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Welte entthront Shmeleva, Glaetzer entthront Dmitriev und Dygert fährt zweimal Verfolgungs-Weltrekord
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04.03.2018

Welte entthront Shmeleva, Glaetzer entthront Dmitriev und Dygert fährt zweimal Verfolgungs-Weltrekord

Info: BAHNRADSPORT-WELTMEISTERSCHAFT 2018 IN APELDOORN
Autor: Felix Griep (Werfel)



Apeldoorn, 03.03.2018 – Mit vielem hätte man bei der Bahnradsport-Weltmeisterschaft in Apeldoorn gerechnet, aber wohl kaum mit einem neuen Weltrekord. Historische Bestzeiten lassen sich bekanntlich in höher gelegenen Orten wesentlich leichter erreichen als in den Niederlanden nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Chloé Dygert schaffte es dennoch, in der Einzelverfolgung neue Maßstäbe zu setzen. Im 500 Meter Zeitfahren gab es zwar keinen Rekord, dafür aber das dritte deutsche Gold dieser WM und zugleich das zweite für Miriam Welte. Sprinter Matthew Glaetzer, der vielseitige Szymon Sajnok und das britischen Madison-Duo Katie Archibald/Emily Nelson waren die weiteren Gewinner am Samstagabend.


Bahn-WM 2018: Übersicht | Medaillenspiegel | Zeitplan


500 Meter Zeitfahren Frauen

Welte Shmeleva Ligtlee

Welte besiegt Shmeleva, Grabosch verpasst haarscharf Bronze
  Am Tag nach ihrem Triumph im Einzel-Sprint hatte Kristina Vogel einmal frei, dafür waren ihre Teamsprint-Kolleginnen Miriam Welte und Pauline Grabosch im 500 Meter Zeitfahren im Einsatz und auf der Jagd nach weiteren Medaillen. Das Ergebnis der Qualifikation war in dieser Hinsicht verheißungsvoll, denn Welte fuhr in 33,416 Sekunden die zweit- und Grabosch in 33,523 Sekunden die drittbeste Zeit. Schneller als die beiden Deutschen war lediglich die Russin Daria Shmeleva, die mit ihren 33,239 Sekunden auf einem guten Weg schien, ihren Titel von 2017 verteidigen zu können.
  Im Finale traten die Top8 der Qualifikation in umgekehrter Reihenfolge an und nach den ersten fünf Fahrerinnen wies die Niederländerin Elis Ligtlee mit 33,484 Sekunden die Bestzeit auf. Als Grabosch sich mit dieser Vorlage messen musste, lag sie bis eine halbe Runde vor Schluss noch im grünen Bereich, wies im Ziel dann jedoch drei Tausendstel Rückstand auf, womit sie das Podium verpasste und stattdessen Ligtlee nach 2016 erneut die Bronzemedaille gewann.
  Welte hingegen gelang es, Ligtlees Zeit klar zu unterbieten und sich unter allen Fahrerinnen im Vergleich zur Qualifikation am meisten zu verbessern: 33,150 Sekunden war die Marke, welche Shmeleva zwecks Titelverteidigung nun schlagen musste. Auf der ersten Runde war sie auch noch schneller, lag 0,044 Sekunden vorne, doch am Ende blieb sie 0,087 Sekunden über der Zeit von Welte, die nach der WM 2014 und der EM im vergangene Jahr ihren dritten Titel im Zeitfahren feiern konnte.

