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38-jähriger Alejandro Valverde erfüllt sich in Innsbruck den Traum vom Regenbogentrikot
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30.09.2018

38-jähriger Alejandro Valverde erfüllt sich in Innsbruck den Traum vom Regenbogentrikot

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2018 IN INNSBRUCK-TIROL
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Innsbruck, 30.09.2018 – 15 Jahre nach seiner ersten Medaille bei einer Straßenrad-WM hat sich Alejandro Valverde (38) in Innsbruck endlich den Lebenstraum vom Regenbogentrikot erfüllt. Der sprintstarke Spanier setzte sich nach 258 mit Höhenmetern gespickten Kilometern und einer Fahrzeit von 6:46 Stunden an der Spitze eines Vierergrüppchens durch. Der Franzose Romain Bardet holte Silber, Michael Woods aus Kanada war der Überraschungsmann auf dem dritten Platz. Vizezeitfahrweltmeister Tom Dumoulin (Niederlande) musste mit der Blechmedaille vorliebnehmen.


Das Profil vom Straßenrennen der Männer Elite

Die Krönung einer Ausnahmekarriere
Man erinnert sich kaum noch, es gab eine Zeit vor dem Weltmeister Peter Sagan und seit heute gibt es auch eine Zeit danach. Es ist aber kein junger Newcomer, der dem dreifachen Titelträger nachfolgt, es ist einer der ältesten und erfahrensten Haudegen des Männerradsports: Alejandro Valverde Belmonte. Als er seine erste WM-Medaille errang, eine silberne im kanadischen Hamilton, war Peter Sagan 13 Jahre alt. In der Folge kam Valverde noch 5 Mal auf das Podium der Weltmeisterschaft, 2005 wiederum als Vizeweltmeister in seiner Heimatstadt Madrid und 2006 in Salzburg als Dritter, ebenso wie 2012 in Valkenburg, 2013 in Florenz und 2014 in Ponferrada. Nur das Regenbogentrikot, das blieb ein unerreichter Traum, bis heute. Es krönt eine unglaubliche Karriere, die abgesehen von den gerade aufgezählten Erfolgen natürlich auch noch den Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana 2009, vier Siege bei Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie fünf Spitzenresultate bei der Flèche Wallonne, vier Tour-Etappensiege sowie mehrere Gesamtsiege in der UCI Pro bzw. World Tour umfasst. Um nur die wichtigsten Stationen zu nennen. Ein Schatten fiel auf den Strahlemann, als er, in den Fuentes-Dopingskandal verwickelt, zwischen 2009 und 2011 gesperrt wurde. Doch er kehrte ungebrochen stark zurück, ebenso wie nach seiner schweren Verletzung bei der Tour de France 2017. Und seinen Aussagen vor der WM zufolge, möchte Valverde bis zum 40. Lebensjahr weitermachen...


LiVE-Radsport erinnert ...
... an die letzten Regenbogentrikot-Träger aus 16 Weltmeister-Ländern


Viel Sonne und ein paar Höhenmeter zum Abschluss
Das Straßenrennen der Männer stellte den unbestrittenen Höhepunkt der Tiroler WM-Woche dar. Es war noch mal 100 Kilometer länger als das Rennen der Damen am Vortag und umfasste gut doppelt so viele Höhenmeter, nämlich etwa 5000. Abgesehen von der "Anlaufstrecke" mit Start in Kufstein, die über den Gnadenwald-Anstieg (2,6 km mit 10,5 %) führte, musste sechs Mal der bekannte Olympia-Rundkurs (24 km) mit Igls-Anstieg (7,9 km mit 5,7 %) zurückgelegt werden. Nach der siebten Zielpassage standen eine weitere Runde und ein gnadenloser Showdown in der "Höttinger Höll", dem bis zu 28 % steilen Anstieg nach Gramartboden, an. Der Wettergott erwies sich aber auch am letzten Tag als Radsportfan und sorgte für ungetrübten Sonnenschein und spätsommerliche Höchsttemperaturen von über 20 Grad.

