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Turbulenter Auftakt bei den Bremer Sixdays
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11.01.2019

Turbulenter Auftakt bei den Bremer Sixdays

Info: Sixdays: Sixdays Bremen 2019 - 1. Nacht
Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Theo Reinhardt und Marc Hester dominierten die Wettbewerbe der ersten Nacht bei den Bremer Sixdays. Sie führen mit einer Runde Vorsprung vor den punktbesten Iljo Keisse und Jasper de Buyst. Weitere vier Teams haben mit einer Runde Rückstand die Führenden noch in Sichtweite, während sechs Teams in der ersten Jagd große Mühe hatten, dem Tempo der Spitzenfahrer zu folgen und bereits vier bis sieben Runden Rückstand angesammelt haben.

Bei den Sprintern führt Maximilian Levy punktgleich vor Robert Förstemann. Lachender Dritter ist der Nachwuchsfahrer Elias Edbauer.



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Im Vorfeld der 55. Sixdays in Bremen hatte es noch kurzfristige Umbesetzungen geben müssen, nachdem Kenny de Ketele (Schlüsselbeinbruch) und Robert Banusch (Prellungen) in Rotterdam gestürzt waren und Yoeri Havik für die Weltcups in Neuseeland und Hongkong nachnominiert wurde. Daraufhin hat der Sportliche Leiter Erik Weispfennig Melvin van Zijl, Marc Hester und Matias Malmberg als Ersatzfahrer verpflichtet und einige Umstellungen im Starterfeld vorgenommen:

Team 5: Melvin van Zijl - Jules Hesters
Team 6: Achim Burkart - Andreas Graf
Team 9: Marc Hester - Theo Reinhardt
Team 11: Henning Bommel - Matias Malmberg

-> Zur Startliste (inkl. Frauen und U23)

Erik Weispfennig ist dafür bekannt, dass er sehr konsequent den Nachwuchs fördert. So hat er in diesem Jahr gleich sieben Fahrern einen Startplatz im Profifeld gegeben, die altersmäßig noch in den U23-Rennen startberechtigt sind. Wobei Jules Hesters und Bryan Boussaer, die im vergangenen Winter 4 Nachwuchsrennen gewinnen konnten, jetzt sicherlich reif für den nächsten Schritt sind. Auch Sebastian Schmiedel hat sich viel Erfahrungen im UIV-Cup geholt und darf in seinem viertem Sechstagerennen das erste Mal mit den Profis auf die Bremer Bahn. Dazu gesellen sich mit dem Italiener Simone Consonni und den beiden 18jährigen Dänen Oliver Wulff Frederiksen und Matias Malmberg drei Sixdays-Debütanten, die nicht durch die Schule des UIV-Cups gegangen sind.

Schreck für Jesper Mørkov

Nach dem Startschuss durch Schlagerlegende Howard Carpendale und dem DJ-Duo Gestört aber Geil eröffnete ein Ausscheidungsfahren aller 24 Akteure die Wettbewerbe. Nach dem Ausfall des Vorjahressiegers Kenny de Ketele (er gewann 2018 in Bremen zusammen mit Theo Reinhardt) fragten sich viele, wer denn Iljo Keisse und Jasper de Buyst schlagen soll. Und die beiden Belgier im orangen Trikot demonstrierten selbstbewusst die Favoritenbürde und fuhren das ganze Rennen an der Spitze. Trotzdem schummelte sich Oliver Wulff Frederiksen ins Finale gegen Iljo Keisse und überraschte den Routinier mit einem beherzten Antritt in der Zielkurve. Der erste Sieg im ersten Wettbewerb bei den Profis. Til lykke!

Die Bremer Bahn ist mit 166 Metern die kürzeste aller Winterbahnen und sie ist berüchtigt für ihre engen und steilen Kurven. Zudem versperren die Bühnenaufbauten die Sicht in die Kurven. Man muss blind hineinfahren. Die Fliehkräfte sind enorm.
Als zweiter Wettbewerb stand die einzige Jagd des Abends auf dem Programm (über 45 Minuten und 20 Runden). Die Tücken der Bahn bekam einer der Nachwuchsfahrer schon nach zwei Minuten der Jagd zu spüren, als er in der Zielkurve das Tempo rausnahm und der hinter ihm fahrende Jesper Mørkov nicht mehr ausweichen konnte. Beide stürzten und der Däne blieb zunächst benommen liegen.

Ältere Radsportfans erinnerten sich an das Jahr 2005, als für den favorisierten Matthew Gilmore das Rennen nach drei Minuten zu Ende war. Christian Grasmann fuhr zunächst allein im Feld. Bitte nicht noch ein Ausfall eines Spitzenfahrers!