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Madison Frauen

Archibald/Nelson Wild/Pieters Paternoster/Confalonieri

Archibald/Nelson bei den Sprints immer wieder vor Wild/Pieters
  Erst zum zweiten Mal stand ein Madison-Rennen für Frauen auf dem Programm einer Weltmeisterschaft.
2017 in Hongkong hatten sich die Belgierinnen Lotte Kopecky und Jolien D’hoore die erste Goldmedaille geholt. Diesmal gehörte D’hoore mit ihrer neuen Partnerin Shari Bossuyt zur großen Masse chancenloser Teams, die im Verlauf des 120 Runden langen Rennens teils mehrere Rundenverluste hinnehmen mussten. Weil es dafür Punktabzüge gibt, war am Ende bei lediglich fünf der 17 Mannschaften die Punktausbeute im positiven Bereich.
  Den Sieg an der ersten Sprintwertung sicherte sich das niederländische Team mit der bereits zweifachen Goldmedaillengewinnerin Kirsten Wild und Amy Pieters, doch ab dem zweiten Sprint hatten sie immer wieder das Nachsehen gegen Katie Archibald und Emily Nelson – Letztere war für Elinor Barker eingesprungen, die den Start nach ihrem Sturz im Omnium-Finale vom Vortag absagen musste. Die Britinnen räumten die Wertungen zwei bis neun ab und führten daher 30 Runden vor dem Ende mit 15 Punkten Vorsprung. Weil für sie bei dem stetig steigenden Rückstand ein Rundengewinn längst der einzige realistische Weg zur Goldmedaile war, versuchten es Wild/Pieters daraufhin, mit einer aggressiveren Fahrweise, konnten sich aber zu keinem Zeitpunkt so weit absetzen, dass Archibald/Nelson ernsthafte Gefahr drohte.
  Archibald und Nelson, die gemeinsam in der Mannschaftsverfolgung Silber geholt hatten, ließen sich ihr erstes Gold in Apeldoorn nicht mehr nehmen und siegten schlussendlich mit 50 zu 35 Punkten vor Wild/Pieters. 20 Punkte reichten den Italienerinnen Letizia Paternoster/Maria Giulia Confalonieri zum Gewinn der Bronzemedaille vor den Däninnen Amalie Dideriksen/Trine Schmidt (18 Punkte) und den Russinnen Maria Novolodskaya/Olga Zabelinskaya (14).

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Einzelverfolgung Frauen

Dygert Van Vleuten Catlin

Dygert fährt zweimal Weltrekord, Brennauer belegt Rang vier
  Bei der WM 2016 in London begann der Stern von Chloé Dygert aufzugehen, als sie im Alter von damals 19 Jahren erstmals zur siegreichen Verfolgungsmannschaft der USA gehört hatte. Ein Jahr später in Hongkong wiederholte sie nicht nur diesen Erfolg, sondern gewann mit großer Überlegenheit auch die Einzelverfolgung. In Apeldoorn gab es nun erneut Doppel-Gold für Dygert, die zwei Tage nach der erneuten Titelverteidigung mit der Mannschaft im Einzel sogar noch mehr überragte als im Vorjahr.
  3:20,072 Minuten lautete die Zeit, welche Dygert in der Qualifikation hinlegte – damit war sie nicht nur 2,848 Sekunden schneller als bei der WM 2017, sondern auch 2,197 Sekunden schneller als die bisherige Weltrekordhalterin Sarah Hammer, die ihre Bestmarke vor acht Jahren bei den Panamerikanischen Meisterschaften im über 1800 Meter hoch gelegenen Aguascalientes aufgestellt hatte. Die Niederländerin Annemiek van Vleuten wies als Quali-Zweite mehr als neun Sekunden Rückstand auf und musste sich im Finale von der überragenden Dygert schon nach 1750 der 3000 Meter überholen lassen. Die schaffte es sogar, ihren neuen Weltrekord noch einmal um zwölf Tausendstel auf 3:20,060 Minuten zu verbessern.
  Die Deutsche Lisa Brennauer hatte in der Qualifikation mit 3:32,485 Minuten den dritten Platz belegt – gut drei Sekunden hinter Van Vleuten und rund sechs Zehntel vor Kelly Catlin, die dann allerdings im kleinen Finale die zweite Medaille für die USA erringen konnte. Beide Anwärterinnen auf Bronze waren bei ihrem zweiten Versuch nicht so schnell wie in der Qualifikation, doch Brennauer büßte mehr Zeit ein und musste sich in 3:35,920 Minuten um mehr als eine Sekunde geschlagen geben.

