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Movistar bleibt auch auf letzter Giro-Bergetappe unangreifbar – Bilbao jubelt zum zweiten Mal
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01.06.2019

Movistar bleibt auch auf letzter Giro-Bergetappe unangreifbar – Bilbao jubelt zum zweiten Mal

Info: GIRO D’ITALIA 2019 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Monte Avena, 01.06.2019 – Richard Carapaz ist dem Gesamtsieg beim 102. Giro d’Italia einen großen Schritt näher gekommen, denn auch auf der letzten Bergetappe konnte ihm keiner seiner Herausforderer Zeit abnehmen. Zudem steht mit Mikel Landa nun noch ein zweiter Movistar-Fahrer auf einem Podiusmplatz. Der Sieg auf der 20. Etappe ging aber weder an einen von ihnen, noch an die starken Miguel Angel Lopez oder Vincenzo Nibali, sondern den schon auf der 7. Etappe erfolgreichen Pello Bilbao, der einen Großteil der Etappe als Ausreißer bestritten hatte und sich am Ende im Sprint gegen Landa behaupten konnte.


Das Profil der 20. Etappe des Giro d‘Italia

Ein Dutzend Ausreißer

Nur vier Tage nach dem Regenchaos am Mortriolo durften sich die Teilnehmer des Giro d’Italia freuen, denn auf der letzten Bergetappe wurden sie während 194 Kilometern und über mehr als 5000 Höhenmeter hinweg von Sonnenschein begleitet. Kurz nach dem Start begann gleich der Anstieg zum Cima Campo (18,7 km à 5,9%), dem ersten von fünf langen Bergen dieser 20. Etappe. Erst fünf Kilometer vor der Bergwertung entstand eine zunächst elfköpfige Ausreißergruppe, bevor Dario Cataldo hinterher stürmte und das Dutzend vollmachte. Mit dem Italiener und dem Spanier Pello Bilbao hatte Astana als einzige Mannschaft gleich zwei Fahrer vorne.

Rennsituation auf der Cima Campo (166,9 km vor dem Ziel):
Spitze = 12 Fahrer = Amador (MOV), Masnada (ANS), Bilbao + Cataldo (AST), Caruso (TBM), Capecchi (DQT), Kangert (EF1), Nieve (MTS), Gebreigzabhier (TDD), Dunbar (INS), Zakarin (TKA), Hindley (SUN)
+0:45 = Hauptfeld

Die Gruppe erreichte den Gipfel 45 Sekunden vor dem kaum noch 30 Fahrer großen Hauptfeld und baute den Vorsprung in der Abfahrt auf rund drei Minuten aus. Am Fuß des nächsten Anstiegs zum Passo Manghen (18,9 km à 7,6%) attackierte Fausto Masnada (Androni Giocattoli) – und nicht etwa nur, um sich dort am Zwischensprint den Gesamtsieg in der Sprintwertung zu sichern, deren Führung er von Damiano Cima (Nippo-Vini Fantini-Faizanè) zurückeroberte. Der Italiener fuhr alleine weiter und holte sich auch den Sieg an der Ersatz-Cima-Coppi, womit er noch Gesamtzweiter des Bergklassements wurde.

Astana macht Rambazamba

Im letzten Drittel des Anstiegs zum Passo Manghen ließ Miguel Angel Lopez (Astana) seine im Hauptfeld verbliebenen Helfer um Jan Hirt massiv Tempo bolzen, bevor er schließlich selber attackierte. Dem gewohnt angriffslustigen Kolumbianer konnte in diesem Moment nur das Movistar-Duo Richard Carapaz/Mikel Landa folgen. Kurz vor der Bergwertung holten sie die von Masnada abgehängten Ausreißer ein. So hatte Lopez mit Bilbao und Cataldo wieder zwei Helfer zu seiner Verfügung und Carapaz und Landa fanden Unterstützung durch Andrey Amador.

Rennsituation auf dem Passo Manghen (116,0 km vor dem Ziel):
Spitze = Masnada (ANS)
+1:15 = 14 Fahrer = Landa + Amador + Carapaz (MOV), Lopez + Bilbao + Cataldo (AST), Caruso (TBM), Capecchi (DQT), Kangert (EF1), Nieve (MTS), Gebreigzabhier (TDD), Dunbar (INS), Zakarin (TKA), Hindley (SUN)
+1:30 = Sivakov (INS)
+1:35 = Nibali (TBM) + Roglic (TJV)

In der Abfahrt kamen jedoch viele Fahrer wieder an die Gruppe des Rosa Trikots heran – nicht nur Pavel Sivakov (Ineos), Vincenzo Nibali (Bahrain Merida) und Primoz Roglic (Jumbo-Visma), die den Passo Manghen mit 15 bis 20 Sekunden Rückstand überquert hatten. Es entstand sogar ein gut 30 Fahrer großes Feld, in welchem aus den Top20 der Gesamtwertung nur der Zehnte Davide Formolo (Bora-Hansgrohe), der Elfte Jan Polanc (UAE Emirates) und der Achtzehnte Victor De La Parte (CCC) fehlten, die letztlich die Etappe gemeinsam in einer Gruppe mit fast 13 Minuten Rückstand beendeten.

Zeit der Besinnlichkeit

Kurz nach dem Ende der Manghen-Abfahrt wurde auch Masnada vom neuformierten Feld eingeholt, aus dem aber sogleich wieder einige Fahrer ausbrachen. Bilbao eröffnete die Runde neuer Angriffe und setzte sich zusammen mit Tanel Kangert (Education First), Mikel Nieve (Mitchelton-Scott), Amanuel Gebreigzabhier (Dimension Data) und Edward Dunbar (Ineos) ab – allesamt Fahrer, die schon zur Zwölfergruppe auf dem ersten Berg gehört hatten. Eros Capecchi (Deceuninck-Quick Step), Valentin Madouas (Groupama-FDJ) und Giulio Ciccone (Trek-Segafredo) nahmen die Verfolgung auf, während fünf(!) Movistar-Fahrer das kleine Feld anführten.