Aufatmen nach langen sechs Minuten. Jesper Mørkov kam in das Rennen zurück. Derweil hatte es die erste Attacke und den ersten Rundengewinn durch Theo Reinhardt und Marc Hester gegeben. In der ersten Viertelstunde holten sich fast alle Teams ihren Rundengewinn, so dass das Tableau ausgeglichen war. Reinhardt und Hester fuhren souverän mit Rundenvorsprung an der Spitze und waren eindeutig die Chefs im Ring, während Keisse und de Buyst ein eher unauffälliges Rennen ablieferten und längst noch nicht alle Karten auf den Tisch legten. Die positive Überraschung des Abends war der Sixdays-Neuling Simone Consonni, der sehr präsent und mutig agierte und mit seinem erfahrenen Partner Tristan Marguet das Renngeschehen mitbestimmte.

Eine Zweiklassengesellschaft

Nach dem ersten Abtasten kam die Taktik mit ins Spiel. Attacken wurden vom Feld gekontert, das Tempo insgesamt erhöht. Das Feld zog sich mehrfach weit auseinander. Reinhardt/Hester und Keisse/de Buyst fuhren Seite an Seite und ließen sich keinen Augenblick aus den Augen. Davon profitierten Burkart/Graf und Consonni/Marguet, die immer wieder Attacken fuhren. Stroetinga/de Pauw und Grassmann/Mørkov fuhren hingegen unauffällig und routiniert ihre Rundengewinne in Zweier- und Dreiergrüppchen heraus, so dass nach einer halben Stunde sechs Teams gleichauf lagen.

Danach brach das Rennen auseinander. Boussaer/Schmiedel und Harrison/Augenstein konnten als erste dem Tempo nicht mehr folgen. Dann flogen Frederiksen/Beyer und van Zijl/Hesters aus dem Feld. Auch Liß/Pirius bekamen Probleme. Zurückgefallene Fahrer versuchten, am Hinterrad der attackierenden Teams ins Feld zurückzukommen. Das Renngeschehen wurde immer unübersichtlicher. Wer attackierte, wer fuhr im Feld und wer war zurückgefallen? Und vor allem: Wo war das Ende des Feldes? Wann konnte ein Rundengewinn gegeben werden? Auch die Hallensprecher kamen ins Schwimmen.

Insgesamt habe ich dreizehn Verlustrunden notiert. Ich habe es schon oft erlebt, dass auch durchaus routinierte Sechstagefahrer einen ersten Abend komplett verschlafen und schwer ins Rennen finden. Ich habe es auch schon oft erlebt, dass Fahrer keine einzige Attcke fahren und nur im Feld mitrollen. Aber ich habe es noch nie erlebt, dass gleich vier Teams mit 7 Runden Rückstand aus einer Jagd in die Koje zurückkehren.

Es ist eine Momentaufnahme. Aber man kann es nicht anders kommentieren und das Zwischenergebnis spricht eine eindeutige Sprache: An diesem Abend war die Hälfte des Fahrerfeldes nicht wirklich konkurrenzfähig. Man kann nur hoffen, dass es am zweiten Abend anders sein wird.

-> Zum Gesamtstand und allen Resultaten der Profis

17-Jähriger im Rampenlicht

Blicken wir noch auf die beim Bremer Publikum sehr beliebten Sprintwettbewerbe. In den letzten Jahren war es nie gelungen, die erste Garde der erfolgreichen deutschen Sprinter nach Bremen zu holen. Was der Spannung und Dramatik der Wettbewerbe aber keinen Abbruch tat. In diesem Jahr sind mit Maximilian Levy und Robert Förstemann zwei Hochkaräter auf der Bremer Bahn. Aber am ersten Abend stahl ihnen ein Nobody die Show: Elias Edbauer machte im letzten Jahr als dreifacher Deutscher Juniorenmeister auf sich aufmerksam. Und nun gewann er in Bremen das Rundenzeitfahren. Im Sprintfinale überrumpelte der Youngster die verdutzen Routiniers mit einem mutigen Antritt zwei Runden vor Schluss. Nur Förstemann setzte nach und konnte Edbauer wenige Zentimeter vor dem Zielstrich noch abfangen. Die begeisterten Hallensprecher steckten einen Euro nach dem anderen in das Phrasenschwein für den Satz: „Dieser Junge wird uns in den nächsten Tagen noch viel Freude machen.“ Und ich freue mich darauf, dass uns dieser Junge noch viel Freude machen wird.

-> Zum Gesamtstand und allen Resultaten der Sprinter

Abschließend die betrübliche Nachricht, dass es wegen technischer Probleme in diesem Jahr leider keinen Live-Stream von den Bremer Sixdays geben kann. Bleibt Euch nur, selbst vorbeizukommen oder die regelmäßigen Berichte an dieser Stelle zu verfolgen.





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