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Omnium Männer

Sajnok Van Schip Consonni

Van Schip holt trotz Sturz Silber hinter dem siegreichen Polen Sajnok
  Anders als
bei den Frauen, wo Kirsten Wild 112 von 120 möglichen Punkten geholt hatte, gab es im Omnium der Männer keinen Fahrer, der in allen ersten drei Disziplinen absolute Top-Resultate einfahren und sich vor dem Finale einen erheblichen Vorteil verschaffen konnte. Die Führung vor dem Punkterennen hatte mit 96 Punkten der Italiener Simone Consonni inne, der sich mit je einem sechsten, fünften und dritten Platz am konstantesten gezeigt hatte. Punktgleich mit ihm war allerdings der Pole Szymon Sajnok, der nach einem mäßigen Auftakt mit Platz elf im Scratch in den Temporunden Platz zwei belegte und das Ausscheidungsfahren gewann.
  Sechs Punkte Rückstand hatte der Niederländer Jan-Willem van Schip, seines Zeichens Sieger im Scratch und Zweiter im Ausscheidungsfahren, der dafür in den Temporunden lediglich auf Platz 14 gekommen war. Der Portugiese Ivo Oliveira, der sich nach Platz zehn im Scratch und seinem Sieg in den Temporunden noch Gesamtrang eins mit Consonni geteilt hatte, verspielte seine Chance auf eine Medaille durch einen Blackout im Ausscheidungsfahren, in dem er bereits als zweiter Fahrer eliminiert wurde. Auch der Weltmeister des Jahres 2017, Benjamin Thomas aus Frankreich, war vor dem Punkterennen auf Rang sechs mit 24 Zähler Rückstand bereits weit von der möglichen Titelverteidigung entfernt.
  Im Punkterennen schob sich Sajnok gleich an der ersten Sprintwertung auf Rang eins des Klassements und gab diesen in der Folge nicht mehr her, auch wenn es zwischen ihm, Consonni und Van Schip bis zum Schluss sehr eng zuging. Zum Helden der niederländischen Zuschauer wurde ihr Landsmann Van Schip, der trotz eines Sturzes 34 Runden vor dem Ende an den drei folgenden Sprintwertungen punkten konnte und vor dem Endspurt sogar gleichauf mit Sajnok war, während Consonni drei Punkte zurücklag. Auf der finalen Runde war Sajnok dann aber klar der Stärkste aus diesem Trio und buchte sich noch einmal vier Punkte auf sein Konto, womit der 20-Jährige, der in der Saison 2016/17 die Weltcups in Apeldoorn und Los Angeles gewonnen hatte, sein erstes WM-Gold perfekt machte.

-> Zum Resultat Omnium Männer



Sprint Männer

Glaetzer Carlin Vigier

Glaetzer gewinnt Viertelfinale gegen Dmitriev und wird dessen Nachfolger
  Das
frühzeitige Ausscheiden des Qualifikations-Siegers Jeffrey Hoogland blieb nicht die einzige große Überraschung im Sprint-Turnier der Männer. Nachdem für den Niederländer am Freitag bereits im Achtelfinale Endstation war, schied am Samstag im Viertelfinale auch noch Denis Dmitriev aus. Der Russe war der konstanteste Fahrer der letzten Jahre, hatte seit 2013 fünfmal in Folge auf dem Podium gestanden und 2017 erstmals den WM-Titel errungen. Besiegt wurde er in zwei Läufen vom Australier Matthew Glaetzer.
  Glaetzer hatte Dmitriev schon 2016 in London im Halbfinale geschlagen und daraufhin die Silbermedaille geholt. Nun hatte er sich zum Favoriten auf Gold aufgeschwungen, denn alle anderen Halbfinalisten hatten noch nie zuvor eine WM-Medaille im Sprint geholt. Der Franzose Sébastien Vigier, der im Viertelfinale den Polen Mateusz Rudyk ausschaltete, ist zwar amtierender Europameister, konnte Glaetzer aber nicht am Einzug ins Finale hindern. Dort bekam es Glaetzer mit dem Briten Jack Carlin zu tun, der sich zuvor erst gegen den Neuseeländer Edward Dawkins und dann gegen den Deutschen Maximilian Levy durchgesetzt hatte. Doch auch mit diesem Gegner machte Glaetzer kurzen Prozess und krönte sich ungeschlagen zum neuen König der Sprinter.
  Der 20-jährige Vigier bestätigte mit dem Gewinn der Bronzemedaille den starken Eindruck, den er vorigen Oktober in Berlin mit seinem Europameistertitel hinterlassen hatte. Im kleinen Finale setzte er sich in beiden Läufen knapp, aber dennoch relativ ungefährdet gegen Levy durch, der aber nicht groß mit dem Verpassen der Medaille haderte. Für den 30-Jährigen hatte schon allein der Viertelfinalsieg über den Briten Ryan Owens eine historische Dimension gehabt, denn erstmals überhaupt hatte er die Runde der letzten Vier bei einer Sprint-WM erreicht.

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