Zwei Ausreißer halten bis zur Schlussrunde durch
Auf den leicht ansteigenden Anfangskilometern dauerte es aufgrund des hohen Tempos ein paar Minuten, bis Ausreißer sich absetzen konnten. In der Fluchtgruppe des Tages kamen schlussendlich elf Fahrer zusammen: der Däne Kasper Asgreen, der Norweger Vegard Stake Laengen, der Luxemburger Laurent Didier, der Tscheche Karel Hnik, der Südafrikaner Jacques Janse von Rensburg, außerdem der Kasache Daniil Fominykh, der Weißrusse Ilia Koshevoy, der Schwede Tobias Ludvigsson, der Kanadier Robert Britton sowie Conor Dunne und Ryan Mullen, beide aus Irland. Über 19 Minuten an Vorsprung gewährte ihnen das Peloton und erstaunlicherweise konnten die beiden stärksten Ausreißer, Asgreen und Laengen, sich den Verfolgern bis in die Schlussrunde hinein entziehen. Erst 22,5 km vor dem Ziel wurden sie gestellt, für eine WM absolut ungewöhnlich.

Ausscheidungsfahren ohne Titelverteidiger
Das Hauptfeld, das in der Anfangsphase hauptsächlich von den Österreichern sowie von Slowenien und je einem Mann aus Großbritannien und Frankreich geführt wurde, blieb bis zur vierten Zielpassage mit fast 150 Fahrern noch recht groß. Dann erhöhten vor allem die Spanier und die Italiener den Druck, während die Gastgeber sich zurückzogen. Es begann ein Ausscheidungsfahren, dem schon so mancher Mit-Favorit zum Opfer fiel. Titelverteidiger Peter Sagan hatte bereits eine Runde zuvor abreißen lassen müssen. Der Slowene Primoz Roglic, der seinerzeit als Skispringer in Innsbruck aktiv gewesen war, kam in einer Kurve zu Fall und kämpfte sich mithilfe seiner Teamkollegen zwar wieder ran, spielte im Finale dann aber auch keine Rolle mehr. Es gab erste Attacken einzelner Fahrer wie von Greg van Avermaet (Belgien) oder Gianluca Brambilla (Italien), die zu leichter Grüppchenbildung führten, aber letztlich wurde alle diese Situationen wieder neutralisiert. Auch der Deutsche Simon Geschke zeigte sich sehr stark und ging für seinen Kapitän Emanuel Buchmann oft mit. Da die Männer ohne Funk fuhren, war es für alle Beteiligten schwer, den Überblick zu bewahren.


Das Profil der Schlussrunde

Die Italiener sind am Drücker
Als die Glocke für die Schlussrunde läutete, bestand das Peloton noch aus ca. 70 Fahrern. Praktisch weiterhin komplett dabei war die italienische Nationalmannschaft, die ihre Stärke beim letzten Anstieg nach Igls ausspielen konnte und mit zackigem Tempo erst einmal weitere Attacken vereitelte. Vorne sah man den 40-jährigen Franco Pellizotti, der sein letztes Rennen bestritt. Die Gruppe wurde kleiner und kleiner, auch Michael Gogl, der letzte Helfer des österreichischen Kapitäns Patrick Konrad, fiel zurück. Steven Kruisjwik und kurz darauf sein Landsmann Sam Oomen griffen die Azzurro-Streitmacht an und sorgten dafür, dass diese in Person von Vincenzo Nibali einen prominenten Verlust erlitt. Einen Angriff des Briten Peter Kennaugh setzte Michael Valgren Andersen fort, sodass der Däne als Erster in die rasante Abfahrt hinunter nach Innsbruck ging. Hinter ihm wie an einer Schnur aufreiht noch ca. 25 Verfolger. Ein letztes Mal durchquerte man nun die Altstadt mit Triumphbogen, abgeklebten Straßenbahnschienen, Kopfsteinpflaster und "Goldenem Dachl".