Rennsituation vor Beginn des Passo Rolle (81,5 km vor dem Ziel):
Spitze = Bilbao (AST), Kangert (EF1), Nieve (MTS), Gebreigzabhier (TDD), Dunbar (INS)
+1:20 = Capecchi (DQT), Madouas (GFC), Ciccone (TFS)
+2:10 = 25 Fahrer = Landa + Amador + Carapaz + Carretero + Pedrero (MOV), Masnada (ANS), Lopez + Cataldo + Hirt (AST), Nibali + Caruso + Pozzovivo (TBM), Majka (BOH), Brown + Carthy + Dombrowski (EF1), Yates + Hamilton (MTS), Sivakov + Henao (INS), Roglic (TJV), Zakarin (TKA), Hindley (SUN), Mollema + Conci (TFS)

Als nächstes ging es über den Passo Rolle (20,6 km à 4,7%), wo die drei Verfolger nach einiger Zeit zu den Führenden aufschließen konnten. Derweil gab es im Feld keine Angriffe, was vor allem daran lag, dass dieser Anstieg bei weitem nicht so steil war wie der Passo Manghen, so dass Movistar das Geschehen bis zur Passhöhe locker kontrollieren konnte. Auch in der fast 40 Kilometer langen Abfahrt passierte nichts Belangreiches, selbst der Abstand von zweieinhalb Minuten von der Bergwertung veränderte sich praktisch kaum.

Das große Finale


Croce d'Aune
(11,1 km à 5,5%)
Interessant wurde das Rennen erst wieder, als 22 Kilometer vor dem Ende der Anstieg zum Croce d’Aune begann. In der Spitzengruppe kam es schnell zu diversen Angriffen, bis sich letztlich Madouas von den Anderen losreißen konnte. Die Favoriten warteten auf die mehr als acht Prozent steilen letzten vier Kilometer dieser Steigung, wo Lopez natürlich abermals zur Attacke blies. Nachdem sein erster Angriff verpuffte, wartete er kurz und probierte es dann gleich noch einmal. Diesmal hatte er nur Carapaz, Landa und Nibali am Hinterrad, während sich Roglic mühte, das Loch zu ihnen wieder zuzufahren. Bevor der Slowene dies geschafft hatte, trat Landa an und zog alleine davon, fuhr bis zur Bergwertung 15 Sekunden Vorsprung heraus.

Rennsituation auf Croce d'Aune (10,9 km vor dem Ziel):
Spitze = Madouas (GFC)
+0:17 Bilbao (AST), Nieve (MTS), Gebreigzabhier (TDD), Dunbar (INS), Ciccone (TFS)
+0:45 Landa (MOV)
+1:00 Carapaz (MOV), Lopez (AST), Nibali + Pozzovivo (TBM), Majka (BOH), Sivakov (INS), Roglic (TJV), Mollema (TFS)


Monte Avena
(6,9 km à 7,3%)
Die Abfahrt begann mit einem Sturz von Rafal Majka (Bora-Hansgrohe), der sich aber sofort wieder berappelte und immerhin noch Etappenneunter wurde. Nibali bewies einmal mehr, dass er ein hervorragender Abfahrer ist, und kam an Landa heran – und brachte an seinem Hinterrad auch den in jeder Lage überaus souveränen Carapaz mit. Die nächste Gruppe um Roglic und Lopez lag nur zehn Sekunden hinter ihnen. Der Schlussanstieg zum Monte Avena begann mit einem weiteren Schreckmoment: Ein unaufmerksamer Zuschauer verursachte einen Sturz von Lopez, der außer sich vor Wut war, denn die Chance auf den Etappensieg war endgültig dahin. An der Spitze des Rennens wurde Madouas vier Kilometer vor dem Ziel erst von Bilbao, Nieve und Ciccone eingeholt, bevor wenig später auch Nibali, Carapaz, Landa und Kangert zu ihnen aufschlossen. Nibali wollte noch einmal attackieren, doch die Movistar-Konkurrenten zeigten nicht den kleinsten Ansatz einer möglichen Schwäche. Der Sieg ging am Ende aber an das Team Astana, denn der schon auf der 7. Etappe in l'Aquila erfolgreiche Bilbao gewann den Sprint vor Landa, Ciccone, Carapaz und Nibali.

Die neuen Gesamtstände

Roglic, der ab der Astana-Offensive am Passo Manghen keinerlei Teamunterstützung mehr hatte, kämpfte sich als 14. mit 54 Sekunden Rückstand ins Ziel und verlor seinen dritten Platz in der Gesamtwertung um 13 Sekunden an Landa. Es war die einzige Verschiebung auf den ersten neun Positionen des Klassements. Der Abstand zwischen Leader Carapaz und seinem ersten Verfolger Nibali beträgt unverändert 1:54 Minute, Landa hat 2:53 Minuten Rückstand zu seinem Teamkollegen. Der Gesamtsechste Lopez beendete die Etappe als 18. mit 1:49 Minute Zeitverlust – 1:01 Minute gegenüber Sivakov. Damit ist der Vorsprung des Träges des Weißen Trikots auf seinen härtesten Widersacher auf 1:53 Minute gesunken.

-> Zum Resultat

Der endgültige Stand der Gesamtwertung entscheidet sich erst im Zeitfahren auf der 21. Etappe, das auf einer 17 Kilometer langen Strecke mit einem Anstieg der 4. Kategorie in Verona ausgetragen wird.

Video der Zielankunft






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