 schon Tour-Etappen gewonnen hatte, teils auch im Hochgebirge, aber noch nie bei einer Bergankunft, löste sich bergauf schnell wieder von seinem elf Jahre jüngeren Mitstreiter, der für seinen Einsatz die Kämpferauszeichnung erhielt. Zwölf Kilometer vor dem Gipfel endete Fédrigos Zeit an der Spitze, als er von Robert Gesink (LottoNL-Jumbo) ein- und überholt wurde.

Froomes Angriff entscheidet Etappe – und auch die Tour?
Gesink war der erste Angreifer am Schlussanstieg, nachdem dort auf den ersten Kilometern schon ein großes Ausscheidungsfahren stattgefunden hatte, dem auch die beiden französischen Podiumsfahrer des Vorjahres, Jean-Christophe Péraud (AG2R La Mondiale) und Thibaut Pinot (FDJ), zum Opfer gefallen waren. Kurz darauf musste auch Vorjahressieger Vincenzo Nibali (Astana) die Segel streichen. Während der Etappenführende Gesink kurzzeitig von Rafael Valls (Lampre-Merida) eingeholt wurde, diesem aber zügig wieder davonfuhr, übernahm im Feld der Favoriten Sky das Kommando. Wouter Poels, Geraint Thomas und Richie Porte standen Chris Froome noch als Helfer zur Verfügung. Im Mittelteil des Anstiegs, wo die durchschnittlich rund zehn Prozent steilen drei schwersten Kilometer des Berges lagen, attackierte Alejandro Valverde (Movistar). Nach einem ersten Versuch noch ein zweites Mal, als er einen Froome gesehen hatte, der den Eindruck erweckte, als würde er sich mit der enormen Steigung schwer tun. Es wirkte im Nachhinein wie ein Bluff, denn es folgte ein gewaltiger Auftritt des Mannes im Maillot Jaune. Zunächst trieb Porte das Tempo in die Höhe – schon da konnte ihm und Froome einzig noch Nairo Quintana (Movistar) folgen. Als dann, gut sechs Kilometer vor dem Ziel, Froome antrat, war die Etappe entschieden – und gefühlt die ganze Tour 2015.

Quintana mit einer Minute Verlust bester Froome-Konkurrent
Gesink hatte sich bei dem Trubel, den Porte und Froome ausgelöst hatten, nicht mehr vorne halten können und stattdessen war Froome, der Zweite der Mur de Huy und Zweite des Mannschaftszeitfahrens, auf dem Weg zu seinem ersten Etappensieg bei dieser Frankreich-Rundfahrt. Quintana war dem Briten hoffnungslos unterlegen und erreichte das Ziel mit einem Rückstand von 1:04 – als Dritter, weil er auf dem letzten Kilometer noch von Porte überholt wurde, der für einen Sky-Doppelsieg sorgte. Genauso wie vor zwei Jahren in Ax 3 Domaines. Gesink zeigte, anstatt nach seinem frühen Angriff durchgereicht zu werden, gutes Stehvermögen und kam als Vierter (+1:33) im Ziel an, rund eine halbe Minute vor einer Gruppe mit Valverde, Thomas, Adam Yates (Orica-GreenEdge) und Pierre Rolland (Europcar), dem besten Franzosen des Tages. 18 Sekunden später folgte mit Tony Gallopin (Lotto Soudal) der zweitbeste, Achter und Neunter wurden sie. Der nächste war auf Platz 15 Warren Barguil (Giant-Alpecin) mit einem Rückstand von gut drei Minuten. So weit hatte er nach einem Sturz im flachen Teil der Etappe schon einmal hinter dem Feld gelegen, bevor er mit Hilfe seines Teamkollegen Ramon Sinkeldam wieder zurückkehren konnte. Enttäuschend war das Abschneiden der breit aufgestellten AG2R-Mannschaft mit Péraud (25. +5:38) als Bestem.

Beinahe drei Minuten GW-Rückstand für ersten Froome-Verfolger
Zu der Gruppe um Valverde und Rolland hatte lange Zeit auch Tejay Van Garderen (BMC Racing) gehört, dort für viel Tempo gesorgt, um seinen zweiten Rang in der Gesamtwertung zu verteidigen. Das gelang dem US-Amerikaner, auch wenn er am Ende noch eine halbe Minute auf besagte Gruppe einbüßte und nur Etappenzehnter wurde. Mit einem Rückstand von nun insgesamt 2:52 Minuten zu Froome liegt er 17 Sekunden vor Quintana. Die nächsten Plätze des Klassements belegen mit Defiziten von knapp über vier Minuten Quintanas Teamkollege Valverde, Froomes Teamkollege Thomas und Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), dessen angestrebtes Giro-Tour-Double wohl weiterhin ein unerfüllbarer Traum bleibt. Die Etappe hatte der Spanier noch hinter Van Garderen als Elfter abgeschlossen. Porte ist trotz seiner starken Vorstellung von heute nicht vorne zu finden, weil er in der ersten Tour-Woche schon einen massiven Rückstand angehäuft hatte. Stellvertretend für Froome, der mit dem Gewinn der doppelt gewerteten HC-Bergankunft automatisch die Führung in der Bergwertung übernahm, trägt er aber morgen das Gepunktete Trikot. Mit dem erstaunlich starken Gallopin (7. +4:33) und Barguil (9. +6:12) arbeiteten sich zwei Franzosen in die Top10 vor, an deren Ende Nibali (+6:57) liegt, für den jetzt nicht nur die Titelverteidigung, sondern selbst das Podium außer Reichweite erscheint.

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Trotz der Deutlichkeit der Ergebnisse von La Pierre-Saint-Martin darf nicht vergessen werden, dass es erst die erste Hochgebirgsetappe war und allein in den Pyrenäen an den nächsten beiden Tagen zwei weitere folgen. Die morgige 11. Etappe endet in Cauterets mit einem nicht besonders langen und nicht extrem steilen Schlussanstieg, führt zuvor aber über Col d’Aspin und den mythischen Tourmalet, was die Kletterer schon viel früher herausfordern wird, als es heute der Fall war.





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