Moscon und Alaphilippe brechen ein
Valgren Andersen erreichte den "höllischen" Schlussanstieg – 2,8 km mit 11,5 % im Schnitt – mit einem Vorsprung von gut 30 Sekunden, was aber bei Weitem nicht genug war. Thibaut Pinot und sein französischer Landsmann Julian Alaphilippe – für viele der Top-Favorit –, der Italiener Gianni Moscon sowie Valverde überholten den Dänen noch vor der steilsten Stelle. Auch der Franzose Romain Bardet und, etwas unterwartet, der Kanadier Michael Woods waren noch mit dabei. Erst Alaphilippe, Pinot und dann Moscon brachen ein, während Valverde, Woods und Bardet den 28-Prozent-Scharfrichter in die Knie zwangen. Da man die "Höll" schon vor Stunden abgeriegelt hatte, standen nur wenige Fans entlang der schmalen Gasse. Sie wurden Zeuge, wie sich die Räder unter den Tritten ihrer Helden wanden und wie der Niederländer Tom Dumoulin sich in Schlangenlinien an die Spitze herankämpfte. Zwar ging der Zeitfahr-Vizeweltmeister mit etwas Rückstand in die schnelle, serpentinenartige Abfahrt, aber auf der Kettenbrücke holte er die drei ein.

Bardet chancenlos im Sprint
So kamen vier Männer auf die Zielgerade am Rennweg, von denen Alejandro Valverde trotz seines fortgeschrittenen Alters klar als sprintstärkster gelten durfte. Tatsächlich konnte der Spanier es sich leisten, den letzten Kilometer komplett von vorne zu fahren und das Tempo einfach nur sukzessive zu erhöhen. Bardet versuchte zwar noch verbeizugehen, aber er scheiterte kläglich. Obwohl er die erste französische WM-Medaille seit 2005 einfuhr, sah er im Ziel sehr enttäuscht aus. Ganz anders als Michael Woods, heuer Vuelta-Etappensieger und Zweiter bei Lüttich-Bastogne, der für das zweite kanadische Edelmetall in der Geschichte der WM sorgte (1984 war Steve Bauer ebenfalls Dritter). Dumoulin ging leer aus, aber als noch größerer Verlierer konnte sich Gianni Moscon fühlen, der mit 13 Sekunden Rückstand Platz fünf belegte, nachdem Italien kurz zuvor absolut am Drücker gewesen war. Der Tscheche Roman Kreuziger wurde Sechster, in einer Gruppe mit dem tapferen Valgren Andersen, mit Alaphilippe, Pinot und Ex-Weltmeister Rui Costa (Portugal). Bei den Deutschen, Schweizern und Österreichern waren die Edelhelfer letztlich besser als die Kapitäne: Buchmann wurde 46ter, Geschke 24ter, Reichenbach 32ter, Frank 26ter (die Schweizer blieben abgesehen von einer Attacke durch Schär generell blass). Konrad fuhr, von Krämpfen geplagt, auf Rang 59, Gogl auf 45.

-> Zum Resultat

Niederlande führen Medaillenspiegel an
Alejandro Valverde wurde die Goldmedaille, die erste spanische seit 2004, von keinem Geringeren als Vorgänger Peter Sagan umgehängt. Als die Hymne ertönte, musste der Sieger schwer gegen die Tränen ankämpfen. Sein Titel war das einzige spanische Top3-Resultat bei dieser WM, was die Iberer auf den fünften Rang im Medaillenspiegel bringt, den sie mit Österreich (1 x Gold im Straßenrennen der Juniorinnen) und der Schweiz (1 x Gold im Straßenrennen Männer U23) teilen. Die Niederlande liegen wenig überraschend auf dem ersten Rang mit drei goldenen Medaillen (Straßenrennen Frauen Elite, Zeitfahren Frauen Elite, Zeitfahren Juniorinnen), zwei silbernen und einer bronzenen. Aber auch die Belgier haben hervorragend abgeschnitten: zweimal Gold (Straßenrennen Junioren, Zeitfahren Junioren), zweimal Silber, einmal Bronze. Rang drei bekleidet Australien (1 x Gold im Zeitfahren Männer Elite, 2 x Bronze), Rang vier Dänemark (1 x Gold Zeitfahren Männer U23, 1 x Bronze). Deutschland hat eine silberne Medaille (Straßenrennen Junioren) vorzuweisen, was eine ziemlich klägliche Ausbeute ist.

-> Zum vollständigen Medaillenspiegel

Video der Zielankunft


Interview des Siegers






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